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Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: So 17.10.10 01:22
von Homer J. Simpson
Wir hatten hier im Forum vor einigen Monaten den Fall, daß ein Polizist aus Wien sich an die Käufer von Münzen bestimmter Ebay-Verkäufer wandte, um nach Anhalten für Betrugstätigkeiten dieser Verkäufer zu suchen, die eben großenteils falsche Münzen verkauft hatten. Da wurde bei uns auch hauptsächlich diskutiert, ob jemand, der so schlechtes Deutsch schreibt, ein echter Polizist sein kann. Wie wir inzwischen wissen, ist er es, und er wird ja auch nicht als German-, sondern als Poliz-Ist bezahlt. Auch hier sollten wir uns doch über die Lernfähigkeit der Wissenschaftlerin freuen, anstatt uns an ihrem Latein festzubeißen. Aber wir Münzsammler sind nun mal ein verschrobenes Völkchen.
Es gibt ein Lied vor Peter Horton ("Laß' das Haar mal in der Suppe", war mir aus den 70ern nur in der Version von Inga & Wolf bekannt) mit dem schönen Vers:
"Ja ich weiß, es gibt Suppen
Darin schwimmen wahre Mähnen
Doch wer alle Haare sucht*
Hat sie nachher auf den Zähnen"
*lt. Google, ich hatte in erinnerung "raussucht" oder "rausfischt"
Noch'n Vers aus demselben Lied:
"Laß das Haar mal in der Suppe
Iß ganz einfach drumherum
Du wirst sehen, die Methode
Ist zwar neu, doch nicht so dumm"

Also gute Nacht für heute,

Homer

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: So 17.10.10 11:15
von Peter43
Das mit den Haaren auf den Zähnen ist aber unlogisch. Da geraten sie doch hin, wenn ich sie nicht heraussuche. Oder?

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: So 17.10.10 11:38
von beachcomber
seit wann sind schlagertexte logisch? :mrgreen:
grüsse
frank

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: So 17.10.10 14:01
von quisquam
Wörtlich genommen ist es unlogisch, sprichwörtich aber sehr zutreffend. Das ist ja gerade der Witz.

Grüße, Stefan

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Mo 08.11.10 09:47
von Notker
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/eur ... y/28055517

Es macht doch irgendwie traurig, wenn man lesen muss, wie andernorts die Kulturgüter langsam aber sicher zerbröseln. :cry:

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Mo 08.11.10 11:07
von Peter43
Es handelt sich dabei aber um die Nachkriegsrekonstruktion, die wohl schlampig ausgeführt worden war. Das Original war durch alliierte Bomben zerstört worden.

Mit freundlichem Gruß

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Mo 08.11.10 11:25
von Notker
Wenn ich es richtig verstanden haben, waren aber nichts desto trotz origninale Fresken in diesem Nachbau ausgestellt.
Abgesehen davon steht dieser Artikel für mich eher symptomatisch für die lange Reihe von Berichten über den besorgniseregenden Zustand von Kulturgütern in Italien.

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: So 14.11.10 21:50
von emieg1
Wer kennt sie nicht, die kleinen Heftchen "Das Fenster" der Kreissparkasse Köln?! :D

Wer sich einen kurzen, aber gut abgefassten Überblick über die römische Götterwelt verschaffen möchte, wird in dieser pdf-Datei online fündig...

http://www.geldgeschichte.de/downloads/ ... er_169.pdf

Germania und die Insel Thule

Verfasst: Mo 15.11.10 09:37
von Peter43
Germania und die Insel Thule

Mit der Entschlüsselung von Ptolemaios „Atlas der Oikumene“ hat ein Berliner Forscherteam unter anderem zahlreiche Orte des rechtsrheinischen Germanien der beiden ersten nachchristlichen Jahrhunderte zuverlässig lokalisieren können.

Noch 1892 war die Darstellung von Germania Magna des Ptolemaios für die Wissenschaftler „ein verzaubertes Schloss der Forschung“, wie der klassische Philologe Karl Zangemeister (1837 – 1902) formulierte. Die drei von Zangemeister in diesem Zusammenhang angesprochenen Fragestellungen – Textüberlieferung, die Quellen des Ptolemaios und seine Verfahrensweise zur Ermittlung der geographischen Koordinaten – galten zu recht seit diesem Zeitpunkt als Schlüssel zum Verständnis des „Atlas der Oikumene“. Und obwohl an diesen Fragen seit mehr als 100 Jahren intensiv geforscht wurde, gelang es erst dem Forscherteam der Technischen Universität Berlin (TUB), die vermeintlichen Rätsel der Weltkarte des Ptolemaios zu entschlüsseln.

Siedlungsstrukturen im Barbaricum
Mit viel Mathematik aber auch mit Quellenstudium und Literaturkritik haben sich der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der TUB, Andreas Kleineberg, Christian Marx, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, Prof. Eberhard Knobloch, seit 2006 Präsident der European Society for the History of Sciences und Dieter Lelgemann, emeritierter Professor für astronomische und physikalische Geodäsie an der TUB, über das Problem hergemacht. Und die nun im Buch „Germania und die Insel Thule“ präsentierten Ergebnisse der interdisziplinären Forschungsbemühungen bieten der archäologischen und historischen Forschung ganz neue Perspektiven. Denn tatsächlich können nun auch viele römisch-kaiserzeitliche Orte in den scheinbar wilden und unbekannten Gefilden Germaniens lokalisiert werden, die bislang teilweise als Phantasieprodukte antiker Kartografen gelten konnten. Mit den publizierten Karten und den aufgelisteten „Koordinaten und Identifizierungen der antiken Orte und Geländemarken“, die auch akribisch dokumentierte Fehlertoleranzen und den Grad der sicheren Identifikation beinhalten, kann sich der Nutzer des Buches nun ein relativ zuverlässiges Bild der frühkaiserzeitlichen Siedlungsstrukturen in Germania Magna, Gallia Belgica, Germania Inferior, Germania Superior, Raetia et Videlicia und Noricum machen. Selbstverständlich haben die Forscher – wie der Titel verrät – auch eine sehr plausible Verortung von Thule präsentiert.

Die Weltkarte des Ptolemaios, ein mathematisches Puzzle
„Germania und die Insel Thule“ ist aber nicht nur wegen der Ortsidentifikationen interessant. Wohl wichtiger ist die Darstellung der methodischen Vorgehensweise, der eingesetzten mathematischen Instrumente und der jeweils zugrunde gelegten Vorüberlegungen. Auch wenn man wie der Autor dieses Beitrags keine allzu große Affinität zu Mathematik oder gar Statistik hat, auch ohne die zahlreichen Formeln zu begreifen, kann man die „geodätische Entzerrung der ptolemäischen Koordinaten“ gut nachvollziehen. Das liegt vor allem an der systematischen Vorgehensweise der Autoren, die den Leser Schritt für Schritt in die Überlegungen einbeziehen, die am Ende in so gewöhnungsbedürftige Begriffe und Statistische Rechenkonstrukte wie „Gauß-Markov-Modell“ oder „Transformationssätze“ münden.

Informationsquellen und ihre Fehler
Wenn man bedenkt, dass Ptolemaios beispielsweise für die Beschreibung von Germania Magna unter anderem die kleinräumigen Messergebnisse römischer Militärkartografen mit ganz unterschiedlichen Entfernungsangaben, sei es, in Tagesreisen, verschiedenen Stadienmaßen, Meilen oder Leuga zu einem großen Ganzen zusammenrechnen musste, dann wird das Problem deutlich. Fehlerquellen über Fehlerquellen bei allen Beteiligten sammeln sich an und müssen berücksichtigt werden.

Das gilt nicht nur für die mehr oder weniger zeitgenössischen Informationsquellen des Ptolemaios, die ebenso wie das Originalexemplar seiner „Geographie“ gar nicht mehr existieren. Auch in den zahlreichen griechischen Abschriften, deren älteste um 1300 nach Christus entstanden sind, haben sich nachweislich übertragungs- und Schreibfehler eingeschlichen. Es ist einfach faszinierend, wie die Wissenschaftler diese Fehlerquellen analysieren, kategorisieren und auch für den Laien nachvollziehbar unter Hinzuziehung historischer Quellen und wissenschaftsgeschichtlicher Kenntnisse Schritt für Schritt so weit wie möglich beseitigen.

Identifizierte Orte und die germanische Infrastruktur
Wer sich nur für die Ergebnisse in Form von historischen Ortsangaben interessiert, der wird möglicherweise ein wenig enttäuscht sein, obwohl die Identifizierungen der antiken Orte einschließlich der dazugehörigen Anmerkungen einen großen Teil des Buches einnehmen. Aber erst wenn man verstanden hat, auf welcher Basis die Wissenschaftler Ptolemaios Arbeit analysiert und interpretiert haben, was also beispielsweise die jeweilige Bewertung der gefundenen Koordinaten bedeutet, wird man den inhaltlichen Reichtum dieses Buches sowohl von der wissenschaftlich-methodischen als auch der historisch-forschungsperspektivischen Seite erfassen können. Der geneigte Leser merkt ohnehin schnell, dass nicht die einzelnen identifizierten Orte für sich das Wesentliche an der wissenschaftlichen Arbeit sind, sondern die daraus gewonnenen Erkenntnisse zur bislang relativ unbekannten Siedlungs- und Verkehrswegestruktur beispielsweise im Germanien der frühen römischen Kaiserzeit.

Ein spannendes Buch für Forscherseelen
Das Buch ist ohne Zweifel ein sehr spezielles Werk. Ganz sicher weniger ein populärwissenschaftliches Lesebuch, sondern eher ein Buch zum Studieren, Lernen, Ergründen. Tatsächlich muss man auch gelegentlich einmal zum Fremdwörterlexikon greifen, für eine wissenschaftliche Arbeit ist es dennoch erstaunlich gut verständlich geschrieben.

Kleineberg, Marx, Knobloch, Lelgemann: Germania und die Insel Thule, Die Entschlüsselung von Ptolemaios` „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010. Gebunden mit Schutzumschlag, 131 Seiten.

Rezension übernommen aus 'History Magazin'

Mit freundlichem Gruß

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Mo 15.11.10 18:43
von justus
Ergänzend zu Jochens Beitrag -----> Magna Germania

Ptolemäus’ Atlas der Ökumene entstand im 2. Jahrhundert n. Chr. Die darin enthaltene Landkarte von „Magna Germania“ (Großgermanien) enthält 137 geografische Angaben, darunter 94 Städte. Allerdings waren viele der Angaben aufgrund von Ungenauigkeiten nicht genau zuzuordnen. Einem interdisziplinärem Forscherteam* ist es nun erstmals gelungen, die von Ptolemäus genannten 94 Orte zu lokalisieren.
Quellen: Webseiten der Städte, Brockhaus, Wikipedia.

*Kleineberg, Andreas / Marx, Christian/ Knobloch, Eberhard / Lelgemann, Dieter: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios’ ›Atlas der Oikumene‹, Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Auflage: 1 (1. August 2010)
Google.jpg
http://maps.google.com/maps/ms?ie=UTF&m ... ecad317036

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Di 16.11.10 01:30
von Homer J. Simpson
Faszinierend.

Homer

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Di 16.11.10 08:38
von justus
A Roman coin discovered by a cleaner was struck by a 'Del Boy' forger who could not spell and did not know his emperors. The solid silver coin probably cost the forger as much to make as he received in profit.
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http://www.metro.co.uk/news/846136-roma ... nt-del-boy

Quelle: metro.co.uk

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Di 16.11.10 18:39
von Homer J. Simpson
Ich hätte ja gerne mal beide Seiten gesehen, nicht daß das doch ein modernes Elaborat ist, das jemand erkannt und weggeworfen hat...

Homer

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Di 16.11.10 18:46
von quisquam
Hier gibt es ein hochaufgelöstes Foto von Vorder- und Rückseite:
http://www.thehistoryblog.com/archives/date/2010/11/03

Grüße, Stefan

Re: PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik"

Verfasst: Di 16.11.10 18:56
von Homer J. Simpson
Danke für den Link! Das ist allerdings ein nettes Münzlein, und doch recht überzeugend antik. Aber den Satz fand ich bemerkenswert:
Experts from the British Museum have examined it and estimate it is worth at least £3,000 ($4,800), while the real deal would be worth only £100 ($160) today because they are fairly common.
Die sollen mir mal sagen, wo ich einen Aegypto-Capta-Denar in der Erhaltung für 100 Pfund herbekomme, da kaufe ich auch gerne mehrere davon... :lol:

Homer