Das "verbitterte Portrait"
Moderator: Homer J. Simpson
- drakenumi1
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Ich wollte Euch wirklich nicht auf's Glatteis führen, aber nach all dem hier über Trajan Gesagten habe ich mal chronologisch in meiner Sammlung recherchiert, von welchem Kaiser man wohl sagen könnte: "der fröhliche Kaiser". Und was passiert? Das erste Mal "Stop" ruft es bei Trajan, und das zweite und dritte Mal ebenfalls! Wenn man die Fröhlichkeit an den entspannten Gesichtszügen festmachen könnte, sollten Verbitterung und Fröhlichkeit zu gleichen Teilen in des Kaisers Seele gewohnt haben ....
Aber seien wir gerecht: Tra Dec war ja nicht erfolglos, wenigstens zum Teil. Und setzt man die schmunzelnden Portraits in die Kontextur mit ihren Rückseiten, dann gab es schon auch Gründe zur Freude: die Victoria für den letzten Sieg, der Genius seiner kampfstarken Illyrer oder die zeitweise Stabilisierung der Grenze in Dacien. Und die Graveure waren fair genug, dies nicht mit einer zerknirschten, sondern erfreuten Physiognomie zu lohnen ....
Grüße von
drakenumi1
Aber seien wir gerecht: Tra Dec war ja nicht erfolglos, wenigstens zum Teil. Und setzt man die schmunzelnden Portraits in die Kontextur mit ihren Rückseiten, dann gab es schon auch Gründe zur Freude: die Victoria für den letzten Sieg, der Genius seiner kampfstarken Illyrer oder die zeitweise Stabilisierung der Grenze in Dacien. Und die Graveure waren fair genug, dies nicht mit einer zerknirschten, sondern erfreuten Physiognomie zu lohnen ....
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drakenumi1
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)
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Homer J. Simpson, auch Hallöchen, und ganz vielen Dank für die Richtigstellung. Ich vertraue bei der Geschichte immer noch der Beck'schen Bibliothek ("Die römischen Kaiser"; herausgeben von Manfred Clauss)
Zwotens: Dieser Antonian mit der aussergewöhnlichen Av-Legende ist mehr als bemerkenswert! Aber deine Theorie vom Erheischungsgewohle des Decius ob des himmlischen Beistandes des grössten Feldherrens unter Roms Kaisern unterschreibe ich nie und nimmer
Zwotens: Dieser Antonian mit der aussergewöhnlichen Av-Legende ist mehr als bemerkenswert! Aber deine Theorie vom Erheischungsgewohle des Decius ob des himmlischen Beistandes des grössten Feldherrens unter Roms Kaisern unterschreibe ich nie und nimmer
- beachcomber
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Und das Fazit?
Je mehr Münzen eines Herrschers man untersucht in Hinsicht auf die Widerspiegelung seiner bekannten Charaktermerkmale auf seinen Portraits, desto vielschichtiger und manchmal auch gespaltener stellt sich seine Persönlichkeit uns heute dar.
Interessant scheint mir die Erkenntnis zu sein, daß es für die Stempelschneider eher wenig bis kaum Vorgaben gegeben hat, das kaiserliche Portrait im Sinne einer vorteilhaften Darstellung seines Gesamtbildes zu schönen oder in irgend einer gewünschten politischen Richtung zu beeinflussen. Die Münzbilder scheinen Momentaufnahmen einer im jeweiligen Moment vorherrschenden kaiserlichen Gemütslage oder politischen Großwetterlage zu sein, wie sie in der Prägestätte empfunden wurde und wie man glaubte, daß man sie vor dem Imperator vertreten konnte, wobei es schon auch Einzelfälle gab, die an Majestätsbeleidigung grenzen konnten. Summa summarum doch ein recht freizügiges System in einer Zeit, wo schnell mal ein paar Köpfe rollten. Und wenn man unsicher war, wie die Majestät am Unverfänglichsten abgebildet werden sollte, wählte man allermeist den unverfänglichen und indifferenten (beinahe hätte ichgesagt charakterlosen) Weg einer 08-15 Miene (wie der Lateiner sagt: safety first), denkt
drakenumi1
Je mehr Münzen eines Herrschers man untersucht in Hinsicht auf die Widerspiegelung seiner bekannten Charaktermerkmale auf seinen Portraits, desto vielschichtiger und manchmal auch gespaltener stellt sich seine Persönlichkeit uns heute dar.
Interessant scheint mir die Erkenntnis zu sein, daß es für die Stempelschneider eher wenig bis kaum Vorgaben gegeben hat, das kaiserliche Portrait im Sinne einer vorteilhaften Darstellung seines Gesamtbildes zu schönen oder in irgend einer gewünschten politischen Richtung zu beeinflussen. Die Münzbilder scheinen Momentaufnahmen einer im jeweiligen Moment vorherrschenden kaiserlichen Gemütslage oder politischen Großwetterlage zu sein, wie sie in der Prägestätte empfunden wurde und wie man glaubte, daß man sie vor dem Imperator vertreten konnte, wobei es schon auch Einzelfälle gab, die an Majestätsbeleidigung grenzen konnten. Summa summarum doch ein recht freizügiges System in einer Zeit, wo schnell mal ein paar Köpfe rollten. Und wenn man unsicher war, wie die Majestät am Unverfänglichsten abgebildet werden sollte, wählte man allermeist den unverfänglichen und indifferenten (beinahe hätte ichgesagt charakterlosen) Weg einer 08-15 Miene (wie der Lateiner sagt: safety first), denkt
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Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)
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Re: Das "verbitterte Portrait"
Hallo zusammen,
Ich habe den Thread hier nochmal ausgegraben, weil ich eben beim Durchstoebern der aktuellen
CNG Auktion auf dieses traumhafte Decius Potrait gestossen bin.
Ist wirklich ganz beeindruckend, wie ausdruecksvoll der Stempelschneider das hingekriegt hat.
Die Muenze ist wirklich ein Beweis dafuer, wie stilistisch hochwertig Muenzen aus dem dritten Jahrhundert
sein koennen.
Gruss,
Mias
Ich habe den Thread hier nochmal ausgegraben, weil ich eben beim Durchstoebern der aktuellen
CNG Auktion auf dieses traumhafte Decius Potrait gestossen bin.
Ist wirklich ganz beeindruckend, wie ausdruecksvoll der Stempelschneider das hingekriegt hat.
Die Muenze ist wirklich ein Beweis dafuer, wie stilistisch hochwertig Muenzen aus dem dritten Jahrhundert
sein koennen.
Gruss,
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