Kleiner Bericht aus Ionien - Teil 6: Didyma (letzte Folge)
Jedes Jahr fanden in Didyma die Didymäen statt, alle vier Jahre sogar die "Megala Didymeia", die großen Didymäen. Bei diesen Kultfestspielen gab es sowohl sportliche als auch kulturelle Wettbewerbe, deren Spuren man noch sehen kann.
Das Stadion für den sportlichen Teil lag genau an der südlichen Längsseite des Tempels, dessen Treppenstufen als Zuschauertribüne verwendet wurden. Auf der anderen Seite gab es auch eine Tribüne, von der jedoch nur noch recht bescheidene Reste vorhanden sind.
Interessant sind die Überbleibsel des Hysplex, der Startanlage für die Laufwettbewerbe.
Wie das ursprünglich mal ausgesehen hat, kann man hier in Augenschein nehmen:
http://htmlimg1.scribdassets.com/4f9cot ... 2b891d.jpg
Das Bild stammt aus einem ganzen Buch zu diesem Thema, findet man hier:
http://de.scribd.com/doc/10300571/P-Val ... ent-Stadia
In jüngerer Zeit hat man in Nemea, in Griechenland, die antiken Nemeischen Spiele wieder aufleben lassen und dafür einen solchen Hysplex nachgebaut. Wie der funktioniert, kann man in diesem Filmchen sehen:
http://nemeangames.org/en/nemea-stadium/hysplex.html
Das sieht jetzt nicht besonders funktionsgerecht und professionell aus, aber die alten Griechen hatten da bestimmt auch mehr Übung damit als die neuen
.
Für die Sieger in diesen Wettbewerben wurden auch Ehrenmale aufgestellt, deren Podeste heute ebenfalls noch recht zahlreich vorhanden sind. Man erkennt, dass da wohl meist noch Skulpturen draufstanden, die aber im Laufe der Zeit irgendwann abhanden gekommen oder in den Schmelzofen gewandert sind
.
Diese zwei waren für den Athleten Tiberius Claudius Quirina Herakleides und den Kitharöden Aurelius Hierokles. Letzterer ein Künstler, der eigene Gedichte vorsang und dazu auf der Kithara zupfte.
Sowas kann man herausbekommen, wenn man lange genug sucht (oder Altgriechisch beherrscht
). Viele Inschriften von antiken Stätten sind nämlich im Internet aufgelistet, und mit etwas Geduld kann man einen vorliegenden Text aufspüren
:
http://epigraphy.packhum.org/inscriptio ... okid%3D489
http://epigraphy.packhum.org/inscriptio ... okid%3D489 .
Aus manchen dieser Inschriften geht hervor, dass der Geehrte schon Sieger bei mehreren Wettbewerben im ganzen griechischen Raum gewesen ist. Da scheint es also auch schon Profis auf Tournee gegeben zu haben, ähnlich wie die Athleten heute, die im Sommer von einem Sportfest zum nächsten ziehen (oder die Bands von einem Fesival zum nächsten, um auch dem Kitharöden gerecht zu werden
).
Sozusagen das Logo von Didyma ist dieser Medusenkopf (zusammen mit einem zweiten) vom Fries des Außengebälks, der von der örtlichen Andenkenindustrie weidlich genutzt wird, man findet ihn auf alle möglichen Gebrauchs- oder Sinnlosgegenständen appliziert.
Unsere nächste Station war kultkonform dann Milet (oder hätte es umgekehrt sein müssen?
), mit dem Didyma durch eine Prozessionsstraße verbunden war. Von dieser sieht man aber nicht mehr viel, es scheinen aber hie und da immer mehr Reste davon ans Tageslicht zu kommen. Wir sind jedoch mit dem Auto hingefahren, nachdem uns der dann seinen Dienst ausübende Parkplatzwächter noch kurz, bevor wir eingestiegen waren, entdeckt hatte und unbedingt auf der Entrichtung der Parkgebühr bestand
.
Gruß
Altamura