antike Stätten

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Re: antike Stätten

Beitrag von Zwerg » Fr 01.11.13 22:50

Paestum

Vor Latium waren wir an der Amalfiküste (bitte nicht hinfahren!)
Der Hintergedanke war natürlich ein Ausflug nach Paestum. Dies ist einer der Orte, die man als Antikenliebhaber in seinem Leben gesehen haben muß. Anbei einige Fotos, die möglicherweise einfach nur die Athmospäre und die Großartigkeit der Tempel wiederspiegeln.
Fahrt einfach hin. Es lohnt sich.
Enttäuschend war wieder einmal das Museum mit dem berühmten "Grab des Tauchers". Irrsinnig viel Material, didaktisch saumäßig präsentiert. Man geht da durch, sieht phantastisches Material - und kann es ohne entsprechendes Wissen nicht einordnen.
Lustig war es an der Kasse. In meinem besten rudimentären Italienisch fragte ich nach: "Una piccola mappa di Paestum, prego" die Antwort war: "Ein Euro fünzig!"

Und jetzt die Fotos - wer Interesse hat, googelt ein wenig über Paestum
http://de.wikipedia.org/wiki/Paestum
P_1.jpg
P_2.jpg
P_3.jpg
P_4.jpg
Der älteste war der beste: Einfach nur Schöööön!
Davor stehen und wirken lassen
P_5.jpg
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Re: antike Stätten

Beitrag von Zwerg » Fr 01.11.13 23:08

Der dorische Eckkonflikt
Und dann konnte ich es dann doch nicht lassen, mich als Klug... zu outen und über den dorischen Eckkonflikt dozieren. Wo, bitte, kann man das denn besser als bei den Tempeln von Paestum?.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dorischer_ ... ckkonflikt
Problem: Im Idealfall war jeder Säulenachse und jedem Interkolumnium eine Triglyphe zugeordnet.
Das ging nur bei Holzkonstruktionen, nicht bei Steintempeln, da mußte man ausgleichen!
Hier ein paar Fotos
E_1.jpg
E_02.jpg
E_04.jpg
Aber warum ist das letzte Bild zweimal drin? Stereofotografie? :wink:
War gestern etwas spät - geändert!
Zuletzt geändert von Zwerg am Sa 02.11.13 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.11.13 15:07

Das sieht natürlich imposant aus 8O .

Aber warum ist das letzte Bild zweimal drin? Stereofotografie? :wink:

Gruß

Altamura

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.11.13 15:16

Kleiner Bericht aus Burgund - Teil 2: Alesia (Folge 1)

Alesia, das heutige Alise-Sainte-Reine, war 53 v. Chr. Schauplatz der letzten Schlacht zwischen Caesar und dem Keltenführer Vercingetorix. Wie man spätestens seit Asterix weiß, ging die Sache für die Gallier ja nicht gut aus :| .
Mehr dazu hier http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Alesia und noch mehr (aber auf Französisch) hier http://fr.wikipedia.org/wiki/Si%C3%A8ge_d%27Al%C3%A9sia .

Im 19. Jahrhundert wurde unter Napoleon III begonnen, das Gelände systematisch archäologisch zu untersuchen. Damals gab es noch eine Debatte (die in manchen Köpfen bis heute anhält), ob Alise-Sainte-Reine wirklich das antike Alesia war oder dieses nicht ganz woanders lag. Aufgrund der vielen Funde ist dies inzwischen aber eindeutig geklärt.

Da aus der Zeit der Schlacht außer Spuren im Boden und einzelnen Funden nicht viel erhalten ist, hat man dort ein sogenanntes Interpretationszentrum eingerichtet (diesen Begriff muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen :wink: ), das erst letztes Jahr eröffnet wurde. Es liegt unten in der Ebene, wo die Römer ihre Belagerungs- und Verteidigungsringe um Alesia herum gezogen hatten. Es gab einen inneren Ring, um die Stadt zu belagern, und einen äußeren, um sich gegen das anmarschierende keltische Entsatzheer zu verteidigen.

Und wie immer, wenn es in Frankreich um die nationale Glorie geht, wurden auch hier weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Ereignis und seinen Schauplatz angemessen zu präsentieren :D .
Alesia_Museum_01c.JPG
Alesia_Museum_02c.JPG
In einem modernen Rundbau (mit Wald auf dem Dach 8O ) werden in einer hervorragend gestalteten Ausstellung die Ereignisse rund um den Gallischen Krieg dargestellt. Es gibt Karten, Schrifttafeln, alte und neue Objekte, die das Geschehen nachvollziehbar machen, sowie einen Audioguide in astreinem Deutsch (ich nehm' mal an, dass sich das bei den anderen angebotenen Sprachen genauso verhält). Und immer wieder kann man sich durch die Fenster (teilweise sogar durch spezielle Fernrohre) die Schauplätze der einzelnen Episoden in natura anschauen.
Hier der Blick auf den Hügel, auf dem sich das Oppidum der Gallier befand (genaugenommen des Stamms der Mandubier).
Alesia_Hügel_01c.JPG
In der Nähe des Museums wurde auf vielleicht hundert Metern Länge die Wallanlage der Römer nachgebaut, einschließlich der Gräben, Fallgruben und sonstigen Abwehreinrichtungen. Hier hatte man als Vorbild eine relativ genaue Darstellung Caesars aus dem "Gallischen Krieg", wobei ein Großteil dieser Beschreibungen durch archäologische Befunde inzwischen bestätigt wurden.
Alesia_Museum_04c.JPG
Alle zwei Stunden gibt es dort auch Vorführungen antiker Kampftechniken, schön abwechselnd römischer und keltischer. Und wenn man Hunger hat, dann kann man den im Schnellrestaurant mit gallischer Küche stillen :D .

Insgesamt sehr lohnend, und wenn dann noch 2016 das geplante Musée archéologique d'Alésia eröffnet sein wird, wird es noch besser.


Auf dem Hügel oben kann man dann noch die Reste von Alesia selbst anschauen, die stammen aber alle aus der gallo-römischen Zeit nach der Belagerung. Alesia entwickelte sich dabei zu einer Kleinstadt, mit allem, was man da so gebraucht hat: Theater, Forum, Basilika, Tempel, Straßen usw.
Alesia_Basilika_01c.JPG

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » Sa 02.11.13 15:23

Kleiner Bericht aus Burgund - Teil 2: Alesia (Folge 2)
Alesia_Tempel_01c.JPG
Alesia_Tempel_02c.JPG
Interessant sind eine Reihe von Kellern, die wohl zur Standardausstattung der Häuser gehört haben. Dieser hier verfügt über spezielle Nischen mit alten Mühlsteinen, in denen man Amphoren gut aufstellen konnte.
Alesia_Keller_01c.JPG
Man sieht aber auch, dass die Reste der Stadt alle nicht mehr sonderlich gut erhalten sind. Das liegt auch daran, dass der verwendete Kalkstein in der Witterung relativ schnell zu zerbröseln scheint :| .
Alesia_Korrosion_01c.JPG
Oben auf dem Bild der Basilika kann man auch erkennen, dass die Fundamente alle frisch aufgemauert sind, man sieht im Hintergrund noch die Paletten mit den dafür angelieferten neuen Steinen. Peu à peu wird also alles durch neues Material erstzt und irgendwann steht hier nur noch eine Kopie der antiken Stadt in Originalgröße :? .

Am Schluss sind wir noch an den Rand des Plateaus gelaufen und haben uns die Vercingetorix-Staue von 1865 angeschaut. Nicht antik, wohl auch historisch nicht korrekt, aber seeehr heroisch. (Eine kleine Kunstharzausgabe davon, Made in China, hab' ich mir selbstverständlich auch mitgenommen. :D )
Alesia_Statue_01c.JPG
Gruß

Altamura

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » So 03.11.13 20:14

Kleiner Bericht aus Burgund - Teil 3: Bibracte (Folge 1)

Nachdem Caesar die Gallier in Alesia besiegt hatte, überwinterte er in Bibracte, dem Hauptsitz der Häduer. Bibracte ist ein Oppidum auf dem Mont Beuvray (ist ein bisschen abgelegen), also eine keltische Höhensiedlung. Systematische Ausgrabungsarbeiten begannen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch hier war zunächst wieder Napoleon III eine treibende (und auch finanzierende :wink: ) Kraft, vielleicht hatte er das Bedürfnis, nach seinem etwas umstrittenen Weg an die Macht die Nation mit Blick in die entferntere Vergangenheit etwas abzulenken und hinter sich zu vereinen :? .

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Bibracte weiter erforscht und ein sehr schönes Museum gebaut. Gefördert wurde dieses auch vom damaligen Präsidenten François Mitterrand, der viele Jahre Bürgermeister in dem etwa 25 Kilometer von Bibracte entfernten Château-Chinon war. Honi soit qui mal y pense :wink: .

Im Museum am Fuße des Hügels, auf dem sich Bibracte befindet, sind sehr gut die Geschichte der Kelten und viele Aspekte ihrer Lebensweise dargestellt. Grundlage sind die Funde aus Bibracte und viele, gut gemachte Modelle. Auch hier gibt es einen sehr ordentlichen Audioguide auf Deutsch :D .

Ich hab' jetzt nur wenig herausgegriffen, (und diesmal auch insgesamt nicht so wahnsinnig viel fotografiert), was mir interessant erscheint, sonst wird das uferlos :? .

Ein Modell zeigt, wie die typischen keltischen Mauern konstruiert waren: Eine Mischung aus einem Holzskelett, einer Verfüllung mit Steinen und Lehm, außen mit einer glatten Mauer und oben als Abschluss eine Holzpalisade.
Bibracte_Modell_01c.JPG
Dann gibt es natürlich auch keltische Münzen zu sehen :D .
Bibracte_Münzen_01c.JPG
Unter der Reihe von Büchern über die Ergebnisse der Ausgrabungen gibt es auch eines, das die Fundmünzen von Bibracte darstellt. Da das aber kein grundlegendes Werk über die keltische Münzprägung, sondern eher ein präziser Katalog aller über die Jahre gemachten Funde ist (auch der korrodiertesten :? ), hab' ich lieber darauf verzichtet.

Ebenfalls schön ist eine Sammlung von Amphorenstempeln, bei denen man für viele die genaue Herkunft bestimmen kann.
Bibracte_Amphorenstempel_01c.JPG
Läuft man dann durch den Wald den Hügel hoch, so stößt man als erstes auf ein wiederhergestelltes Stück der Stadtmauer.
Bibracte_Mauer01c.JPG
Tatsächlich hatte Bibracte im Laufe der Zeit zwei verschiedene Mauerringe um den Hügel. Der zeitlich erste war seltsamerweise größer als der zweite und für die für damals geschätzte Bevölkerung wohl deutlich zu groß 8O . Aber auch innerhalb des zweiten Rings muss die Bebauung wohl eher locker gewesen sein.

Ausgrabungen werden weiterhin vorgenommen, und zwar an mehreren, über das weitläufige Gelände verteilten Stellen, durch verschiedene Teams aus gut einem Dutzend Ländern aus ganz Europa.
Bibracte_Ausgrabung_01c.JPG

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Re: antike Stätten

Beitrag von Erdnussbier » So 03.11.13 20:22

Macht wirklich Spaß zu lesen - Danke! :D
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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » So 03.11.13 20:26

Kleiner Bericht aus Burgund - Teil 3: Bibracte (Folge 2)

Aus keltischer Zeit haben sich unter anderem ein Granitbecken (dessen genaue Bedeutung nicht geklärt ist) und eine aufwändig gefasste Quelle erhalten.
Bibracte_Brunnen_01c.JPG
Bibracte_Brunnen_02c.JPG
Ansonsten bestanden die keltischen Häuser überwiegend aus Holz, so dass man davon nur noch wenige Spuren findet.

Die Stadt durchlief aber nach der Eroberung durch die Römer eine relativ schnelle Romanisierung, was sich in den Resten von verschiedenen Steinbauten widerspiegelt.
Der interessanteste davon ist vielleicht die Basilika, die das früheste Beispiel römischer Monumentalarchitektur außerhalb des Mittelmeerraums darstellt.
Bibracte_Forum_01c.JPG
Bibracte_Forum_02c.JPG
Diese gallo-römische Phase von Bibracte dauerte jedoch nur etwa zwei Generationen an. Dann wurde die unbequeme Höhenlage zugunsten des etwa 20 Kilometer Luftlinie entfernt in einem Flusstal gelegenen Augustodunum aufgegeben, dem heutigen Autun.

Auf dem Gelände von Bibracte wurde inzwischen auch moderne Kunst aufgestellt :D .
Bibracte_Kunst_01c.JPG
Aber erst wenn man sich dieser nähert, erkennt man den Bezug zu Bibracte: Die Metallkästen sind zum Teil mit einer Unmenge an vor Ort gefundenen Amphorenscherben gefüllt. Schon lange vor dem Gallischen Krieg gab es ja intensive Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum, und eines der bevorzugten Importgüter war Wein. Die Gallier müssen diesen in solchen Mengen verkostet haben, dass ich irgendwo mal die These gelesen hab', dass sie die Eroberung Galliens durch die Römer im Grunde selbst finanziert hätten :? .

Viel mehr zu Bibracte und auch weitere Links findet man hier http://de.wikipedia.org/wiki/Bibracte und (wieder auf Französisch) hier http://fr.wikipedia.org/wiki/Bibracte .

Gruß

Altamura
Zuletzt geändert von Altamura2 am So 03.11.13 20:36, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: antike Stätten

Beitrag von Zwerg » So 03.11.13 20:30

Danke für den den Bericht.
Lesen macht Spaß - ich bin immer ein wenig bequemer.

Aber bist Du sicher, daß Du in Alesia gewesen bist?
alesia_asterix.jpg
Grüße
Zwerg
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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » So 03.11.13 20:35

Zwerg hat geschrieben:... Aber bist Du sicher, daß Du in Alesia gewesen bist? ...

Eigentlich schon. 8O

Vielleicht sollte ich aber doch nochmal überprüfen, welchen Quellen ich glauben will. :D

Gruß

Altamura

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » So 10.11.13 13:23

Kleiner Bericht aus Burgund - letzter Teil (4): Augustodunum (Folge 1)

Etwa 13-17 v.Chr. gründete Augustus am Arroux und der Via Agrippa die Stadt Augustodunum, was dann in wenigen Jahren zur Aufgabe von Bibracte geführt hat. Das heutige Autun hat etwa 15.000 Einwohner, ist damit nicht wesentlich über die antike Größe hinausgewachsen und besitzt den Charme einer typisch französischen Provinzkleinstadt :D .

Wie in solchen Städten üblich, birgt jede größere Baustelle die Chance (oder das Risiko, je nachdem, auf welcher Seite man steht), auf weitere antike Reste zu stoßen. So standen schon am Rande unseres Parkplatzes Schautafeln, auf denen zusehen war, was in den letzten Jahren darunter zum Vorschein gekommen ist.

Vom Theater sind leider nur noch relativ magere Reste erhalten. Es wurde Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts erbaut und soll mit einem Fassungsvermögen von 15.000 - 20.000 Zuschauern (da findet man unterschiedliche Zahlen) das größte zumindest in Gallien gewesen sein (oder gar der westlichen Hälfte des römischen Reichs).
Autun_Theater_01c.JPG
Kurios ist das alte Wärterhaus, in das man antike (und teilweise etwas spätere) Skulpturen und Reliefs integriert hat, die bei den Ausgrabungen im 19. Jahrhundert zu Tage kamen.
Autun_Wärterhaus_01c.JPG
Wie man sehen kann, wird das antike Theater heute wieder für allerlei Spektakel genutzt, die große Römersause hatten wir aber leider verpasst :| .
Autun_Plakat_01c.JPG
Im Musée Rolin sind viele Stücke ausgestellt, die im Laufe der Jahre in der Stadt zum Vorschein kamen. Die Fundorte sind dabei teilweise ganz konkret mit Straße und Hausnummer angegeben :D .
Aus dem Museum nur zwei Beispiele, die hier stellvertretend für all die anderen Exponate stehen müssen (es gibt da die ganze Breite gallo-römischen Lebens zu sehen, vom Schminktiegel über Fußbodenmosaike bis zu Paradehelmen).
Autun_Museum_01c.JPG
Autun_Museum_02c.JPG

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » So 10.11.13 13:31

Kleiner Bericht aus Burgund - letzter Teil (4): Augustodunum (letzte Folge)

Augustodunum erhielt eine etwa 6 Kilometer lange Stadtmauer, die damals weniger eine militärische Notwendigkeit denn eine besondere Wertschätzung gegenüber der Stadt und ihrer Bewohner war. Von dieser Stadtmauer haben sich noch weite Teile erhalten, wenn sie auch im Mittelalter teilweise verändert und im 18. Jahrhundert auf etwa die Hälfte ihrer Höhe gestutzt wurde :? . Und an manchen Stellen kann man auch noch gut die typisch römische Verkleidung aus kleinen, fast quadratischen Steinen erkennen.
Autun_Stadtmauer_01c.JPG
Von den vier Stadttoren haben sich zwei noch weitgehend erhalten, die Porte Saint André und die Porte d'Arroux. Durch letztere kann man heute noch durchfahren, sehr erhebendes Gefühl :D .
Autun_Porte St-André_01c.JPG
Autun_Porte d'Arroux_01c.JPG
Etwas außerhalb der Stadt befindet sich der sogenannte Janustempel (der aber wohl einer anderen Gottheit gewidmet war), ein gallo-römischer Umgangstempel.
Autun_Janustempel_01c.JPG
Das waren nun die wesentlichen antiken Städten Burgunds. Aber alleine deswegen sind wir da nicht hingefahren, die Region hat viel mehr zu bieten :D . Im Grunde hat jede Epoche Sehenswertes hinterlassen, von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart. Hier als Appetithappen noch eine kleine Zusammenstellung unserer diesjährigen Ausbeute (wobei diesmal seltsamerweise weder romanische Kapellen noch mittelalterliche Burgen dabei waren 8O ).
Kachelbild03b.jpg
Und ernährungstechnisch ist Burgund sowieso kaum zu übertreffen :D .

Gruß

Altamura

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » Sa 19.04.14 09:55

Kleiner Bericht aus Augusta Raurica - Folge 1

In den letzten Tagen sind wir kurz in der Schweiz gewesen und haben auch das antike Augusta Raurica besucht, das heutige Augst (eigentlich zusammen mit Kaiseraugst, da verläuft eine Kantonsgrenze dazwischen, alles etwas kompliziert :? ). Das ist ja nicht so furchtbar weit weg (von manchen Foristen aus sogar nur kurz um die Ecke :wink: ), wurde aber hier noch nicht vorgestellt.

Die Stadt wurde wohl 44 v. Chr. gegründet und durchlief eine wechselhafte Geschichte, bis sie im frühen Mittelalter dann nur noch als kleines Fischerdorf fortbestand. Die heute noch sichtbaren baulichen Reste können sich mit dem, was im Mittelmeerraum zu bestaunen ist, zwar nicht messen, geben aber doch einen guten Eindruck über römisches Leben nördlich der Alpen.

Damit dieses etwas anschaulicher wird, hat man ein römisches Stadthaus nachgebaut.
Augst_Römerhaus_01.JPG
Das Theater lässt nach umfangreicher Restaurierung seine ursprüngliche Größe erahnen, wenn auch der dritte Rang heute fast gänzlich fehlt. Es fasste ursprünglich etwa 10.000 Personen, so dass fast ganz Augusta Raurica geschlossen ins Theater gehen konnte :D (die Stadt hatte zu ihrer Blütezeit etwa 10.000-15.000 Einwohner).
Augst_Theater_01.JPG
Gegenüber dem Theater befindet sich ein Tempelbezirk, von dem jedoch nur noch die (stark restaurierte) Aufgangstreppe und die Reste des Tempelsockels erhalten sind. Es erinnert fast eher an pyramidenförmige Mayatempel denn an etwas Römisches :wink: .
Augst_Tempel_01.JPG
Interessant ist ein unterirdischer Brunnenbau, der erst 1998 zu Tage kam. Er ist derart stabil gebaut, dass man heute keine zusätzlichen Stützmaßnahmen benötigt, um ihn zugänglich zu machen. Der eigentliche Brunnen geht hinter dem Pfeiler in die Tiefe.
Augst_Brunnenbau_01.JPG
Augst_Säule_01.JPG

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Re: antike Stätten

Beitrag von Altamura2 » Sa 19.04.14 10:02

Kleiner Bericht aus Augusta Raurica - Folge 2

Vom einstigen Forum ist ebenfalls nicht mehr allzuviel erhalten. Hier ist es vor allem der wuchtige Unterbau der Curia (des Sitzes des Stadtrats), der an die Stützmauer angebaut ist, die dem Platz am Hang Halt gibt.
Augst_Curia_01.JPG
Mit eher bescheidenen Mitteln wird versucht, einen Eindruck von der Größe des zentralen Tempels zu geben, sieht aber irgendwie ein bisschen nach Provinztheater aus :wink: .
Augst_Forum_01.JPG
Am Rande des Forums steht der Victoriapfeiler, wie die meisten Figuren und Reliefs unter freiem Himmel nur (oder vernünftigerweise, wie man wohl sagen muss) eine Kopie.
Augst_Victoriapfeiler_01.JPG
Der Höhepunkt eines Besuchs in Augst (zumindest aus meiner Sicht) ist der Silberschatz von Kaiseraugst, der 1961 ans Licht kam. Da hatte jemand etwa 350 n. Chr. in unruhigen Zeiten seine Altersversorgung vergraben, die vor allem aus großen Platten, Besteck und Münzen bestand, insgesamt etwa 58 kg Silber 8O .
Die Münzen sind vermutlich nie in Umlauf gewesen, so dass sie einen völlig unwirklich erscheinenden Erhaltungsgrad besitzen. Es sind feinste Details der Gravur sichtbar, die man sonst nie erkennt. Da kann man sehen, was der von allerlei Händlern oft leichtfertig angepriesene Stempelglanz bei römischen Münzen tatsächlich bedeuten kann :D .
Augst_Münzen_01.JPG
Augst_Münzen_02.JPG
Die Anlage ist insgesamt auch sehr schön hergerichtet und beschildert, so dass sich ein Besuch dort in jedem Fall lohnt :D .

Weitere Informationen findet man hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Augusta_raurica
http://de.wikipedia.org/wiki/Silberscha ... aiseraugst
http://www.augustaraurica.ch/de/

Gruß

Altamura

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Re: antike Stätten

Beitrag von zauberer_jackl » Sa 19.04.14 11:33

Phantastisch!

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