Hallo zusammen,
Ende September sind wir für eineinhalb Wochen wieder in die Türkei gefahren, wir werden da wohl langsam zu Wiederholungstätern
. Da die Zeit davor bei uns etwas hektisch war, haben wir einfach auf das bereits bewährte Muster zurückgegriffen: Pauschalreise in ein von Freunden bereits getestetes und für gut befundenes Hotel
und Mietwagen vor Ort.
Unsere Basis lag südlich von Antalya in der Gegend von Kemer, so dass wir uns in den sechs Tagen, die wir netto unterwegs waren, eine Reihe von Orten in Ostlykien und Pisidien angeschaut haben. Davon will ich wieder in der gewohnten Art berichten (und es wird vermutlich wieder eher Wochen denn Tage dauern, bis ich durch bin
). Also:
Kleiner Bericht aus Ostlykien (und ein bisschen Pisidien) - Teil 1: Olympos (Folge 1/5)
Unser erstes Ziel (ich halte mich weitgehend an die Chronologie unserer Ausflüge) war die Stadt Olympos. Der Ort liegt am meerseitigen Ende eines von hohen Bergflanken eingeschlossenen Tales auf beiden Seiten eines kleinen Flusses. Dieser ist im Spätsommer weitgehend trocken (das Flussbett dient vor dem Ort als Busparkplatz
), erst am unteren Ende, gegen das Meer hin, wird er aus Grundwasser und einigen Seitenbächen mit Wasser gefüllt.
Vor der Stadt befindet sich in diesem Tal eine große Zahl an kleinen Hotels und Pensionen, die sich mit sehr einfachem Komfort (man wohnt teilweise in kleinen Hütten oder Baumhäuschen) vor allem an Rucksacktouristen wenden (der Lykische Weg, ein Fernwanderweg, führt hier vorbei). Vor fast jeder dieser Unterkünfte liegt im Freien der "Speisesaal", eine mit einfachen Tischen und Bänken ausgestattete Fläche, die gänzlich mit darüber rankenden Pflanzen überdacht ist und so eine sehr schattige und kühle Atmosphäre bietet. Da kam bei mir doch ein bisschen Wehmut auf, meine eigenen Rucksackzeiten liegen aber schon ein Weilchen zurück, so dass ich da wohl nicht mehr hinpassen würde
.
Olympos wurde vermutlich Ende des dritten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts v. Chr. von den Ptolemäern oder Antiochos III gegründet, und zwar ursprünglich auf dem Musa Dağı, einem südlich der heutigen Stadt liegenden Bergrücken. Man findet dort oben durchaus noch Reste der Bergsiedlung, nachdem ich aber etwas von zwei Stunden Anmarsch und der Notwendigkeit eines Führers gelesen hatte, haben wir weise darauf verzichtet
.
Die Stadt war später Mitglied des Lykischen Bundes und hatte dort drei Stimmen (das war das mögliche Maximum), konnte also nicht ganz unbedeutend gewesen sein. Erst während der römischen Kaiserzeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Siedlung nach unten ins Tal, wobei der Berg bis in byzantinische Zeit noch bewohnt war (wie Olympos unten auch, dort eher noch etwas länger).
Interessant ist die Phase, in der Olympos vom "Piratenführer" Zeniketes beherrscht wurde. Ob dieser wirklich ein Pirat in unserem Verständnis war, oder eher ein lokaler Herrscher, der sich gegen die Vormacht der Römer stemmte und von deren Propaganda dann zum Räuberhauptmann gestempelt wurde, scheint nicht mehr ganz zu klären zu sein, vieles spricht aber für die letzte These. Es muss so um 100 v.Chr. herum gewesen sein, als Zeniketes die Macht über Olympos übernahm, aber auch über Phaselis und weitere Städte, bis nach Pamphylien hinein. Die Olympiener scheinen sich auch nicht dagegen gewehrt zu haben, was ebenfalls gegen einen Überfall durch bärtige Horden von See her spricht. Die Römische Republik beauftragte dann etwa 78 v.Chr. den Prokonsul Publius Servilius Vatia, gegen das Piratenunwesen im östlichen Mittelmeer vorzugehen, was dann auch der Herrschaft des Zeniketes recht bald ein Ende setzte.
Während dieser "Piratenzeit" war Olympos auch nicht Mitglied im Lykischen Bund, ob durch freiwilligen Austritt oder Rauswurf lässt sich nicht mehr feststellen. Diese Phase ist nun interessanterweise numismatisch nachvollziehbar. Die Münzen des Lykischen Bundes tragen nämlich in der Regel die Legende ΛΥΚΙΩΝ und zusätzlich eine Abkürzung der ausgebenden Polis, so wie hier:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=251615
Während der Zeniketes-Herrschaft gab Olympos dann sogenannte Pseudo-Bundesprägungen heraus, die von der Bildgestaltung her den alten Status zu wahren suchten, auf denen aber nur noch der Name der Stadt stand:
http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=174560
(Analoges findet sich übrigens auch bei den Münzen von Phaselis).
Im Detail dargestellt ist das alles hier:
http://edergi.akdeniz.edu.tr/index.php/ ... File/17/14
und hier:
https://www.academia.edu/565950/Olympos ... alizasyonu (am Ende gibt es eine gute Zusammenfassung auf Englisch)
und hier:
https://www.academia.edu/4036439/_The_l ... tern_lycia_
Unseren Besuch von Olympos (um nun endlich darauf zu kommen
) haben wir auf der älteren Südseite in der dort im Westen gelegenen Nekropole bekonnen.
Diese ist vor allem durch eher kleine Kammergräber gekennzeichnet. Diese sind aus meist unregelmäßigen Steinen aufgemauert, auf halber Höhe liegt hinter einer kleinen Öffnung die mit einem Tonnengewölbe überspannte Grabkammer.
Der Zugang zu den Grabkammern ist als steinerne Schiebetür konstruiert, da die Gräber mehrfach benutzt wurden. Daher ist der rechte Türpfosten auch breiter als der linke, damit da die Schiebetür beim Öffnen dahinter Platz hat (es gibt allerdings auch ein paar wenige "Linksschieber"). Auf dem folgenden Bild kann man diese Konstruktion gut erkennen (da hier die Schiebetür selbst nämlich abhandengekommen ist
).
Oben auf dem Türsturz ist fast immer eine Inschrift angebracht, die Auskunft über den Besitzer des Grabes gibt. Diese Inschriften waren aber sehr schwer zu fotografieren, da sie relativ verwittert und die Steine meist von Flechten bedeckt sind (hinzu kam oft eine ungleichmäßige Beleuchtung durch Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach der umstehenden Bäume schienen), so dass hier nur sehr fleckig erscheinende Bilder zustande kamen.
Innen waren die Grabkammern verputzt, bei einigen gab es an der Rückwand noch eine kleine Nische.