Hallo zusammen,
Passend zum sehr schoenen Aureus, den Homer uns gestern vorstellte, wollte ich die Uebersetzung eines Artikels hier einstellen, welcher von Herrn Philippe Henaut verfasst wurde, und in welchem es um einen extrem seltenen Gratian Solidus geht.
Herr Philippe Henaut stellt in dem Artikel die ihm bekannten drei Exemplare vor und wuerde sich freuen, wenn jemand, der ueber die Existenz eines weiteren Exemplares weiss, ihn davon unterrichten koennte. Seine Emailadressen lauten: pdehenaut (at) yahoo.com oder pdehenaut (at) peoplepc.com.
Es folgt die Beschreibung, dann die Bilder und schliesslich der Artikel.
Gruss,
Mias
Gratian, Solidus
gepreagt 368n.Chr.
Bastien Nr. 58
Avers
Legende: D N GRATIAN - VS AVGG AVG
Volltext: Dominus Noster Gratianus Augustorum Augustus
Übersetzung: Unser Herr Gratian, ein Augustus, der von Augusti geboren wurde
Beschreibung: diademierte, drapierte und gepanzerte Büste des Gratian
Revers
Legende: GLORIA NO - VI SAECVLI/ -/-//LVG
Volltext: Gloria Novi Sæculi // Lugdunum
Übersetzung: Die Herrlichkeit eines neuen Zeitalters // Lyon
Beschreibung: Der Kaiser wird in militärischer Tracht, den Kopf nach links gewandt, dargestellt. In der rechten Hand hält er einen Globus, über dem sich eine Victoria befindet, in der linken ein Labarum, auf dem eine zweite Victoria steht. Beide Victorias halten einen Kranz über dem Kopf des Gratian.
RRRR Gratian Solidus - Wer kennte weitere Exemplare?
Moderator: Homer J. Simpson
RRRR Gratian Solidus - Wer kennte weitere Exemplare?
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Zuletzt geändert von mias am Sa 24.10.09 00:56, insgesamt 5-mal geändert.
Der einzigartige Lyoner Solidus des Gratian
von Philippe Henaut
Einführung:
Flavius Gratianus wurde 350 n.Chr. in Sirmium, der Hauptstadt der römischen Provinz Unterpannonien, geboren. Von seinem Vater Valentinian I. im Alter von acht Jahren zum Augustus erhoben, war er der erste Kaisersohn, welchem der Augustustitel verliehen wurde, ohne zuvor den Caesartitel innezuhaben. In Angedenken an dieses großartige Ereignis und auch an die Quinquennalien des Vaters und seines Onkels Valens gab die Münzstädte in Lyon, damals Lugdunum, im Jahre 368n.Chr. den einzigen bekannten Lyoner Solidus für Gratian heraus. Bis heute sind nur drei Exemplare dieses Typs bekannt, eines davon ist noch nicht publiziert.
Die Herrlichkeit eines neuen Zeitalters
Erkennbar an der der außergewöhnlichen Reverslegende GLORIA NOVI SAECVLI, wird Gratian mit dieser großartigen Gedenkprägung als Hoffnungsträger für das Herannahen eines neuen Zeitalter dargestellt und mit der vorchristlichen Mystik des Reiches in Verbindung gebracht. Die Darstellung der Victoria auf dem Labarum ist besonders interessant, weil hierdurch bestätigt wird, dass das christliche Symbol den damaligen Kaisern militärischen Erfolg verleihen soll.
Der genauso ungewöhnliche Titel AVGG AVG auf dem Avers veranlasste ehemalige Numismatiker (unter anderem besonders A. Banduri und J.Eckhel) über die Bedeutung zu spekulieren, und es kam zu unterschiedlichen Interpretationen. Eine davon ist, dass Gratian augrund seines jugendlichen Alters nicht auf die gleiche Stufe mit den Mitregenten gestellt wurde. Die Münzstädten in Lyon und Arlesdrückten diese Ungleichgestelltheit mit Augustorum Augustus aus, was sinngemäß mit Augustus, der von Augusti geboren wurde, übersetzt warden kann.
Die bisher bekannten Exemplare
Während die Avers - und Reverslegenden der drei bisher bekannten, oben abgebildeten Exemplare identisch sind, unterscheiden sich Büsten- und Figurendarstellungen in Nuancen.
Avers
Legende: D N GRATIAN - VS AVGG AVG
Volltext: Dominus Noster Gratianus Augustorum Augustus
Übersetzung: Unser Herr Gratian, ein Augustus, der von Augusti geboren wurde
Beschreibung: diademierte, drapierte und gepanzerte Büste des Gratian
Revers
Legende: GLORIA NO - VI SAECVLI/ -/-//LVG
Volltext: Gloria Novi Sæculi // Lugdunum
Übersetzung: Die Herrlichkeit eines neuen Zeitalters // Lyon
Beschreibung: Der Kaiser wird in militärischer Tracht, den Kopf nach links gewandt, dargestellt. In der rechten Hand hält er einen Globus, über dem sich eine Victoria befindet, in der linken ein Labarum, auf dem eine zweite Victoria steht. Beide Victorias halten einen Kranz über dem Kopf des Gratian.
Pierre Bastien beschrieb ein Exemplar aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France in Paris in seinem Werk Le Monnayage de Atelier de Lyon (363-413) unter der Nummer 58 in Band I. In Band II führte er unter der Nummer 58b ein weiteres Belegstück auf, welches sich momentan in einer Privatsammlung befindet.
Georges Depeyrot behauptete die Existenz von zwei Exemplaren, das aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France und ein anderes aus dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, für welches er jedoch keine weiteren Informationen hinzufügte, was zu Spekulationen über die Existenz führte.
Schließlich stellte der Autor dieses Artikels im Januar 2008 Kontakt zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden her, um zu bestätigen, ob ein Gratian Solidus aus Lyon sich in Besitz dieses Museums befindet. Wilhelm Hollstein stellte freundlicherweise Details und Bilder des dortigen Exemplars zur Verfügung. Zur gleichen Zeit willigte Dominique Hollard vom Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France ein, Details und Bilder des dortigen Belegstücks zur Verfügung zu stellen.
Es gibt für die drei bekannten Solidi drei Aversstempel und zwei Reversstempel. So haben das Belegstück aus Privatbesitz und das aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France den gleichen Reversstempel. Laut Dominique Hollard scheint letzteres einen Schlag von einem Spaten oder einem anderen landwirtschaftlichen Gerät erhalten zu haben. Das Exemplar aus Dresden wurde möglicherweise durchbohrt and als Schmuck verwendet. Die Herkunft beider Museumsstücke ist unbekannt, das Exemplar aus der Privatsammlung wurde in der ersten Auktion von Alain Baron's Numismatica Genevensis vom 27. November 2000, wo die Compas Sammlung veräußert wurde, unter der Nummer 178 erworben.
Weitere Details der Exemplare sind hier aufgeführt:
Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France
Durchmesser: 21.5mm
Achse: 6h
Gewicht: 4.48g
Bastien, Referenzen: Nr. 58, Seite 199, Tafel VI
Privatsammlung
Durchmesser: 20.5mm
Achse: 6h
Gewicht: 4.52g
Bastien, Referenzen: Nr. 58b, Band II, Seite 199, Tafel XL
Staatliche Kunstsammlungen Dresen
Durchmesser: 19.9mm
Achse: 12h
Gewicht: 4.19g
Bastien, Referenzen: wird in Band III publiziert
Sollte jemand ein anderes Exemplar dieses extrem seltenen Solidus kennen, so würde sich der Autor darüber freuen, wenn man ihm Details und Bilder zukommen lassen würde. Seine Emailadressen lauten: pdehenaut (at) yahoo.com oder pdehenaut (at) peoplepc.com.
Referenzen:
Amandry, M., 2008, persöhnliches Gespräch, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France, Paris.
Bastien, P. , 1987, Le Monnayage de l'Atelier de Lyon (363-413), Wetteren, Seite 199, Tafel VI, Nr. 58.
Bastien, P. , 2003, Le Monnayage de Atelier de Lyon (43 v.Chr. C. - 413 n. CHr.), Supplément II, Wetteren, Seite 147, Tafel XL, Nr. 58b.
Compas, D, 2006, Lyon, Monnaies Romaines, Collection Daniel Compas, Paris, Seite 291.
Depeyrot, G., 1996, Les Monnaies d'Or de Constantin II à Zénon (337-491), MONETA 5, Wetteren, Seite 128, Nr. 15.
Depeyrot, G., 2004, L'Or du Bas-Empire, Inventaire Justificatif des Tomes 1 et 2, MONETA 40, Wetteren, Seite 26, Nr. 15/1.
Hollard, D. , 2008, persöhnliches Gespräch, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France, Paris.
Hollstein, W. , 2008, persöhnliches Gespräch, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
Prieur, M. , 2008, persöhnliches Gespräch, CGB, Paris.
Schmitt, L. , 2008, persöhnliches Gespräch, CGB, Paris.
von Philippe Henaut
Einführung:
Flavius Gratianus wurde 350 n.Chr. in Sirmium, der Hauptstadt der römischen Provinz Unterpannonien, geboren. Von seinem Vater Valentinian I. im Alter von acht Jahren zum Augustus erhoben, war er der erste Kaisersohn, welchem der Augustustitel verliehen wurde, ohne zuvor den Caesartitel innezuhaben. In Angedenken an dieses großartige Ereignis und auch an die Quinquennalien des Vaters und seines Onkels Valens gab die Münzstädte in Lyon, damals Lugdunum, im Jahre 368n.Chr. den einzigen bekannten Lyoner Solidus für Gratian heraus. Bis heute sind nur drei Exemplare dieses Typs bekannt, eines davon ist noch nicht publiziert.
Die Herrlichkeit eines neuen Zeitalters
Erkennbar an der der außergewöhnlichen Reverslegende GLORIA NOVI SAECVLI, wird Gratian mit dieser großartigen Gedenkprägung als Hoffnungsträger für das Herannahen eines neuen Zeitalter dargestellt und mit der vorchristlichen Mystik des Reiches in Verbindung gebracht. Die Darstellung der Victoria auf dem Labarum ist besonders interessant, weil hierdurch bestätigt wird, dass das christliche Symbol den damaligen Kaisern militärischen Erfolg verleihen soll.
Der genauso ungewöhnliche Titel AVGG AVG auf dem Avers veranlasste ehemalige Numismatiker (unter anderem besonders A. Banduri und J.Eckhel) über die Bedeutung zu spekulieren, und es kam zu unterschiedlichen Interpretationen. Eine davon ist, dass Gratian augrund seines jugendlichen Alters nicht auf die gleiche Stufe mit den Mitregenten gestellt wurde. Die Münzstädten in Lyon und Arlesdrückten diese Ungleichgestelltheit mit Augustorum Augustus aus, was sinngemäß mit Augustus, der von Augusti geboren wurde, übersetzt warden kann.
Die bisher bekannten Exemplare
Während die Avers - und Reverslegenden der drei bisher bekannten, oben abgebildeten Exemplare identisch sind, unterscheiden sich Büsten- und Figurendarstellungen in Nuancen.
Avers
Legende: D N GRATIAN - VS AVGG AVG
Volltext: Dominus Noster Gratianus Augustorum Augustus
Übersetzung: Unser Herr Gratian, ein Augustus, der von Augusti geboren wurde
Beschreibung: diademierte, drapierte und gepanzerte Büste des Gratian
Revers
Legende: GLORIA NO - VI SAECVLI/ -/-//LVG
Volltext: Gloria Novi Sæculi // Lugdunum
Übersetzung: Die Herrlichkeit eines neuen Zeitalters // Lyon
Beschreibung: Der Kaiser wird in militärischer Tracht, den Kopf nach links gewandt, dargestellt. In der rechten Hand hält er einen Globus, über dem sich eine Victoria befindet, in der linken ein Labarum, auf dem eine zweite Victoria steht. Beide Victorias halten einen Kranz über dem Kopf des Gratian.
Pierre Bastien beschrieb ein Exemplar aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France in Paris in seinem Werk Le Monnayage de Atelier de Lyon (363-413) unter der Nummer 58 in Band I. In Band II führte er unter der Nummer 58b ein weiteres Belegstück auf, welches sich momentan in einer Privatsammlung befindet.
Georges Depeyrot behauptete die Existenz von zwei Exemplaren, das aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France und ein anderes aus dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, für welches er jedoch keine weiteren Informationen hinzufügte, was zu Spekulationen über die Existenz führte.
Schließlich stellte der Autor dieses Artikels im Januar 2008 Kontakt zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden her, um zu bestätigen, ob ein Gratian Solidus aus Lyon sich in Besitz dieses Museums befindet. Wilhelm Hollstein stellte freundlicherweise Details und Bilder des dortigen Exemplars zur Verfügung. Zur gleichen Zeit willigte Dominique Hollard vom Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France ein, Details und Bilder des dortigen Belegstücks zur Verfügung zu stellen.
Es gibt für die drei bekannten Solidi drei Aversstempel und zwei Reversstempel. So haben das Belegstück aus Privatbesitz und das aus dem Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France den gleichen Reversstempel. Laut Dominique Hollard scheint letzteres einen Schlag von einem Spaten oder einem anderen landwirtschaftlichen Gerät erhalten zu haben. Das Exemplar aus Dresden wurde möglicherweise durchbohrt and als Schmuck verwendet. Die Herkunft beider Museumsstücke ist unbekannt, das Exemplar aus der Privatsammlung wurde in der ersten Auktion von Alain Baron's Numismatica Genevensis vom 27. November 2000, wo die Compas Sammlung veräußert wurde, unter der Nummer 178 erworben.
Weitere Details der Exemplare sind hier aufgeführt:
Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France
Durchmesser: 21.5mm
Achse: 6h
Gewicht: 4.48g
Bastien, Referenzen: Nr. 58, Seite 199, Tafel VI
Privatsammlung
Durchmesser: 20.5mm
Achse: 6h
Gewicht: 4.52g
Bastien, Referenzen: Nr. 58b, Band II, Seite 199, Tafel XL
Staatliche Kunstsammlungen Dresen
Durchmesser: 19.9mm
Achse: 12h
Gewicht: 4.19g
Bastien, Referenzen: wird in Band III publiziert
Sollte jemand ein anderes Exemplar dieses extrem seltenen Solidus kennen, so würde sich der Autor darüber freuen, wenn man ihm Details und Bilder zukommen lassen würde. Seine Emailadressen lauten: pdehenaut (at) yahoo.com oder pdehenaut (at) peoplepc.com.
Referenzen:
Amandry, M., 2008, persöhnliches Gespräch, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France, Paris.
Bastien, P. , 1987, Le Monnayage de l'Atelier de Lyon (363-413), Wetteren, Seite 199, Tafel VI, Nr. 58.
Bastien, P. , 2003, Le Monnayage de Atelier de Lyon (43 v.Chr. C. - 413 n. CHr.), Supplément II, Wetteren, Seite 147, Tafel XL, Nr. 58b.
Compas, D, 2006, Lyon, Monnaies Romaines, Collection Daniel Compas, Paris, Seite 291.
Depeyrot, G., 1996, Les Monnaies d'Or de Constantin II à Zénon (337-491), MONETA 5, Wetteren, Seite 128, Nr. 15.
Depeyrot, G., 2004, L'Or du Bas-Empire, Inventaire Justificatif des Tomes 1 et 2, MONETA 40, Wetteren, Seite 26, Nr. 15/1.
Hollard, D. , 2008, persöhnliches Gespräch, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque nationale de France, Paris.
Hollstein, W. , 2008, persöhnliches Gespräch, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
Prieur, M. , 2008, persöhnliches Gespräch, CGB, Paris.
Schmitt, L. , 2008, persöhnliches Gespräch, CGB, Paris.
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