Ich bringe in dieses historisch hochinteressante Thema jetzt mal einen "Blick über den Tellerrand" hinein. Ich hätte zwar im Griechen-Unterforum dazu einen eigenen Thread eröffnen können, aber da es um genau dieses Thema hier geht - "in der Antike absichtlich 'verstümmelte' Münzen" - und es in diesem Thread schon längere Diskussionen dazu gab, mache ich das hier als bewußt ein wenig off topic, und setze dann bei den Griechen bloß einen Link auf diesen Beitrag.
Anno 2010 ist mir diese Tetradrachme des Seleukos VI von Syrien zugeflogen (Münzstätte Seleukia am Kalykadnos):
Zu den geschichtlichen Hintergründen in der deutschen Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Seleukos_VI. - bzw (wie so oft) deutlich ausführlicher in English:
https://en.wikipedia.org/wiki/Seleucus_VI_EpiphanesAuch Leuten, die sich nur für römische Geschichte interessieren, dürfte dabei auffallen: Zunächst 96 (oder schon 97) v.u.Z. als Gegenkönig ausgerufen, nur (s)ein Teilreich im westlichen Kilikien beherrschend, später kurzzeitig fast ganz Syrien kontrollierend, aber letztlich dann doch 94 v.u.Z. in bürgerkriegsähnlichen Unruhen umgekommen. Klingt irgendwie wie eine Vorwegnahme der römischen Soldatenkaiserzeit.
Und bei den zweifelsfrei antiken Beschädigungen dieser Münze (m.E. aber keine Schwerthiebe) auf dem Av (sowie der korrespondierenden Druckstellen auf der Auflagefläche im Revers, speziell in der Mitte) geht ziemlich klar hervor, daß hier das Andenken an diesen allgemein unbeliebten Herrscher bewußt ausgelöscht werden sollte.
Oder lassen sich diese eigenartigen Beschädigungen anders erklären?
PS: Zu dem ganzen Thema gibt's übrigens einen Artikel von Florian Haymann im Heft 299 der Geldgeschichtlichen Nachrichten:
http://www.gig-geldgeschichte.de/files/ ... tel_und_IV - leider auch zu sehr römer- und byzantinerlastig und m.E. viel zu oft bloße Prüfhiebe als Damnatio Memoriae mißdeutend.