Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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tilos
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von tilos » So 11.12.11 22:53

Man könnte auch sagen, sie wurde komplett restauriert. Wie stark dabei substantiell, mal abgesehen von den Feldern, eingegriffen wurde, lässt sich sicher nur unter der Lupe erkennen.
Man sollte sich allerdings bei diesen Münzmeister-Asses davor hüten, aufgrund des gleichmäßigen und "akzentuierten" Legendenbildes bei abgegriffenen Stücken, immer gleich auf Fälschungen (incl. Schnitzwerke) zu schließen - wir hatten ja das Thema schon mehrfach. Dieses Aussehen ist eine immer wieder zu beobachtene Eigentümlichkeit solcherart Münzen, liegt m.E. an den vergleichsweise sehr breit angelegten Gravuren für die Buchstaben.

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Homer J. Simpson
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » So 11.12.11 23:53

Na, Ihr könnt einen ja vielleicht erschrecken! 8O

Ich glaube im Ernst nicht, daß die Münze frischgemacht wurde; aber ich werde Euch berichten, wenn ich sie in der Hand habe.
Ich habe gerade noch einmal nachgeschlagen und eine sehr ähnliche Münze, vielleicht vom selben Rückseitenstempel, im Giard (Kat. der BN, Paris) gefunden. Ich habe sie mal eingelesen und zeige sie Euch beiliegend. Leider ist das Bild nicht sehr gut, aber die Buchstabenform scheint mir identisch zu sein. Und noch ein Detail: Die L-förmige Punze im Feld der Rs. wäre einer Glättung wahrscheinlich zum Opfer gefallen.
Auch glaube ich kaum, daß ein Schnitzer der Versuchung widerstanden hätte, die CIVIS-Inschrift im Kranz zu rekonstruieren!

Viele Grüße,

Homer
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Pscipio » Mo 12.12.11 09:34

Ich denke schon, dass da Verkrustungen entfernt wurden, wie es bei so vielen Bronzen der Fall ist. Genaueres siehst du sicher in der Hand. Eine Bearbeitung kann ich nicht erkennen.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von antoninus1 » Mo 12.12.11 13:01

Homer J. Simpson hat geschrieben:... Die L-förmige Punze im Feld der Rs. wäre einer Glättung wahrscheinlich zum Opfer gefallen.
Auch glaube ich kaum, daß ein Schnitzer der Versuchung widerstanden hätte, die CIVIS-Inschrift im Kranz zu rekonstruieren!

Viele Grüße,

Homer

Die Punze ist mir auch aufgefallen. Schau mal, ob Du noch ein F findest.

Könnte dann "Lanz Fecit" bedeuten :)
Gruß,
antoninus1

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Homer J. Simpson
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 12.12.11 18:52

Ihr alten Spötter! ;)
Ich werde heute abend noch meine ausstehenden Münzen bei Lanz bezahlen, damit ich das Stück bald kriege; dann werden wir es mal ausführlich zusammen beaugapfeln.
Wäre ja interessant, wenn jemand von Lanz hier mitläse; es sollte ihnen zu denken geben, daß bei diesem doch so großen und erfolgreichen Verkäufernamen einigen kundigen Forumsmitgliedern als erstes "Schnitzwerke" einfallen.

Homer
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 12.12.11 23:59

So, für heute erst mal gute Nacht mit diesem Sesterzen, der heute per Post kam. Zwar auch mit Korrosionsstellen (irgendwie ist das scheint's bei diesen Münzen besonders häufig), aber sonst doch gar nicht übel, vor allem für gut zwanzig Euro.
Münzmeister C. Cassius Celer, 16 v.Chr., RIC 374 (S), Durchmesser 35 mm max., Gewicht 21,95 g, Stempelachse 7.30 Uhr.

Viele Grüße,

Homer
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 16.12.11 18:30

Also, dann will ich Euch mal weiter berichten:
Heute ist die Münze angekommen (mit zwei anderen - eine Münze von Lanz kommt bei mir selten allein :wink: ). Ich lege Fotos bei (Bild a und b), allerdings entstanden erst nachdem ich den Sesterz kurz mit Nitroverdünnung gekitzelt habe. Die Münze scheint im wesentlichen patinalos zu sein - das gibt es, je nach Lagerung, oder natürlich nach Entpatinierung, z.B. wegen Korrosion. Dann scheint vor längerer Zeit jemand die Oberflächen behandelt zu haben, aber nicht wesentlich über Schuhcremeniveau, so wie das Wattestäbchen und das Papier nach Abwischen und Abtrocknen aussahen (Bild d) :roll: . Wovon ich allerdings - fast - überhaupt nichts erkennen kann, ist irgendeine mechanische Bearbeitung der Oberfläche (Kratzen, Gravieren, Glätten etc.), recht gut sichtbar an der Aufnahme gegen das Licht (Bild c, leider ist mir die Münze da immer so gegen den Rand gerutscht, daß ich sie nicht ganz auf dem blauen Grund fotografieren konnte). Die einzigen mechanischen Spuren sind auf der Vorderseite bei 1 Uhr; hier finden sich einige annähernd parallele Linien, als habe jemand mit einem Messer o.ä. Verkrustungen teilweise abgesprengt.

Was meint Ihr dazu?

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von quisquam » Fr 16.12.11 19:01

Ich denke das sollte alle Zweifler, die den Sesterz für geglättet oder gar nachgeschnitzt hielten, überzeugen.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von areich » Fr 16.12.11 19:48

Dann eben bloß gespachtelt.

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Homer J. Simpson
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 17.12.11 17:44

Also FAST könnte man meinen, die Münze gefällt Dir nicht... ;)
Meinst Du die Vorderseite? Nee, wenn die Stellen gespachtelt wären, hätte man sie sicher glatter gemacht und nicht so farbig rot und grün angemalt. Da sind meines Erachtens nur Krusten teilgeglättet worden.

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von areich » Sa 17.12.11 18:39

Gegen die Münze habe ich nichts, mit gespachtelt meine ich den schuhcremeartigen Überzug. Ohne sieht sie ok aus.

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Homer J. Simpson
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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 17.12.11 18:56

Da hast Du recht, ich werde den Rest noch runterholen.

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von chinamul » Mi 21.12.11 18:51

Über die ziemlich schwache Qualität der Münzmeister-Asses und -Dupondien ist hier bereits gesprochen worden. Es gibt jedoch zwei Gesichtspunkte, die diesen Mangel in einem für den Sammler eher vorteilhaften Licht erscheinen lassen. Erstens ist ihr wenig attraktives Erscheinungsbild nicht unbedingt dazu angetan, daß sie bei Anfängersammlern sofort großen Anklang finden. Zweitens aber war es der offenbar immense Ausstoß besonders an Asses, der diese Stücke erschwinglich gehalten hat, auch wenn das naturgemäß auf Kosten der Sorgfalt beim Schneiden der Stempel und dem eigentlichen Prägevorgang geschah.
Es ist also durchaus nicht völlig auszuschließen, daß man über die Jahre hin eine einigermaßen umfangreiche Serie dieser Ausgaben zusammentragen kann. Ich habe mir das jedenfalls vorgenommen, wobei ich bei den Asses auch nach Links- und Rechtsporträt unterscheide. Außerdem versuche ich, alle vorkommenden Nominale vom Quadrans bis hin zum Sesterz zu bekommen.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von justus » Fr 13.06.14 10:36

Um diesen interessanten Thread von Homer, welcher „leider“, wie so viele bemerkenswerte Beiträge, im ORCUS des Forums verschwunden ist, wieder ans Tageslicht zu befördern, möchte ich hier zwei Münzmeisterasses (in Ermangelung entsprechender Dupondien) des Augustus vorstellen, in der Hoffnung, dass auch andere Mitglieder einige ihrer „Schätze“ posten mögen.

P.S. Für die Liebhaber von Gegenstempeln habe ich die jeweiligen Bestimmungen (nach bestem Wissen und Gewissen) unten angefügt.
AUGUSTUS AE As RIC 428 (NF).JPG
Augustus
Æ As oder Dupondius (?), geprägt unter dem Münzmeister Publius Lurius Agrippa, Rom 7 v. Chr.
Av. CAESAR AVGVST PONT MAX TRIBVNIC POT, bare head left.
Rv. P LVRIVS AGRIPPA IIIVIR AAAFF around large SC.
Gegenstempel M = IMP. Vgl. Ulrich Werz Nr. 120, Slg. Blech 20).
Gewicht: 11,11 g. Durchmesser: 27 mm. Achse: 5 Uhr.
Ref. RIC 428, RSC 446, Sear [2000] 1686, BMC 244.

Gegenstempel 126, Untertyp 126.1. Viereckige Form, darin Buchstabe M - [IP]M (I = Rand & PM ligiert?). Zuweisung: Imitation ? Datierung: mittelaugusteisch-frühtiberisch. U. Werz Gegenstempel Teil II, S. 476. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Imitation des Gegenstempels IMP 107. Derartigen Nachahmungen ist in den bekannten Fällen eine lokale Verbreitung eigen. Lesung: IMP(eratoris) = Gabe des Imperators.
AUGUSTUS AE AS RIC 328 (NF).JPG
Augustus
Æ As, geprägt unter dem Münzmeister Cnaeus Piso, Rom 15 v. Chr.
Av. CAESAR AVGVSTVS TRIBVNIC POTEST, bare head right.
Rv. C N PISO CNFNI VIR A A A F F around large SC.
Gewicht: 10,41 g. Durchmesser: 25-26 mm. Achse: 10 Uhr.
Ref. RIC 382, Sear 5/1681, BMC 137.

Av. Gegenstempel AVG (A und V ligiert). Imitation eines Æ Asses aus Pannonien, sog. „Carnuntum-Typ“. Vgl. Ulrich Werz Nr. 33.
Rv. Gegenstempel 54, Untertyp 54/39. U. Werz, S. 168. Viereckige Form, darin die Buchstaben A, V und C; A und V sind ligiert. Lesung: AVG(usti) = Gabe des Augustus. Zuweisung: Imperator Caesar Divi filius Augustus. Datierung: mittel-spätaugusteisch.
mit freundlichem Gruß

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Re: Münzmeisterbronzen des Augustus: Dupondien 16 v.Chr.

Beitrag von mike h » So 15.03.15 14:27

Hallo Justus,

aufgrund deines Hinweises auf dieses Thema, setze ich sie hier nochmal rein:

Augustus (Nach 27 v. Chr - 14 n. Chr)

AV: CAESAR AVGVST PONT MAX TRIBVNIC POT / Portrait nach rechts / Gegenstempel AVG von Tiberius?

RV: M MAECILIVS TVLLVS III VIR AAA FF um SC

4,8 g / 25,5 x 27 mm / 05.00h

IMG_5946.JPG
IMG_5947.JPG

Besonders gefällt mir, das der Gegenstempel noch soviel vom Portrait übriglässt.

Und der hier:

Münzmeister müsste der M SALVIVS OTHO (III VIR AAA FF) um SC sein

AV: Portrait nach links / CAESAR AVGVST PONT MAX TRIBVNIC POT
IMG_5944.JPG
IMG_5945.JPG
ca 8,1 g / ca 26 mm / ca 05.00h

Martin

PS: Obwohl ich jetzt sehe, das die Stücke eigentlich auch hier nicht genau reinpassen--- falsche Münzmeister!
131 Köppe /201 (Kampmann)
1.) Ziel erreicht!

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