Unbekannter Constans

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Tejas552
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Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Di 08.12.15 22:49

Kann mir jemand bei der Bestimmung dieser Münze helfen?

DN CONST ANS PFAVG //VOT XX MVLT XXX / SMALE (?)

Sehr kleine Silbermünze: Durchmesser 1,5cm, vielleicht eine Halbsiliqua

Gewicht: 1,43 gr

Vielen Dank
Dirk
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kc
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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von kc » Di 08.12.15 23:10

Hallo,

Ich schätze, dass es ein versilberter Teilfollis aus Alexandria ist, ähnlich wie dieser :

http://www.acsearch.info/search.html?id=45963

Die Münzstätte könnte SMALA oder SMALE sein.

Grüße
kc

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justus
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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von justus » Mi 09.12.15 06:45

Constans
AE3 Follis, geprägt in den Jahren 347 – 348 AD (2. Gruppe) in der Münzstätte Alexandria.
Av. D N CONST-ANS P F AVG / Kopf mit Perlendiadem nach rechts.
Rv. VOT/XX/MVLT/ XXX in vier Reihen untereinander im Kranz. Im Abschnitt SMALA (A = 1. Offizin).
Ref. Alexandria RIC VIII 34, A. Seltenheitsgrad C3 (C = common = gewöhnlich)

In diesem Fall heißt das VOT/XX/MVLT/XXX soviel wie VOT(IS) XX (soluta) MVLT(IS) XXX (suscepta). Der Kaiser (Constans) hat also sein Gelübde für die vergangenen 20 Jahre (vota soluta) mit Erfolg absolviert und leistet nun ein weiteres Gelübde (vota suscepta) für die nächsten 10 Jahre.

Herfried (taurisker) hat die „Vota Soluta- bzw. Vota Suscepta-Gelübde“ vor einigen Jahren hier im Forum wie folgt erklärt:
taurisker hat geschrieben:Römische Münzen der Kaiserzeit, die schon seit Augustus, besonders oft seit der Zeit der Tetrarchie, vorkommen und deren Gepräge sich auf öffentliche Gelübde (lat. Vota publica), Versprechungen und Pläne der Kaiser beziehen. Die kaiserlichen Gelübde wurden meist beim Amtsantritt oder zu Jahresbeginn im folgenden Jahr abgelegt, vermutlich im Rahmen eines religiösen Zeremoniells oder waren begleitet von 5- oder 10-Jahresfeiern (Quinquennalien oder Decennalien). Wenn z.B. ein lange andauernder Krieg erwartet wurde, konnte die Siegesversprechung auf Jahre hinaus im voraus gemacht werden, meist wurden sie im 5- oder 10-Jahresrhythmus erneuert. Diese Münzen sind zu erkennen an den Aufschriften: V., VOT(IS) oder VOTA, das in Verbindung mit P(VBLICA) und SVSCEPTA (zukünftig noch einzulösende Gelübde) oder SOLVTA (bereits erfüllte Gelübde) und römischen Zahlen (meist V, X, XV, XX oder multis XX usw.) steht, die auf den Zeitraum der Versprechungen Bezug nehmen. Das Beschriftungssystem ist nicht durchgängig angewendet worden ("suscepta" und "soluta" fehlen zunehmend). Von Kaiser Probus (276-282 n.Chr.) existiert die Typenvariante eines Antoninian, die auf der Vs. seine Halbbüste mit Lanze und Schild zeigt, auf letzterem die Aufschrift VOTI X ET XX, obwohl er nur sechs Jahre regiert hat. Die römischen Votivmünzen zeigen oft Götter (besonders Victoria) und Kaiser im Zusammenhang mit Opferszenen. Die römischen Zahlen erscheinen oft auf Schilden und im Kranz.
Vota-Gelübde = Quinquennalien (5) - Decennalien (10) - Vicennalien (20) – Tricennalien (30)
kc hat geschrieben:Die Münzstätte könnte SMALA oder SMALE sein.
Ich tendiere eher zum 1. Offizin, also „A“, da ein fünftes Offizin, also „E“ im RIC nicht bekannt ist. Aber schön wäre es natürlich trotzdem, wenn deine Münze „NOT-IN RIC“, d. h. ein bisher unbekanntes Stück wäre, Dirk. :wink:
mit freundlichem Gruß

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Mi 09.12.15 07:27

Hallo Kc und Justus,

vielen Dank für die detaillierten Antworten. Ich habe die Möglichkeit, dass es sich um einen Follis handelt nie in Betracht gezogen. Die Münze besteht eindeutig aus Silber. Zudem ist sie nicht versilbert, sondern allen Anschein nach ist sie in Silber geprägt. Bei der Münzstätte habt ihr Recht ich ich lese SMALE, aber das E könnte auch ein verunglücktes A sein.

Im Bild sieht man es nicht so gut, aber die Münze besteht eindeutig aus Silber. Ich versuche mal ein besseres Foto zu machen.

Nochmals Danke
Dirk

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von justus » Mi 09.12.15 10:01

Tejas552 hat geschrieben:Im Bild sieht man es nicht so gut, aber die Münze besteht eindeutig aus Silber. Ich versuche mal ein besseres Foto zu machen.
Mir ist lediglich eine Siliqua des Constans aus Alexandria bekannt und diese ist dermaßen selten, dass ich nicht mal ein einziges Beispiel dafür im .NET finden konnte. Vgl. auch Bild einer Siliqua des Constantinus II. (Abb. 3) aus RIC Tafel 28 unten.
Abb. 3.JPG
Im RIC findet sich unter Alexandria RIC VIII 3 eine Siliqua des Constans aus dem Zeitraum zwischen dem 9. September 337 und dem Frühjahr 340, welche auf dem Av. lediglich ein nach oben blickenden Kopf mit Perlendiadem ohne Umschrift, sowie auf dem Rv. die Legende CONSTANS/AVG in zwei Reihen untereinander im Kranz aufweist. Dazu im Abschnitt nur ALE.

Die exakten Fakten deiner Münze finden sich im RIC (wenn ich mich nicht ganz irre) nur als Silbersud-Follis eben unter Alexandria RIC VIII 34, A.
Dass es sich um eine moderne Fälschung handeln könnte, glaube ich dagegen nicht. Vermutlich ist lediglich der "Silbersud" noch extrem gut erhalten. Ich besitze einige Trierer Maiorina mit ebenfalls 'exorbitant' gut erhaltener Versilberung.
mit freundlichem Gruß

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Mi 09.12.15 11:04

Hallo Iustus,

vielen Dank für die Hinweise und Erklärungen. Das ist wirklich sehr hilfreich. Vielleicht ist es wirklich so, dass der Silbersud aussergewöhnlich gut erhalten ist. Die einzigen nicht-destruktive Methode das Metall zu bestimmen sind vermutlich über das Volumen und das spezifische Gewicht von Silber oder über die Leitfähigkeit. Leider ist das zu wissenschaftlich für mich. Ich werde, demächst noch ein Foto machen und es hochladen. Für mich sehen die Oberflächen nicht nach Silbersud aus. Möglich wäre auch noch, dass es sich um eine Fälschung handelt - glaube ich aber nicht. Oder um einen Silberabschlag vom Follis-Stempel. Letzteres is aber vermutlich auch nicht sehr wahrscheinlich.

Gruss
Dirk

alex456
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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von alex456 » Mi 09.12.15 11:58

Hallo.
Sorry, meiner Meinung nach ist das eine Fälschung.

Gruß
Alex

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Mi 09.12.15 13:08

Hallo Alex,

ich kann eigentlich fast ausschliessen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Es handelt sich um einen Detektor-Fund, den ein Freund von mir auf einer sogenannten "Productive site", also eine Art antikem Werkplatz und Markt in Nordengland gemacht hat. Ich habe damals noch in England gelebt. Dort wurden vor allem Angelsächsische Sceatta gefunden, aber auch römische Münzen.

Ich habe die Münze schon seit 1992. Sie war nie im Handel und ich habe seither auch kein zweites Stück gesehen. Wenn es eine Fälschung wäre, dann müsste sie dort vor 1992 von einem Fälscher oder dessen Opfer verloren oder deponiert worden sein. Dies ist eher unwahrscheinlich.

Gruss
Dirk

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Mi 09.12.15 13:41

alex456 hat geschrieben:Hallo.
Sorry, meiner Meinung nach ist das eine Fälschung.

Gruß
Alex
Du hast natürlich recht. Das falsche Metall macht stutzig. Allerdings gibt es Beispiele dafür, dass gelegentlich im "falschen" Metall geprägt wurde. So gibt es Bronze- und Silberabschläge von Aureus-Stempeln und Goldprägungen aus Denarstempeln usw. Im 18. und 19. Jahrhundert sind solche Abschläge häufig anzutreffen. Möglich dass auch in der Antike Proben in "falschen" Metallen hergestellt wurden die dann nicht dem Umlauf dienten.
Ich habe noch einen scheinbar silbernen Quintillus Antonninian. Allerdings ist diese Münze tatsächlich nur scheinbar aus Silber. Vielmehr trägt sie einen ungewöhnlich starken Silbersud. Diese Münze habe ich Numismatikern am British Museum vorgelegt, und eine mögliche Erklärung war, dass die Münze versehentlich mehrere Versilberungsdurchläufe gemacht hat. Ich werde ihn demnächst mal hier zeigen.

Gruss
Dirk

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Pscipio » Mi 09.12.15 19:48

Auf dem Foto wirkt die Münze völlig unverdächtig. Wie reinhaltiges Silber sieht das nicht aus, aber um ihre Metallbeschaffenheit ernsthaft beurteilen zu können, müsste man sie natürlich in der Hand haben.

Lars
Nata vimpi curmi da.

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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von Tejas552 » Mi 09.12.15 20:27

Hallo Lars,

ich denke wenn die Münze offensichtlich aus Kupfer/Bronze wäre, dann käme niemand of die Idee, dass es eine Fälschung sein könnte.

Ich habe nochmals Fotos gemacht. Ich bekomme die echte Färbung nicht hin. Auf den Bildern sind leichte Bronzetöne zuerkennen, die im Original nicht vorhanden sind. Original sieht die Münze schlicht wie eine normale Silbermünze aus ohne auch nur den leisesten Anschein von Kupfer oder Silbersud.

Das Stück bleibt rätselhaft.

Gruss
Dirk
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Re: Unbekannter Constans

Beitrag von alex456 » Mi 09.12.15 20:49

Hmm... Wenn ich nach diesen Bildern gehe glaube ich auch an echte Münze mit Silbersud.

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