Imitativer Aureus

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Tejas552
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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Di 05.04.16 17:43

Ich suche immer noch nach dem Vorbild des Brenderup-Aureus - bisher leider ohne Erfolg.

Gruss
Dirk

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Pscipio » Di 05.04.16 18:08

Ich würde am ehesten eine wilde Nachahmung einer Profectio-Rückseite vermuten:

https://www.acsearch.info/search.html?id=721048
https://www.acsearch.info/search.html?id=280214

Oder aber eine Adventus-Darstellung:

https://www.acsearch.info/search.html?id=584258

Das Porträt deutet sicherlich auf severische Vorbilder hin.

Lars
Nata vimpi curmi da.

shanxi
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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von shanxi » Di 05.04.16 19:03

...und wenn man mehr Pferdebeine haben möchte noch diese mit drei Reitern und 10 Beinen.

http://www.dirtyoldcoins.com/roman/id/car/car212.jpg

passt aber auch nicht so ganz.

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Mynter » Sa 09.04.16 10:02

Die Forscherin am Kopenhagener Münzkabinett, von der ich die Bilder des Brenderup- Aureus bekommen habe, hat zum Thema Imitationen römischer Goldmünzen mehrfach veröffentlicht. Hier ein Paper auf Englisch: https://www.academia.edu/1286312/IMITATIONS_IN_GOLD
Hier steht, dass von den 10 inDänemark gefundenen Imitationen, sieben dem 2. bis 3. Jahrhundert zugeordnet werden. Mit einem Severer liegen wir also beim Stück aus Brenderup sicher nicht schlecht.
Grüsse, Mynter

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Mynter » Sa 09.04.16 12:00

Eben beim Stöbern gefunden. Zwar Rindsviecher und keine Pferde, aber das angenutzte Münzbild veranschaulicht ganz schön, wie aus zweien fast eines wird. Ob man mit diesem Stück als Vorlage nicht ebensogut ein achtbeiniges Tier, wie zwei Vierbeinige schneiden kann ?
Denar Vespasian RIC I 951.jpg
Grüsse, Mynter

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Sa 09.04.16 12:04

Hey Mynter,

vielen Dank für den Link. Sehr interessanter Artikel.

Gruss
Dirk

PS Ich habe 20 dieser Münzen in meiner Sammlung. Diese Münzen sind weitaus häufiger als es die geringen Zahlen in der Literatur erscheinen lassen.

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Mynter » So 10.04.16 22:50

Tejas552 hat geschrieben:Ich suche immer noch nach dem Vorbild des Brenderup-Aureus - bisher leider ohne Erfolg.

Gruss
Dirk
Es ist wohl gar nicht mal gesagt, dass es eine Vorlage gibt. Ich habe heute noch einen weiteren Artikel von Helle Horsnæs gelesen ( https://www.academia.edu/9939693/Approp ... imitations ) ,in dem die Theorie aufgestellt wird, dass es ausserhalb des römischen Reiches eine Nachfrage für goldene Schmuckutensilien mit dem Aussehen von römischen Goldmünzen gab, zu deren Befriedigung nicht unbedingt ein bestimmter Goldmünzentyp nachgeahmt werden musste, solange das Stück mit einer Kaiserdarstellung auf der einen und einer beliebigen münzähnlichen Darstellung auf der anderen Seite ausgestattet war. Insofern kann jede ( nur römische ? ) Münze, die ein Goldschmied zur Verfügung hatte als Muster verwendet worden sein. Man darf wohl auch nicht ausschliessen, dass solche Nachahmungen anhand von Nachahmungen geschaffen wurden.
Besonders spannend fand ich die Formulierung, wonach diese Imitationen eventuell gleich " ab Werk "gelocht oder mit einer Öse versehen sein konnten.
Zuletzt geändert von Mynter am Mo 11.04.16 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse, Mynter

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Mynter » So 10.04.16 22:51

Doppelt
Grüsse, Mynter

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Mo 11.04.16 14:30

Hallo Mynter,

ich vermute, dass es zu den meisten imitativen Aurei und Solidi römische Vorlagen gab. Wenn ich das richtig sehe, dann ist das Forschungsmaterial (also die Anzahl der Münzen) dieser Autoren relative eingeschränkt. Zudem sind die Autoren keine Numismatiker, bzw. Leute die schon sehr viele römische Aurei gesehen haben und leicht einen Zusammenhang herstellen können. Gelegentlich handelt es sich um Imitationen von Imitationen, bei denen die Vorlage immer weiter in den Hintergrund rückt, und nur noch schwer bestimmbar ist. Ich denke auch, dass diese Münzen vorallem als Ornament, bzw. Auszeichnungen, oder Standesabzeichen produziert und verwendet wurden. Der Bezug zu monetären Münzen besteht darin, dass der Auslöser dieser Praxis die Zahlungen römischer Kaiser und Feldherren an verdiente Offiziere und Truppen war. Einige Exemplare wurden auch in Deutschland gefunden. Leider habe ich hierzu keine Referenz.
Es gibt drei Varianten: Ungelocht und ungehenkelt (selten), gehenkelt (relativ selten) gelocht (sehr häufig). Die Tatsache, dass es auch ungelochte und ungehenkelte Exemplare gibt, spricht dafür, dass die Münzen auch als Münzen dienten, oder zumindest nicht immer gleich nach der Herstellung mir Loch oder Henkel versehen wurden. Die Lochungen sind meistens recht nachlässig durchgeführt. So wurden die Münze nicht gebort, sondern durchschlagen. Die Ausrichtung des Münzbildes spielte dabei nicht immer eine grosse Rolle.

Gruss
Dirk

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von justus » Di 12.04.16 07:56

Tejas552 hat geschrieben:Es gibt drei Varianten: Ungelocht und ungehenkelt (selten), gehenkelt (relativ selten) gelocht (sehr häufig). Die Tatsache, dass es auch ungelochte und ungehenkelte Exemplare gibt, spricht dafür, dass die Münzen auch als Münzen dienten, oder zumindest nicht immer gleich nach der Herstellung mir Loch oder Henkel versehen wurden. Die Lochungen sind meistens recht nachlässig durchgeführt. So wurden die Münze nicht gebort, sondern durchschlagen. Die Ausrichtung des Münzbildes spielte dabei nicht immer eine grosse Rolle.
Nicht jede als Schmuckstück hergestellte Aureus-Imitation muss zwangsläufig "gehenkelt oder gelocht" worden sein. Ungelochte bzw. ungehenkelte Imitationen können als Schmuckstücke auch nur mit einer entsprechenden Fassung (gefasst) versehen worden sein, was bei römischen Goldmünzen nicht nur bis in die heutige Zeit vorkommt, sondern auch gegen eine Verwendung dieser Goldstücke als "Münzen" (Umlaufgeld) spricht.

Eine weitere Theorie zu barbarischen Aureus-Imitationen:

Indian Imitations and coins used as jewellery in India. Roman trade reached as far as China into the East. India was a regular trade partner over the Red Sea. Traders established trading stations all along the Western shore of India, with Roman coins (and their imitations) commonly found there. Severian Coins seem to be the last gold coins found there.

http://www.romancoins.info/Celtic3.html (siehe Indian Imitations)
mit freundlichem Gruß

IVSTVS
-----------------------------------------------
http://www.muenzfreunde-trier.de/
http://www.muenz-board.com/
Veröffentlichungen

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von antoninus1 » Di 12.04.16 08:37

Bei CNG gab es kürzlich eine Auktion, bei der eine Sammlung von in Indien gefundenen römischen Münzen und von indischen Kopien römischer Münzen aus der Sammlung Dr. Lawrence A. Adams versteigert wurde:

http://cngcoins.com/Search.aspx?IS_ADVA ... IEW_TYPE=0

Ihr müsst ´runterscrollen, die sind absteigend sortiert.

Hier gibt´s frühe originale Aurei (meist mit Prüfhieb), barbarisierte Kopien, teils mit korrekter Umschrift (kombiniert mit nicht korrekter), teils mit Trugschrift, und in der Regel zweifach gelochte Imitationen.

Zeitlich geht´s bis Theodosius II. und Anastasius I.
Gruß,
antoninus1

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Di 12.04.16 09:38

Hallo Antoninus1

sehr interessant. Allerdings handelt es sich bei einigen dieser "indischen" Imitationen eindeutig um Münzen aus Osteuropa, also der Gegend er heutigen Ukraine. CNG 366, Lot 44 ist Stempelgleich mit dieser Münze von Künker
https://www.acsearch.info/search.html?id=1520267

Bei der Künker Münze war ein Beilegzettel, der auf den Fund der Münze Ende des 19. Jh. in der Ukraine verweisst. CNG 366, Lot 47 ist ebenfalls Stempelgleich mit Exemplaren aus der Ukraine. Offenbar ist die Zuordnung dieser Münzen nicht ganz einfach.

Gruss
Dirk

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Di 12.04.16 11:23

justus hat geschrieben: Nicht jede als Schmuckstück hergestellte Aureus-Imitation muss zwangsläufig "gehenkelt oder gelocht" worden sein. Ungelochte bzw. ungehenkelte Imitationen können als Schmuckstücke auch nur mit einer entsprechenden Fassung (gefasst) versehen worden sein, was bei römischen Goldmünzen nicht nur bis in die heutige Zeit vorkommt, sondern auch gegen eine Verwendung dieser Goldstücke als "Münzen" (Umlaufgeld) spricht.

Hallo Justus,

das ist auch eine Möglichkeit. Allerdings gibt es im Corpus der Exemplare aus der Ukraine (rund 300 Stück) kein einziges Exemplar mit einer Fassung. Offenbar verwendeten die "Barbaren" zu dieser Zeit und in dieser Region keine Fassungen:

http://barbarous-imitations.narod.ru/in ... netam/0-87

Ich denke, die ungelochten und ungehenkelten Stücke warteten entweder noch auf Henkelung oder Lochung oder wurden ungelocht und ungehenkelt verwendet. Letzteres scheint am wahrscheinlichsten, weil einzelne Exemplare von imitativen Aurei ohne Loch und Henkel in Gräbern gefunden wurden. Ob ihnen damit Geld-Charakter zukommt ist natürlich nicht klar.

Gruss
Dirk

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Mynter » Mi 13.04.16 22:04

Tejas552 hat geschrieben:
justus hat geschrieben: Nicht jede als Schmuckstück hergestellte Aureus-Imitation muss zwangsläufig "gehenkelt oder gelocht" worden sein. Ungelochte bzw. ungehenkelte Imitationen können als Schmuckstücke auch nur mit einer entsprechenden Fassung (gefasst) versehen worden sein, was bei römischen Goldmünzen nicht nur bis in die heutige Zeit vorkommt, sondern auch gegen eine Verwendung dieser Goldstücke als "Münzen" (Umlaufgeld) spricht.

Hallo Justus,

das ist auch eine Möglichkeit. Allerdings gibt es im Corpus der Exemplare aus der Ukraine (rund 300 Stück) kein einziges Exemplar mit einer Fassung. Offenbar verwendeten die "Barbaren" zu dieser Zeit und in dieser Region keine Fassungen:


Gruss
Dirk
So steht es ebenfalls in den ( wenigen ) Artikeln, die ich , ausgelöst durch diesen Thread, gelesen habe. Wirklich ein spannendes Thema. Bei mir geht die römische Reise zwar immer mehr in Richtung Trajan, aber solche Grenzgebiete finde ich ungemein interessant.
Grüsse, Mynter

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Re: Imitativer Aureus

Beitrag von Tejas552 » Do 14.04.16 14:53

Interessant ist auch der historische Zusammenhang zwischen den imitativen Aurei in Dänemark und in Südosteuropa. Wie es aussieht werden hiefür Kriegerzüge verantwortlich gemacht, die unter dem bekannten Namen Heruler aktiv waren. Diese Heruler waren in dem Sinne kein Volk, sondern skandinavische Kriegergruppen (vielleicht auch Händler) ganz im Sinne der späteren Vikinger oder Varänger.

Die dänische Autorin erwähnt auch drei Exemplare die in Deutschland gefunden wurden, darunter mindestens eine Probus-Imitation. Ich denke, es sind deutlich mehr Exemplare in Deutschland (Norddeutschland) gefunden worden. Leider wurden sie nie als Gruppe erfasst und veröffentlicht.

Im Norden sind diese Aureus-Imitationen vermutlich die Vorläufer der späteren Gold-Brakteaten. Im Südosten hatten sie vermutlich ein Nachleben in den barbarischen Grossmedallionen, die z.B. im Schatzfund von Szilàgy-Somlyó enthalten waren.

Gruss
Dirk

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