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Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Mo 08.08.16 17:54
von Perinawa
Zu den "tickets" der Universität Leiden: Vielleicht weiss Liesbeth Claes etwas (zur Erinnerung: Sie hat sich eingehend mit den alexandrinischen Commodi-Denaren beschäftigt)... und sie arbeitet an der Uni Leiden :)

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Mo 08.08.16 19:09
von justus
Wie ich etwas erstaunt feststellen konnte, besitze ich noch einige weitere Münzen mit alten Münzkärtchen. Bevor ich ein "Schmankerl" aus der, wie ich vermute, altehrwürdigen Sammlung des Hofrates Bißinger vorstelle, hier eine Antoninian des Philippus I. Arabs mit Münzbeschreibung auf dem Münzbriefchen aus den Jahren 1939ff.
Philippus I. Arabs von 1939 (n).jpg
Philippus I. Arabs
AR-Antoninian, Rom 247 n. Chr.
Av. IMP M IVL PHILIPPVS AVG / Drapierte, gepanzerte Büste mit Strahlenkrone n. r.
Rv. ANNONA AVG / Annona n. l. stehend, hält Füllhorn in der l. und Kornähren über Galeere zu ihren Füßen in der r. Hand.
Gewicht: 4,31 g. Durchmesser: 21 - 22 mm. Stempelachse: 11 Uhr.
Ref. RIC 29, RSC 32, Sear 5/8924.
Philippus I. Arabs - Münzkärtchen von 1939 (1n).jpg
Philippus I. Arabs - Münzkärtchen von 1939 (2n).jpg

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 09.08.16 14:27
von Numis-Sven
Das CoJoBo hat leider keine alte Sammlung, allerdings wird die vorhandene Sammlung, wie einigen bekannt sein sollte, auch zu Lehrzwecken verwendet. Ich habe vor den Sommerferien die Möglichkeit meiner Latein-Lehrerin wahrgenommen, einen Vortrag über das römische Münzsystem zu halten. Dabei konnte jeder Schüler einen frühen Römer bestimmen. Für eine neunte Klasse kam das super an.
lg Sven

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 09.08.16 19:42
von tilos
Auch wenn es nur eine Medaille ist, möchte ich das Stück hier trotzdem einmal zeigen, da nicht nur das historische Etikett überliefert ist, sondern auch die ursprüngliche Holzdose. Gehört zu meinen Lieblingsstücken.

Gruß
Tilos

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: So 14.08.16 13:29
von Perinawa
Liesbeth Claes schrieb mir zu den Münzen der Uni Leiden folgendes:

"[...]
Remarkably, these coins with the old labels! They are adorable!
I do not know a lot about about their history, but I know that some 15 à 20 years ago some specimens of the collection at Leiden were sold ( a total shame I think!). I will inquire my elder colleagues about the history of these coins! I will keep in touch!

Kind regards, Liesbeth"

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: So 14.08.16 14:17
von shanxi
Das ist doch schon einmal eine gute erste Info.

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: So 14.08.16 14:53
von Pinneberg
Jetzt erwarte ich sehnsüchtig Justu's nächstes Stück! :D

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Mo 15.08.16 22:50
von justus
Heute möchte ich euch ein weiteres Stück mit einem interessanten Münzkärtchen aus meiner Sammlung vorstellen, welches mir ob seiner Herkunft allerdings etwas Kopfzerbrechen bereitet. Erstanden habe ich das gute Stück im Juni 2008 bei Numismatik Lanz in einer ebay-Auktion für den äußerst geringen Betrag von nur 6,05 EUR. In der zugehörigen Münzbeschreibung war seinerzeit nicht von einem Münzkärtchen die Rede.

Umso erfreuter war ich denn auch, als aus dem Münzbriefchen zusätzlich zur Münze (siehe Abb. 1) auch noch ein relativ neuzeitlich erscheinendes Kärtchen auftauchte, auf welchem folgendes zu lesen war (siehe Abb. 2): „Bißinger 796 / Caracalla / 211 – 17 / P.B. (durchgestrichen) Stammt aus / Bombentrümmern / C 155 var (durchgestrichen) und Brand=.
Caracalla (NF).jpg
Caracalla (211-217)
Antike Gussfälschung eines Denars (Bronze).
Av. ANTONINVS PIVS – AVG BRIT / Belorbeerte Büste n. r.
Rv. MARTI PROPV – GNATORI / Mars geht nach links, hält Speer und schultert Trophäe.
Gewicht: 3,34 g. Durchmesser: 19 mm.
Ref. vgl. RIC 223, Sear 5/6819, BMCRE 87, RSC 150.
Sammlung Bissinger - Münzkärtchen (NF).jpg
Die Nummerierung „Bißinger 796“ ließ mich sofort an die Katalognummer einer größeren Sammlung denken. Bei den Recherchen zu dem Namen „Bißinger“ stieß ich schon nach kurzer Suche auf eine ehemals sehr bedeutende Sammlung eines ehemaligen Geheimen Hofrats, namens Karl Bissinger, geboren 1845 in Karlsruhe, gestorben 1910 in Pforzheim, der in seinem Testament der Stadt seine schon zur damaligen Zeit exklusive und äußerst wertvolle Sammlung mit 14.000 Münzen vermacht hatte. Vertreten waren darin unter anderem auch zahlreiche griechische und römische Münzen.

Auszüge aus der Serie »GESCHICHTSORT ARCHIV« (Münzsammlung Bissinger):
Aufgrund der großzügigen Stiftung wurde der Raum 11 im Reuchlinmuseum am Schloßberg das „Bissingerzimmer“ genannt. Um 1936 führt Alfons Kern in seinem Büchlein „Das Pforzheimer Reuchlin Museum“ aus, dass die „wertvolle Sammlung ältester Münzen bis zur Neuzeit den Raum völlig beherrscht“. Der Wert der „wohlgeordneten“ Sammlung wurde in einer damaligen Fachzeitschrift mit 20.000 Mark angegeben, was heutzutage rund 100.000 Euro entspräche.
Sammlung Bissinger.jpg
Abb. 3: Schulpädagoge, Heimatforscher und Münzsammler: Die wertvolle Sammlung des Geheimen Hofrats Karl Bissinger, dem Pforzheim zur zweiten Heimat wurde, soll in Kürze vollständig erfasst und katalogisiert sein (StadtA PF S1-29-Bissinger-Karl)
Während des 2. Weltkriegs entschloss man sich, die Münzsammlung zusammen mit anderen Unterlagen im Keller des Hilda-Gymnasiums zu deponieren. Der verheerende Luftangriff des 23. Februar 1945 beschädigte den Münzschatz jedoch ganz erheblich: Teilweise waren die Münzen geschmolzen, viele schwer in Mitleidenschaft gezogen. „Dennoch konnten überraschenderweise nach und nach rund 13.500 Münzen in mühseligster Arbeit geborgen werden“, wie Harald Katz erklärt.

Da auch sämtliche Unterlagen verlorengegangen waren, wurden die losen Münzen nach einer ersten fachlichen Säuberung dem Leiter des Münzkabinetts des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, Prof. Dr. Friedrich Wielandt, für eine Neubestimmung übergeben. Ein fertiggestellter Teilbestand von etwa 2.000 Stücken wurde 1984 dem Heimatmuseum in Brötzingen übergeben und dort ausgestellt. Im Jahr 2005 erfolgte dann anhand der vorhandenen Beschriftung eine Katalogisierung durch den Numismatiker Dr. Holger Komnick von der Universität in Frankfurt am Main; seit 2009 werden die Münzen im Stadtarchiv verwahrt. Als der noch in Karlsruhe verbliebene Teil zwei Jahre später nach Pforzheim zurückkehrte, war die Sammlung wieder vereinigt.
Was mir nun etwas Kopfzerbrechen bereitet ist die Frage, ob es sich bei diesem ganz offenbar auch dem äußeren Anschein nach „brandversehrten“ Stück um ein Ex. aus der oben genannten Sammlung Bißinger handeln könnte und warum es 2008 bei Numismatik Lanz zum Verkauf angeboten wurde ? Ich selbst vermute, dass dieses Stück auf Grund seiner starken Brandspuren schon an der Universität in Frankfurt am Main 2008 aussortiert und über den Münzhandel versteigert wurde.

Und so kam das gute Stück wohl letztendlich in meinen Besitz. :)

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Mo 15.08.16 23:01
von Peter43
Spannende Geschichte!

Jochen

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 16.08.16 07:07
von Alm-Öhi
Du kannst ja mal nachschauen, ob dein Stück hier Erwähnung findet:
Bissinger, Funde römischer Münzen im großherzogtum Baden
Vielleicht schliesst sich dann der Kreis deiner Münze.

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 16.08.16 11:13
von Tejas552
Interessant! Ich lege eigentlich keinen Wert auf alte Kärtchen, aber ich habe mehrere Ostgoten aus der Bissinger-Sammlung.Mindestens eine der Münzen (eine Viertelsiliqua des Baduila-Tejas) wurde in Friedländers Buch "Die Münzen der Ostgoten" von 1844 veröffentlicht.

Offenbar sind also auch hochwertige Münzen aus der Bissinger-Sammlung in den Handel gekommen. Die Karten habe ich zum Glück aufgehoben.

Gruss
Dirk

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 16.08.16 11:48
von justus
Alm-Öhi hat geschrieben:Du kannst ja mal nachschauen, ob dein Stück hier Erwähnung findet:
Bissinger, Funde römischer Münzen im großherzogtum Baden
Vielleicht schliesst sich dann der Kreis deiner Münze.
Vielen Dank für den interessanten Link, Alm-Öhi! :)

Habe mir tatsächlich mal die Mühe gemacht und die Fundlisten nach meinem Denar durchsucht und ... könnte tatsächlich fündig geworden sein. In Bissingers 1. Verzeichnis (Funde römischer Münzen im Grossherzogtum Baden, Karlsruhe 1889) ist unter „Baden Fundstelle 108“ (vermutlich ein größerer Hortfund) auf Seite 20 unter der Inventarnummer 447 tatsächlich ein Denar des Caracalla mit Ref. Cohen 150 (siehe Abb.) aufgeführt. Nun ist dieser Fund allerdings nur als "DN", d. h. Denar gekennzeichnet.

Andererseits scheint Bissinger AE Denare als solches nicht extra ausgewiesen zu haben. Erwähnung finden lediglich einige wenige "Gefütterte Denare", sowie der Begriff "Falsche Münzen", womit aber wohl eher moderne Fälschungen gemeint sein dürften.
I - S. 19 (NF).jpg
I - S. 20 (NF).jpg

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 16.08.16 21:54
von Tejas552
Ich habe gerade mal nachgeschaut. Ich habe vier Ostgoten aus der Bissinger-Sammlung. Die Kärtchen sehen genauso aus wie oben. Ich habe die Nummern 148, 189, 256 und 839.
Die Karten wurden von der gleichen Hand wie die oben geschrieben.

Gruss
Dirk

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: So 21.08.16 12:57
von Perinawa
Für die Eigentümer der Uni-Leiden-Münzen schrieb mir Liesbeth Claes heute noch folgendes:

I have emailed my colleague at Leiden Museum of Antiquities. He told me that there was indeed a seperate numismatic collection under the direction of P.O. van der Chijs, so next to the one of the museum.
The collection is not anymore hosted at the museum, and Paul Beliën, the curator of the national numismatic collection of the Netherlands must be the one who knows where the university collection has end up.
I organise a numismatic course with Paul in October, so I know him very well and will contact him further about this matter. I will keep in touch!

Re: Münzen aus alten Sammlungen mit Kärtchen

Verfasst: Di 23.08.16 07:53
von Perinawa
Noch eine klarstellende Nachricht von Liesbeth Claes:

I received a message from Paul Beliën. He stated that the specimens on ebay belonged to the collection of the University of Leiden, after which they were donated to the Royal Coin Cabinet, which was at Leiden as well.

As several collections were donated to the Coin Cabinet, the Cabinet had may doubles, which they sold in the seventies, among which some of the Leiden University.



Hope this clarifies a lot! Kind regards, Liesbeth