Imitationen der Siliquae des Honorius

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 20:42

Die Siliquae im Namen des Honorius wurden an verschiedenen Orten in Europa nachgeahmt. Die bekanntesten Imitationen sind jene der Wandalen in Afrika, aber es gibt auch Imitationen aus anderen Gebieten. Ich interessiere mich sehr für diese Münzen und möchte hier mal einige Exemplare aus meiner Sammlung vorstellen. Falls jemand Münzen hat, die in dieses Gebiet passen, dann wäre ich sehr daran interessiert diese zu sehen.

Ich fange mal an mit einer imitativen Siliqua der Wandalen. Die wandalischen Siliquae zeichnen sich dadurch aus, dass die Schrötlinge knapp und dick sind. Die Wandalischen Siliqua imitieren ausschliesslich die Siliquae des Honorius von der Münzstätte Rom.

Der Münzherr des gezeigten Stücks war zweifellos König Gaiserich (428-477). Die Münze gehört an den Anfang der wandalischen Serie. Sie wurde vermutlich kurz nach 440 n. Chr geprägt, also nachdem die Wandalen Karthago erobert hatten.

Sie ist relativ gross und dick und zeigt einen guten Stil. Die früheste Prägungen der Wandalen sind sehr selten.
Gewicht: 1.68 Gr.

Gruss
Dirk
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 20:46

Hier ist gleich ein zweites Stück. Ebenfalls eine wandalische Siliqua im Namen des Honorius. Auch diese Münze dürfte unter König Gaiserich entstanden sein. Allerdings dürfte sie später geprägt worden sein als die oben gezeigte Münze.

Gewicht : 1.6 Gr.

Gruss
Dirk
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 20:53

... und eine weitere wandalische Siliqua im Namen des Honorius. Diese Münze gehört zu den letzen Münzen die im Namen des Honorius geprägt wurden. Das Porträt ist stilistisch mit den Münzen die König Gunthamund prägen lies verbunden, d.h. derselbe Graveur arbeitete noch unter Gunthamund (484-496). Die gezeigte Münze wurde aller Wahrscheinlichkeit nach unter seinem Vorgänger König Hunerich (477-484) geprägt, also rund 50 Jahre nach Honorius Tod.

Gewicht: 1.2 Gr.

Gruss
Dirk
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 21:10

Nun wird es etwas schwieriger mit der Zuweisung. Die folgenden drei Siliquae im Namen des Honorius zeigen die typischen Merkmale wandalischer Imitationen (z.B. knapper und dicker Schrötling). Allerdings sollen zwei der Münzen in Portugal (bei Braga) gefunden worden sein. Falls das stimmt, wären sie möglicherweise den Sueben zuzuordnen - Könige Hermerich, Rechila oder Rechiar. Das Schöne an dieser Zuweisung wäre, dass dann die berühmte Siliqua im Namen des Rechiar (von der nur 3 Exemplare bekannt sind) nicht mehr isoliert dastehen würde. Es gäbe dann, genau wie bei den Wandalen, eine rein imitative Vorgängerserie. Allerdings bleibt dies Spekulation.

Falls die Münzen den Wandalen zuzuordnen sind, gehören sie schätzungsweise in die Zeit um 460/470 n.Chr.

Gruss
Dirk

PS: Hier mein Aufruf. Falls jemand ein stilistisch ähnliches Stück kennt oder hat wäre ich über eine Rückmeldung sehr dankbar. Falls eine Zuordnung zu den Sueben gelänge, wäre dies eine numismatische Sensation.
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 21:16

Hier ist noch eine wandalische Siliqua im Namen des Honorius. Das Stück zeigt typische Merkmale einer wandalischen Imitation, allerdings ist der Stil ungewöhnlich und die Münze ist sehr schwer.

Gewicht: 2.02 Gr.

Gruss
Dirk
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Delyon » Di 24.01.17 21:20

Habe zwar kein eigenes Exemplar beizusteuern, aber danke fuers Zeigen und die Erlaeuterung deiner tollen Stuecke! Diese vandalischen Honorius-Imitationen waren ein mir bisher gar nicht bekanntes Stueck spaetantiker Muenzgeschichte.

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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 21:42

Die folgenden drei Siliqua-Imitationen im Namen des Honorius dürften den meisten hier nicht bekannt sein. Diese Winzlinge werden den Westgoten zugeordnet. Sie haben einen Durchmesser von nur rund 0.5 cm bei einem Gewicht von rund 0.6 - 0.7 Gr. Im Gegensatz zu den Imitationen der Wandalen, die die Gepräge Roms mit VRBS ROMA Legende imitieren, waren hier auch Siliquae von Mailand und anderen Münzstätten Vorbild (VICTORIA AVGG). Diese Münzen sind nicht so selten, wie einige Autoren behauptet haben. Ich habe drei Exemplare in meiner Sammlung und habe einige mehr gesehen. Alle Exemplare stammten von unterschiedlichen Stempeln und ich vermute, dass diese Münzen einst in grosser Zahl hergestellt wurden.

Die Münzen gehören in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts. Da sie in Spanien geprägt worden sind, werden sie meistens König Wallia (415-419) zugewiesen. Diese Zuweisung ist aber alles andere als gesichert.

Gruss
Dirk
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Di 24.01.17 21:53

Zum Abschluss noch zwei Honorius-Imitationen aus Britannien. Die obere Münze ist aus meiner Sammlung. Sie wurde in Walcott bei Folkingham in Lincolnshire gefunden. Die zweite Münze gehört mir leider nicht. Ich bin aber ziemlich sicher, dass sie auch in Britannien entstanden ist. Ich vermute, dass diese Imitationen um 410 n. Chr. geprägt wurden, als Rom die Provinz offiziell aufgegeben hat, bzw. der Nachschub an offiziellen Münzen durch den Barbareneinfall von 406 nach Gallien abgerissen ist. In diesem Jahr sind Wandalen, Alanen, Sueben und Burgunder über den Rhein gezogen und haben in den Folgejahren Galllien und Spanien verwüstet. Erst die Westgoten konnten dann als römische Föderaten dem Treiben in Spanien ein Ende setzten. Alle hier gezeigten Honorius-Imitationen stehen also in gewisser Weise mit diesem historischen Ereignis von 406 n.Chr. in Verbindung.

Gruss
Dirk

PS: Falls jemand Honorius-Imitationen besitzt, wäre ich sehr daran interessiert, diese zu sehen.
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von didius » Mi 25.01.17 08:29

Hallo Dirk,

dann steuere ich hier mal meinen einzigen "vandalischen" Honorius bei.

Leider komme ich gerade nicht an die wichtigen Informationen zu Gewicht und Durchmesser ran :(

Mit einer genaueren Zuordnung habe ich mich bisher allerdings noch nicht beschäftigt.

Grüße
Daniel
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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von Tejas552 » Mi 25.01.17 11:24

Hallo Daniel,
Ein besonders schönes und, wie ich meine, frühes Stück. Ich schätze, das die Münze in den 440er oder 450er Jahren entstanden ist, also unter Gaiserich.
Gruss
Dirk

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Re: Imitationen der Siliquae des Honorius

Beitrag von didius » Do 26.01.17 14:05

Hallo Dirk,
vielen Dank schon mal für deine Einschätzung.
Vielleicht zeigen ja die Forumskollegen auch mal ihre Schätze :)

Gruß Daniel

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