Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Tejas552 » Di 30.01.18 07:23

Ich habe vor kurzem diese spektakuläre Maiorina des Arcadius erworben. Die Erhaltung is wirklich umwerfend, vor allem für diese Prägungen, die meistens starke Nutzungsspuren aufweisen oder nachlässig geprägt wurden.

Auf der Rückseite erkennt man über dem knienden Barbaren ein T. Auf Münzen diesen Typs von anderen Münzstätten ist an dieser Stelle ein Kreuz oder die Fläche ist leer. Ist eigentlich dieses T als Tau-Kreuz zu verstehen? Das Tau-Kreuz wird auch ägyptisches Kreuz genannt und die Münze wurde in Alexandria geprägt. Das würde also auch passen. Ich glaube es gibt auf diesen Münzen an dieser Stelle keine anderen Buchstaben oder Zeichen; nur Kreuz, T oder gar nichts.

Gruss
Dirk
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Peter43
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Peter43 » Di 30.01.18 15:10

Hallo Dirk!

Zum Tau-Rho fehlt mir doch der Bogen des Rho. Schau mal auf meine Münze.

Es heißt auch Staurogramm, von giech. ΣΤΑVΡΟΣ = Kreuz, wobei das T und das R als Monogramm genommen wurden. Das Henkelkreuz hat doch eine ganze andere Form!

Jochen
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Posa » Di 30.01.18 17:29

Hallo Dirk,

entscheidend dürfte sein, ob bei diesem Typ WIRKLICH nur Kreuz oder T zu sehen sind, das würde die Zeichen natürlich ggf. austauschbar machen. Das LCI weist für diesen Zeitraum auf den Charakter des Kreuzes als Siegeszeichen mehrfach hin. Würde ja passen. Das TAU-Kreuz ist historisch aber etwas schwer zu fassen, weil die Originalbelege für diese Zeit nicht gerade üppig sind. Mir ist nichts bekannt, dass die spätantike christliche Kunst Ägyptens das Tau-Kreuz präferiert oder in besonderem Maße verwendet.
Aber ausgeschlossen ist deine Theorie nicht. (@Jochen: Dirk geht nicht vom Staurogramm aus, sondern von T=Taukreuz)

Gruß Posa

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Peter43 » Di 30.01.18 19:03

Mea culpa ! Aber davon hatte ich in Zusammenhang mit Münzen noch nie etwas gehört.

Jochen
Zuletzt geändert von Peter43 am Sa 03.02.18 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Tejas552 » Di 30.01.18 19:28

Peter43 hat geschrieben:Hallo Dirk!

Zum Tau-Rho fehlt mir doch der Bogen des Rho. Schau mal auf meine Münze.

Es heißt auch Staurogramm, von giech. ΣΤΑVΡΟΣ = Kreuz, wobei das T und das R als Monogramm genommen wurden. Das Henkelkreuz hat doch eine ganze andere Form!

Jochen
Hallo Jochen,

sehr schöne Münze. Aber wie mein Vorredner schreibt, ich vermute, dass das T als Tau-Kreuz gedacht ist. Laut Wikipedia war das Tau-Kreuz in der Antike insbesondere in Ägypten beliebt. Die Münze stammt aus Alexandria. Zudem gibt es an dieser Stelle auf diesem Münztyp ansonsten nur das normale Kreuz oder kein Zeichen. Wenn ein einfacher Buchstabe T gedacht war, müssten dann nicht auch andere Buchstaben an dieser Stelle auf diesem Münztyp erscheinen?

Gruss
Dirk

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Tejas552 » Di 30.01.18 19:32

Posa hat geschrieben:Hallo Dirk,

entscheidend dürfte sein, ob bei diesem Typ WIRKLICH nur Kreuz oder T zu sehen sind, das würde die Zeichen natürlich ggf. austauschbar machen. Das LCI weist für diesen Zeitraum auf den Charakter des Kreuzes als Siegeszeichen mehrfach hin. Würde ja passen. Das TAU-Kreuz ist historisch aber etwas schwer zu fassen, weil die Originalbelege für diese Zeit nicht gerade üppig sind. Mir ist nichts bekannt, dass die spätantike christliche Kunst Ägyptens das Tau-Kreuz präferiert oder in besonderem Maße verwendet.
Aber ausgeschlossen ist deine Theorie nicht. (@Jochen: Dirk geht nicht vom Staurogramm aus, sondern von T=Taukreuz)

Gruß Posa
Hallo Markus,

meine einzige Quelle für die ägyptische Herkunft des Tau-Kreuzes ist Wikipedia (Antoniuskreuz oder Tau-Kreuz). Laut Wikipedia ist das Tau-Kreuz sogar unter dem Namen ägyptisches Kreuz bekannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Antoniuskreuz

Wenn ich mir das T auf der ausserordentlich guterhaltenen Münze ansehe, dann würde ich sogar sagen dass die Form eher einem griechischen Tau als einem lateinischen T entspricht.

Gruss
Dirk

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Tejas552 » Di 30.01.18 19:53

Ich habe noch dieses Exemplar gefunden (nicht in meiner Sammlung). Die Münzstätte ist Heraclea. Über dem Kopf des Barbaren sieht man ein merkwürdiges Zeichen, dass wie ein liegender Halbmond mit T-Strich darüber aussieht. Sicher ist kein T gemeint. Vielleicht auch eine Form des Tau-Kreuzes?

Gruss
Dirk
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Posa » Di 30.01.18 21:44

Lieber Dirk,

ich hatte früher einmal in anderem Zusammenhang mit em Tau-Kreuz zu tun. Die Sache ist reichlich kompliziert, der Wikipedia-Artikel summiert lediglich das gefährliche Halbwissen populärer Symbolbücher.
Letztendlich geht es natürlich um die theologische Frage, wie das Kreuz aussah, an dem Jesus gekreuzigt wurde, was also das "Originalkreuz" ist.
Archäologisch konnte die Frage natürlich nicht mehr beantwortet werden, also wurde neben der klassischen Bildtradition, die unser lateinisches Kreuz bevorzugte, noch spätantik-bibelexegetisch auf der Basis zweier Textstellen (Ezechiel 9.4 und Hiob 31.35), in denen das hebräische Wort taw, das einen Buchstaben bezeichnet und eher wie x geschrieben wurde, im Grunde aber lediglich "Zeichen" oder "Unterschrift" bedeuted einfach mit TAU gräzisiert, zu T umgewandelt und entsprechend der Textstellen zu "Zeichen des Herrn" stilisiert. Das konnte ja nur das Kreuz sein, an dem Jesus starb. Es gibt nun einige recht vage Textstellen bei Kirchenvätern, die das so anzugeben scheinen (Tertullian etwa, wo das T als "nostra autem T species crucis" bezeichnet wird). Gregor der Große sagt dazu sinnegmäß: Ja, das T sieht aus WIE ein Kreuz, denn, wenn man es verlängern würde, WÄRE es ein Kreuz. Er unterscheidet also, setzt keinesfalls gleich. Aus dieser Tradition kommt auch das Antoniuskreuz der Franziskaner, zurückgehend auf Franziskus, der das Tau auch als Zeichen des Herrn verstand.

Die Frage ist nun, woher der Begriff "ägyptisches Kreuz" kommt. Mir ist kein antiker Beleg dafür bekannt. Das Tau wurde im Mittelalter! mit Antonius dem Großen in Verbindung gebracht, der bekanntlich aus Ägypten stammte. Erste eindeutige Bilder Antonius´ sind lange nach seinen Lebzeiten entstanden. Der Zusammenhang zu Ägypten scheint mir demnach eher konstruiert. Es gibt natürlich spätantike Kreuzdarstellungen in sehr vielfältiger Form (das Henkelkreuz etwa), allerdings sind aus dem spätantiken Ägypten in den klassischen Sammlungen zwar unzählige Artefakte erhalten, auf die Schnelle finde ich aber z.B. im Berliner Katalog keine einzige Darstellung des Tau.

Stutzig macht mich zudem RIC IX, Antioch 60 (unten abgebildet, Quelle: http://augustuscoins.com/ed/Christian/C ... able7.html ) Weshalb ein Zeichen doppeln? Natürlich ist mehr Kreuz natürlich besser als weniger, aber wozu in zwei Ausprägungen? Ich vermute, dass das T etwas anderes bedeuted. Vielleicht ist es das Zeichen Ezechiels, das Zeichen derer, die dazugehören?

Jedenfalls hat hier noch keiner deine großartige Münze so richtig gwürdigt, vor lauter T und +... Großartige Münze! Meinen neidvollen Respekt!

Gruß Posa
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Lucius Aelius » Do 01.02.18 20:24

Jaja, das Mittelalter! Da wurde einiges verdreht und umgedeutet. Ursprünglich war ja das Hauptanliegen der antiken Jesusgeschichte die Erzählung seiner Wundertaten,das Mittelalter hat hingegen hauptsächlich die Leidensgeschichte thematisiert. Oder die frühe Indizierung des Philippus-Evangeliums, weil man in Maria Magdalena alias Mariamne "Mara" aus Magdala eine unmögliche zuzulassende Konkurrenz zu Petrus sah. Auch dass unter Trajan weit mehr Christen verfolgt wurden (siehe Plinius-Briefe) als unter den "Christenfeinden" Nero oder Trajanus Decius scheint noch nicht so recht beachtet worden zu sein. Von der Mär des ersten christlichen Kaiser Konstantin oder seiner Schenkungsurkunde mal ganz zu schweigen.
Gruss
Lucius Aelius

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Posa » Fr 02.02.18 05:04

Ja, alternative Fakten eben. Der konsequente Niedergang des IS ist auch nur dank des KGSG denkbar geworden :wink: Allerdings ist manches, worauf wir gerne den Finger mit der Aufschrift "Lug und Trug" legen, schlicht ein Phänomen der Kulturgeschichte. Bibelexegese wurde damals zu Origenes und Gregors Zeiten halt einfach so geübt. Und ob wir das heute belächeln oder verurteilen oder als Grundstock der modernen Literaturwissenschaft sehen wollen ist letztendlich unser Problem und Teil unserer Kuturgeschichte.

Gruß Posa

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Tejas552 » Sa 03.02.18 12:04

Hallo Markus,

danke für die ausführlichen Information zum Kreuzzeichen. Das ist wirklich sehr interessant. Vielleicht sprach das Tau-Kreuz eine andere christliche Ausrichtung an, z.B. Arianer.

Und es stimmt natürlich, die Erhaltung der Münze ist aussergewöhnlich, bzw. fast einzigartig. Ein besseres Exemplar dürfte praktisch nicht zu finden sein. Die Münze ist hervorragend ausgeprägt, sie weisst keine Umlaufspuren auf und hat keine Patina angesetzt. Ich vermute, dass dies nur bei Münzen aus Ägypten (oder anderen Regionen mit warmem und trockenem Klima) möglich ist.

Ich habe noch die Valentinian II Maiorina unten in meiner Sammlung, ebenfalls aus Alexandria. Die Stempel waren schon etwas flau, aber die Oberflächen sind fast so gut wie bei der Arcadius Münze. Das Tau-Kreuz ist auch auf dieser Münze zu finden.

Ich mag diese letzten Serien römischer Grossbronzen sehr. Ich vermute, dass die Darstellungen (Kaiser mit Schild und Speer, Barbarenunterwerfung und Siegesdarstellungen) vor dem Hintergrund der Katastrophe von Adrianopel 378 zu sehen sind.

Gruss
Dirk
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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Lucius Aelius » Mo 12.02.18 23:56

Das Kreuzzeichen lässt sich als uraltes Symbol in der gesamten Kulturwelt Vorderasiens nachweisen. Wie das Kreuzzeichen genauer aussah erfahren wir in der ersten Tempelvision des Propheten Ezechiel: Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Taw auf die Stirn der Männer (9,4). Aus der Mescha-Inschrift um 840 vor Christus, aus der Siloah-Inschrift um 700 vor Christus, aus Siegeln und Gemen vom 9. bis 5. Jahrhundert vor Christus sowie aus den Münzen der Makkabäer-Zeit wissen wir, dass das Althebräische den Buchstaben Taw als liegendes Kreuz x bildete. Aber auch als stehendes Kreuz + ist das Taw bekannt. Bei Ezechiel war es das Zeichen, dass göttlichen Schutz gegen alles Unheil garantierte; es ist aber auch das Eigentumszeichen Jahwes für die ihm Gehorsamen. So finden wir das Kreuzzeichen auf vielen jüdischen Ossuarien des ersten Jahrhundert vor bis nach Christus als eschatologisches Schutz- und Eigentumszeichen Gottes. Vom jüdischen Kreuzzeichen zum Kreuze Christi auf Golgatha führt aber kein direkter Weg. Wie weit die Judenchristen das Taw als christliches Symbol benutzen muss im Einzelfall aus anderen Kriterien erwiesen werden, so auch bei der hier eingangs vorgestellten alexandrinischen Münze. Paulus zeigt, dass das Kreuz im Christentum einen Neuansatz bedeutet. Schon das griechische Wort Stauros für das Kreuz als Marterinstrument lässt den Bruch gegenüber dem Kreuzzeichen Taw erkennen. Stauros bedeutet zunächst: Pfahl, den senkrecht in die Erde gelassenen Holzstamm. Durch die Verwendung eines Querbalkens konnte das Kreuz mit dem griechischen Grossbuchstaben T (Tau) wiedergegeben werden. Das Neue Testament zeigt vielfach, dass in den ältesten Zeiten der Kirche nicht so sehr der Glaube an die Auferstehung Christi den antiken Menschen Schwierigkeiten bereitete, wohl aber die Kreuzigung von Jesus, des Sohnes Gottes. Paulus bemühte sich sich nicht, diese Schwierigkeit zu lösen; im Gegenteil - er betont das Paradoxon: als Zeichen des Todes Christi ist es das Siegeszeichen.
Gruss
Lucius Aelius

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Re: Arcadius Maiorina (Tau-Kreuz?)

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 27.11.19 15:18

Vielleicht stellt das "T" kein Tau-Kreuz dar, sondern hat "die Vorherrschaft des Theodosius signalisiert“.
Interessant ist auch folgende Passage:
"Der Kranz hatte alte römische Tradition; immer schon wurde er dem Sieger übergeben. Anders das Diadem, das als Zeichen königlicher Würde nicht einfach von einer menschlichen Macht verliehen werden konnte. Es ist «Gabe von oben»; das «höhere Sein» kommt «aus der Höhe». … Als gegen Ende des 4.Jahrhunderts der Augustus-Titel bereits Kindern verliehen wird, bildet man nur diese und die Frauen des Kaiserhauses, soweit sie den Augusta-Titel tragen, mit der das Diadem verleihenden Hand Gottes über dem Haupt ab. Sie sind «Hochgeborene», aber sie haben keine Regierungsvollmacht. … Über den erwachsenen Kaisern ist nichts zu sehen, was damit zusammenhängen mag, dass nicht nur in der Bibel, sondern auch in Rom die «Hand» zugleich Zeichen für Macht und Schutz war. Über das Haupt eines Menschen ausgestreckt, konnte sie auch dessen Schutzbedürftigkeit andeuten. … Arcadius war, wie man sich erzählte, sein Leben lang klein, unansehnlich, schlaff und schwächlich von Gestalt, geistig träge und schläfrig; so bedurfte es schon einiger Anstrengung, ihn dem Volk als Kaisererben vorzustellen. Man gab dem Kind auf den Münzen Schild und Speer in die Hand; darüber konnten die Soldaten eigentlich nur lachen. Die «Hand Gottes» jedoch hielt die Hoffnung wach, es werde aus dem Knaben noch ein fähiger Kaiser werden. Durch die «Hand Gottes» liess sich auch etwas umgehen, was sich in der Münzprägung eingebürgert hatte, nämlich dass jüngere Herrscher nur ein kleineres Portrait und dementsprechend eine ungeteilte Averslegende erhielten. Die «Hand Gottes» müsste notwendigerweise die Legende durchbrechen; sie stellte so den Prinzen ein Stück weit den erwachsenen Kaisern gleich“ (Kellner, Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 74, Rezension zu Lacam, La Main de Dieu).
Gruss
Lucius Aelius

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