Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Moderator: Homer J. Simpson
- richard55-47
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Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Eine oberflächliche Suche hat meine Frage, ob römische Provinzprägungen auch in anderen Reichsteilen als Zahlungsmittel zu ihrem normalen Wert anerkannt wurden, nicht aussagekräftig beantwortet. Die Autoren beschränken sich darauf, dass Provinzmünzen eben nur in der Provinz, in der die Provinzmünzstätte war, geprägt und verwendet wurden, während dort die Reichsprägungen nicht übernommen, also so gut wie nicht verwendet wurden. Ist natürlich nicht so schön für jemanden, der sein halbes Leben in Alexandria mit Alexandrinern bezahlt wurde, sein Geld gespart hat und im Alter nach sagen wir Rom "ausgewandert" ist, wo das äußere Erscheinungsbild seiner Alexandriner den meisten fremd war, misstrauisch beäugt wurde, und er u. U. nichts damit anfangen konnte, weil der Wert unklar war. Gab es ein Kursverhältnis zwischen Provinzmünzen und Reichsmünzen? Gab es Wechselstuben (ich meine nicht die der Bibel, wo offizielles Geld in Tempelwährung gewechselt wurde)? Bei aus einer Wetlstadt kommenden Alexandrinern mögen die Schwierigkeiten noch klein gewesen sein, aber wie sieht das mit Provinzprägungen aus einem Nest in der römischen Walachei aus?
do ut des.
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Ein Beispiel:
Der Autor (1862) zitiert den antiken Autor Festus, wonach der Cistophor einen gesetzlichen Kurs von 3 Denaren gehabt hätte.
In den Anmerkungen zitiert er weiter Mommsen, der schrieb, dass ausländisches Geld, wie gewöhnlich, ungünstig gegen das römische Geld angesetzt war.
https://books.google.de/books?id=JkgooA ... 22&f=false
Der Autor (1862) zitiert den antiken Autor Festus, wonach der Cistophor einen gesetzlichen Kurs von 3 Denaren gehabt hätte.
In den Anmerkungen zitiert er weiter Mommsen, der schrieb, dass ausländisches Geld, wie gewöhnlich, ungünstig gegen das römische Geld angesetzt war.
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- Mynter
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
War nicht Aegypten ohnehin ein Sonderfall , ein geschlossenes Waehrungsgebiet, in das fremde Muenzen nicht eingefuehrt werden durften ? Durfte man , auf der anderen Seite, Alexandriner ausfuehren ?
Grüsse, Mynter
- Lucius Aelius
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Ägyptisches Geld war nur in Ägypten als Zahlungsmittel zugelassen und durfte meines Wissens nach nicht außer Landes gebracht werden.
Die Messingmünzen des Ostens kamen wiederum auch nach Rom. Das Metall nutzten die Kaiser (so etwa Nero) für ihre kaiserliche Reichsmünzenproduktion. In Deutschland findet man, wenn ich's recht in Erinnerung habe, auch öfters östliche Lokalmünzen.
Wechselstuben gab es zu überall, da konnte alles gegen Aufschlag umgetauscht werden, sowohl so rum wie auch so rum.
Steuern im Osten mussten wohl in Reichsmünzen bezahlt werden, siehe Bibel (gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist). Ob Reichsmünzen in Ägypten zulässig weiß ich nicht genau. Die Provinz war ja "Eigentum" des Kaisers mit speziellen Sonderregelungen. Ab Commodus wurden dort allerdings Denare geprägt.
Die Messingmünzen des Ostens kamen wiederum auch nach Rom. Das Metall nutzten die Kaiser (so etwa Nero) für ihre kaiserliche Reichsmünzenproduktion. In Deutschland findet man, wenn ich's recht in Erinnerung habe, auch öfters östliche Lokalmünzen.
Wechselstuben gab es zu überall, da konnte alles gegen Aufschlag umgetauscht werden, sowohl so rum wie auch so rum.
Steuern im Osten mussten wohl in Reichsmünzen bezahlt werden, siehe Bibel (gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist). Ob Reichsmünzen in Ägypten zulässig weiß ich nicht genau. Die Provinz war ja "Eigentum" des Kaisers mit speziellen Sonderregelungen. Ab Commodus wurden dort allerdings Denare geprägt.
Gruss
Lucius Aelius
Lucius Aelius
- richard55-47
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Vielen Dank für die Antworten. Ganz befriedigen sie mich nicht.
@ *EPI*: Provinzprägungen sind nicht ausländische Prägungen.
@ Lucius-Aelius: Wenn es sie gegeben hat, werden Wechselstuben nicht nur genau auf einer Grenze zwischen zwei Provinzen gestanden haben. Wenn sie aber überall, also auch im "Inland" einer Provinz vorhanden waren, wird jede einzelne nur eine begrenzte Anzahl von Prägungen, in die getauscht werden sollte, vorgehalten haben. Da freut sich sicher jeder Kaufmann, der in Provinzprägung für größere Lieferungen bezahlt wurde, wenn er von Wechselstube zu Wechselstube zieht, um an Denare zu kommen. Wurden sie in Reichswährung bezahlt, musste der Vertragspartner wohl erst mal dieses rare Zahlungsmittel organisieren, wahrscheinlich auch durch Abklappern diverser Wechselstuben.
Östliche Messingmünzen kamen, wie du sagst nach Rom und wurden dort für die Reichsmünzenproduktion verwendet. Mussten sie abgegeben werden oder wurden sie aus dem Umlauf gefischt? Gab es eine "besondere Einlösungsstelle" oder wie kam die kaiserliche Münzstätte an das Kleingeld?
Ehrlich gesagt, sieht mir das sehr mühselig aus. Natürlich ist mir klar, dass das von mir gezeichnete Szenarium selten in der Praxis vorkam, aber das Problem muss sicherlich vorhanden gewesen sein. Wie es gelöst wurde, ist mir nicht ganz klar.
@ *EPI*: Provinzprägungen sind nicht ausländische Prägungen.
@ Lucius-Aelius: Wenn es sie gegeben hat, werden Wechselstuben nicht nur genau auf einer Grenze zwischen zwei Provinzen gestanden haben. Wenn sie aber überall, also auch im "Inland" einer Provinz vorhanden waren, wird jede einzelne nur eine begrenzte Anzahl von Prägungen, in die getauscht werden sollte, vorgehalten haben. Da freut sich sicher jeder Kaufmann, der in Provinzprägung für größere Lieferungen bezahlt wurde, wenn er von Wechselstube zu Wechselstube zieht, um an Denare zu kommen. Wurden sie in Reichswährung bezahlt, musste der Vertragspartner wohl erst mal dieses rare Zahlungsmittel organisieren, wahrscheinlich auch durch Abklappern diverser Wechselstuben.
Östliche Messingmünzen kamen, wie du sagst nach Rom und wurden dort für die Reichsmünzenproduktion verwendet. Mussten sie abgegeben werden oder wurden sie aus dem Umlauf gefischt? Gab es eine "besondere Einlösungsstelle" oder wie kam die kaiserliche Münzstätte an das Kleingeld?
Ehrlich gesagt, sieht mir das sehr mühselig aus. Natürlich ist mir klar, dass das von mir gezeichnete Szenarium selten in der Praxis vorkam, aber das Problem muss sicherlich vorhanden gewesen sein. Wie es gelöst wurde, ist mir nicht ganz klar.
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Beide Zitate beziehen sich auf den Cistophor der römischen Provinz Kleinasien (siehe Link!).richard55-47 hat geschrieben:V
@ *EPI*: Provinzprägungen sind nicht ausländische Prägungen.
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Nach Howgego (Geld in der Antiken Welt 1995, Übersetzung J u MK Noelle 2000, S. 106f) konnte das Problem durch Tauschhandel umgangen werden bzw. dadurch, dass ein Händler vor Ort Waren für die Rückreise einkaufte, die er dann wieder mit Gewinn verkaufen konnte, so dass er keine lokalen Münzen mitnehmen musste.richard55-47 hat geschrieben:Da freut sich sicher jeder Kaufmann, der in Provinzprägung für größere Lieferungen bezahlt wurde, wenn er von Wechselstube zu Wechselstube zieht, um an Denare zu kommen. Wurden sie in Reichswährung bezahlt, musste der Vertragspartner wohl erst mal dieses rare Zahlungsmittel organisieren, wahrscheinlich auch durch Abklappern diverser Wechselstuben.
Möglicherweise gab es auch "nichtmaterielle Geldtransfers" in Form von Arrangements (ebd. S. 103 f), nach denen "Guthaben in einem Gebiet gegen Quittungen in einem anderen bereitgestellt wurden".
Weitere Verbreitung sollen Silbermünzen gefunden haben, die Denaren ausreichend ähnlich sahen (Silbermünzen Numidiens, 60 - 46 v. Chr. oder lykische Drachmen unter Trajan. ebd. S 118). Zum Wechselkurs und zu Details kann ich (als Laie) aber nichts beitragen.
- Mynter
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Diese Drachmen und ausserrömischen Denare sind wirklich spannend. Ich habe mir gerade mal ein paar von ihnen angekuckt, vielleicht sollte man sich dafür mal aktiv interessieren.Zwerghamster hat geschrieben:Nach Howgego (Geld in der Antiken Welt 1995, Übersetzung J u MK Noelle 2000, S. 106f) konnte das Problem durch Tauschhandel umgangen werden bzw. dadurch, dass ein Händler vor Ort Waren für die Rückreise einkaufte, die er dann wieder mit Gewinn verkaufen konnte, so dass er keine lokalen Münzen mitnehmen musste.richard55-47 hat geschrieben:Da freut sich sicher jeder Kaufmann, der in Provinzprägung für größere Lieferungen bezahlt wurde, wenn er von Wechselstube zu Wechselstube zieht, um an Denare zu kommen. Wurden sie in Reichswährung bezahlt, musste der Vertragspartner wohl erst mal dieses rare Zahlungsmittel organisieren, wahrscheinlich auch durch Abklappern diverser Wechselstuben.
Möglicherweise gab es auch "nichtmaterielle Geldtransfers" in Form von Arrangements (ebd. S. 103 f), nach denen "Guthaben in einem Gebiet gegen Quittungen in einem anderen bereitgestellt wurden".
Weitere Verbreitung sollen Silbermünzen gefunden haben, die Denaren ausreichend ähnlich sahen (Silbermünzen Numidiens, 60 - 46 v. Chr. oder lykische Drachmen unter Trajan. ebd. S 118). Zum Wechselkurs und zu Details kann ich (als Laie) aber nichts beitragen.
schreibt Howgego nicht auch, dass solche Drachmen in Münzhorten in Britannien gefunden wurden ? Leider habe ich auf die Schnelle das Zitat nicht gefunden.
Grüsse, Mynter
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Ja, er schreibt (S. 118) zu den beiden genannten Münzsorten: "Beide Münzsorten wurden z.B. in Britannien gefunden."
- richard55-47
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Re: Gültigskeitgebiet römischer Provinzmünzen
Nun, ich kann mir gut vorstellen, dass solche Münzsorten nicht vollständig am "Ursprungsort" in Waren oder Geld umgetauscht wurden, sondern (auch entgegen eventueller Verbote) mitgenommen wurden für die nächste Reise dorthin. Dass sie in der Heimatregion aus irgendwelchen Gründen vergraben, verloren oder sonstwie der späteren Verwendung entzogen wurden, kann man sich ja gut vorstellen. Da solche Funde relativ selten sind, gehe ich davon aus, dass Provinzmünzen kein regelmäßges Zahlungsmittel in anderen Regionen des Reiches waren.
do ut des.
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