Numismatikforum

Ich mache hier mal einen zentralen Thread zu diesen Winzlingen (unter 15mm) auf, da sie doch hier und da einfach untergehen. Egal, ob bei Schönheiten nach den Constantinen oder Schaukasten oder günstige Schönheiten etc.
Denn schön sind sie nur in den seltensten Fällen, meist sehr krude geprägt oder erhalten.

Ich erwähnte mal, dass mir ein Leo in der Sammlung fehlt, da hat Malte mir doch günstig einen angeboten (im Tauschring mit verpackt fiel kein extra Porto an).

Genommen hab ich ihn wegen der teilweise lesbaren Legende DN L..., da stört auch nicht die nur gering erhaltene und dezentrierte Verina auf der Rückseite.

AE-Nummus, Konstantinopel, Leo I. (457-474)

AV: DN LEO - drapierte und kürassierte Büste mit Perldiadem n.r.
RV: b-E, frontal stehende Verina mit Kreuzglobus und Zepter.
RIC X 714; ca. 10mm; 0,97g

Wie es im Leben so ist, hat man erst nichts und dann plötzlich mehrere. So besitze ich jetzt mehrere Winzlinge von Leo I.

Gruß Chippi

Hallo Chippi,

hübscher Leo!

Eine meiner kleinsten Münzen ist diese Imitation eines Tetricus I.
des gallischen Teilreiches. Für die RV bleibt noch etwas Platz für
Spekulationen, tippe aber mal auf eine Salus.
Durchmesser rund 8,7mm,im Gewicht 0,32g und noch mit
vollständiger Patina.

vg Laurentius

Hübsche Imitation!

Hier ein weiterer Neuzugang meinerseits. Wieder ein Leo.

AE-Nummus, Konstantinopel, Leo I. (457-474)

AV: DN LEO PRTE AVG - drapierte und kürassierte Büste mit Perldiadem n.r.
RV: griechisches Monogramm von Leo
Ex: KOC
RIC X 721; ca. 9-10mm; 1,07g

Möglich wäre auch RIC X 720, aber da wäre die Legende kürzer (DN LEO) und man würde vor dem Gesicht noch Reste des E oder O erkennen. Rückseitig erkennt man noch einen winzigen Rest des Abschnittes, welcher meiner Meinung nach nur zu KOC passen.

Diese Winzlinge sind ein Thema für sich, nicht einfach zu bestimmen, aber auch reizvoll dadurch.

Gruß Chippi

Ebenfalls ein Neuzugang, diesmal aber etwas älter! Rein von den metrischen Maßen könnte das Stück auch fast Hundert Jahre später sein.

AE4, Antiochia, Theodosius I. (379-395)

AV: DN THEODO-SIVS PF AVG - drapierte und kürassierte Büste mit Perldiadem n.r.
RV: VOT/X/MVLT/XX - im Kranz
Ex: ANΓ
RIC IX 65b; ca. 10-11mm; 0,84g

Wenn man jetzt bedenkt, dass die Buchstaben der Legende nicht mal 1mm hoch sind, fragt man sich, wie die Stempelschneider das geschafft haben.

Gruß Chippi

Justinus I., 518-527
AE - AE 5 (Pentanummion), 1.46g, 11.73mm, 180°
Alexandria
Av.: [DN IVSTINVS P P AV]
Büste, drapiert und cürassiert, mit Perlendiadem, n.r.
Rv.: Tyche von Antiochia, mit Mauerkrone, in Schrein n.l. sitzend, darunter Flußgott Orontes
im li Feld retrogrades E
Ref.: Sear 111; DOC 57; MIBE 67; BNP 11-17; Berk 100; Hahn 67 Dies ist eine der letzten Münzen, die ein klassisches heidnisches Motiv trägt. Wenn man bedenkt, daß dieses Motiv bereits unter Tigranes II. um 74 v.Chr. erscheint, sind damit 600 Jahre hellenistischer Kultur beendet.

Jochen

Peter43 hat geschrieben: ↑

Sa 02.12.23 23:29

...
Justinus I., 518-527
AE - AE 5 (Pentanummion), 1.46g, 11.73mm, 180°
Alexandria
...

Aus Antiochia, nicht Alexandria (sonst wäre es ja die Tyche von Alexandria, die es meines Wissens aber nicht gibt ).

Peter43 hat geschrieben: ↑

Sa 02.12.23 23:29

... Dies ist die letzte Münze, die ein klassisches heidnisches Motiv trägt. ...

Ein ganz klein wenig später ist dann wohl noch diese (DOC 17): https://www.acsearch.info/search.html?id=11723333
auch unter Justinian I gab es noch Münzen mit einer Tyche drauf: https://www.acsearch.info/search.html?id=5721471

Weiter hab' ich jetzt nicht gesucht, aber mit solch apodiktisch klingenden Aussagen wie "die letzte Münze" sollte man vorsichtig sein .

Gruß

Altamura

Im Werk von Sommer (2.Auflage 2023) nachgeschaut, Justinian I. ist der letzte Herrscher mit der Darstellung. Prägezeitraum wird mit 527-29 angegeben, so zählt auch obige Ausgabe Justinus zu den letzten Prägungen mit heidnischer Gottheit.
Die Prägung in Antiochia/Theupolis endete 610.

Gruß Chippi

Chippi hat geschrieben: ↑

So 03.12.23 11:21

Im Werk von Sommer (2.Auflage 2023) nachgeschaut, Justinian I. ist der letzte Herrscher mit der Darstellung. Prägezeitraum wird mit 527-29 angegeben, so zählt auch obige Ausgabe Justinus zu den letzten Prägungen mit heidnischer Gottheit.
Die Prägung in Antiochia/Theupolis endete 610.

Gruß Chippi

Ergänzend noch:
Justinian I ist wieder verstärkt gegen die alten Götterkulte vorgegangen unter seinen Vorgängern wurden diese, mit wechselnder intensität, wohl geduldet wenn sie nicht zu auffällig waren.

Die Prägung in Antiochia wurd unter dne Kreuzfahrern noch einmal wieder aufgenommen.

Bei Byzanz schon mal gezeigt, aber da vor der Reform von 498 geprägt, passt er auch super hier. Ich habe 4 Stück davon, meist sehr mies, daher hier die größte Münze von denen.

AE-Nummus, Konstantinopel, 491-498, Anastasius (491-518)

AV: DN A-NAS - drapierte und kürassierte Büste mit Perldiadem n.r.
RV: Monogramm
Ex:
Sear 13; ca. 10-11mm; 1,19g

Gruß Chippi

Hier ein weiterer Neuzugang, auch nicht ganz einfach zu bestimmen, aber die Dezentrieung des Revers ist hier enorm von Vorteil.

AE4, Kyzikus, Theodosius II. (402-450)

AV: DN THEODO[-]SIVS PF AVG - drapierte und kürassierte Büste mit Perldiadem n.r.
RV: Kreuz im Kranz
Ex: SMKA
RIC X 449 (THEODO-SIVS) bzw. 451 (THEODOSIVS); ca. 9mm; 0,79g

Möglich wäre noch Valentinian III., aber der ist weitaus seltener als Theodosius II.

Gruß Chippi

Zwei Neuerwerbungen aus dem Gebiet der Marken und Zeichen. Es handelt sich um 2 winzige Bronzemarken, wie sie von Clive Stannard: "Shipping tesserae from Ostia and Minturnae?", Offprint, The Royal Numismatic Society, 2015, beschrieben wurden:
Schiff mit 2 Ruderern, darüber MPV
Bronze, 13x11 mm, 0,70 g
Stannard Typ 1B, Stempelvariation
Lfd. Pferd, darüber AN, darunter Buchstaben, aber ausserhalb der Münze
Bronze, 11x8 mm, 1,21 g
Stannard 2C/2E, Stempelvariation

Marken dieser Art wurden üblicherweise in Ostia gefunden, manchmal auch in Minturnae einem weiteren Arbeitshafen bei Rom. Stannard kennt vom Typ 1 32 Exemplare mit 14 verschiedenen Stempeln, vom Typ 2 24 Exemplare mit 15 verschiedenen Stempeln.
Stannard nimmt an, dass die Marken im Arbeitshafen in Ostia gebraucht wurden und von Seeleuten, die diese in Ostia erhielten, nach Minturnae gebracht wurden. Die Verwendung von Bronze deutet darauf hin, dass die Marken für einen längerfristigen Gebrauch hergestellt wurden; vielleicht im Zusammenhang mit der Entladung von Waren von Seeschiffen auf Flussschiffe und für den Transport über den Tiber nach Rom. Aus der Darstellung der Boote auf den Marken (ohne Masten) beim Typ 1 schliesst er auf Flussschiffe
, wie z.B. auf der nachfolgenden Darstellung eines zufälligerweise „Tessariae“ heissenden Schiffstyp auf einem Mosaik Althiburus in Tunesien.
Stannard nimmt anhand der Buchstabenform an, dass die Marken aus dem 1.-2. Jhrdt. stammen. Er lehnt die Identifizierung der Buchstaben als Initialen - wie manchmal erfolgt - ab. Beim Typ 2 könnte das Pferd für den Transport von Waren oder das Ziehen von Booten auf einem Treidelpfad stehen. Stimmen die Annahmen von Stannard, dürfte es sich um private Marken einer Handelsgesellschaft handeln.

Habe ich noch nie gesehen. Danke fürs zeigen und für die Erklärung!

Gruß
Alex

Wow, auch noch nie gesehen...
Man lernt doch nie aus.
Gruß Daniel

Die sind interessant, sind mir auch noch nicht begegnet .

MartinH hat geschrieben: ↑

Di 05.12.23 10:01

... wie sie von Clive Stannard: "Shipping tesserae from Ostia and Minturnae?", Offprint, The Royal Numismatic Society, 2015, beschrieben wurden ...

Diesen Artikel kann man übrigens hier sehen und herunterladen :
https://www.academia.edu/20963600/Shipp ... _Minturnae

Gruß

Altamura

Mir geht es genauso, habe ich noch nie gesehen!
Das sind zwei absolute Highlights!

Gruß Chippi