Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 25.09.05 02:47

Hier ein Nachtrag zum PERSICVS MAXIMVS. Diese Auflösung von PM auf dem Antoninian von Philipp II. ist tatsächlich korrekt. Curtis Clay hat folgendes mitgeteilt (Übersetzung von mir):

Die Gründe für diese Interpretation sind:
(1) Die Hervorhebung von PM dadurch, daß es in die Averslegende integriert
ist, besonders dadurch, daß es vom Rest der Legende getrennt ist und
direkt unter die Büste plaziert ist. Das letztemal, daß PM Pontifex Maximus
bedeutete und in die Averslegende integriert war, war, glaube ich, unter
Marcus Aurelius.
(2) Diese Reverslegende ist die einzige während Philipps Herrschaft, die an
die Abmachung mit den Persern erinnert: PAX FVNDATA CVM PERSIS.
(3) Die frühe Datierung dieser Titulatur mit PM wird bestätigt durch ihr
Erscheinen auf Münzen von Viminacium aus Philipps erstem Jahr, AN V,
und auf ihrem Erscheinen auf seinen frühesten Münzen von Antiochia in
Pisidia.
(4) Inschriften bestätigen, daß Philipp tatsächlich einen Siegertitel erhielt für
seine Parthischen Abmachungen zu Beginn seiner Herrschaft, den er aber
später wieder fallen ließ: Drei Meilensteine nennen Philipp Parthicus
Maximus, und eine Widmung nennt ihn Persicus Maximus.
Zu Illustrationen und Referenzen siehe Pink, Antioch or Viminacium, Num. Chron. 1935


An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Curtis für seine engagierte Mitarbeit in diesem Forum!

MfG
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Beitrag von curtislclay » So 25.09.05 09:17

Die Vs.Legende mit P M erscheint in zwei Varianten:
IMP C M IVL PHILIPPVS P F AVG P M um den Kopf herum, wie auf Peters Exemplar
IMP IVL PHILIPPVS PIVS FEL AVG um den Kopf, P M getrennt davon, unter dem Kopf.
Hervorgehoben wird das P M also erstens durch sein ungewöhliches Erscheinen in der Vs.Legende, zweitens durch seine getrennte Plazierung unterhalb des Porträts in der zweiten Variante.
Ich würde nicht behaupten, dass diese Gründe die Auflösung Persicus Maximus BEWEISEN, nur dass sie diese Deutung wahrscheinlich machen!
Wäre interessant festzustellen, wem diese Idee zuerst eingefallen ist.
Anscheinend niemandem vor Eckhel, der im J. 1797 die Meilensteine mit Particus Maximus anführt, aber sagt, dass die Münzen diesen Siegestitel nicht kennen.
Im dritten Teil ihres überaus reichen und interessanten Lagerkatalogs von römischen Münzen, veröffentlicht im J. 1880, lösen Rollin und Feuardent ohne Angabe von Gründen oder Gewährsmann die Buchstaben P M als Parthicus Maximus auf.
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Beitrag von Peter43 » Mo 26.09.05 20:25

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Beitrag von Pscipio » Mo 26.09.05 21:20

Ich hoffe, Peter43 nimmt es mir nicht übel, wenn ich so kurz nach seinem tollen Beitrag ein anderes Thema (erneut) anschneide!

Die Entwicklung der Darstellung des Postumus auf seinen Münzen, Teil 2

Vor einiger Zeit, als ich gerade erst mit dem Sammeln von Postumus-Münzen begonnen hatte, versuchte ich mich an einem Beitrag über die Entwicklung der Postumus-Porträts auf seinen Münzen. Ich möchte mich nun erneut an diesem Thema versuchen, diesmal etwas besser vorbereitet.

Ich habe unten eine Reihe von Münzen angefügt, zu denen ich jeweils eine Erläuterung gebe. Die Einteilungen der Emissionen habe ich aus Zschucke, Die Römische Münzstätte Köln, Trier 1991, ein Werk, welches vor allem auf den Arbeiten von Elmer fusst.

1. Münze, 1. Emission, 260 n. Chr. (aus der Sammlung Rupert Pflaum):

Diese Münze gehört zu den allerersten Prägungen des Postumus. Obwohl die Münze abgenutzt ist, erkennt man doch deutlich, dass das Porträt nicht dasjenige von Postumus ist, sondern wohl eines von Gallienus. Weniger auffällig ist aber ein Detail, das der Numismatik bis zur Herausgabe von "The Cunetio Treasure" durch Besley und Bland unbekannt geblieben war: die Vorderseitenlegende der ersten Emission lautet nicht wie bisher vermutet IMP C M CASS LAT POSTVMVS P F AVG, sondern IMP C M CASS LAT POSTIMVS P F AVG! Offensichtlich war den Stempelschneidern der Name des Usurpators gerade erst mitgeteilt worden, sonst hätte sich dieser Fehler nicht einschleichen können. Man spekuliert heute, ob man Postumus damals nicht als [Postuumus], sondern als [Postimus] aussprach, denn das würde diesen Fehler erklären.

2. Münze, 2. Emission, 260 n. Chr. (Münze bei eBay verkauft, leider wurde ich überboten):

Ab der zweiten Emission verwendete man nun die kürzere Vorderseitenlegende IMP C POSTVMVS•P•F•AVG, bei der man auch den Schreibfehler ausgemerzt hatte. Diese Münze scheint aber, im Gegensatz zur Nummer drei, mit einem umgeschnitzten Gallienusstempel geprägt worden zu sein, denn das Porträt zeigt eindeutig Gallienus und nicht Postumus!

3. Münze, 2. Emission, 260 n. Chr. (aus meiner Sammlung):

Hier haben wir nun wieder IMP C POSTVMVS•P•F•AVG, diesmal aber mit einem Porträt, das eindeutig Postumus zeigt. Allerdings erscheint der Usurpator hier noch mit einem schmalen Gesicht und relativ gemässigtem Haarschnitt und Bartwuchs, man war vielleicht noch nicht im Besitz von Büsten des neuen Herrschers, so dass man das Porträt nach einer Beschreibung anfertigen musste.

4. Münze, 3. Emission, 260 n. Chr. (aus meiner Sammlung):
Als wollte die Prägestätte bisherigen "Fehler" in der Porträtierung des Postumus unter allen Umständen kompensieren, erscheint nun ein ein massiges und schwerfälliges Porträt (bitte entschuldigt das schlechte Foto!)

5. Münze, 4. Emission, 260 n. Chr. (aus meiner Sammlung):
Nach dem "Missgriff" der 3. Emission porträtiert man den Herrscher nun als eleganten Herrn mit gepflegtem Haarwuchs.

(Fortsetzung folgt)
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Postumus Ant1x.JPG
Ant3.JPG
Ant6.JPG
Postumus early.JPG
postimusb.JPG
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Beitrag von Pscipio » Mo 26.09.05 21:24

6. Münze, 9. Emission, 262 n. Chr. (aus meiner Sammlung):
Nun endlich, etwa ab 262 n. Chr., erscheint der uns wohl allen am besten bekannte Postumus mit dem freundlichen "Weihnachtsmann"-Porträt. Zweifellos eines der sympathischsten Porträts des dritten Jahrhhundert n. Chr.!

7. Münze, 20. Emission, 267-268 n. Chr. (aus meiner Sammlung):
Im Laufe der Jahre wird die Frisur und der Bartwuchs des Postumus immer wilder, man kommt nicht umhin zu vermuten, dass das Porträt der Realität immer näher kommt.

8. Münze, 21. Emission, 269 n. Chr. (aus meiner Sammlung):
Eine der letzten Münzen des Kaisers, bevor er ermordet wurde. Aus dem anfänglichen Gallienus- und späteren "Weihnachtsmann"-porträt ist nun ein stattliches Bildniss eines Kriegsmannes mit wildem Haarwuchs, aber festem und strengem Erscheinungsbild geworden.

9. Münze, geprägt durch Aureolus für Postumus in Milan, 268 n. Chr. (aus meiner Sammlung)
Als kleiner Exkurs hier noch ein Porträt aus der Prägestätte Milan, wo der gegen Gallienus rebellierende Kavalleriegeneral Aureolus Münzen für Postumus prägen liess, um dessen Unterstützung gewinnen zu können. Es ist wohl keineswegs überraschend, dass man diese Münzen ohne Probleme an ihrem eigenwilligen Porträtstil erkennen kann.

Ich hoffe, der Beitrag ist nicht zu unübersichtlich geworden! Die gezeigten Porträts sollen eine ungefähre Entwicklung aufzeigen, es ist natürlich nicht so, dass man danach "seine Uhr stellen kann", denn Porträts von verschiedenen Stempelschneidern, die zur gleichen Zeit arbeiteten, werden natürlich auch Unterschiede aufweisen.

Gruss, Pscipio
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Ant7.JPG
Ant8.JPG
Ant2.JPG
Ant5.JPG
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Beitrag von Peter43 » Mo 26.09.05 21:26

@Pscipio:

Natürlich nicht! Und endlich kommt wieder etwas numismatisches und historisches in diesen Thread!

Das i in Postimus spricht wohl dafür, daß der Name Postumus auf dem o betont wurde (Antepaenultima) und nicht auf dem ersten u (Paenultima), sodaß dieses u stumm blieb.

MfG
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Beitrag von chinamul » Di 27.09.05 18:37

Hallo Peter43!

Ein wahres Prachtstück hast du uns da vorgestellt!!!

Es ist schon bemerkenswert, welch bedeutende Rolle die Schlange in vielen voneinander weitgehend isolierten Kulturen spielt. Sie muß die Menschen wegen ihrer einzigartigen Gestalt weltweit fasziniert haben. Selbst wenn wir einmal die geflügelte Schlange der indianischen Kulturen außer Acht lassen, finden sich immer noch genügend andere Beispiele dafür, wie unterschiedlich diese Tiere gerade auch im religiösen Bereich gesehen wurden.
Bei den Chinesen etwa ist die Schlange sowohl Symboltier zur Bezeichnung eines Jahres im zwölfjährigen Kalenderzyklus als auch eines der fünf „Gifttiere“, die zur Abwehr von Übeln alljährlich ausgetrieben werden mußten. Unten ist ein Amulett zu diesem Thema abgebildet. Es zeigt den Dämonenjäger Zhong Kui, der die Gifttiere verjagt, wobei ihm der Tiger assistiert. Die Inschrift auf der Rückseite lautet 驱邪降福 „qu xie jiang fu“ = „Er vertreibe die üblen Einflüsse, und es senke sich Glück herab!“ Die Schriftzeichen sind von Glückssymbolen (u. a. Fledermäusen und Glückswolken) umgeben.
Das alte Testament beschreibt die Schlange noch drastischer als die Inkarnation des Bösen, als Erbfeindin des Menschen, die ihn das Verbleiben im Paradies gekostet hat und die es deshalb zu bekämpfen und zu töten gilt.
Hingegen ist sie im Ägypten der Kaiserzeit als Agathodaimon (ΑΓΑΘΟΣ ΔΑΙΜΩΝ = gutartige Gottheit) Schutzgeist der Stadt Alexandria und taucht dementsprechend häufig auf den alexandrinischen Münzen auf. Sie trägt auf dem aufgerichteten Kopf den Skhent, eine hohe Doppelkrone, die sich aus einer weißen und einer roten Krone zusammensetzt. Diese nur ganz bestimmten Gottheiten vorbehaltene Doppelkrone steht für die ständige Anwesenheit der jeweiligen Gottheit sowohl im Leben als auch im Tod, auf der Erde wie im Himmel. In griechischen Häusern spendete man dem Agathodaimon nach jeder Mahlzeit Wein und verehrte ihn in hellenistischer Zeit mit Hausaltären. Es gibt allerdings für diese frühe Zeit keine Belege, die den Agathodaimon in Schlangengestalt zeigen, sondern er wurde oft als Zeus dargestellt. In der Kaiserzeit wird die Bezeichnung Agathodaimon auch auf philhellenische römische Kaiser wie Nero, Hadrianus und Marcus Aurelius angewendet.

HADRIANUS 117 - 138
BI Tetradrachme Alexandria 120/121 (Jahr 5)
Av.: ΑΥΤ ΚΑΙ ΤΡΑΙ ΑΔΡΙΑ ΣΕΒ - Belorbeerte und auf der linken Schulter leicht drapierte Büste rechts; rechts davon liegende Mondsichel
Rv.: Agathodaimonschlange mit Skhent aufgerichtet; links Caduceus und rechts Getreidebüschel umschlingend
Links und rechts im Feld: L - E (= Jahr 5)
Geißen 804 var. (Rv. ohne Getreidebüschel) - 12,94 g


Gruß

chinamul
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agathodaimon 1.jpg
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Beitrag von Peter43 » Do 06.10.05 01:01

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Beitrag von chinamul » Di 18.10.05 16:14

1000 Jahre Rom
– Jubiläumsprägungen 248 -

Neben den Münzen zu diesem Anlaß, die jeweils unterschiedliche Rückseiten für Philippus I, seine Gattin Otacilia Severa und deren Sohn Philippus II aufweisen, wie beispielsweise Tiere aus allen Teilen des Imperiums oder eine Tempelfront, gibt es eine Rückseite, die für alle drei Mitglieder der Kaiserfamilie geprägt wurde. Es handelt sich dabei um den Typ SAECVLARES AVGG mit der Darstellung eines Cippus (niedrige Säule). Einen Unterschied weisen diese Prägungen aber dennoch auf: Während auf den Münzen für Vater und Sohn der Cippus die zweizeilige Inschrift COS/III trägt, fehlt diese bei den Münzen der Otacilia, weil sie natürlich niemals ein Konsulat innegehabt hat.
(1 Antoninian, 2 Asses)

Gruß

chinamul
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phil II cippus.jpg
otac cippus.jpg
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Beitrag von Pscipio » Di 18.10.05 20:51

Iupiter Stator

Gordianus III. Sesterz, geprägt 241-243 n. Chr.
Av: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG, belorbeerte, drapierte und kürassierte Büste nach rechts.
Rev: IOVI STATORI, S C im Feld, Iupiter frontal stehend, Kopf nach rechts gewandt, hält Szepter rechts und Blitzbündel links.
Ø 28 mm, 18.02 g.
RIC 298a, C. 111

Diese Münze weist eine vielleicht erst auf den zweiten Blick interessante Rückseite auf: den Iupiter Stator. Hier wird also nicht irgendein gewöhnlicher Iupiter angerufen, sondern ein ganz bestimmter, und das nicht ohne Grund, wie die Erläuterung von chinamul zeigt: Der Iupiter Stator (auf der Münze im Widmungsdativ) heißt so, weil er derjenige ist, der das fliehende römische Heer zum Stehen (lat. stare) bringt. Er ist also der Gott, der besonders bei der Reaktion auf Angriffe fremder Mächte eine Rolle spielt. Im vorliegenden Fall könnten das die Abwehrkämpfe gegen die vordringenden Sasaniden gewesen sein. Was chinamul hier vorsichtig als These formuliert hat - der Bezug zum Perserkrieg - erscheint umso wahrscheinlicher, als dieser unter Gordianus III. einen neuen Höhepunkt erreichte und die zweite Hälfte seiner Regierungszeit bestimmte. Gordianus III. sollte allerdings nicht der letzte Kaiser sein, der an den Perserkriegen zugrunde gehen sollte; war es in diesem Falle auch kein Schlachtentod, sondern die Machenschaften des Philippus Arabs. Dieser Sesterz zeigt jedenfalls deutlich, welch steifer Wind der römischen Armee im dritten Jahrhundert n. Chr. ins Gesicht blies; keine Siegesmeldung mehr, sondern eine Durchhalteparole.

Gruss, Pscipio
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Gordianus Sesterz.jpg
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Beitrag von Peter43 » Di 18.10.05 21:36

Darf ich noch etwas ergänzen?

Der Tempel des Jupiter Stator in Rom

Der Tempel des Jupiter Stator wurde - wenn die antike Überlieferung stimmt - zuerst von Romulus geweiht nach der Schlacht gegen die Sabiner. Damals war Rom kaum mehr als eine Ansiedlung auf dem Palatin und die Schlacht fand statt im Tal, dem späteren Forum Romanum. Die Römer wurden gezwungen, sich den Hügel hoch zurückzuziehen (in der Nähe der Via Sacra), aber an der Porta Mugonia gelang es ihnen, sich umzugruppieren und ihren Boden gegen die Sabiner zu verteidigen, die vielleicht sogar besiegt wurden.

Romulus weihte genau an diesem Platz dem Jupiter Stator einen Tempel, gerade außerhalb der Porta Mugonia. Dieses Heiligtum war noch kein Gebäude, sondern eher ein Altar mit einem Schutzzaun.

Im Jahre 294 v.Chr. schwor Marcus Atilius Regulus einen ähnlichen Eid, als die Römer eine Schlacht gegen die Samniten verloren. Aber wie durch eine Wunder wendete sich danach das Schlachtenglück und die Römer konnten ihren Feinden standhalten. Nach der Schlacht erhielt er einen Tempelbau, ein richtiges Gebäude, an der Seite des alten Altars.

Am 8. November 63 v.Chr. rief M.Tullius Cicero in diesem Tempel des Jupiter Stator den Senat zusammen und hielt seine berühmte erste Rede gegen Catilina, in der er dessen Verschwörung gegen den Staat aufdeckte, die er dann gnadenlos unterdrückte.

Der genaue Ort dieses Tempels ist leider nicht genau bekannt. Die literarischen Quellen geben zwar einige Hinweise, wie z.B. nahe oder gerade außerhalb der Porta Mugonia (aber niemand weiß, wo die sich befand), am höheren Ende der Via Sacra oder genau auf dem Palatin.

Es gibt eine gewisse Übereinstimmung für einen Ort gerade neben dem Titusbogen am Nordabhang des Palatin. Als 1827 ein mittelalterlicher Turm abgerissen wurde, erschienen darunter die Ruinen eines antiken Gebäudes, und diese Überreste werden häufig als die Basis des Tempels für Jupiter Stator identifiziert.

Quelle: http://sights.seindal.dk/sight/971_Temp ... tator.html

MfG
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Tempel des Jupiter Stator.jpg
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Beitrag von chinamul » Mi 19.10.05 13:35

In diesen Kontext paßt sehr gut das Bild des Tropaions bzw. des Trop(h)aeums, eines Siegeszeichens aus Waffen und Rüstungen des Feindes, das besagt, daß der sich zu Flucht gewendet hat (griech. τροπη). Dieser griechische Wortstamm taucht übrigens in einigen uns vertrauten Wörtern auf, die die Bedeutung des Wendens enthalten, wie z. B. die Tropen, also die Zone zwischen zwei Wendekreisen. Vom etymologisch offenbar verwandten στροφη wurden abgeleitet die Katastrophe (= "unglückliche Wendung"), aber auch die Strophe, bei der sich eine Zeile nach ihrem Ende zum Anfang einer neuen zurückwendet. Im Lateinischen ist es der versus (ebenfalls mit der Bedeutung "Wendung"), aus dem dann unser Vers wurde.

Gruß

chinamul
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Beitrag von Peter43 » Mi 19.10.05 16:02

Hier ist ein schönes Beispiel eines Tropaeums: Julius Caesar, Crawford 452/2; Sydenham 1009.

Man sieht, daß es aus einem Pfosten - ursprünglich wohl einem Baumstumpf - besteht, an dem eine Rüstung des Feindes mit Helm aufgehängt wird. Dann wird dieses Standbild durch Schilde und Waffen geschmückt. Diese Tropaeen waren mit Inschriften versehen und den Kriegsgöttern geweiht, also unantastbar. Später wurden sie aus Stein und Erz hergestellt als dauernde Siegeszeichen, und dann standen sie nicht mehr auf den Schlachtfeldern, sondern in den Hauptstädten oder anderen heiligen Orten.

Die Römer haben diese Denkmäler von den Griechen übernommen. Häufig zeigten sie die Besiegten in betonter Herabwürdigung.

(Die Münze gehört leider nicht mir!)

MfG
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Julus_Caesar_Crawford_452.2.jpg
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Beitrag von Peter43 » Fr 21.10.05 00:37

Sarmatia Devicta

1. Die Münze:

Constantin I. der Große 307 - 337
AE - AE 3, 3.55g, 19mm
Sirmium 1. Offizin, 324 - 325
Av.: CONSTAN - TINVS AVG
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: SARMATIA - DEVICTA
Victoria n.r. gehend, hält Trophäe in der r. Hand und Palmzweig in der li. Hand.
Tritt auf Gefangenen der r. auf dem Boden sitzt.
Im Abschnitt: SIRM
RIC VII, Sirmium 48; C.487; LRBC 802
fast VZ, Schrötlingsriß

2. Der geschichtliche Hintergrund:

Die Sarmaten waren von ihrer Abstammung her ein iranisches Volk. So waren sie u.a. verwandt mit den Alanen. Durch Druck aus Süd-Asien wurden sie gezwungen nach Süd-Rußland auszuweichen. Dadurch kamen sie in Kontakt mit den griechischen Städten am Nordufer des Schwarzen Meeres und wurden historisch bekannt. Man unterscheidet bei ihnen 4 Stämme: die Iazyges, die königlichen Sarmaten, die Urgi und die Roxolani. Aber es gibt auch andere Unterteilungen. Diese hier stammt aus dem 'kleinen Pauly'. Die ersten drei Stämme lebten zwischen Dnjepr und Donau, die Roxolani zwischen Dnjepr und Don. Um 50 n.Chr. drangen sie - wegen zunehmenden Drucks aus dem Osten - bis in die ungarische Tiefebene vor. Sie lebten überwiegend nomadisch und machten den Römern durch Überfälle auf die Provinzregionen große Sorgen. In den Markomannenkriegen gelang es Macus Aurelius, die Iazyges zu besiegen. Er siedelte sie ins Römische Reich um (u.a. nach Gallien und Britannien), wo sie gezwungen wurden, für die Römer zu kämpfen. Gefürchtet waren ihre gepanzerten Lanzenreiter, die Kataphraktes, die später vom Byzantinischen Reich übernommen wurden. Berühmt war auch ihre Taktik des Parthischen Schusses, die sie wahrscheinlich von den Mongolen übernommen hatten. Das war die Fähigkeit, in vollem Galopp mit ihrem Bogen nach hinten zu schießen, was sie oft mit einer Scheinflucht verbanden.

Um 260 eroberten die Roxolani die ungarische Tiefebene und unterwarfen Pannonien. Dabei kam wohl auch der Gegenkaiser Regalanius ums Leben. Im 4.Jh. empörten sich ihre Sklaven - die Sarmatae Limigantes - und verjagten ihre Herren. Constantin I. nahm 300000 in das Reich auf und siedelte sie in Italien und auf dem Balkan an. Der Krieg zwischen den Sarmatae Liberi und den Sarmatae Limigantes dauerten noch bis in die 2.Hälfte des Jahrhunderts. Später sollen sie mit den Wandalen zusammen nach Spanien gezogen sein. Dabei verwischen sich allerdings die Unterschiede zwischen Sarmaten und Alanen. Im Namen Katalonien soll noch der Name der Alanen stecken. Die letzten Überlebenden der Sarmaten/Alanen sind heute die Osseten im Nordkaukasus.

Im Jahr 322 unternahmen die Sarmaten unter ihrem König Rausimondus eine Invasion nach Pannonien. Ihre Invasionsarmee aber wurde von Constantin I. vernichtend geschlagen. An diesen Sieg erinnert die vorgestellte Münze. Dieser Sieg fand allerdings im Hoheitsgebiet des Licinius statt. Das war dann der Anlaß für den folgenden Bürgerkrieg, der endlich zum Sieg des Constantin über Licinius führte.

Mit freundlichem Gruß
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Victoria Dacica

Ich habe diese Münze noch nicht in der Hand, aber ich bin bereits so begeistert von ihr, daß ich sie hier vorstellen muß. Es ist ein Denar des Trajan:

Trajan 98-117
AR - Denar, 3.27g, 18.0mm
geprägt in Rom 101-102
Av.: IMP CAES NERVA TRAIAN AVG GERM
belorbeerte Büste n.r.
Rv.: PM TRP COS IIII PP
Victoria, bloß bis auf die Hüften, n.r. stehend, schreibt auf einen Schild,
der auf einem Cippus steht, linker Fuß auf einem Helm
RIC II, 66; C. 247; BMC 112
Lüster, scharf, leicht getönt, fast unzirkuliert

Was mich an dieser Münze begeistert, ist die Rückseite. Diese Victoria kopiert, oder wie man heute kunsthistorisch sagt, zitiert eine Victoria von der Trajanssäule. Es ist die Victoria, die die Szenen des 1. Dakerkrieges von den Szenen des 2. Dakerkrieges trennt. Deshalb habe ich sie oben auch als Victoria Dacica bezeichnet.

Quelle: Forum Ancient Coins

MfG
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trajan_66.jpg
victory+and+trophy.jpg
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