Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

brutus68
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Beitrag von brutus68 » So 28.01.07 22:16

hier mal ein hadrian mit der rückseite mondsichel mit 7 sternen. gab es diesbezüglich ein naturereignis?
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schnecki
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Beitrag von schnecki » So 28.01.07 22:17

-----sieht fur mich aus wie das siebengestirn ( die pleyaden )-----oder sehe ich das falsch ?????----- :D
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » So 28.01.07 23:20

Bedeutung des Typus nach Strack, S. 106 mit Anm. 225: die sieben wandernden Gestirne sind an ihre ursprünglichen Stellen zurückgekehrt, und ein neues goldenes Zeitalter wird gleich anfangen.

Da muss man freilich annehmen, dass der Mond zweimal dargestellt wird, einmal als Mondsichel und einmal als Stern.

Der abgebildete Denar ist aus der östlichen Münzstätte, und ist sehr selten mit diesem von vorne gesehenen Büstentyp: Strack *50 und Tafel XVIII, *55 (Druckfehler für *50), kannte nur ein solches Stück, in Paris, stempelgleich mit deinem Exemplar, aber gelocht und weniger gut erhalten. Ein guter Fang, wenn er dir gehört!

brutus68
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Beitrag von brutus68 » Mo 29.01.07 07:15

danke, hab ich aus ebay, für ca. 80,- teuro von nem österreicher erstanden.

danke auch für das bestimmen.

was könnte der denn wert sein? (meine frau hat gerade den immobilienteil vom samstag in der hand) :lol:

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mo 29.01.07 10:12

Für einen Quadratmeter Bauland in mittlerer Lage sollte der Wert ausreichen. Aber ich würde lieber den Denar behalten.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

brutus68
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Beitrag von brutus68 » Di 30.01.07 15:20

schade, meine frau hat schon die dollarzeichen in den augen gehabt :lol:

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Beitrag von richard55-47 » Mi 31.01.07 11:53

Andererseits lassen sich auf einen m2 Land viele römische Münzen finden. Man muss nur wissen, wo sie vergraben sind.
do ut des.

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Beitrag von brutus68 » So 11.02.07 13:30

wer kennt den historischen hintergrund dieser münze?
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » So 11.02.07 14:59

Hallo!

Hier einige Informationen zu Deiner Münze:
Der Münzmeister ist Decimus Postumius Albinus Bruti f. Er war zunächst ein Anhänger Caesars, was auch die Rs. der Münze zeigt. Sie soll die Clementia Caesaris preisen.
http://www.carotta.de/subseite/texte/su ... menti.html

Dann sammelten Cassius und Brutus weitere Verbündete um sich, rund sechzig Männer sollen es gewesen sein, von denen heute jedoch lediglich zwanzig namentlich bekannt sind. 13 Unter ihnen waren prominente Gestalten, die teils auch aus Caesars eigenem Lager stammten, wie sein ehemaliger Legat Decimus Iunius Brutus Albinus (RE 55a), der zu seinen besten Freunden gerechnet und sogar als Ersatzerbe in Caesars Testament genannt wurde, falls der schwächliche C. Octavius vor Caesar stürbe.
http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/caesar.htm

Er wurde also später zu einem der Caesarmörder. Man hat ihm immer vorgeworfen, das sei nicht aus politischer Überzeugung geschehen, sondern aus Opportunismus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Decimus_Iunius_Brutus

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von brutus68 » So 25.02.07 16:49

dank dir peter43.

hier wieder etwas hysterisch interressantes!auf die überschreitung der Donau und den Sieg über den Dakerkönig Decebalus.

weiß noch jemand etwas mehr dazu?

danke im vorraus.
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 12.03.07 22:10

Hier habe ich mal eine historisch interessante Münze für diesen Thread. Das ist die Münze, über die ich mich in den letzten 12 Monaten am meisten gefreut habe, weil ich eigentlich keine realistische Chance hatte, sie zu bekommen, zumal das Stück auch noch korrekt beschrieben war. Aber es haben wirklich alle Flavier-Spezialisten und alle Judentum-Spezialisten geschlafen. Noch nachdem ich die Auktion gewonnen hatte, war die Angst da, es könnte jemand dem Verkäufer noch ein deutlich höheres Angebot machen. Ich habe SEHR tief durchgeatmet, als ich die Münze in der Hand hatte und sie noch deutlich besser aussah als auf den Auktionsbildern.

Vespasianus, subaerater Denar
Vs. IMP CAESAR VESPASIANUS AUG
Belorbeerter Kopf re.
Rs. IUDAEA - DIVICTA (soll wohl DEVICTA heißen, aber Querstriche sind nicht zu erkennen)
Iudaea mit vor dem Körper gefesselten Händen n. li. stehend, hinter ihr Palme
RIC 148B
Durchmesser 17,5 mm, Gewicht 2,18 g, Stempelachse 6 Uhr

Dieser sehr seltene Münztyp zur Feier der Niederschlagung des 1. Jüdischen Aufstands ist in zwei Varianten bekannt: RIC 289, Lugdunum zugeordnet, mit TRP am Ende der Vs.-Legende und aus massivem Silber, und RIC 148B ohne TRP, im RIC als hybrid bezeichnet ("Vs. Tarraco?, Rs. Lugdunum"), der anscheinend nur als antike Fälschung existiert. Exemplare sind bekannt in den Museen von London und Paris, ein weiteres wurde 1991 mit der Sammlung Bromberg versteigert, die damals als die größte Sammlung jüdischer und thematisch zum Judentum gehörender Münzen galt. Die Münzen sind, soweit mir bekannt ist, von nur einem Vs.- und zwei Rs.-Stempeln geprägt. Alle sind subaerat.
Nicht daß ich meine Sammlung jetzt in eine Reihe mit den genannten stellen möchte, aber es hat mich doch ziemlich glücklich und stolz gemacht, dieses tolle Stück darin einordnen zu können!

Homer
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Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Di 03.04.07 00:15

Bituitus

Nach längerer Pause wird es wieder einmal Zeit für einen historischen Artikel. Da paßt es gut, daß ich kürzlich diese interessante Münze erstehen konnte:

Römische Republik, C. Poblicius Malleolus, gens Poblicia
AR - Denarius serratus, 19.5mm, 3.8g
Narbo, 118 v.Chr. (Crawford)
Av.: C.MA - L - L - E.C.F.
Kopf der Roma mit dekoriertem und geflügeltem attischen Helm, n.r.
dahinter X
Rv.: Nackter gallischer Krieger (Bititus) fährt in Biga n.r., schwingt Speer und hält
Schild und Carnyx.
im Abschnitt L.LIC.CN.DOM
Ref.: Crawford 282/3; Sydenham 524; Poblicia 1

Carnyx = Eine Art keltischer Trompete

Die Rückseite feiert den Sieg des C. Domitis Ahenobarbus über die Allobroger und ihren Verbündeten Bituitus, den König der Averner. Die Legende im Abschnitt bezieht sich auf die Münzmeisterkollegen L. Licinius Crassus und C. Domitius Ahenobarbus. Der letztere war der Sohn des Proconsuls, der an der Niederwerfung der Gallier beteiligt war.

Dies ist eine der wenigen Münzen, die während der römischen Republik außerhalb von Rom geprägt wurden. Diese Ausgabe stammt aus der gerade neugegründeten Stadt Narbo in Gallien. Diese Münzen, die von einer Reihe von Münzmeistern geprägt wurden und ihre Namen tragen waren wichtig bei der Etablierung einer repblikanischen Chronologie.

Geschichte

Die Averner und die Allobroger (von keltisch 'aill' = Berg und 'brog' = Bewohner, steckt auch in unserem 'Nachbar'!) waren mächtige, kriegerische und ärgerlicherweise hochmütige gallische Stämme, die den Römern wohlbekannt waren als Feinde, die fortwährend ihr Verträge brachen und römisches Territorium angriffen. 121 v.Chr. wurden sie wieder einmal angegriffen von römischen Legionen unter dem Kommando des Proconsul Domitius Ahenobarbus und dem Consul Q. Fabius Maximus. Die Gallier wurden besiegt und Bituitus, der König der Arverner, wurde wahrscheinlich gefangengenommen und nach Rom geschickt für den darauffolgenden Triumph des Q. Fabius. Man sagt, daß er zu diesem Anlaß durch Rom geführt wurde in seinem eigenen silbernen Kriegswagen.

Die Gallier waren immer die Buhmänner der Römer. In früheren Zeiten hatten sie beinahe Rom erobert und die Mütter benutzten das Bild der großen, blonden Hünen mit ihren breiten Schnauzbärten und ihren blauen Malereien auf der nackten Haut, wie sie Amok liefen und verrückte Schreie ausstießen und alles, was sich ihnen entgegenstellte, abschlachteten, um damit ihre Kleinen zu anständigen und braven kleinen Römern zu erziehen.

Dieses Bild - oder die Heftigkeit des Krieges gegen Bituitus selbst - muß die Römer tief beeindruckt haben, mehr als die Historiker uns erzählen, weil nicht weniger als 5 römische Münzmeister Münzen prägten, die Bituitus und seinen Kriegswagen späteren römischen Generationen in Erinnerung halten sollten. Diese 5 waren waren L. Porcius Licinius, L. Cosconius, L. Pomponius, C. Malleolus und M. Aurelius Scaurus.

G. Domitius prägte noch eine andere Münztype, die sich auf Bituitus bezieht, auf der Victoria im Wagen steht unter dem die kleine Figur eines Mannes und eines Hundes zu sehen ist. Dies bezieht sich auf die Geschichte, daß Bituitus, bevor er besiegt wurde, eine Meute von riesigen Hunden gegen die Römer losgelassen haben soll.

Bituitus

Während des 2.Jh. v.Chr. führten die Römer zahlreiche Kriege, um ihre Nordgrenze abzusichern. Dabei hatte jedoch C. Sextius Calvinus ständig große Schwierigkeiten mit dem gallischen Hauptstamm dieser Gegend, den Allobrogen, die einst Hannibal dabei geholfen hatten, die Alpen zu überqueren. Das Faß zum Überlaufen aber brachte die Weigerung der Allobroger, den Römern einen übergelaufenen ligurischen Häuptling, der bei ihnen um Asyl gebeten hatte, auszuliefern.

112 v.Chr. führte der Proconsul C. Domitius Ahenobarbus den ersten Krieg gegen die Gallier aus Gallia Transalpina af deren eigenem Territorium. Mit Hilfe einer Elefantenabteilung gelang es Ahenobarbus das Heer der Allobroger in die Flucht zu schlagen. Dieser Sieg gab den Römern die Herrschaft über das ganze linke Ufer der Rhone bis nach Genova im Norden.

Beunruhigt darüber beschlossen die Arverner, in der heutigen Auvergne, ein Heer gegen die Römer aufzustellen, das von ihrem König Bituitus, dem Sohn des Lovernius, geführt werden sollte. Die Arverner rückten vor zum Zusammenfluß von Rhone und Isere. Hier wollte eine römische Armme unter Q. Fabius Maximus sie zurückschlagen. Das größere Unglück für die Arverner ereignete sich aber, als beim Rückzug über den Rhein die Brücke einstürzte und viele Arverner in der starken Strömung untergingen. Fabius Maximus behauptete später er hätte 120000 Gallier getötet bei einem Verlust von nur 15(!) Römern, eine Angabe, die sehr kritisch behandelt werden sollte.

Jedoch auch wenn man seinen Bericht zurückstutzt, steht fest, daß Arverner und Alloborger eine empfindliche Niederlage erlitten hatten, und daß nun die Römer das ganze südliche Gallien entlang der Mittelmeerküste beherrschten. Die Niederträchtigkeit der Römer zeigte sich darin, daß der Konsul Ahenobarbus, Bituitus, den König der Arverner, überreden konnte, nach Rom zu reisen, um dort die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Völkern persönlich zu führen. Einmal in Rom wurde Bituitus überwältigt und zum Gefangenen gemacht. Der Senat nutzte die Verletzung der Zusicherung sicheren Geleits voll aus und warf Bituitus ins Gefängnis in Alba Longa. Hier wurde Bititus zusamen mit seinem Sohn Comm oder Congentiatus zusammengeführt. Domitius Ahenobarus aber errichtete ein Siegesdenkmal, den Großen Turm in Nimes.

Quelle:
http://www.kernunnos.com/culture/warriors/scaurus.html

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Beitrag von Peter43 » Mi 04.04.07 22:13

Hier ist als Nachtrag der Denar des Domitianus Ahenobarbus mit der Kampfszene unter der Biga.

Römsche Republik, Cn. Domitianus Ahenobarbus, 128 v.Chr.
AR - Denar, 18.52mm, 3.66g
Av.: Kopf der Roma mit dekoriertem und geflügeltem attischen Helm, n.r., davor Stern, dahinter Getreideähre
Rv.: Victoria gallopiert in Biga n.r., hält in der li Hand die Zügel und in der
re Hand eine Peitsche; darüber ROMA, darunter Kampf eines
Mannes mit einem riesigen Hund.
im Abschnitt CN.DOM.
Ref. Crawford 261/1; Sydenham 514; Domitia 14
gut SS/SS, Rs. etwas exzentrisch, dunkle alte Tönung
Pedigree:
ex Gorny & Mosch Auktionen 155-157, Lot 263 I

Die Szene wird allerdings auch oft interpretiert als Kampf eines Gladiators gegen einen Löwen. Den Bezug zu Bituitus habe ich aus der oben angegeben Referenz, die auf Numism-L verweist.

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Peter43 » Do 05.04.07 12:35

Varus in Syrien

Da Ostern vor der Tür steht und einige Mitglieder vielleicht etwas mehr Zeit zum Stöbern in den Threads haben, noch ein historischer Beitrag:

Syrien, Berytos, Augustus, 27 v.Chr. - 14 n.Chr.
AE 20, 6.19g
geprägt unter dem Proprätor Quinctilius Varus, 6-4 v.Chr.
Av.: IMP CAESAR AVGVSTV
Bloßer Kopf des Augustus n.r.
Rv.: P.QVIN - CT L - VS - VRVS (beginnend li oben)
2 Adlerstandarten zwischen 2 Feldzeichen
BMC 55; RPC 4543
gut S/fast SS, sog. Sandpatina

Diese Münze wurde unter dem Proprätor Quinctilius Varus in Syrien geprägt und hat damit einen engen Bezug zur deutschen Geschichte. Es handelt sich dabei nämlich um den Varus, der 9 n.Chr. mit seinen Legionen in der Schlacht im Teutoburger Wald (Kalkriese?) unterging. Ein Grund für den Aufstand der Germanen soll ja gewesen sein, daß er die freiheitsliebenden Germanen genauso herablassend behandelt haben soll wie die eher unterwürfigen Syrer.

Hier ein Artikel über die Zeit des Varus in Syrien von der Website der Universität Osnabrück:

Als Quaestor des Jahres 21 v.Chr. begleitete Varus wohl den nunmehrigen Alleinherrscher Augustus auf seiner Orientreise in den Jahren 22-19 v.Chr., wie uns verschiedene Inschriften versichern, die wohl auf den Stationen dieser Reise gesetzt wurden. Augustus mußte hier Regelungen im Verhältnis zu den Parthern treffen, den mächtigen Rivalen Roms, die an der Grenze Syriens das römische Herrschaftssystem im Orient bedrohten. Seiner Diplomatie war es zu verdanken, daß eine einvernehmliche Regelung erreicht werden konnte, die zudem die Rückgabe der durch die Parther einst erbeuteten Legionsadler vorsah, ein Verdienst dessen sich Augustus selbst rühmte. Trotz der Gegnerschaft seines Vaters war also Varus in den engen Kreis des Princeps Augustus eingetreten, dessen persönliche Wertschätzung er wohl auch genossen haben dürfte.

Die Karriere des Varus verlief dementsprechend. Nach dem von Augustus verordneten Intervall von 5 Jahren durfte er die neben Asia, dem heutigen Westkleinasien, vornehmste Provinz Africa verwalten, das heutige Tunesien, die an sich dem Senat vorbehalten war. Darüber sind wir nur durch - nicht datierte - Münzen unterrichtet, die unter seinem Proconsulat in Achulla und Hadrumetum geprägt wurden. Anderes gilt für die Statthalterschaft in Syrien, die sich für Varus als weitere Station für die Jahre von 7/6 bis 5/4 v.Chr. anschloß, einer außerordentlich wichtigen 'kaiserlichen' Provinz an der Grenze des Imperiums zum Partherreich. Varus trug hier den Titel eines legatus Augusti pro praetore, also eines Statthalters des Imperators im consularischen Rang. Dies ist ebenfalls durch Münzprägungen bezeugt. Wir verfügen in diesem Falle für die Statthalterschaft aber auch über reichhaltige literarische Zeugnisse, die zeigen, daß hier Varus mit den besonderen Problemen der vorderorientalischen Welt konfrontiert war, um deren Lösung er sich durchaus tatkräftig bemühte. Zu Syrien gehörte nämlich das unruhige Palästina mit dem verbündeten judäischen Königreich des Herodes, als dessen Berater Varus zu fungieren hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Jesus unter der Statthalterschaft des Varus geboren sein. Brisant wurde die Situation insbesondere nach dem Tode des Herodes im Jahre 4 v.Chr. angesichts der unter den Juden gegen den Nachfolger ausbrechenden Revolten. Zugleich ging es um eine Nachfolgeregelung, die Varus zu verfügen und durch Augustus zu bestätigen lassen hatte. So wie seinerzeit im Jahre 5 v.Chr. Varus anläßlich des Giftmordprozesses des Herodes gegen seinen eigenen Sohn in Jerusalem erscheinen mußte, so galt es nunmehr zu intervenieren und die Ordnung im Sinne Roms wieder herzustellen. Dies erfolgte durch einen regelrechten Feldzug im Jahre 4 v.Chr., der mit der Hinrichtung der Rädelsführer und der Stationierung einer der drei Legionen in Jerusalem zunächst endete.

Der in Jerusalem zurückgelassene Finanzprokurator Sabinus sah sich allerdings von neuem schweren Auseinandersetzungen mit aufständischen Juden ausgesetzt, die ihn in Jerusalem belagerten. Im weiteren Verlauf kam es zu einer ersten Brandschatzung des Tempelbezirks und einer Plünderung des Tempels durch die Römer. Nunmehr griff die Woge des Aufstands auf ganz Iudaea über, so daß sich Varus von Antiochia aus zu erneutem und nachhaltigem militärischen Eingreifen genötigt sah. Der Aufstand wurde mit aller Gewalt niedergeworfen und war von erheblichen Verwüstungen begleitet, die an den späteren jüdischen Krieg unter Vespasian und Titus erinnerten. Varus ließ 2000 Aufständische kreuzigen. Dennoch schienen die Maßnahmen für römische Verhältnisse nicht unbedingt willkürlich, da Varus immerhin die Unschuldigen frei ließ und zudem die Entschuldigungen der jüdischen Bevölkerung Jerusalems über die eingedrungenen Störenfriede entgegennahm. Allerdings war die Stadt Emmaus auf seinen ausdrücklichen Befehl eingeäschert worden, während er die Stadt Samaria ungeschoren ließ. Die undisziplinierten arabischen Hilfstruppen wurden ebenfalls entlassen. Zudem bemühte er sich, in der Regelung der Nachfolgefrage zwischen den beiden Söhnen des Herodes neutral zu bleiben und zu vermitteln. Er gestattete darüberhinaus einer offiziellen jüdischen Delegation, ihr Anliegen in Rom gegen das jüdische Königtum vorzubringen. Sie wurde von den dort ansässigen Juden unterstützt, die für die Einrichtung einer römischen Provinz plädierten.

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Beitrag von caesar » So 15.04.07 17:19

hallo rufus01
habe soeben deine anfrage betreffend gekauftem caesar-portrait-denar gelesen.die münze wurde am 6.april 2006 bei NAC für 3400 SFr.versteigert.-schau hier mal rein......

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 67&Lot=362

gruss caesar

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