Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Fr 20.08.04 13:47

Hallo Freunde!

Ein weiteres Beispiel für die demonstrativ zur Schau getragene Frömmigkeit des Constantin ist Münze Nr. 1, auf der er gläubig die Augen zum Himmel verdreht, ein ikonographischer Topos, der später auf religiösen Darstellungen des Mittelalters immer wieder anzutreffen ist. Daß er dazu außerdem noch den Kopf gehoben hat, wird an dem großen Winkel zwischen Hals und Kinn deutlich.
Zum Vergleich folgt als Nr. 2 eine Münze mit normaler Kopfhaltung und Blickrichtung.
Unter seinen Söhnen schließlich wird in großen Mengen eine winzige posthume Münze für Constantin geprägt (Nr. 3), auf deren Rückseite er in einer Quadriga gen Himmel fährt, von wo sich ihm die Riesenhand (manus ingens) Gottes entgegenstreckt. Das politische Kalkül ist klar: Wer so von Gott aufgenommen wird, hat zu Lebzeiten in dessen Sinn gehandelt und ist damit zumindest für Christen kaum mehr angreifbar. Die gleiche herausgehobene Position wird durch diese Münze natürlich auch von seinen Söhnen und Nachfolgern beansprucht

Gruß

chinamul
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Nr. 3 const quadr.jpg
Nr. 2 const normale kopfhaltg.jpg
Nr. 1 b) const blickt nach oben.jpg
Nr. 1 a) const blickt nach oben.jpg

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 20.08.04 17:05

Bei dem Bild mit der 'Hand Gottes' erhebt sich natürlich die Frage, wer ergreift da wen? Ergreift Constantin die Hand Gottes und zieht sich so in den Himmel, oder wird er von der Hand Gottes ergriffen und sozusagen passiv in den Himmel gezogen? Ich weiß nicht, ob diese Frage zur Zeit des Constantin bereits wichtig war. Später jedoch führte sie u.a. zu den Auseinandersetzungen mit dem Pelagianismus und zum Problem der Prädestination überhaupt.

Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von chinamul » Sa 21.08.04 20:02

@Peter43

Ist das wirklich eine Frage, ob da wer wen ergreift? Der Gestus der offenen Hand ist doch ziemlich eindeutig: Hier wird jemand in Gnaden empfangen, es wird ihm etwas gewährt. Auf einigen späteren Münzen wie dem unten abgebildeten Stück des Arcadius hält die Hand Gottes einen Kranz über den Kopf des Kaisers. Da kann dann von irgendeiner Aktivität des Herrschers doch wirklich keine Rede mehr sein. Es scheint sich dabei eher um die Vorstellung von einer entsprechenden Prädestination der Person des Kaisers zu handeln, die sich aus der angeblichen Auserwähltheit Constantins herleitet und von großer politischer Wirksamkeit gewesen sein dürfte.

Gruß

chinamul
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arcadius hand mit kranz.jpg

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Beitrag von chinamul » Mo 23.08.04 15:03

Hallo Freunde!

Wie interpretiert Ihr denn vor dem Hintergrund der hier stattfindenden Diskussion die Kopfhaltung Constantins auf der Münze unten? Einen Zufall oder ein künstlerisches Unvermögen des Stempelschneiders können wir wohl ausschließen. Was also könnte dieser geneigte Kopf ausdrücken? Die mir bekannte Literatur liefert dazu keinen Hinweis.

Gruß

chinamul
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const kopf geneigt.jpg

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Beitrag von B.A. » Mo 23.08.04 16:06

Demut.

Das wäre meine einschätzung, aber ich vermute das dies nix mit dem christlichen Glauben zu tun hat, da er sehr jung aussieht!?
Von wann ist die Münze?

Mfg
SCheibe
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Beitrag von chinamul » Mo 23.08.04 18:59

@Bastard-Ratte

Hier der komplette "Steckbrief" der Münze:

CONSTANTINUS I MAGNUS 307 – 337
AE 3 Nicomedia 330-335
Av. CONSTANTINVS MAX AVG - Geharnischte und drapierte Büste rechts mit Rosettendiadem; nach unten blickend
Rv. GLORIA EXERCITVS - Zwei Soldaten mit Speeren und Schilden; zwischen ihnen zwei Feldzeichen - Im Abschnitt: SMNA
vgl. RIC 188

Es ist also ein eher spätes Stück. Man darf sich durch das jugendliche Porträt nicht täuschen lassen. Es könnte sich tatsächlich um eine Demutsgeste handeln, aber sicher ist das wohl nicht.

Gruß

chinamul

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Beitrag von Peter43 » Mo 23.08.04 19:01

Vielleicht nach dem Mord an seinem Sohn Crispus als er erfuhr, daß das ganze eine Intrige der Fausta war. :wink:

Mit freundlichen Grüßen

Ich hatte den Smilie vergessen!
Zuletzt geändert von Peter43 am Mo 23.08.04 20:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von richard55-47 » Mo 23.08.04 20:10

Ich deute die Kopfhaltung nicht als Zeichen der Demut, sondern als Ausdruck der Güte, die Constantinus seinem Volk vermitteln wollte (Seht mal, ich bin immer für euch da). Dass Constantinus per Münzpropaganda ein Bereuen für was weiß ich was zum Ausdruck bringen wollte, kann ausgeschlossen werden. Erst recht nicht für das Hinscheiden von Crispus und Fausta. Constantinus war zum einen kein Klosterbruder, zum anderen hatte er wahrscheinlich mit dem Todesurteil gegen Crispus nichts zu tun (vgl. Kampmann Seite 420 und die wahrscheinliche Fundstelle, aus der Berenike ihre Meinung herleitet: http://www.dcatalog.de/mm93/00279H00.HTM.
Sicher konnte Constantinus sich bescheiden im Hintergrund halten, die Strippen aber dennoch ziehen, so dass das Argument mit dem Provinzgericht und der Kaiserferne nicht so ganz durchschlägt. Aber dass Constantinus vor aller Welt Schuld bekannt haben sollte, wird ihm auf Wolke 7 ein helles Lachen entlockt haben.
do ut des.

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Beitrag von chinamul » Sa 28.08.04 12:32

Eine weitere interessante Münze

MARCUS AURELIUS 161 – 180
AE Sesterz Rom 172/173
Av.: M ANTONINVS AVG TR P XXVII - Geharnischte, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: IMP VI COS III SC - im Abschnitt: RELIG(io) AVG(usti) – Tempel mit Mercurstatue
RIC 1074; C. 534; BMC 1441

Dieser Sesterz zeigt auf dem Revers einen Tempel mit ägyptischen Merkmalen, was auf einer reichsrömischen Münze zunächst seltsam erscheinen mag. Die vier Säulen des Tempels haben die Form von Hermen, im halbrunden Giebelfeld finden sich mehrere der Attribute des Mercur (Schildkröte, Hahn, Petasus, Caduceus und Münzbeutel), während im Tempel eine Statue des Gottes selbst steht. Die Erklärung für diese Zusammenstellung liegt im wahrscheinlichen Prägeanlaß für dieses Stück:
In einem Feldzug im Jahr 173 gegen die Quaden, einen Volksstamm an der Donau, war eine römische Armee eingeschlossen und so von jedem Nachschub abgeschnitten worden. Das heiße, trockene Wetter setzte den Römern stark zu, und sie hatten schon bald kein Wasser mehr. Die Kapitulation schien unausweichlich, als plötzlich ein Gewitter losbrach und es stark und anhaltend zu regnen begann. Die Römer konnten Wasser auffangen, trinken und sich erfrischen, während die Quaden vor diesem heftigen und völlig überraschend eingetretenen Naturereignis flüchteten. Dieses Vorkommnis wird seitdem als das „Regenwunder“ bezeichnet. Marcus Aurelius soll dem Senat darüber berichtet haben und es der Hilfe Mercurs zugeschrieben haben, den der ägyptische Priester Arnuphis in einer Zeremonie um Beistand ersucht hatte, daher wohl die ägyptischen Elemente des Tempels. Die Anrufungszeremonie, die die Rettung brachte, ist auch auf der Marcussäule in Rom dargestellt. Die Christen reklamierten allerdings später das Regenwunder für sich, indem sie behaupteten, die Gebete christlicher Soldaten unter den Römern hätten den segensreichen Wolkenbruch herbeigeführt.
Einen Teil dieser Informationen verdanke ich Harald Küthmann et al., Bauten Roms auf Münzen und Medaillen, Verlag Beckenbauer, München 1973, erschienen anläßlich einer Ausstellung der Staatlichen Münzsammlung München zu diesem Thema. Dort ist die Rückseite unseres Stückes unter der Nr. 87 abgebildet und beschrieben.

Gruß

chinamul
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M A Regenwunder b.jpg
M A Regenwunder a.jpg
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chevalier (Fr 20.11.20 16:21) • Ampelos (Sa 11.03.23 23:56)

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Beitrag von chinamul » Di 07.09.04 11:58

Haben denn wirklich keine weiteren Forumsbenutzer historisch interessante Münzen vorzustellen? Ich habe auf Dauer keine Lust, hier den Alleinunterhalter zu spielen! Bestehen Eure Sammlungen denn nur aus Schrott aus Lots oder hervorragenden Erhaltungen von Allerweltsmünzen, bei denen sich eine Vorstellung in diesem Thread nicht lohnt? Das kann ich einfach nicht glauben! Denkt bitte immer an unsere neueren Sammlerfreunde, die noch nicht mit so viel Material in Kontakt gekommen sind. Die vielen Aufrufe gerade bei diesem Thema zeigen doch, daß ein erhebliches Interesse daran besteht. Also rafft Euch gefälligst mal auf, und gönnt uns einen Blick auf die historischen Sahnestücke in Euren Schatzkisten!!!

Hier nun ein vorläufig letzter Versuch meinerseits, diesen Thread am Leben zu erhalten:

Ein seltener Denar Elagabals
elag emesa stein.jpg
Die Rückseite zeigt den Transport des Steins von Emesa, eines Meteoriten, dem kultische Verehrung entgegengebracht wurde, vom syrischen Emesa nach Rom. Oberster Priester dieses dem syrischen Sonnengott Elagabalus geltenden Kultes war der Kaiser. Sein eigentlicher Name war zwar Marcus Aurelius Antoninus, wie er sich auch auf seinen Münzen nennt, aber wir kennen ihn eigentlich nur als Elagabal. Diesen Namen hat er von dem Stein von Emesa, der den ansonsten anikonischen (d. h. ohne Statuen oder andere Bildnisse verehrten) Gott Elagabalus verkörperte. Elagabal soll dem Stein nach dessen Ankunft in Rom im Sommer 219 persönlich das Geleit gegeben haben, indem er rückwärts gehend auf goldbestreuten Straßen dem abgebildeten Wagen voranschritt, bis er auf dem Kapitol angekommen war. Dort wurde ihm ein Tempel errichtet, in dem er dann aufgestellt und in die höchste Position unter den offiziell zu verehrenden Göttern erhoben wurde. Nach Elagabals Tod 222 wurde der Stein schließlich nach Emesa zurückgebracht.
Wir sehen eine mit vier bebänderten Zeremonialschirmchen geschmückte, nach rechts fahrende Quadriga. Darauf steht der Stein, an dem ein Adler befestigt ist. Die Legende SANCTO DEO SOLI ELAGABAL bedeutet „Dem heiligen Sonnengott Elagabal (geweiht)“

ELAGABALUS 218 – 222
AR Denar Antiochia
Av. ANTONINVS PIVS FELIX AVG - Belorbeerter Kopf rechts
Rv. SANCTO DEO SOLI, im Abschnitt: ELAGABAL - Mit vier Schirmchen geschmückte Quadriga im Schritt nach rechts; darauf der Meteorstein von Emesa
RIC 196; C. 269 (2,98 g)

Gruß

chinamul
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von Peter43 » Di 07.09.04 22:14

@chinamul

Die hätte ich auch gerne! Aber ich werde mal suchen, ob ich auch etwas finde!
Dauert aber etwas.

Mit freundlichen Grüßen
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Ausbruch des Vesuvs unter Titus 79 n.Chr.

Beitrag von Peter43 » Di 07.09.04 22:39

Titus 79 - 81
AR - Denar, 3.51g, 17mm
Rom 80
Av.: IMP TITVS CAES VESPASIAN AVG PM
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: TRP IV IMP XV COS VIII PP
Geflügeltes Blitzbündel auf hübsch drapiertem Tisch ('Pulvinar' des Jupiter und der Juno?)
RIC II, 23(b); C.314; BMCR.51
VZ, Portrait!

PULVINAR, Sitz, auf dem den Göttern Geschenke angeboten wurden während eines Lectisterniums, eines Banketts.
Diese Münzen des Titus zeigen Pulvinaria (Pl.), die vorbereitet waren für die Feier eines Lectisterniums, das dem Ausbruch des Vesuvs 79 n.Chr folgte, der bekanntlich zur Vernichtung von Pompeji und Herculaneum führte.
LECTISTERNIUM, 'Auslegen auf Liegen', der Name einer Opferfeier, die von den Römern in Zeiten großer Not durchgeführt wurde. Dabei wurden Liegen aufgestellt mit Tischen davor. Dann wurden Götterbilder auf die Liegen gestellt und ein großes Bankett für die Götter gegeben. Dabei befand sich in der Regel auch ein Kranz, ein sog. struppus.
FULMEN, Blitzbündel, eines der üblichen Attribute des Jupiter als Himmelsgott.

Mit freundlichen Grüßen
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titus_23.jpg
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Numis-Student (Mi 24.03.21 22:50)

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Beitrag von chinamul » Mi 08.09.04 11:16

Hallo Peter43!

Vielen Dank für Deinen Beitrag. Einen Denar mit dieser Rückseite habe ich auch, allerdings von Domitianus. Deshalb freue ich mich besonders über Deine historische Einordnung dieses Münzbildes, die mir bislang unbekannt war.
Bezüglich des Lectisterniums möchte ich Dich auf meinen Thread "Das Lectisternium auf Münzen Alexandrias" vom 11. 6. 04 hinweisen, wo ich mehrere Münzen zu diesem Thema abbilde.

Gruß

chinamul

pearl.harbour
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Beitrag von pearl.harbour » Mi 08.09.04 23:06

Hier eine Münze aus meiner Sammlung die ich erst vor kuzem auf einer Auktion erstanden habe!

Eine kurze Beschreibung:

As mit aufgehämmertem Rand ("Protokontorniat"), nach 214. IVLIA PIA - FELIX AVG. Drapierte Büste mit Diadem rechts. Rs: VES - TA / S C. Die Kaiserin und drei erwachsene bzw. zwei jugendliche Vestalinnen en face stehend und über einem Altar in der Mitte opfernd; im Hintergrund der Vestatempel auf dem Forum Romanum. Vgl. RIC 607. Vgl. C. 234. Vgl. BMC 232. 10,42g.


1. Geschichtlicher Hintergrund



Vesta war die Tochter von Kronos und Rhea (Muttergöttin). Einer ihrer Brüder war Zeus.

Vesta galt als die Göttin des Feuers und des häuslichen Herdes (obwohl der Herd eher den Penaten* geweiht war). Ihr Name leitet sich von dem der griechischen Göttin Hestia ab, die ebenfalls Feuergöttin war. Ebenfalls war Vesta die Schutzgöttin der Familie und des Staates, dadurch hing das Schicksal Roms stark von den Riten des Vesta-Kults ab. Außerdem war sie für das Glück der Könige verantwortlich.

Vesta zu Ehren brannte in ihrem Tempel auf dem Forum Romanum ein ewiges Feuer, das als Symbol der Ewigkeit Roms galt und von den Vestalinnen bewacht wurde. Diese Priesterinnen waren auch für die Vorbereitung von Festen verantwortlich, so zum Beispiel die "Vestalia". An diesem Fest vom 7. bis 15. Juli jeden Jahres zogen alle römischen Frauen barfuß zum Tempel der Vesta, bekamen von den Vestalinnen die mola salsa (=Opfer) ausgeteilt und brachten sie der Vesta dar. Weitere Feste sind die Fruchtbarkeitsrituale Fordicia und Parilia, an denen aber nur die Vestalinnen teilnahmen.

Ein anderer Anlass, Vesta zu ehren, war die Amtsernennung von Prätoren, Diktatoren oder Konsuln. Dabei zogen diese nach Lavinium (religiöse Metropole Roms) und brachten Vesta Opfer dar.

Darstellungen zeigen Vesta meist thronend, wobei erst im 1. Jahrhundert vor Christus auch Münzen mit ihrem Bild erschienen. Augustus hatte ihr 12 vor Christus ein Signum (Bild) auf dem Palatin geweiht, vermutlich auch einen Altar.

Auf dem Forum Romanum stand ebenfalls eine Bronzestatue als eine der zwölf Götter, die wahrscheinlich im 3. Jahrhundert nach Christus entstanden ist.

Der Charakter der Vesta ist bis heute ungeklärt. Häufig wird sie der Erde gleichgesetzt, was sich aber mit den Riten des Kultes nicht belegen lässt. Wahrscheinlicher ist, dass sie als eine Kraft im Feuer gesehen werden wollte; sie wollte nur ungern als Mensch dargestellt werden (daher keine Statue in ihrem eigenen Tempel).

* Penaten: Götter des (Haus-) Inneren


2. Architektur des Tempels

Der Vestatempel ist der bedeutendste Tempel der Stadt, in dem das heilige Feuer von den Vestalinnen gehütet wird. Er war nach dem Vorbild einer Hütte gebaut, der ältesten Wohnstätte des römischen Volkes, und war oben aufgrund des Feuers geöffnet. Während zehn Jahrhunderten wurde der Tempel sechsmal durch Brände mehr oder weniger heftig zerstört, aber jedes Mal wieder aufgebaut, zum letzten Mal zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. durch Julia Domna, die Gattin des Septimius Severus.

An innerster und verborgenster Stelle des Tempels waren verschiedene Gegenstände (Sacra pignora), Symbole der Größe und Ewigkeit Roms aufbewahrt, von denen der wichtigste das Palladium, das Bild der Minerva, war. Dieses Bild war der Überlieferung nach von dem griechischen Helden Diomedes aus Troja gerettet worden und bot damit für die Römer die Gewähr der Vornehmheit ihres Geschlechts.

Im heiligen Raum des Tempels war eine Statue der Palas Athene zu finden, aber nur wenige Personen wie die Vestalinnen und der Pontifex Maximus durften diesen Raum betreten.


Gruß pearl.harbour


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Beitrag von pearl.harbour » Mi 08.09.04 23:22

Jetzt ist das Photo rausgegangen, könnte mir jemand bitte sagen wie ich hier ein Bild einstellen kann?

Danke im Voraus!

pearl.harbour

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