Bituitus
Nach längerer Pause wird es wieder einmal Zeit für einen historischen Artikel. Da paßt es gut, daß ich kürzlich diese interessante Münze erstehen konnte:
Römische Republik, C. Poblicius Malleolus, gens Poblicia
AR - Denarius serratus, 19.5mm, 3.8g
Narbo, 118 v.Chr. (Crawford)
Av.: C.MA - L - L - E.C.F.
Kopf der Roma mit dekoriertem und geflügeltem attischen Helm, n.r.
dahinter X
Rv.: Nackter gallischer Krieger (Bititus) fährt in Biga n.r., schwingt Speer und hält
Schild und Carnyx.
im Abschnitt L.LIC.CN.DOM
Ref.: Crawford 282/3; Sydenham 524; Poblicia 1
Carnyx = Eine Art keltischer Trompete
Die Rückseite feiert den Sieg des C. Domitis Ahenobarbus über die Allobroger und ihren Verbündeten Bituitus, den König der Averner. Die Legende im Abschnitt bezieht sich auf die Münzmeisterkollegen L. Licinius Crassus und C. Domitius Ahenobarbus. Der letztere war der Sohn des Proconsuls, der an der Niederwerfung der Gallier beteiligt war.
Dies ist eine der wenigen Münzen, die während der römischen Republik außerhalb von Rom geprägt wurden. Diese Ausgabe stammt aus der gerade neugegründeten Stadt Narbo in Gallien. Diese Münzen, die von einer Reihe von Münzmeistern geprägt wurden und ihre Namen tragen waren wichtig bei der Etablierung einer repblikanischen Chronologie.
Geschichte
Die Averner und die Allobroger (von keltisch 'aill' = Berg und 'brog' = Bewohner, steckt auch in unserem 'Nachbar'!) waren mächtige, kriegerische und ärgerlicherweise hochmütige gallische Stämme, die den Römern wohlbekannt waren als Feinde, die fortwährend ihr Verträge brachen und römisches Territorium angriffen. 121 v.Chr. wurden sie wieder einmal angegriffen von römischen Legionen unter dem Kommando des Proconsul Domitius Ahenobarbus und dem Consul Q. Fabius Maximus. Die Gallier wurden besiegt und Bituitus, der König der Arverner, wurde wahrscheinlich gefangengenommen und nach Rom geschickt für den darauffolgenden Triumph des Q. Fabius. Man sagt, daß er zu diesem Anlaß durch Rom geführt wurde in seinem eigenen silbernen Kriegswagen.
Die Gallier waren immer die Buhmänner der Römer. In früheren Zeiten hatten sie beinahe Rom erobert und die Mütter benutzten das Bild der großen, blonden Hünen mit ihren breiten Schnauzbärten und ihren blauen Malereien auf der nackten Haut, wie sie Amok liefen und verrückte Schreie ausstießen und alles, was sich ihnen entgegenstellte, abschlachteten, um damit ihre Kleinen zu anständigen und braven kleinen Römern zu erziehen.
Dieses Bild - oder die Heftigkeit des Krieges gegen Bituitus selbst - muß die Römer tief beeindruckt haben, mehr als die Historiker uns erzählen, weil nicht weniger als 5 römische Münzmeister Münzen prägten, die Bituitus und seinen Kriegswagen späteren römischen Generationen in Erinnerung halten sollten. Diese 5 waren waren L. Porcius Licinius, L. Cosconius, L. Pomponius, C. Malleolus und M. Aurelius Scaurus.
G. Domitius prägte noch eine andere Münztype, die sich auf Bituitus bezieht, auf der Victoria im Wagen steht unter dem die kleine Figur eines Mannes und eines Hundes zu sehen ist. Dies bezieht sich auf die Geschichte, daß Bituitus, bevor er besiegt wurde, eine Meute von riesigen Hunden gegen die Römer losgelassen haben soll.
Bituitus
Während des 2.Jh. v.Chr. führten die Römer zahlreiche Kriege, um ihre Nordgrenze abzusichern. Dabei hatte jedoch C. Sextius Calvinus ständig große Schwierigkeiten mit dem gallischen Hauptstamm dieser Gegend, den Allobrogen, die einst Hannibal dabei geholfen hatten, die Alpen zu überqueren. Das Faß zum Überlaufen aber brachte die Weigerung der Allobroger, den Römern einen übergelaufenen ligurischen Häuptling, der bei ihnen um Asyl gebeten hatte, auszuliefern.
112 v.Chr. führte der Proconsul C. Domitius Ahenobarbus den ersten Krieg gegen die Gallier aus Gallia Transalpina af deren eigenem Territorium. Mit Hilfe einer Elefantenabteilung gelang es Ahenobarbus das Heer der Allobroger in die Flucht zu schlagen. Dieser Sieg gab den Römern die Herrschaft über das ganze linke Ufer der Rhone bis nach Genova im Norden.
Beunruhigt darüber beschlossen die Arverner, in der heutigen Auvergne, ein Heer gegen die Römer aufzustellen, das von ihrem König Bituitus, dem Sohn des Lovernius, geführt werden sollte. Die Arverner rückten vor zum Zusammenfluß von Rhone und Isere. Hier wollte eine römische Armme unter Q. Fabius Maximus sie zurückschlagen. Das größere Unglück für die Arverner ereignete sich aber, als beim Rückzug über den Rhein die Brücke einstürzte und viele Arverner in der starken Strömung untergingen. Fabius Maximus behauptete später er hätte 120000 Gallier getötet bei einem Verlust von nur 15(!) Römern, eine Angabe, die sehr kritisch behandelt werden sollte.
Jedoch auch wenn man seinen Bericht zurückstutzt, steht fest, daß Arverner und Alloborger eine empfindliche Niederlage erlitten hatten, und daß nun die Römer das ganze südliche Gallien entlang der Mittelmeerküste beherrschten. Die Niederträchtigkeit der Römer zeigte sich darin, daß der Konsul Ahenobarbus, Bituitus, den König der Arverner, überreden konnte, nach Rom zu reisen, um dort die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Völkern persönlich zu führen. Einmal in Rom wurde Bituitus überwältigt und zum Gefangenen gemacht. Der Senat nutzte die Verletzung der Zusicherung sicheren Geleits voll aus und warf Bituitus ins Gefängnis in Alba Longa. Hier wurde Bititus zusamen mit seinem Sohn Comm oder Congentiatus zusammengeführt. Domitius Ahenobarus aber errichtete ein Siegesdenkmal, den Großen Turm in Nimes.
Quelle:
http://www.kernunnos.com/culture/warriors/scaurus.html
Mit freundlichem Gruß