Historisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 30.04.07 22:57

Asylon

Syrien, Apameia, quasi-autonom, 8-9 n.Chr.
AE 21, 8.7g
geprägt in der Zeit des Augustus
Av.: Jugendlicher Kopf des Dionysos mit Efeukranz, n.r.
Rv.: APAMEWN THS IERAS - KAI ASYLOY
Thyrsos, mit Taenien geschmückt
im Feld DT (= Jahr 304 der seleukidischen Ära)
SNG Copenhagen 301; RPC I, 633, 4353; Lindgren III, 1176

Die Münze zeigt einen hübschen Dionysoskopf. Aber ich möchte die Aufmerksamkeit mehr auf die Legende lenken, THS IERAC KAI ASYLOY, der Heiligen und der des Asyls!

Das Asylon (lat. asylum) heißt wörtlich 'unverletzlich' und ist eine Einrichtung aus vorgeschichtlicher Zeit, in der es außer den menschlichen Gesetzen noch Götter gab, die über ihnen standen. Dies im Gegensatz zu heute, wo es keine 'rechtsfreien Räume' mehr geben darf, und die Asylbewerber aus den Kirchen geholt werden.

Das Asylon war ein gewöhnlich durch deutliche Grenzen horoi abgegrenzter heiliger Ort, der es auf Grund seiner Unverletzlichkeit verbot, Personen oder Sachen mit Gewalt von ihm zu entfernen. Die Zuwiderhandlung war sakraler Frevel und zog dem Täter die Rache der beleidigten Gottheit zu, nicht minder dem verantwortlichen Schutzherrn des Asylons, wenn er die Verletzung duldete. Somit verlieh das Asylon prinzipiell jedem Flüchtigen, der es als hiketes, Flehender, aufsuchte, Schutz vor dem Zugriff des Verfolgers; der Status, den es verbürgte, heißt hiketeia. Ursprünglich hatte jedes Heiligtum Asyloncharakter; das Phänomen der Asylie findet sich dementsprechend allgemein verbreitet. Religionspsychologisch liegt ihm die magisch-dynamistische Vorstellung vom Vorhandensein einer numinosen Kraft zugrunde, die den in ihren Bannkreis Getretenen in ihre Tabuwirkung einschließt. Infolgedessen erhält das Faktum der unmittelbaren, möglichst engen Berührung besondere Wichtigkeit: der hiketes setzte sich an den Altar bzw. ließ sich als xenos, Fremder, in der Asche des sakralen Herdes nieder; aber auch indirekter Kontakt blieb noch wirksam. - Die Gottheit des Asylons gewährte das Geschenk der Immunität jedem unschuldig Verurteiltem, besonders auch dem Landfremden, ferner dem in seiner persönlichen Rechtswahrung behinderten Unfreien, doch auch dem mit Mordschuld Beladenen, um die Kontinuität der Blutrache aufzuheben.

Hier liegen die Ansätze für die sekundäre politisch-soziale Ausformung des Asylie-Gedankens im utilitaristischen Sinne einer nicht mehr vorwiegend religiös gebundenen Rechtsordnung. Diese billigte nicht mehr allen, sondern nur bestimmten, durch Tradition und Bedeutung hervorragenden Heiligtümern die Asylie als ein von staats- und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten diktiertes und der diplomatischen Anerkennung durch ein Dekret bedürftiges Privileg zu. Sie garantierte damit den Schutz des sonst praktisch rechtlosen Fremden (ich erinnere nur daran, daß unser 'im Elend' von 'im Ausland' herrührt!) im Interesse internationalen Handelsverkehrs, sicherte dem Sklaven zeitweilige bzw. endgültige Aufhebung seiner Abhängigkeit und stellte dem Delinquenten eine geräumige, für langen Aufenthalt, oft für Lebenszeit zureichende Freistatt, die unter Umständen Keimzelle einer ethnisch-politischen Neubildung werden konnte, wie es z.B. für das Rom der Frühzeit berichtet wird (Liv. 1, 8, 5).

Da sich diese alte Sitte infolge der Ruhmsucht der einzelnen Orte insbesondere in Kleinasien zu einem förmlichen Unwesen entwickelte, wurde die Asylie unter Tiberius überprüft und Anweisung erlassen, die Entscheidung des Senats, ob die Asylie beibehalten werden durfte oder nicht, auf ehernen Tafeln im Tempel bekanntzumachen, damit, wie Tacitus (Ann. 13, 63) schreibt, sie fortan in Ehren gehalten und nicht als Deckmantel ehrgeiziger Pläne mißbraucht werde. Natürlich legten die Städte großen Wert darauf, die Auszeichnung auch in die Außenwelt hineinzutragen. Deshalb erscheint das ASYLOY hier auf den Münzen.

Quellen.
Der kleine Pauly
Franke, Kleinasien zur Römerzeit

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Beitrag von swisstrader » Fr 11.05.07 20:25

Mein Lieblingsstück aus meiner Sammlung ist eines meiner Kelten aus Südbayern:

Vindeliker Hirschkopf, Typ VI (bekannt aus Schatzfund Gaggers)
Stater AV,
Gewicht: 7.480 g
Band 12: "Die Ausgrabungen von Manching" von Prof. Dr. Hans-Jörg Kellner, Nr. 1967
bisher bekannt ein Unikat in Staatlicher Münzsammlung, München
http://staatliche-muenzsammlung.de/highlights_04.html
Siehe auch Fünfte Gruppe, Abb. 85 aus
http://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/sc ... reber2.htm
Literatur: Kupferstich Klauber – Hundt, Glonn, Tafel 1, Abb. 6 – Streber I, Tafel 7, Abb. 85

Ich trenne mich ungern, aber meine Sammlung löse ich auf.
Würde gerne das Stück in einem Münzkabinett einer der bedeutenden Dt. Museem sehen ... ist doch zu schade, eine solche Rarität nur allein zu Hause in der Schublade zu haben. Oder nicht?

-swisstrader
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Beitrag von Peter43 » Do 17.05.07 21:14

Das Königreich Bosporus

Als Ergänzung zu dem Artikel über Aphrodite Urania im Mythologiethread, möchte ich hier etwas über das Königreich Bosporus erzählen. Wie ich bereits dort geschrieben habe, habe ich bis vor kurzem nichts darüber gewußt. Aber je mehr ich davon erfahren habe, umso spannender wurde es. Ich glaube, daß es eine wichtige Ergänzung zu unserem Wissen über das antike Griechenland ist.


1. Münze
Königreich Bosporus, Aspurgus und Tiberius, 14-38 n.Chr.
AE 24 /12 Nummi), 7.53g
geprägt ca. 35-37
Av.. KAISAROS - TIBERIOV
Kopf des Tiberius, belorbeert, n.r.
Rv. Kopf des Aspurgus, diademiert mit Taenia, n.r.
davor IB, dahinter Monogramm MacDonald No.10 (BAP mit Halbkreis darüber)
MacDonald 300 (dort falsch mit TIBERIOS!); Anokhin 319; RPC I 1903
SS+, sehr attraktiv

2. Münze:
Königreich Bosporus, Königin Gepaepyris, 37-39 n.Chr.
AE 23 (12 Nummi), 8.04g
Av.: BACILICCHC GEPAIPYREWC
Büste, drapiert und diademiert, n.r
Rv.: Büste der Aphrodite Urania, mit Schleier und Kalathos, n.r.
davor IB
MacDonald 306; Anokhin 326 var; RPC I, 1907 var. (haben IB dahinter)
fast SS, braune Patina mit grünen Highlights

Geographie:
Mit Bosporus ist hier nicht der heutige Bosporus mit Istanbul gemeint, sondern der taurische oder kimmerische Bosporus, zwischen dem Schwarzen Meer (Pontos Euxeinos) und dem Asowschen Meer (Maeotis). Er liegt zwischen dem östlichen Ende der Krim (Taurischer Chersonnes) und der Tamanhalbinsel und heißt heute Straße von Kertsch. Zur besseren Orientierung habe ich eine Übersichtskarte hinzugefügt.

Geschichte:
Wann die Griechen begannen, in das Schwarze Meer vorzudringen, ist nicht genau bekannt. Die Südküste mit Sinope und Trapezunt wurde vielleicht schon vor 700 v.Chr. besiedelt. Die Siedler kamen übewiegend aus Milet, aber auch aus Megara und Teos. Die Nordküste und die Krim (Taurischer Chersonnes) wurden erst später besiedelt. Die Region, die später zum Königreich Bosporus zusammengeschlossen wurde, hatte für Griechenland eine große Bedeutung. Der Fischreichtum der Gewässer und die Getreideausfuhr machten es zu einem wichtigen Handelspartner. Ebenso wichtig war der Handel mit den dort lebenden eingeborenen Völkern. Dies, der äußerste Vorposten europäischer Kultur, war der Ort, an dem nach Aischylos Io, die Geliebte des Zeus, die von Hera in eine Kuh verwandelt worden war und durch den Stich einer Bremse um die Erde getrieben wurde, von Asien nach Europa übersetzte (Der Gefesselte Prometheus, 729-735)!

Zunächst wurden in dieser Region einzelne Städte gegründet, von denen einige der wichtigeren Pantikapeion (das heutige Kertsch), Theodosia auf der Krim, Phanagoria auf der Tamanhalbinsel auf der östlichen Seite des Bosporus, Tanais, an der Mündung des Don ins Asowsche Meer (die östlichste Stadt überhaupt) und Chersonesus auf der westlichen Krim waren. Diese Städte hatten eigene Stadtrechte und eigene Volksversammlungen. Unter dem Druck der äußeren Feinde sahen sie sich aber gezwungen, sich zusammenzuschließen, ohne dabei ihre Eigenständigkeit jemals vollständig aufzugeben. Das Königreich Bosporus war aber nie nur ein griechisch bestimmtes Herrschaftsgebiet, sondern hatte immer enge Beziehungen zu den umliegenden Stämmen und Völkern, insbesondere den Skythen und Sarmaten. Die ursprüngliche Bevölkerung der Krim waren die Kimmerer, die 635 v.Chr. einen vernichtenden Feldzug in das griechische Anatolien unternahmen. Andere, wie die Sindoer und die Aspurger assimilierten sich und wurden so zu einem Bestandteil des Reiches.

Das änderte sich mit dem Auftreten der Goten im 3.Jh. n.Chr. Sie schwächten das Reich und ließen es verarmen. Im 4.Jh. kam es dann zum Ansturm der Hunnen, deren Einfluß auf das bosporanische Reich noch nicht endgültig geklärt ist. Jedenfalls bestand es danach noch in irgendeiner Form bis es endlich in das absolutistische Reich des Justinian eingegliedert wurde.

Die römische Zeit:
Die beiden Münzen, die ich hier vorstelle, stammen aus der Zeit, in der das Königreich Bosporus unter dem Einfluß der Römer stand. Als Mithradates VI von Pontus den Römern unter Lucullus nicht mehr standhalten konnte, unternahm er mit seinem Heer in der Mitte der 60er Jahre v.Chr. einen 'langen Marsch' an der Ostküste des Schwarzen Meeres entlang und eroberte - auch mit Hilfe von einheimischen Stämmen - das Königreich Bosporus. So wurde Mithradates VI von Pontus zu Mithradates I. von Bosporus! Durch eine Palastrevolution verlor einer der gefürchtesten Feinde Roms sein Leben, und Pharnakes wurde sein Nachfolger. Dieser wurde von Asander besiegt, der hoffte, von Julius Caesar als König anerkannt zu werden. Caesar aber setzte seinen Freund Mithradates von Pergamon auf den Thron. Asander jedoch besiegte und tötete ihn 46 v.Chr. Da Rom genug mit sich selbst zu tun hatte, gelang es ihm, seine Macht auszubauen. Um die Römer nicht zu reizen, nannte er sich jedoch nicht Basileus, sondern nur Archon, und heiratete sogar Dynamis, die Tochter des Pharnakes, bis Augustus ihn als König anerkannte und ihm den Titel 'Freund Roms' verlieh.

Über die Zeit zwischen dem Tod des Asander und dem Aufstieg des Aspurgus zum König ist nur wenig bekannt. Manches wissen wir nur von den gefundenen Münzen. Wahrscheinlich hat Dynamis einige Jahre selbst regiert. Es gab einen Usurpator Scribonius, der sie heiratete, aber Dynamis scheint die Herrschaft selbst in der Hand gehalten zu haben.

Zu dieser Zeit betrat Polemo I. die Szene. Er stammte aus Laodikeia und war mit Marcus Antonius befreundet. Wegen seiner Hilfe im Kampf mit den Parthern belohnte der ihn mit der Herrschaft über Armenia Minor, und Polemo unterstützte ihn bis zur Niederlage bei Actium. Octavian - der das ganze nur für Loyalität hielt - vergab ihm und machte ihn zum König von Bosporus. Als Polemo in Bosporus ankam, hatten die Bosporianer in einem Aufstand bereits den Scribonius getötet. Polemo I. wurde der 3. Ehemann der Dynamis. Seine Hochzeit und auch seine Herrschaft scheint ordungswidrig und unruhig gewesen zu sein. So hat er wohl eine 2. Ehefrau gehabt, Pythodoris, deren Mutter eine Tochter des Marcus Antonius gewesen war. Er wurde zum Ahnherr einer ganzen Reihe von bosporanischen Königen, jedoch mehr durch Pythodoris als durch Dynamis. Diese herrschte in Bosporus während Polemo seine Pflichten in Anatolien wahrnehmen mußte. Als er 9/8 v.Chr. nach Bosporus zurückkehrte, brach schnell eine Krise aus und Aspurgus, ein Führer, dessen Hintergrund unklar ist (vielleicht war er ein sarmatischer Führer), revoltierte gegen ihn, und gewann dazu Dynamis (als 4. Ehemann!). Als Polemo nach Tanais zog und belagerte, um die von ihm abgefallene Stadt zu bestrafen, wurde er von Aspurgern gefangen genommen und getötet.

Aspurgus, ca. 14/15 - 37/38 n.Chr.
Über die nächsten 20 Jahre ist wieder nicht viel bekannt. Polemo I. war der offizielle Kandidat der Römer gewesen und Aspurgus hatte ihn besiegt und getötet. Sich jetzt selbst zum König zu machen, wäre eine zu große Herausforderung Roms gewesen. So wurde Dynamis Königin, Aspurgus blieb Archon, und ihre Verbindung wurde offiziell übersehen. Es ist nicht bekannt, ob sie mit Rom einen modus vivendi fanden, oder ob sie nur den östlichen Teil regierten und römische Offizielle den westlichen Teil des Königreiches. 8/9 n.Chr. starb Dynamis, nach einem langen und abenteuerlichen Leben und 4 Ehemännern, die alle den Anspruch erhoben hatten, König von Bosporus zu sein. Aspurgus heiratete erneut, und seine neue Königin, Gepaepyris, sollte nach seinem Tod noch eine wichtige Rolle in Bosporus spielen. Ebenso ihr Bruder, Polemo II.

Als Augustus 14 n.Chr. starb und Tiberius Kaiser wurde, war die Zeit der Versöhnung gekommen. 14/15 ernannte Tiberius Aspurgus zum König und verlieh ihm unter dem Namen Tiberius Julius Aspurgus die römischen Bürgerrechte. Er regierte bis 37/38 n.Chr. Unter seiner Herrschaft reichte das Königreich bis zum entfernten Tanais. Er soll die Skythen unterworfen haben und die Taurer, die berüchtigte Piraten waren. Er scheint ein fähiger und energischer Herrscher gewesen zu sein, den man nach seinem Tod verehrte und für den es sogar Kulte gab. Die Dynastie, die er gründete, herrschte für 3 Jahrhunderte über Bosporus. Seine Nachfolger trugen alle den Namen Tiberius Julius, um sich mit ihm zu verbinden.

Gepaepyris, 37/38 - 38/39
Moderne Wissenschaftler haben Gepaepyris als Enkeltochter von Aspurgus' altem Feind Polemo I., und seiner Frau Pythodoris identifiziert, die selbst die Tochter des Kotys III. von Thrakien war und über ihre Mutter die Enkeltochter des Marcus Antonius. Nach dem Tod des Aspurgus übergab Caligula die Herrschaft über Pontus und Bosporus dem Polemo II. Der übernahm die Herrschaft über Pontus, aber regierte selbst niemals über Bosporus, wo seine Schwester Gepaepyris bis 38/39 die Regierung innehatte. Die familiäre Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder Polemo II erklären seinen Fehler, eine agressivere Sicherung des bosporanischen Reiches unterlassen zu haben. 38/39 erhob Mithradates III., der Stiefsohn der Gepaepyris, Anspruch auf den Thron. Gepaepyris zog sich ins Privatleben zurück, aber auch dort blieb sie eine starke politische Kraft. Claudius ernannte Polemo II. offiziell 41 n.Chr. zum König von Bosporos. Er regierte auch weiter noch über Pontus, bis ihn Nero dort absetzte. Aber noch unter Galba unterstanden ihm Teile von Kilikien.

Die Nachfahren von Gepaepyris und Polemo II. regierten noch über dreihundert Jahre über Bosporus. Ihre Abkunft vom thrakischen Königshaus wurde betont durch ihre Namenswahl, Cotys und Rhesuporis, und durch ihren Anspruch, Nachfahren des Herakles und des Eumolpos, eines Sohns des Poseidons, zu sein. Ausgedrückt wurde dies durch den Dreizack und die Keule, die oft neben dem Portrait des Königs auf den Münzen erscheinen.

Quellen.:
David MacDonald, An Introduction to the History and Coinage of the Kingdom of the Bosporos, CNG 2005
Wikipedia

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Peter43 » Mi 15.08.07 23:18

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Beitrag von Peter43 » Mi 15.08.07 23:18

Zur Wiederbelebung dieses Threads, der doch schon so viele schöne Beitrage gebracht hat, ein neuer Versuch:

Cato Uticensis

Heute möchte ich eine Münze vorstellen, die in Verbindung steht mit einem der aufrechtesten, aber auch umstrittensten römischen Republikaner, Cato Uticensis, einem Römer, den ich bereits in meiner Schulzeit bewundert habe, und über den wir uns damals die Köpfe heißgeredet haben.

Römische Republik, M. Porcius Cato, gens Porcia
AR - Quinar, 13.8mm, 1.94g
Utica/Nordafrika, 46/47 v.Chr.
Av.: M.CATO.PRO.PR
Kopf des jungen Bacchus mit Efeukranz n.r.
Rv.: Victoria Virgo n.r. sitzend, hält Patera in der re. Hand und Palmzweig über der li
Schulter.
Im Abschnitt VICTRIX (TR als Monogramm)
Ref.: Crawford 462/2; Sydenham1054a; S 1383, Porcia 11
selten, SS+
Diese Münze wurde mit Genehmigung des römischen Senats in Utica geprägt. Die Rs. ist die Kopie eines Denars (Crawford 343) eines anderen M.Cato aus dem Jahre 89 v.Chr. Die Rs. kann Victoria Virgo darstellen, weil Cato der Ältere ihr in Rom einen Tempel in der Nähe des Victoriastempels eingerichtet hatte.

Marcus Porcius Cato war der Urenkel von Cato dem Älteren (der allen bekannt ist durch sein ewiges 'Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!'). Eigentlich hieß er Marcus Porcius Priscus und wurde zum Unterschied u seinem Urgroßvater Cato Minor, Cato der Jüngere, genannt. Den Namen Uticensis bekam er erst nach seinem Tod in Utica.

Während eines Militäraufenthaltes in Makedonien reiste er nach Pergamon zu dem stoischen Philosophen Athenodoros Kordylion. Der junge Römer machte einen so großen Eindruck auf den Philosophen, daß er ihm nach Rom folgte und dort bis zu seinem Tod in dessen Haus wohnte. Durch ihn wurde Cato ein überzeugter Stoiker, der diese Philosophie auch lebte.

Politisch war er ein Vertreter der Optimaten und damit ein entschiedener Gegner der Populares wie Julius Caesar. Er trat für die genaueste Einhaltung der Gesetze ein und forderte z.B. 65 n.Chr. als Quästor die von Sulla während der Proskriptionen ausgezahlten Kopfgelder zurück. Daß er sich dadurch keine Freunde machte, ist klar. Zusammen mit Cicero kämpfte er gegen die Catilinarier, für die Caesar durchaus Sympathien hegte, und sorgte für deren Hinrichtung. Er wurde zum Gegner des Pompeius, als der nachträglich Maßnahmen gegen Mithradates vom Senat absegnen lassen wollte. Cato siegte und konnte so der römischen Verfassung wieder Geltung verschaffen. Seine Pflichtauffassung wurde oft als übermäßig korrekt angesehen. Seine dignitas allerdings wurde von allen anerkannt.

Als Caesar am 11. Januar 49 v.Chr. den Rubikon überschritt, war das der Beginn des eigentlichen Bürgerkrieges. Aus Sorge um die Republik stellte Cato sich jetzt auf die Seite des Pompeius. Wegen der Übermacht Caesars verließen sie Italien und konnten ihm bei Dyrrachium eine Niedelage zufügen. Kurz danach wurden sie aber bei Pharsalos vernichtend geschlagen und Pompeius in Ägypten ermordet. Cato gelang es, seine Armee nach Nordafrika zu Metellus Scipio und dem Numiderkönig Juba zu führen. Sie eroberten Utica, dessen Schleifung Cato verhindern konnte. Als Caesar Anfang 46 nach Africa übersetzte, gelang es ihm, die uneinigen Heerführer bei Thapsus endgültig zu schlagen. Nun gab es keine Hoffnung mehr, zumal die Einwohner Uticas caesarfreundlich waren.

Wie die stoische Philosophie es in einer solchen Situation vorsah, beging Cato Selbstmord, obwohl Caesar ihm freies Geleit angeboten hatte. Vor seinem Tod soll er noch Platons Phaidon gelesen haben (Plutarch).

Die geschichtliche Beurteilung des jüngeren Cato ist umstritten. Ihm wird vorgeworfen, legalistisch gewesen zu sein, also das Gesetz über alles gestellt zu haben. Er soll ein 'Sturkopf' gewesen sein, auch das, was wir vielleicht heute mit 'Fundamentalist' bezeichnen würden. Selbst Scheinheiligkeit wird ihm vorgeworfen, gerade wegen des Bündnisses mit Pompeius. Ich aber halte ihn, wie andere auch, für den letzten aufrechten Republikaner. Man kann ihm vorwerfen, daß er von vornherein auf verlorenem Posten stand, und daß er sich für eine Sache eingesetzt hatte, die von Beginn an verloren war. Aber ich finde, gerade das macht ihn liebenswert, auch wenn dieser Begriff eigentlich nicht zu diesem über alles korrekten Mann paßt. Er hat damit durchaus Ähnlichkeit mit dem späteren Don Quichote. Er scheiterte an der Verderbheit und Machtbesessenheit, die diese Zeit kennzeichnete. Lukan sagt über Cato: "Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni (Die siegreiche Sache gefiel den Göttern, aber die besiegte gefiel dem Cato)"

Trotz aller Widersprüche haben ihn seine Haltung und insbesondere sein Tod in Utica bei der Nachwelt zum leuchtenden Vorkämpfer der libera res publica gemacht.

Zum Vergleich das Vorbild für diese Münze: Der Denar Crawford 343/1b; Sydenham 596; Porcia 5 aus dem Jahre 89 v.Chr.

Quellen:
[1] Der kleine Pauly
[2] Plutarch, Cato Minor, online (in englisch) unter
http://www.greektexts.com/library/Pluta ... index.html
[3] http://en.wikipedia.org/wiki/Cato_the_Younger

Mit freundlichem Gruß
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porcius_Crawford462.2.jpg
porcius_Crawford343.1b.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am So 01.01.17 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Peter43 » Di 28.08.07 17:41

Anakreon

Berühmte Dichter oder Wissenschaftler auf antiken Münzen sind selten. Am bekanntesten sind noch die Abbildungen von Homer auf Münzen von Smyrna, Nikäa, Amastris und Kolophon. Daneben gibt es auch Münzen mit dem Astronomen Hipparchos, dem Philosophen und Mathematiker Pythagoras, dem Stoiker Chrysipp, dem Arzt Hippokrates und eben - sehr selten - dem Dichter Anakreon.

Münze:
Ionien, Teos, 2.-3.Jh. n.Chr.
Av.: Büste des Poseidon, bärtig, n.r.; davor Dreizack, um den sich ein Delphin windet.
Rv.: EP GEG ALAK THIWN (ALAK ist Stempelfehler, muß ANAK heißen!)
Der Dichter Anakreon, in Himation, n.r. sitzend, hält mit beiden Händen eine
Lyra auf seinen Knien.
Ref.: BMC 59
Sehr selten, SS, olivfarbene Patina

Anakreon ist einer der bedeutendsten Lyriker der alten Griechen. Er wurde wahrscheinlich 550 v.Chr. im ionischen Teos geboren. Als die Perser 540 Ionien bedrohten, emigrierten die Einwohner - und mit ihnen Anakreon - nach Abdera. Sein Lebensweg führte ihn an den Hof des Tyrannen Polykrates von Samos und nach dessen Tod zum Tyrannen Hipparch nach Athen. Er soll dort 495 gestorben sein, angeblicher an einer Weinbeere. Im Vergleich zu Archilochos, Alkaios oder Sappho gilt er als ein etwas oberflächlicherer Dichter, weil seine Hauptthemen Liebe, Wein und heitere Geselligkeit waren und das auch noch im hohen Alter, wie auch die ausgewählten Verse bezeugen. Verfaßt waren seine Lieder, die durch ihre Schönheit und Anmut berühmt waren, im weichen ionischen Dialekt.

Mein Lieblingsverse sind die folgenden:

ΣΦAIRH ΔHYTE ME ΠOPΦYREH
BAΛΛΩN XPYΣOKOMHΣ EPΩΣ
NHNI ΠOIKILOΣAMBAΛΩ
ΣYMΠAIZEIN ΠPOKAΛEITAI.

H Δ', EΣTIN ΓAP AΠ' EYKTITOY
ΛEΣBOY, THN MEN EMHN KOMHN,
ΛEYKH ΓAP, KATAMEMΦETAI,
ΠPOΣ Δ' AΛΛHN TINA XAΣKEI.

(Mir wieder den Purpurball zuwerfend
fordert mich der goldgelockte Eros auf
mit dem buntsandaligen
Mädchen zu spielen.

Dies aber - aus dem schöngebauten
Lesbos stammend - verschmäht mein Haar
- das bereits weiß ist -
und gafft nach einer anderen hin.)

Anm.: In alten Schulausgaben, z.B. von Teubner, stand anstatt AΛΛHN TINA (= einer anderen) AΛΛON TINA (= einem anderen). So waren die Verse moralisch wieder in Ordnung, aber verfälscht!

Anakreon war in der Antike hochberühmt und beliebt, sodaß sich nach ihm viele Dichter seines Stils annahmen. Dieser ist bekannt unter dem Namen Anakreontik. Ein berühmtes Gedicht dieser Nachfolger handelt vom 'Verwundeten Eros':

In einer Rose schlummert
Ein Bienlein, dessen Eros
Sich nicht versehn. Am Finger
Von ihm verwundet schrie er
Und schlug seine Händchen
Halb lief er dann, halb flog er
Hin zu der schönen Kypris.
O weh mir, liebe Mutter!
O weh, ich sterbe! rief er.
Gebissen bin ich worden
von einer kleinen Schlange
mit Flügeln, Biene heißt
sie bei den Ackersleuten.
Sie sprach: Kann so der Stachel
Von einem Bienchen schmerzen,
was meinst du, daß die leiden,
die du verwundest, Eros?

1835 wurde eine antike Statue des sitzenden Anakreon am Monte Calvo in Rom gefunden. Heute befindet sie sich in der Villa Borghese. Die Münze zeigt vielleicht ein Bild dieser Statue.

Mit freundlichem Gruß
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teos_BMC59.jpg
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Beitrag von Peter43 » Di 30.10.07 00:55

Die AEQVITI-Serie des Probus

Wir hatten bereits einmal über sog. codierte Münzen gesprochen. Das waren Folles von Diocletian und Maximian, bei denen die griechischen Buchstaben, die im Abschnitt hinzugefügt waren, die Wörter IOBI und HRKOVLI bildeten. http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-135.html#69220

Hier ist eine zweite, erheblich komplexere Gruppe von codierten Münzen: Die AEQVITI-Serie des Probus. Die Münzstätten Rom und Ticinum brachten eine Serie von Münzen heraus, bei denen zusätzlich zu den Zahlen der Offizin im Feld ein weiterer Buchstabe gezeigt wurde, sodaß man, wenn man die Münzen in der Reihenfolge der Offizinnummern ordnet, das Wort AEQVITI (in Rom) oder EQVITI (in Ticinum) gebildet wird. Dabei handelt es sich um den lat. Dativ von 'für die Reiterei'. Es handelt sich dabei also wahrscheinlich um eine Ehrung für Probus' Kavallerie. Der eigentliche Sinn dieser Codebuchstaben ist aber leider- wie auch im obigen Fall - nicht bekannt.

Dabei hat Rom 2 verschiedene Serien herausgebracht und bei Ticinum unterscheidet man 3 oder sogar 4 Serien (nach Chip Scoppa). Mir gelang es jetzt, Münzen der Serie aus Ticinum aus der Sammlung von Dr.Scott zu erwerben. Ticinum hatte damals nur 6 Offizine. Deshalb mußte man das I am Ende weglassen. In der 1.Serie gehören also folgende Buchstaben und Münzmarken zusammen:
A und PXXI
E und SXXI
Q und TXXI
V und QXXI
I und VXXI
T und VIXXI
In der 2.Serie hat man dann das A am Anfang weggelassen:
E und PXXI
Q und SXXI
V und TXXI
I und QXXI
T und VXXI
I und VIXXI
Die 3.Serie unterscheidet sich von der vorigen dadurch, daß man zusätzlich noch einen Stern im Gegenfeld hinzugefügt hat. Die 4.Serie entspricht der 1.Serie, hat aber griechische Zeichen.

Wie man erkennen kann, sind meine Münzen aus der 2.Serie (E PXXI, Q SXXI, V TXXI, T VXXI) und aus der 3.Serie (I * QXXI, * I VIXXI).

Ausführlich wird dieses Thema behandelt von Chip Scoppa unter http://www.forumancientcoins.com/numisw ... ey=AEQVITI

Mit freundlichem Gruß
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probus_Ticinum480_E.jpg
probus_Ticinum489_Q.jpg
probus_Ticinum500_V.jpg
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Beitrag von Peter43 » Di 30.10.07 00:57

Und hier noch die fehlenden 3 Münzen!
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alexander20
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Beitrag von alexander20 » Fr 02.11.07 06:28

Guten Morgen Peter43,

zunächst einmal vielen Dank für Deine hervorragenden Ausführungen zu der Aequiti-Serie des Probus. Ich muss zugeben, dass ich diese nicht kannte bzw. das Thema der codierten Münzen ist mir neu. Den Aufsatz von Chip Scoppa habe ich mit größtem Interesse gelesen. Ein wirklich spannendes Thema wie ich finde, mit dem ich mich ab sofort auch näher beschäftigen werde.

Für diesen neuen Anreiz nochmals vielen Dank

Noch eine Frage in diesem Zusammenhang: Kennst Du noch weitere Spezialliteratur zum Thema "codierte Münzen"?

Alexander20

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Beitrag von Peter43 » Fr 02.11.07 12:28

Hallo Alexander!

Ich freue mich darüber, daß ich Dir einige Anregungen geben konnte. Ich kenne nur doch die Seiten, auf die Scoppa selbst verweist:
http://dougsmith.ancients.info/equiti.html
http://dougsmith.ancients.info/feac73xxi.html

Und zu den HRKOVLI-IOBI-Münzen
http://dougsmith.ancients.info/code.html
http://www.forumancientcoins.com/numisw ... cia%20Mule
http://www.forumancientcoins.com/numisw ... =Codewords
(enthält eine Reihe von Literaturhinweise!)

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Peter43 » Mi 26.12.07 23:00

Hier möchte ich wieder einmal eine Münze vorstellen, die auch historisch interessant ist:

Thrakien, Philippopolis, Caracalla, 198-217
AE 26, 8.44g
Av.: AVT KM AVR CEV - ANTWNEINOC
Büste, etwas Draperie auf der li. Schulter, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: KOINON QR - AKWN PVQIA
Büste der Stadtgöttin (Tyche), drapiert, mit Schleier und
belorbeerter Mauerkrone, n.r.
Ref.: Varbanov (engl.) 1499
Sehr selten (bei Varbanov als R8 ), SS, hübsche grüne Patina, feiner Stil

Diese Münze wurde in Philippopolis für das KOINON QRAKWON (Liga der Thrakischen Städte) geprägt. Der Typ kann auf die Jahre 213-214 datiert werden, als die römische Armee durch Thrakien und Makedonien zog, um gegen der Parther zu kämpfen. Es gibt eine Reihe von Typen aus Philippopolis, die auf die Pythischen Spiele hinweisen und die Caracalla in heroischer Pose zeigen. Caracalla gab jetzt seiner Phantasie nach, ein heroischer Eroberer zu sein vom selben Format wie sein Vorbild Alexander der Große. Dabei ging er so weit, seine Truppen als Makedonier zu kleiden. Diese Münze bestätigt auch Herodians Bericht, der die Restauration der Pythischen Spiele in den Städten Thrakiens betrifft, die auf Befehl Caracallas zur Ehre von und zur Erinnerung an Alexander den Großen eingerichtet wurden. Caracallas zunehmend unberechenbareres Benehmen im Velauf dieses großen Zuges ostwärts gipfelte dann im sinnlosen Massaker an den Bewohnern Alexandrias. Dies hat eventuell seine Offiziere unter Macrinus dazu gebracht, ihn endlich zu ermorden (CNG).

Mit freundlichen Grüßen
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Beitrag von Peter43 » Di 22.01.08 19:22

Das Scherflein der armen Witwe

Die Geschichte dieser Münze - englisch 'widow's mite' genannt - bezieht sich auf den Bibeltext Markus 12, 41ff.:

Scherflein der Witwe.
41. Und Jesus setzte sch gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein.
42. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller.
43. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben.
44. Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt.

(nach der Übersetzung von Martin Luther, in der Fassung von 1927)

Das Wort 'Scherflein' (nicht 'Schärflein' bitte!) hängt etymologisch zusammen mit altdeutsch 'scerp' = Kerf (Käfer) und ist damit inhaltlich verwandt mit dem engl. 'mite', was 'Wanze' heißt. Bezeichnet wurde damit eine kleine unbedeutende Münze, die nicht viel wert war.
Um herauszufinden, um welche Münze es sich jetzt historisch gehandelt haben kann, sehen wir uns mal andere Bibeltexte an:
Auf griechisch, der Sprache, in der das Neue Testament geschrieben wurde, heißt es: "ebalen lepta dyo, ho estin kodrantes". Damit haben wir die Münze schon: Es sind zwei Lepta (Sing. Lepton). Um den Wert klarzumachen, sagt der Autor, daß 2 Lepta = 1 Kodrantes ist. Dies ist eine Graecisierung des römischen Quadrans, wie wir in der lateinischen Übersetzung des NT lesen können: "misit duo minuta, qoud est quadrans".
In der neuesten Bibelfassug heißt es: "zwei Scherflein, das ist ein Pfennig".
In dieser Zeit, ca. 40 n.Chr., gab es als nur das Lepton des Alexander Jannaeus (in der Bibel Yehonatan genannt), 103-76 v.Chr. Diese Münze muß in solchen Massen geprägt worden sein, daß sie heute noch in Israel massenhaft im Boden zu finden ist. Das Problem ist eher, eine Münze zu finden, auf der Av. und Rv. vollständig zu sehen sind. Die Schrötlinge für diese Münzen wurden baumartig gegossen und dann abgeschlagen. Deshalb sieht man bei ihnen immer auf zwei Seiten die Gußansätze.

Judaea, Alexander Jannaeus (Yehonatan), 103-76 v.Chr.
AE - Lepton, 14.1mm, 1.05g
Jerusalem, 78 v.Chr.
Av.: BASILEWS ALEZANDROV
Anker umgeben von Kreislinie, an den Spitzen L KE (Jahr 25)
Rv.: Stern mit 6 Strahlen (Diadem) in Punktkreis, umgeben von alt-hebräischer Inschrift (gegen den Uhreigersinn):
MLK' ALKSNDRWS (Sh)NH HK
= MALIK ALEKSANDROS SHANA HA HK
= König Alexander Jahr 25
Ref.: Hendin 471, TJC Typ L
SS+
Die Ankermünzen des Alexander Jannaeus wurden in Anlehnung an die Seleukiden gewählt, nachdem er außer Askalon die Küstenstädte erobert hatte. Der Anker sollte wohl die Annexion dieser Gebiete bekanntmachen (Ancient Yewish Coinage, Jaakov Meshorer)

Die Hasmonäer (in der Bibel Makkabäer genannt) hatten unter Judas Makkabaeus 165 n.Chr. nach dem Makkabäeraufstand gegen die Seleukiden eine Dynastie gegründet, die bis zur Eroberung durch Pompejus 63 v.Chr. an der Macht blieb. Danach war es bis zur Einsetzung des Idumenäers Herodes (des Großen) 37 v.Chr. ein Klientelstaat der Römer. Erst Augustus machte es dann 6 n.Chr. zur röm. Provinz Judaea.

Das typische an den Hasmonäern war, daß sie sowohl Könige als auch Hohe Priester waren. Judaea unter ihrer Herrschaft war praktisch ein Gottestaat. Sie prägten die ersten jüdischen Münzen und mit dem erwähnten Lepton des Alexander Jannaeus auch noch die erste zweisprachige Münze Judaeas. Die Sprache auf ihren Münzen ist nicht das zu der Zeit geschriebene Hebräisch, sondern ein altes Paläo-Hebräisch, das zur Zeit des babylonischen Exils geschrieben wurde. Sie wollten damit betonen, daß ihre Herrschaft an alte Traditionen anknüpft. Man nimmt aber an, daß zumindestens die Gebildeten diese Schrift auch lesen konnten.

Eine zweite Münze, die manchmal auch als 'widow's mite' bezeichnet wird, ist ein Prutah des Alexander Jannaeus:
Judaea, Alexander Jannaeus (Yehonatan), 103-76 .Chr.
AE - Prutah, 15mm, 1.3g
Jerusalem, 95-76 v.Chr.
Av.: Stern mit 8 Strahlen um Kugel herum in einem Diadem; zwischen den Speichen die Alt-
Hebräische Inschrift (gegen den Uhrzeigersinn):
Y-H-WN-TN-H-M-L-K
= YEHONATAN HA MALIK (Yehonatan der König)
Rv.: Anker mit der Spitze nach oben (wie er auch am an der Schiffswand hing!)
Im Kreis, beginnend bei 7Uhr im Uhrzeigersinn, auf Griechisch:
BASILEWS ALEZANDROY
Ref.: Hendin 469 , TJC Typ K
gutes SS, hübsches Ex.
Hier sind einige Buchstaben aus einer späteren Schrift: z.B. das letzte K.

(wird fortgesetzt)
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alexander_jannaeus_Hendin471_2.jpg
alexander_jannaeus_Hendin469.jpg
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Beitrag von Peter43 » Di 22.01.08 19:31

(Fortsetzung)

Die Münzen der Hasmonäer

Einige Worte zur Schrift der Hasmonäer auf ihren Münze. Die findet sich nur hier und auf den Schriftrollen der Essener von Qumran. Dies ist ein starkes Argument dafür, daß diese Schriftrollen unter Johannes Hyrcanus II. (Yonatan) entstanden sind. Wie bereits gesagt, benutzten die Hasmonäer aus politischen Gründen eine sonst ungebräuchliche proto-hebräische Schrift, die man besser als Alt-Aramäisch bezeichnen sollte. Siew ist bekannt aus einer Weihinschrift des Königs Panammu aus Hadad aus der 1.Hälfte des 8.Jh. v.Chr. Sie hatte noch viel Ähnlichkeiten mit dem Phönikischen, von dem ja bekanntlich alle Alphabetschriften der Welt abstammen. Man muß aber sagen, daß es tatsächlich das Aramäische war, das dann dafür sorgte, daß sich die Alphabetschriften bis nach Indien ausbreiteten.

Zunächst also das Alphabet, das die Hasmonäer benutzten. Dann zwei Münzen, auf denen diese Schrift klar zu erkennen ist, was leider nicht so oft der Fall ist.

1. Münze:
Judaea, Johannes Hyrcanus I. (Yehochanan), 135-104 v.Chr.
AE - Prutah, 14.5mm, 1.73g
Jerusalem
Av.: Text in alt-hebräisch in 4 Zeilen, darüber griechisches A, alles in Lorbeerkranz
1. NN(Ch)WHY
2. GHNHKH
3. HRB(Ch)WLD
4. MYDHY
Rv.: Doppelcornucopiae, geschmückt mit Bändern, dazwischen Granatapfel, alles im
Punktkreis
Ref.: Hendin 454, TJC Typ A
sehr selten, VZ/SS+, zentriert mit voller Inschrift
Das 'A' zeigt wahrscheinlich an, daß diese Münze in der ersten Zeit der Regierung des Johannes geprägt worden ist, noch unter der Aufsicht der Seleukiden. Daher auch der feine Stil.
Auflösung der Inschrift (von re nach li):
YHW(Ch)NN H KHN H GDL W (Ch)BR H YHDYM
YHW(Ch)NN = Yehochanan
H = ha = der
KHN = Kohen = Priester
H = ha = der
GDL = Gadol = großer, hoher
W = we = und
(Ch)BR = Chaver = Rat
H = ha = der
YHDYM = Yehudim = Juden
also: Yehochanan, der Hohe Priester und der Rat der Juden

2. Münze:
Judaea, Johannes Hyrcanus II. (Yonatan), Köng 67 v.Chr., danach nur noch Ethnarch 63-40 v.Chr.
AE - Prutah, 17mm, 1.82g
Jerusalem
Av.: Inschrift auf Alt-Hebräisch in 5 Zeilen, im Lorbeerkranz
1. H NTNY
2. DG NHK
3. RB(Ch) W L
4. YDHY H
5. M
Rv.: Doppelcornucopiae, geschmückt mit Bändern, dazwischen Granatapfel, alles im Punktkreis
Ref.: Hendin 478, TJC Typ S
SS, wunderbar vollständige Inschrift
Auflösung der Inschrift (von re nach li):
YNTN H KHN GDL W (Ch)BR H YHDYM
YNTN = Yonatan
H = ha, der
KHN = Kohen = Priester
GDL = Gadol = großer, hoher
W = we = und
(Ch)BR = Chaver = Rat
H = ha = der
YHDYM = Yeduhim = Juden
Also: Yonatan, der Hohe Priester und der Rat der Juden
Hier ist die Schrift bereits sehr unordentlich geworden! Das Y (Jod) ist zu drei parallelen Strichen verkommen, das H sieht aus wie ein umgekehrtes E, das L ist verkehrt herum usw. und die Buchstabengröße ist fast beliebig!

Anmerkung: Zimmermann übrigens übersetzt Chaver mit 'die Genossenschaft'

Mit freundlichem Gruß
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hyrcanusI_Hendin454.jpg
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Zuletzt geändert von Peter43 am Fr 04.04.08 23:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Peter43 » Do 07.02.08 16:35

Vespasian in Judaea

Kurze Enführung in den judäischen Feldzug 67/68:
Nach der Niederlage des Cestius beauftragte Nero Vespasian mit der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes. Dieser marschierte von Syrien nach Judaea, während sein Sohn Titus ihm aus Ägypten zu Hilfe kam. Im Mai 67 gelangten sie nach Galilaea und Caesarea Maritima wurde ihr Hauptquartier. Vespasian wußte, daß Jerusalen wegen seiner starken Mauern nur schwer zu erobern war. Deshalb war seine Strategie, Jerusalem durch die Inbesitznahme von Galilaea und Judaea zu isolieren. Juni/Juli wurden Gabara und Jotapata erobert und Josephus wurde gefangen genommen. Japha und der Berg Gerizim wurden erobert und die Piraten von Joppa vernichtet. Tiberias ergab sich ohne Gegenwehr dem Titus. Dann fand auf dem See Genezareth die Seeschlacht gegen den Rest der Piraten statt. Im November floh der judäische Anführer Johannes von Gischala zusammen mit seinen Anhängern nach Jerusalem. Im Frühjahr 68 begann der judäische Feldzug. In Jerusalem begannen sich die jüdischen Parteien zu bekämpfen, auch um die weitere Strategie. Das östliche Judaea und Jericho wurden von Placidus erobert, das westliche Judaea von Vespasian. Zu diesem Zeitpunkt wurde Nero ermordet und die Operationen wurden eine Zeitlang angehalten. Dann wurde auch noch der Rest von Judaea und Idumaea erobert und Jerusalem war endlich isoliert.

69 rief die Armee in Caesarea Maritima Vespasian zum Kaiser aus, der daraufhin Josephus wegen seiner eingetroffenen Vorhersagen freiließ. Vespasian verließ Judaea und ging nach Alexandria. In Rom besiegten pro-vespasianische Kräfte Vitellius und Vespasian verließ Alexandria, um nach Rom zu gehen.


Die Münze:
Samaria, Caesarea Maritima, Nero, 54-68 n.Chr.
AE 20, 9.18g
Caesarea, Frühjahr 68 n.Chr. (Jahr 14)
Av.: Büste des Nero, belorbeert, n.r.
Rv.: EPI / OYECPA / CIANOY / KAICAR / ET ID (Jahr 14)
Legende in 4 Zeilen in einem Eichenkranz
Rosenberger 17; Meshorer City Coins 24
extrem selten, fast SS

Hintergrund:
Diese Münze ist nicht nur selten, sondern auch historisch sehr interessant. Meshorer schreibt: "Von besonderem Interesse ist ein Münztyp...mit der griechischen Inschrift 'Zur Zeit des Vespasian, in Caesarea, Jahr 14 (des Nero)', die zeigt, daß bereits zu diesem frühen Zeitpunkt seines Lebens, als Vespasian noch kaiserlicher Legat in der römischen Armee war, Münzen mit seinem Namen geprägt wurden. Diese Tatsache bestätigt die Geschichte , die sowohl von Josephus als auch von Sueton berichtet wird, nämlich daß das Volk von Judaea noch während Nero regierte vorhergesagt hat, daß Vespasian zum Kaiser von Rom ausgerufen werden würde."

Hier ist der Text von Josephus (Der Jüdische Krieg 3.8.9., 399-408):
"Vespasian gab den ausdrücklichen Befehl, daß Josephus mit großer Vorsicht behandelt werden sollte, weil er vorhatte, ihn zu Nero zu senden.
Als Josephus das hörte, bat er darum, mit ihm allein zu sprechen.Als daraufhin allen befohlen wurde, sich zurückzuziehen, bis auf Tito und zwei seiner Freunde, sagte er: 'Oh Vespasian, obwohl Du glaubst, Du habest den verlassenen Josephus zum Gefangenen gemacht, komme ich dennoch als Bote zu Dir mit großen Nachrichten. Wäre ich nicht von Gott zu Dir gesandt worden, ich kenne die jüdischen Gesetze und wie es sich für einen General gehört zu sterben.
Du schickst mich zu Nero? Warum? Wird irgendein Nachfolger von Nero Bestand haben - bis zu Dir? Du wirst Caesar werden, oh Vespasian, und Kaiser, Du und dieser Dein Sohn. Nun aber binde mich noch fester und behalte mich für Dich selbst, oh Caesar, weil Du nicht nur Herr über mich bist, sondern auch über das Land und die See und die ganze Menschheit; und sicher verdiene ich es bestraft zu werden durch engere Bewachung als jetzt, wenn ich mir irgendetwas ausgedacht habe, von dem, was Gott betrifft.'
Als er das gesagt hatte, glaubte Vespasian ihn zu diesem Augenblick nicht, im Glauben, daß Josephus dies alles nur gesagt hatte als einen listigen Trick um sich zu retten. Doch nach einer kleinen Weile begann er Vertrauen darein zu bekommen, weil Gott ihn bereits in seinen Gedanken zum Kaiser erhoben hatte, und wegen anderer Zeichen, die seinen Aufstieg vorausahnen ließen."

Und hier die Stelle aus Sueton, Vespasian 5:
"In Judaea befragte Vespasian das Orakel des Gotts von Karmel und ihm wurde das Versprechen gegeben, daß er niemals von enttäuscht sein würde von dem, was er plane oder ersehne, wie hochfliegend auch sein Ehrgeiz sei. Auch beharrte ein bedeutender jüdischer Gefangener namens Josephus darauf, daß er bald freigelassen werde von dem selben Mann, der ihn jetzt in Fesseln habe legen lassen, und der dann Kaiser sein würde. Berichte über weitere Vorzeichen kamen aus Rom."

Hinzugefügt habe ich ein Bild, das Vespasian in dem oben erwähnten Gespräch mit Josephus zeigt.

Quellen:
Josephus, Der Jüdische Krieg
Sueton, Die zwölf Kaiser
http://www.hagalil.com/judentum/feierta ... pasian.htm
http://www.bu.edu/ict/anrw/pub/II/2/schalit.html

Mit freundlichem Gruß
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Vespasian und Josephus.JPG
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Beitrag von Peter43 » Sa 16.02.08 21:02

Claudius Attalus, römischer Statthalter von Thrakien

Hier möchte ich euch heute eine sehr seltene Münze vorstellen zusammen mit ihrem historischen Hintergrund:

Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Commodus, 177-192 n.Chr.
AE - AE 30
geprägt unter dem Statthalter Claudius Attalus
Av.: AVT KAI M AV[R] - KOMODOC
Büste, cürassiert, beorbeert, n.
Rv.: HGE KL ATTALOV N - IKOPOL / PROC I
Zeus, in Hüftkleid, n.l. thronend, stützt sich mit der Linken auf Szepter und hält in
der Rechten Patera; li vor seinen Füßen der Adler.
Ref.: Varbanov (engl.) -; Moushmov 891 cf. (nur Rs.-Darstellung)
SS, Sehr selten, evtl. unique, in den gößeren Werken unpubliziert
bei Wildwinds

Attalus trägt hier den Titel HGE für HGEMONEVONTOC. Das ist der Gen. abs. von HGEMONEVWN und bedeutet 'als Legatus Augusti pro praetore [dienend]', im Gegensatz zu dem häufigeren Titel VP für YPATEVONTOC, was 'als consularischer Legat [dienend]' bedeutet.
.
Auf den Provinzialmünzen finden wir regelmäßig die Namen der ausgebenden Magistrate, Legaten u.a. Diese Namen haben mich immer interessiert, weil sie uns neben den Namen der Kaiser einen intimen Einblick in die Administration des römischen Kaiserreiches geben. Leider ist oft wenig über diese hohen Beamten bekannt, wenn nicht gerade Inschriften und ähnliche archäologische Funde uns weitere Informationen liefern, oder wenn sie in der Literatur erwähnt werden. Hier aber haben wir den Glücksfall, daß dieser Gouverneur bei Cassius Dio vorkommt.

Cassius Dio, Epitome des Buches LXXX:
In Arabia beseitigte er (d.h. Avitus) den Provinzstatthalter Pica Caerianus, weil er sich ihm nicht sofort angeschlossen hatte, in Zypern den Claudius Attalus, der früher einmal Thrakien verwaltet hatte. Er war von Severus während des Krieges mit Niger aus dem Senat entfernt, von Tarautas jedoch dorthin zurückberufen worden und hatte nun damals durch Losentscheid Zypern übertragen erhalten. Grund seines Untergangs war eine Beleidigung des Komazon, den er wegen eines Verbrechens in der Zeit seines Militärdienstes in Thrakien auf die Galeeren geschickt hatte.
Doch obgleich dieser Komazon ein solcher Kerl war und er seinen Namen vom Mimenspiel und von der Possenreißerei herleitete, befehligte er jetzt die Praetorianer; dabei hatte er sich in überhaupt keiner verantwortlichen oder führenden Stellung außer in der Lagerleitung erprobt, empfing aber nun konsularischen Rang und wurde später tatsächlich Konsul und auch noch Stadtpräfekt, nicht nur einmal, sondern auch zum zweiten- und drittenmal - eine Auszeichnung, wie sie niemand sonst zuvor widerfuhr. Daher wird in der Tat auch dies als eine der schlimmsten Verletzungen des Herkommens gezählt werden. Attalus fand nun seinetwegen den Tod.

Erläuterungen:
(1) Avitus = Name des Elagabal (Avitus Bassianus)
(2) Tarautas = Schimpfname, mit dem Cassius Dio gewöhnlich den Antoninus (Caracalla) bezeichnet; nach einem verhaßten und blutdürstigen Gladiator

Arthur Stein kannte 1920 noch keine Münzen des Attalus aus Nikopolis:
Er ist als Statthalter unter Kommodus bekannt durch Münzen von Pautalia mit der Umschrift HGE KL ATALLOV. Kommodus führt den Namen M.; das, wie es scheint, leicht bärtige Portrait ist wegen seiner Flüchtigkeit nicht zu verwerten. Der Zufall unserer literarischen Überlieferung bringt es mit sich, daß wir auch aus Dio (LXXX 3, 5,; 4, 3) einiges über ihn und seine Statthalterschaft in Thrakien erfahren. Auch er scheint später, so wie Asellius Aemilianus, an der Erhebung des Pescennius Niger gegen Septimius Severus teilgenommen, abe sich nicht so weit wie jener gewagt zu haben; denn der siegreiche Herrscher begnügte sich damit, ihn aus dem Senat zu stoßen (Er sei möglicherweise damals noch Legat von Thracia gewesen und habe die Besetzung von Byzanz durch Niger zugelassen oder wenigstens nicht verhindert; vgl. Ceuleneer). Unter Karakalla wurde er wieder in den Senat aufgenommen und erhielt später durch Verlosung um die prokonsularischen Provinzen Zypern. Als Prokonsul von Zypern wurde er durch den Einfluß von Elagabals allmächtigem Günstling (Valerius) Cmazon (Eutychianus) auf Befehl des Kaisers getötet. Es war ein Racheakt Comazons, der unter seiner Statthalterschaft in Thrakien beim Militär gedient hatte und wegen eines Vergehens strafweise unter die Flottensoldaten versetzt worden war.
Schon mit Rücksicht auf die spätere Laufbahn des Claudius Attalus, dr, wenn auch aus besonderen Ursachen, erst 26 Jahre nach Kommodus' Tode Prokonsul von Zypern war, kann seine Verwaltung von Thracia nur für die letzten Jahre des Kommodus (das Münzportrait ist hier nicht entscheidend, s.o.) in Betracht kommen. Wenn Ceuleneers Vermutung zutrifft, dann hätte er hier sogar die Regierung dieses Herrschers überdauert.

Die Provinz Thrakien:
Nach dem Tod des Rhoimetalkes III. wurde das Klientelkönigtum der Odrysen von Claudius I. 45/46 n.Chr. eingezogen und zur römischen Provinz Thracia gemacht. Mehrere Aufstände wurden militärisch niedergeschlagen. Zunächst wurde die Provinz durch Prokuratoren aus dem Ritterstand verwaltet. Spätestens unter Trajan wurde die Provinz einem kaiserlichen Legaten anvertraut, einem Legatus Augusti pro praetore, wie es immer üblich war, wenn nur eine Legion in der Provinz stand. Thrakien diente Trajan als Aufmarschgebiet für seinen Feldzug gegen die Daker. Sitz des Statthalters war Perinthos, Metropole war Philippopolis. Nikopolis gehörte zu Thrakien, bis Severus neue Grenzen zog und Nikopolis zu Moesia inferior kam. Nach der Neuorganisation des Römischen Reiches durch Diokletian wurde Thrakien zur Diözese mit der Hauptstadt Markianopolis. Nach dem Einfall der Goten im Jahre 375 und dem Untergang des Weströmischen Reiches 476 gehörte Thrakien als Provinz und Diözese zum Oströmischen Reich.

Quellen:
Cassius Dio, Römische Geschichte
Arthur Stein, Römische Reichsbeamte der Provinz Thrakien, Sarajevo 1920
Der kleine Pauly

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