Stralsund Witten?

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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Keano
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Stralsund Witten?

Beitrag von Keano » Sa 07.07.18 00:21

Hallo,
ich bin relativ neu in der Szene der Numismatik. Ich habe hier eine Münze, die ich nicht zu 100% zuordnen kann. Meine bisherige Recherche hat gezeigt, dass es einem Stralsunder Witten relativ ähnlich sieht. Was jedoch sehr interessant ist, ist diese Art "Stempel" in auf der Münze. Weiß jemand vielleicht was das ist und kann mir da weiterhelfen?
1.jpg
2.jpg
Sollte eine bessere Qualität erwünscht sein, so kann ich einen Direktlink zu Bildern mit besserer Qualität schicken.

Beste Grüße
Keano

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ischbierra
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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von ischbierra » Sa 07.07.18 09:28

Hallo Keano,
es ist ein Stralsunder Witten mit einem Gegenstempel. (Sechsspeichiges Rad ist vermutlich Erfurt). Mit Gegenstempeln machte man fremde Münzen im eigenen Gebiet umlauffähig.
Gruß ischbierra

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Keano » Sa 07.07.18 11:56

Ah, danke für die schnelle Antwort!

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Hessen62
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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Hessen62 » Sa 07.07.18 15:46

Der Stempel ist untypisch für Erfurt
Es fehlt die Radnabe
Zuletzt geändert von Hessen62 am Sa 07.07.18 16:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Hessen62 » Sa 07.07.18 16:11

Habe gerade mal im Krusy nachgeschaut. Denke
es handelt sich um den Gegenstempel O2,2
aus Osnabrück

Sechsspeichiges Rad mit geradlinigen Speichen ohne Nabe.
In einem Speichenwinkel ein Punkt

MfG Hessen62

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Keano » Sa 07.07.18 16:22

Würde auf jeden Fall dazu passen. Habe vergessen zu erwähnen, dass die Münze aus dem Raum Osnabrück stammt.

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von jot-ka » So 15.07.18 11:58

Hallo Freunde,
hier mal eine Bemerkung zu der Münze selbst.
Die Prägung dieser Witten begann vor 1381 (Dbg. 259, 260, 261)
und reicht bis nach 1410 (Dbg. 264).
Es gibt viele Varianten.
Auf der Vs. ist der Strahl abgebildet, Us.: MONETA SVNDENSIS
Die Rs. trägt ein Kreuz, verschieden gestaltet und mit
unterschiedlichen Beizeichen. Us.: DEVS IN NOMINE TVO
Die Us. der Rs. ist unterschiedlich gekürzt, getrennt und kann
an verschiedenen Stellen beginnen.
Der hier vorgestellte Witten ist eine äußerst seltene Variante
mit einem Strahl auf beiden Seiten (Dbg. 263 - 1403 und später).
Die Rs. ist auch noch eine neue, von Dannenbergs Exemplar
abweichende, Us.-Variante.
Hermann Dannenberg nennt nur das Exemplar seiner Slg. (1,03 g).
Lit.:
Hermann Dannenberg
Münzgeschichte
P o m m e r n s
im Mittelalter
BERLIN 1893.
Verlag von Adolph Weyl
-
SG, jot-ka

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Keano » So 15.07.18 13:41

Danke für die Infos! Habe im Internet auch viel recherchiert, aber nie eine Münze gefunden, die genau meiner entspricht. Aber das würde erklären, warum sie als sehr selten gilt. Hat jemand eine Ahnung, was diese Münze ungefähr wert sein könnte? Habe dazu auch nicht viel gefunden.

Gruß
Keano

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von QVINTVS » So 15.07.18 19:04

Grüß Dich,

was ist Wert? Welchen Wert meinst Du? Es gibt einen wissenschaftlichen, einen numismatischen und einen materiellen Wert. Wahrscheinlich letzteres!? Nachdem sie verbogen ist, würde ich persönlich nicht einmal einen Euro dafür ausgeben. Außer es wäre das bisher einzige bekannte Stück. Selbst da wäre ich preislich sehr zurückhaltend, weil sie verbogen ist.
Viele Grüße

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von juehadob » Mo 16.07.18 17:52

Hallo Freunde stralsunder Witten! Diese Witten sind recht häufig. Witten mit dem Strahl auf beiden Seiten sind zwar nicht so häufig da sie höchstwahrscheinlich nur kurze Zeit geprägt wurden. Es gibt auch viele Witten mit Gegenstempel. Lübeck, Wismar, Rostock, Stettin und Erfurt haben wohl öfter diese Witten gestempelt. Osnabrücker Gegenstempel auf diesen Witten sind eher seltener anzutreffen. Nun ist die hier gezeigte Münze zwar geknickt, stellt aber ein gutes Zeugnis für das Verbreitungsgebiet dar und ist auch von der Erhaltung her sammelwürdig. Also ein stralsunder Witten für einen Euro, mit oder ohne Knick, kann nur ein derart schlechtes Stück sein, bei dem der Gegenstempel nicht zu identifizieren ist und ein Witten kaum zu erkennen ist. Ein Sammler dieser Gegenstempel auf den Witten wird bestimmt auch keine Riesensummen bezahlen, aber wahrscheinlich etwas mehr als 5 Euro... MfG

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von Keano » Mo 16.07.18 18:32

Danke für die Einschätzung! Als ich das Teil zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich es wäre Altmetall. Schön zu hören, dass es doch nicht ganz wertlos ist. Sich schlau machen hilft ;) Würde es theoretisch was bringen die Münze gerade zu biegen, oder wäre das zu riskant? Hat da jemand Erfahrungen?

Grüße!

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von QVINTVS » Mo 16.07.18 19:06

OHHHHH! Wenn Du das nicht kannst, dann lass die Finger davon. Ich kann es auch nicht, hab es bei einzelnen Münzen schon ausprobiert und die sind immer gebrochen. Manchmal geht es, wenn die Münze nur wenig gebogen ist (bis ca. 30 °) und zwischen zwei Hölzern liegt.

So ganz umgebogene Stücke müsste man erhitzen, biegen, "entspannen", erhitzen, biegen, ... Und wenn es schlecht läuft, dann ist doch gebrochen! Die Außenseite des gebogenen Stückes dürfte auf alle Fälle "gedehnt" sein und beim wieder "glatt gebogenen" Schrötling ist in irgend einer Form eine Veränderung sichtbar. Ich persönlich würde sie so lassen und als Belegstück aufheben/sammeln oder beim zuständigen Museum abgeben.
Viele Grüße

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Re: Stralsund Witten?

Beitrag von QVINTVS » Mo 16.07.18 19:17

Noch eine Anmerkung zur Sammelwürdigkeit: Es ist natürlich die Frage wie und was man sammelt. Ich persönlich sammel keine umgeknickten Münzen, auch wenn sie noch so selten sind. Einzige Ausnahme, ich würde sie geschenkt bekommen - das betrifft auch ein tatsächlich unediertes Stück! Warum? Die kann ich wahrscheinlich nie mehr verkaufen und durch neue Funde ist ein bisheriges Einzelstück auf einmal ein Massenstück. Kommt nicht sehr oft vor, aber bei meinem Sammelgebiet war das in den letzen 10 Jahren schon wenigstens 3 x so.

Bei mir im Verein kenn ich auch niemanden, der so eine Münze sammeln würde. Möchte man aber alle Typen eines Münzstandes sammeln, kann es natürlich sein, dass man auch sog. Belegstücke in seine Sammlung aufnimmt, die eigentlich nicht wieder verkäuflich sind. Deshalb gilt es grundsätzlich zu unterscheiden, wie man seine Sammlung aufbauen will und was man später (vielleicht auch die Erben) damit vor hat. Das ist auch der Grund für die "Wertunterscheidung": archäologisch, numismatisch oder finanziell. Die Nachfrage bestimmt hier den Preis und wenn es für solch eine Münze eine tatsächliche Nachfrage gibt, dann ist sie vielleicht auch mehr als einen Euro wert.
Viele Grüße

QVINTVS

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