Brandenburg

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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jot-ka
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Fr 10.01.14 19:55

Nachtrag aus der Zeit Ludwig I. des Älteren, 1324-1351:
Denar, Da. 218/B 670, 0,62 gr, Dm. ca. 14,2 mm (600 dpi), nach Dannenberg um 1340 (1342)
gekrönter Markgraf mit Schwert und Lilienzepter / 3 Lilienzepter, in den Winkeln Helme
Dieser Denartyp ist allgemein schlecht geprägt.
Das einzige Stück, das z.Z. im Handel ist, sieht auch nicht besser aus.
Wenn man die Denare der bayerischen Zeit nebeneinderlegt, fällt auf,
daß einzelne Jahrgänge recht ordentlich geprägt sind, andere dagegen durch ihre schlechte Prägung auffallen.
Das könnte mit der Prägekultur in den einzelnen Münzstätten zusammenhängen.
SG, jot-ka
D218 B670_f.jpg
edit: Das Bild ist ausgetauscht.
Nach vielen Jahren Wartezeit kam ein besser erhaltenes Stück zu mir.
Die Angabe zum Gewicht ist geändert.
Zuletzt geändert von jot-ka am Sa 06.05.23 16:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Albert von Pietengau
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von Albert von Pietengau » Mo 13.01.14 13:09

Hallo jot-ka,

Du bist ja der Experte für die Brandenburger. Was ist Deine Meinung - echt oder gefälscht?
http://www.ebay.de/itm/Denar-Brandenbur ... 67474?pt=M


LG
AvP
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jot-ka
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Di 14.01.14 17:53

@AvP: Für mich geht der als echt durch. Mit dem Gewicht liegt er an der unteren Grenze der von Dannenberg genannten
Gewichtsbandbreite von 0,49-0,76 gr. Der Stempelschnitt zeigt keine Auffälligkeiten.
Vermutlich wurde dieser Denar einmal beschnitten, knapper und unregelmäßiger Schrötling sind ebenfalls möglich. Beides kommt vor.
Ohne das Original kann man das schlecht einschätzen.
Der paßt aber gut zu dem letzten von mir vorgestellten Denar. Der ist ja auch nicht komplett.
Bei der Prägung war der Oberstempel schräg aufgesetzt und die Denarränder von Ober- und Unterstempel haben den Schrötling durchschlagen.
Was da fehlt, ist dann weggebrochen. Die Bruchkante ist etwa zeitgenössisch.
Der war mal in einem Lot der Teutoburger Münzauktion.
Das ebay-Stück ist wohl nicht sachgemäß gereinigt worden, aber vermutlich echt.

Hier der nächste von mir:
Denar, Da. 255/B 648, 0,38 gr, Dm. ca. 14,6 mm (600 dpi), nach Dannenberg um um 1370 (?)
Markgraf mit 2 Vögeln zwischen 2 Blumen / 4 Sterne mit Mondsicheln, in der Mitte ein weiterer Stern
Dieser Denar gehört wahrscheinlich in die Zeit Otto VIII., 1365-1373.
SG, jot-ka
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D255 B648.jpg
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Mi 15.01.14 18:19

Denar, Da. 257/B 644, 0,63 gr, Dm. ca. 16 mm (600 dpi), nach Dannenberg um 1370
Markgraf mit 2 Geweihstangen / 6-str. Stern mit Dreiblättern zwischen den Strahlen
SG, jot-ka
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D257 B644.jpg
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von Albert von Pietengau » Mi 15.01.14 18:55

Vielen Dank, jot-ka, für Deine fachkundige Auskunft! Obwohl die Erwartungen schon hoch gesteckt waren, bin ich sehr beeindruckt.

[OFF TOPIC
Wenn Deine Elektronik-Kenntnisse auf ähnlich hohem Niveau angesiedelt sind, würde ich glatt zu einer Wallfahrt nach Brandenburg - natürlich auf Knien - aufbrechen, um dem "himmlischen Klang" zu lauschen :P ]
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von fareast_de » Mi 15.01.14 19:44

@ jot-ka: eine sehr schöne Sammlung von alten Brandenburgern, die Du hier vorstellst.
Frage: wie schaut´s denn bei den von Dir vorgestellten Exemplaren insbes. aus dem 13./ 14. Jhdt. mit modernen Fälschungen aus. Oder ist zumindest dieser Bereich noch "sauber" ?!
Die Frage kam mir bei meinen Denaren schon vor Jahren auf, nachdem ich sah, wie "einfach" einzelne Sorten geprägt wurden.

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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Do 16.01.14 18:54

@fareast: Brandenburg kann als relativ sauber gelten.
Es gibt da zu viele richtige Fachleute, die Fälschungen sofort erkennen würden.
Vorsichtig sollte man nur bei den Brakteaten bis etwa Bahrfeldt Nr. 60 sein.
Bei ebay war mal ein Brakteat von Jakzo (Bahrfeldt Nr. 11), als Fälschung/Kopie deklariert,
der wäre nach dem Foto absolut nicht als Fälschung erkennbar gewesen.
Das Foto war zwar durch Schrägaufnahme verzerrt, aber das entzerrte Bild zeigte eine bekannte Stempelvariante dieses Typs.
Das Stück ging für einen 3-st. Betrag an den neuen Besitzer.
Manche Münzen erscheinen auf den ersten Blick falsch und sind es nicht, bei anderen ist es umgekehrt (@ AvP).

Hier ein Pfennig aus der Zeit Otto VIII. 1365-1370:
Denar, Da. 258/B 625, 0,57 gr, Dm. ca. 15 mm (600 dpi), nach Dannenberg um 1370/75
Markgraf mit 2 Trinkhörnern / Kreuz, in den Winkeln O - T - T - O
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D258 B625.jpg
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » So 19.01.14 19:06

Ein weiterer Denar aus der Zeit Otto VIII. 1365-1370
Denar, Da. 259/B 624, 0,51 gr, Dm. ca. 14,5 mm ( 600 dpi), nach Dannenberg um 1375/80 ?
Markgraf zwischen O - O und T - T / kleines Kreuz in einem Blumenkranz
Der zweithäufigste Typ im Fund Netzow (Dannenberg, Denare, S. 141),
dessen Verbergungszeitpunkt sich wie bei keinem anderen Fund Brandenburgischer Pfennige verschoben hat.
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D259 B624.jpg
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Mo 20.01.14 19:09

Denar, Da. 261/B 626, 0,56 gr, Dm. ca. 14,4 mm (600 dpi), nach Dannenberg um 1370 (-1374?)
Markgraf mit Lanze und gesenktem Schwert / nach links laufender Bär
Die erste Prägung der Stadt Berlin nach Erwerb des Prägerechtes im Jahre 1369.
Ein häufiger Denar der vermutlich länger als ein Jahr lang geprägt wurde bevor in Berlin die Prägung
von Helmhohlpfennigen begann.
Es gibt mehrere Stempelvarianten .
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von onbed » Di 21.01.14 12:26

Ihr habt hier wirklich sehr schöne Stücke. Der Bär gefällt mir besonders, ich glaub, den muß ich mir auch mal zulegen. Bitte macht weiter so, ist sehr interessant.

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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von Büffel » Di 21.01.14 20:14

Der "Berliner" gefällt mir auch sehr gut, und der ist häufig?
Hab ich auf den einschlägigen Seiten noch nie gesehen.

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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Mi 22.01.14 19:50

Mit dem folgenden Denar wird es hier Weiß-Blau:
Denar, Da. 262/B 650, 0,70 gr, Dm. ca. 14 mm (600 dpi), nach Dannenberg um 1370/73
Markgraf mit 2 Schlüsseln / die Bayerischen Rauten (Wecken)
Es gibt da noch einen Denar, der bei gleicher Vs. auf der Rs. die Lilien der luxemburgischen Markgrafen hat
(2 Reihen mit je 4 gedoppelten Lilien, Da. 263/B 652).
Offensichtlich wurden diese beiden Pfennige um das Jahr 1373, dem Regierungswechsel, geprägt.
Nachdem Otto VIII. auf Brandenburg verzichtete, begann 1373 die Regierungszeit der Luxemburger.
Dannenberg vermutet in diesen beiden Denaren die ersten städtischen Prägungen der Mzst. Stendal nach 1369.
(Dannenberg, S. 142, 143)
SG, jot-ka
P.S. Der Berliner war in der letzten Zeit wenigstens 4x in den MA Shops. Meiner ist von WAG online.
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D262 B650.jpg
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von jot-ka » Do 23.01.14 19:31

Zum Abschluß der Prägungen der bayerischen Zeit folgen hier zwei Beispiele einer neuen Münz- oder Pfennigsorte.
In der Neumark wurden nach etwa 1350 an das Währungsgebiet Pommern angepaßte Vinkenaugen hergestellt.
Die Prägung erfolgte in den Mzst. Soldin, Mohrin, Bärwalde und Königsberg.
Geprägt wurde in diesen Mzst. abwechselnd.

Vinkenauge, Da. 335/B 699, 0,22 gr, Dm. ca. 12,2 mm (600 dpi), nach Dannenberg 3. Viertel 14. Jh.

geflügelter Markgraf / Lilienkreuz mit Helmen in den Winkeln
Das Vorbild war offensichtlich der Denar Da. 246/B 666.
Dannenberg vermutet auch Abschläge der Denarstempel auf kleineren Schrötlingen (Dannenberg S. 138, 167).
Auf dem einen Bild sind beide im gleichen Maßstab zu sehen. Das Münzbild des Vinkenauges deutlich verkleinert.

SG, jot-ka
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D335 B699.jpg
D335 B699a.jpg
Vergleich mit Da. 246/B 666
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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von stampsdealer » Do 23.01.14 20:23

Dieser Thread bereitet mir Freude, für mich sehr lehrreich. Ich danke für dieses Engagement, diese hervorragenden Beiträge.

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Re: brandenburgische Pfennige

Beitrag von Büffel » Sa 25.01.14 20:34


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