missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Kulturgutschutzgesetz

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Chandragupta
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Chandragupta » Do 25.02.16 23:01

Danke für diesen Bericht aus der Welt eines anderen Staates mit Alleinvertretungsanspruch auf die Interpretation dessen, was "(nationales) Kultur(gut)" nun eigentlich ist.

Das belegt nur einmal mehr, wie recht Andreas Urs Sommer doch hat: http://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_arch ... 1.18696818 - auch wenn der persönlich "eigentlich" etwas "die Norm versaut", denn den Anspruch, den er bzgl. der Provenienznachweise an seine Privatsammlung stellt (siehe am Ende seines Byzantiner-Katalogs), wird manch "durchschnittlicher Normalsammler" niemalsnicht so erfüllen können (auch nicht ansatzweiswe), da er auch oft Münzen in Lots und z.B. auf Flohmärkten und so von namentlich nicht bekannten Händlern kauft. Einzelstücke auf teuren Auktionen sind sicher eine feine Sache, aber für "Normalverdiener" nicht wirklich die Regel....
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Peter43
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Peter43 » Do 03.03.16 21:04

Und wieder ein Beispiel, wie "zivilisierte" Staaten (hier die USA!) mit antiken Kulturgütern umgehen. Zerstörung aus politischen Gründen! Erinnert stark an den IS!

www.muenzenwoche.de vom 3.3.16: Ursula Kampmann, Amerikanischer Zoll zerstört Kulturgüter

Erinnert mich stark an die Originalholzstöcke des großen japanischen Künstlers Hokusai (1760-1849), die bei einem Zwischenstopp in Genf von schweizerischen Behörden vernichtet werden sollten, weil sie pornographisch waren. Nur ein weltweiter Protest konnte diese Barbarei verhindern. Und immer stehen dahinter irgendwelche Religionen oder Ideologien.

Jochen
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Mynter » Fr 04.03.16 08:28

Peter43 hat geschrieben:Und wieder ein Beispiel, wie "zivilisierte" Staaten (hier die USA!) mit antiken Kulturgütern umgehen. Zerstörung aus politischen Gründen! Erinnert stark an den IS!

http://www.muenzenwoche.de vom 3.3.16: Ursula Kampmann, Amerikanischer Zoll zerstört Kulturgüter

Erinnert mich stark an die Originalholzstöcke des großen japanischen Künstlers Hokusai (1760-1849), die bei einem Zwischenstopp in Genf von schweizerischen Behörden vernichtet werden sollten, weil sie pornographisch waren. Nur ein weltweiter Protest konnte diese Barbarei verhindern. Und immer stehen dahinter irgendwelche Religionen oder Ideologien.

Jochen
Beamte scheinen ein ganz besonderes Auge für sowas zu haben. Als Spanien in den 30er Jahren eine Briefmarkenserie zum Gedenken an Goya ausgab, wurden Briefe in die USA, die mit der Maya Desnuda frankiert waren entweder zurückgeschickt oder geschwärzt.
Grüsse, Mynter

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Peter43
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Peter43 » Fr 04.03.16 19:02

Aber wie ich die Briefmarkensammler kenne (ich bin selber einer), sind die geschwärzten Briefmarken heute natürlich begehrter und teurer als die ungeschwärzten! :D

Jochen
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Chandragupta
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Chandragupta » Fr 04.03.16 21:44

Klar ... aber die gemäß Hays Code mit Höschen und Bikinis "bekleideten" Comic-Kühe und -Schweinchen von Walt Disney & Co. sind heute noch nur so zu sehen...
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

docisam
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von docisam » So 13.03.16 14:17

Der Artikel befasst sich mit den Ursachen der Misere:

Raimund Karl, My preciousssss... Zwanghaftes Horten, Epistemologie und sozial verhaltensgestörte Archäologie. In K.P. Hofmann, T. Meier, D. Mölders, M. Augstein (eds.), Massendinghaltung in der Archäologie. Der Material Turn und die Ur- und Frühgeschichte, 43-69. Leiden: Sidestone Press 2016.

https://www.academia.edu/22974405/My_pr ... Press_2016

Beste Grüße & schönen Sonntag,
Docisam

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Chandragupta
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Chandragupta » Mo 14.03.16 14:07

DANKE für diesen Link! Ganz großes Kino!!! :angel:

Endlich mal ein deutscher Archäologe, aus dem noch kein Arschäologe geworden ist. Daß ich das noch erleben darf... (Okay, der gute Mann ist zwar ein "Biodeutscher", arbeitet aber in UK: Das prägt dann schon sehr - in diesem Falle mit dem Resultat herrlich unorthodoxer Denkansätze inklusive selbstkritischer Reflexionen und ausgemachten Über-den-Tellerrand-Schauens. 8) )
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Locnar » Mo 14.03.16 17:38

och, die meisten waren so, bis zu dem Zeitpunkt wo sie durch den Gruppenzwang der Altarschi's "umgedreht " wurden.

Mir wurde mal gesagt: Das dürfen wir aber hier nicht finden !
Gruß
Locnar

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von stampsdealer » Mo 14.03.16 18:50

Chandragupta hat geschrieben:DANKE für diesen Link! Ganz großes Kino!!! :angel:

Endlich mal ein deutscher Archäologe, aus dem noch kein Arschäologe geworden ist. Daß ich das noch erleben darf... (Okay, der gute Mann ist zwar ein "Biodeutscher", arbeitet aber in UK: Das prägt dann schon sehr - in diesem Falle mit dem Resultat herrlich unorthodoxer Denkansätze inklusive selbstkritischer Reflexionen und ausgemachten Über-den-Tellerrand-Schauens. 8) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Raimund_Karl

Raimund Karl ist ein Österreicher.

Grüße

Jürgen

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Chandragupta » Mo 14.03.16 22:23

Okay, die reden da einen etwas gewöhnungsbedürftigen Dialekt, aber alles in allem ist seine Muttersprache schon noch Deutsch. Ich schrieb auch bewußt nicht, daß er "BRD-Archäologe" sei. Ich denke nämlich immer sehr genau nach, wie ich was formuliere. ;)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Comthur » Mi 23.03.16 17:07

Auch in der "GEO" / Ausgabe 04 2016 , findet sich ab Seite 50 ein interessanter Beitrag des Museumsleiters (Paläontologe) Martin Röper unter dem Titel "Schützt unsere Museen - vor dem deutschen Gesetzgeber !" resp. "Nichts im Museum" zum Thema Kulturgutschutzgesetz.

Vielleicht sollte man darüber nachdenken, sich verlässlichere Verbündete zu suchen.
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Peter43 » So 03.04.16 20:44

Comthur hat geschrieben:Auch in der "GEO" / Ausgabe 04 2016 , findet sich ab Seite 50 ein interessanter Beitrag des Museumsleiters (Paläontologe) Martin Röper unter dem Titel "Schützt unsere Museen - vor dem deutschen Gesetzgeber !" resp. "Nichts im Museum" zum Thema Kulturgutschutzgesetz.

Vielleicht sollte man darüber nachdenken, sich verlässlichere Verbündete zu suchen.
Ich habe mir dieses GEO-Heft gekauft und bin schwer enttäuscht! Martin Röper kommt zwar mit guten Ideen daher, setzt sich aber nur für seinen Bereich ein und distanziert sich massiv von Münz- und Briefmarkensammlern. Am Schluß schreibt er wörtlich: "Raus mit den Fossilien aus dem Kulturgüterschutzgesetz! ... Immerhin sind Fossilien Zeugen unserer evolutionären Entwicklung - und keine Kulturgüter, die man ohne nachzudenken mit römischen Münzen und Briefmarken in ein Gesetz packt."

Damit ist er wohl nicht der richtige Verbündete im Kampf gegen Frau Grütters. Und wenn jeder nur sein eigenes Fachgebiet sieht und versucht, nur dieses aus dem Sumpf des geplanten Gesetzes zu ziehen, dann hat Frau Grütters ein leichtes Spiel mit ihren Gegnern. Es ist eine Schande!

Jochen
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Chandragupta » Mo 04.04.16 23:44

Au weia, gibt es denn inzwischen schon antik-römische - also mithin im Sinne des BRD-Deutsch "archäologische" - Briefmarken ?!?

Divide et impera: Dieses Prinzip funktioniert wirklich seit Jahrtausenden perfekt.... :evil:
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von jot-ka » Mi 25.05.16 18:34

Märkische Allgemeine Zeitung
MAZ LAND & LEUTE
Brandenburg, Kultur, Rätsel, Wetter und TV
23. Mai 2016
Seite 9:

Exponate in märkischen Depots
oft falsch gelagert
Potsdam.
Die Depots Brandenbur-
ger Museen sind meist marode
und bringen die vielen dort aufbe-
wahrten Exponate eher in Gefahr.
"Oft sind die Räumlichkeiten gar
nicht dafür geeignet", sagte die
Geschäftsführerin des Branden-
burger Museumsverbandes, Su-
sanne Köstering. Nur zehn Pro-
zent der Bestände der Museen
würden öffentlich in Daueraus-
stellungen präsentiert.

(vollständiges Zitat des Artikels)

Einen schönen Gruß, jot-ka

Cluster
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Re: missglückter "Kulturschutz" durch staatl. Institutionen

Beitrag von Cluster » Mo 04.07.16 18:00

Hier wurde das Thema "Wohin mit den Funden" ja schon einmal angesprochen.

http://www.wissenschaft.de/kultur-gesel ... funden%3F/

PS: Im Moment ist der Server wohl etwas langsam (zumindest für mich)

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