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Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Fr 08.09.23 17:28
von Lucius Aelius
Coole Münze, so ein Reversbild habe ich noch nie bei einem Spätrömer gesehen.
Die hätte ich auch genommen.

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Fr 08.09.23 22:16
von Fortuna
Danke :D

Leider war diese Münze nicht billig.
Der Verkäufer wollte ursprünglich 265 US Dollar.
Ich konnte aber etwas herunterhandeln.

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Sa 09.09.23 12:53
von alex789
Lucius Aelius hat geschrieben:
Fr 08.09.23 17:28
Coole Münze, so ein Reversbild habe ich noch nie bei einem Spätrömer gesehen.
Die hätte ich auch genommen.
Dieser Aussage schließe ich mich an.
Glückwunsch!

Gruß
Alex

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Mi 20.09.23 21:10
von Lucius Aelius
Für glatt 1000 € kam dieser Theodosius II. heute mit FedEx bei mir an.
Hätte ich bspw. für eine sitzende Stadtgöttin nicht bezahlt, aber DIESES Rückseitenbild (sitzender Ostkaiser Theodosius als Consul und stehendes Westkaiserlein Valentinianus III. als Consul) wollte ich nicht sausen lassen. Ursprünglich in einer Londoner Händlerauktion im Juli 2023 versteigert, hat es mir anschließend ein holländischer Münzhändler überlassen. Die Zeiten, wo ich in GB selbst noch geboten habe sind seit dem Brexit vorbei.
Was soll man zu diesem Solidus sagen? Er zeigt das sehr gute Verhältnis zwischen Ost und West. Und die Masse der Theodosius II-Goldmünzen belegt, dass es im Osten aufwärts ging und Theodosius kein "blasser" Herrscher war. Gibbon lag - wie sie oft - auch bei Theodosius II falsch. Zum CONOB der Rückseite: "Diese Angabe ist nicht als Münzstättenangabe zu verstehen, sondern ist eine Qualitätskennzeichnung und bedeutet Κωνσταντινοπόλεως Oβρύζον, was so viel heißt wie: „Der rechte Standard von Konstantinopel“. Alternativ war auch das Kürzel COMOB gebräuchlich, wobei COM für comitatus, also den Kaiserhof, stand" (Wikipedia, Solidus). OB für 72 halte ich persönlich für weniger zutreffend.
Die Prägezeit wird mit 425 angegeben, aber auch mit 425-30. 425 war das Jahr des ersten gemeinsamen Konsulats von Theodosius & Valentinianus. Ein späterer Konsulartyp zeigt die zwei Konsule mit Nimbus zusammen sitzend (und officina-Buchstaben, der bei meinem Typ fehlt) - das wird 430 beim 3. gemeinsamen Konsulat, vielleicht auch schon ab 426 (2. Konsulat) verwendet worden sein.


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Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Do 21.09.23 13:03
von Lucius Aelius
Dass das Kreuz bei dieser Minibronze (1 g) von Theodosius II. Im Kranz dargestellt worden ist dürfte ein Beweis für seine Politik sein. Mit dem (Sieges-)Kranz widerfährt dem Kreuz eine besondere Ehrung. 426 ließ der Kaiser den Zeustempel in Olympia schließen und die hiesigen Spiele verbieten, 427 erfolgte ein Verbot, dass Kreuz ("das Zeichen des Herrn, unseres Erlösers") auf Böden / Bodenplatten darzustellen u.s f. Freilich haperte es an der strikten Umsetzung der Edikte 😉
Das Kreuz war jetzt endgültig das zum göttlichen Symbol der Erlösung, des Schutzes, der Gesundheit und des Glücks geworden. Es wurde in Kirchen nahe Türen und Fenstern aufgestellt, um das Eindringen des Bösen zu verhindern.

In der Regel werden diese Nummi auf 425-435 datiert. Ich finde das vernünftig, unterstreicht es doch jene oben genannten Edikte.


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Münzstätte ist Kyzikos (SMKB).

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Do 21.09.23 13:39
von Lucius Aelius
Noch eine Anmerkung:
Zu Beginn des Christentums stand Jesus als Heilsbringer im Vordergrund, seine Wundertaten waren wohl das Faszinierendste für die Menschen. Auf alten Malereien, etwa in den Katakomben der frühesten Kaiserzeit, findet man dies sehr häufig. Jesus hatte da einen ganz anderen Stellenwert - im weißen Gewand der Philosophen und mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger, ebenfalls ein Gestus der Philosophen. Das Leiden Christi, die Kreuzigung u.s.w. dominierte meines Wissens erst im Mittelalter.
Jesus am Kreuz, ausgemergelt und mit leidender Mine - wem fällt dieses Bild heutzutage nicht als Erstes ein? Schöne Grüsse aus der Zeit des Mittelalters. Im Altertum sicherlich undenkbar.
Warum schreibe ich das? Manche meinen, das Kreuz stünde eine Verbindung mit Jesus Kreuz auf Golgatha. Soweit mir bekannt, wurden die Gekreuzigten an ein Holzkonstrukt in Form eines "T", nicht eines "†" geschlagen. Eine Verbindung des zwischen Kreuz und Golgathakreuz halte ich persönlich für ausgeschlossen. Warum bzw. ob überhaupt das Monogramm XP in ein † umgewandelt wurde vermag ich nicht zu sagen. Es wäre aber wahrscheinlich bei der Interpretation der Münze schwer in Einklang zu bringen, wenn hier tatsächlich das Golgathakreuz im Ehrenkranz stünde. Ähnlich verhält es sich mit dem "Taukreuz" auf alexandrinischen Münzen. Die Deutung von Beizeichen ist aber auf alle Fälle eine sehr interessante Sache.

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Di 26.09.23 10:17
von Lucius Aelius
Ich mag die kleinen spätrömischen Dinger, wenn sie halbwegs zentriert und halbwegs lesbar sind.
Hier ein Marcianus, 450 - 457 n.Chr.
Der Schrötling des Winzlings ist relativ dick, deshalb wiegt der nummus 1,27 g.
Zwar ist die officina-Kennzeichnung über den Schrötlingsrand gerutscht und nicht mehr erkennbar, aber die Art des Kranzes (Medaillon statt Kreuz an der Kranzspitze sowie gerade statt gebogene Kranzschleife) legen Constantinopel als Prägestätte nahe, vgl. wildwindes RIC X 542.
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20230926_095406.jpg

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Do 28.09.23 16:36
von Redditor Lucis
Lucius Aelius hat geschrieben:
Di 26.09.23 10:17
Ich mag die kleinen spätrömischen Dinger, wenn sie halbwegs zentriert und halbwegs lesbar sind.
Hier ein Marcianus, 450 - 457 n.Chr.
Der Schrötling des Winzlings ist relativ dick, deshalb wiegt der nummus 1,27 g.
Zwar ist die officina-Kennzeichnung über den Schrötlingsrand gerutscht und nicht mehr erkennbar, aber die Art des Kranzes (Medaillon statt Kreuz an der Kranzspitze sowie gerade statt gebogene Kranzschleife) legen Constantinopel als Prägestätte nahe, vgl. wildwindes RIC X 542.

20230926_094722.jpg
20230926_094448.jpg
20230926_095406.jpg
Eine sehr schöne kleine Monogramm-Spätbronze.
Bei RIC X 542 mit Monogrammtyp 5 hat das Monogramm-"X", das die Verbindung vom M zum R symbolisieren soll jedoch keine geraden Linien, jedoch besonders rechts unten ein "Häkchen" und links oben und unten zwei kurze nach außen gehende Striche.
Daher käme für mich Monogrammtyp 2 in Frage, womit wir entweder bei RIC X 543 (Constantinopel) oder RIC X 563 (Cyzicus) wären.

Die Monogramme sind auf Seite 282 des RIC X aufgelistet:
Marcian Monogramme.jpg

Viele Grüße

Stefan

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Do 28.09.23 17:47
von Lucius Aelius
Vielen Dank für deine Anmerkung.

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Mi 01.11.23 10:50
von Numis-Student
Ich habe neu in der Sammlung diese 3 Bronzen mit Frontalportraits, bei denen mir bisher nie bewusst der Kreuzschild aufgefallen ist.

Schöne Grüße,
MR

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Mi 01.11.23 20:42
von mike h
Geht mir auch so.
Ich schau mir auch die Münzen meistens als Ganzes an.
Die meisten Details fallen mir auch erst beim Reinigen auf.

Martin

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: Sa 09.12.23 15:05
von mike h
Apropos Reinigen:
Hier wird nichts mehr gereinigt.
Sonst kann man die drei Kaiser nicht so schön erkennen.
Kamp0179.027AR01.jpg

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: So 10.12.23 09:31
von mike h
Lustig...
Beim Einsortieren hab ich festgestellt, das ich unter Honorius noch ein paar Stücke gar nicht dokumentiert hatte.
Kamp0179.033AR01.jpg
Das hatte auch mit der Größe zu tun.
Die lassen sich nicht besonders gut fotografieren.
Mal sehen, ob ich die anderen auch noch hinkriege.

Martin

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: So 10.12.23 12:52
von mike h
Hier der Kleinste.
Trotz seiner Winzigkeit lässt er sich aber ziemlich gut bestimmen.
Allerdings lautet die Rückseitenlegende abweichend vom Kampmann anstatt ...AVG ...AVGGG
Kamp0179.022AR01.jpg
Eine Münzstätte kann ich allerdings nicht erkennen.
Die Fotos sind natürlich wegen der gewaltigen Vergrößerung ziemlich gruselig.

Martin

Re: Schönheiten unter den Spätrömern (nach der constantinischen Dynastie)

Verfasst: So 10.12.23 12:57
von Chippi
AVGGG ist aber richtig.

Gruß Chippi