Seite 2 von 100

Verfasst: Do 23.04.09 00:27
von beachcomber
flavier sind eine gute idee - da bin ich ziemlich gut bestückt! :)
wie chinamul mag ich lieber bronzen, da hat man doch richtig was in der hand. :wink:
zum anfang mal diese drei, die ich zwar sicher hier schon an anderer stelle gezeigt habe, aber hier gehören sie dann auch hin.
grüsse
frank

Verfasst: Do 23.04.09 00:43
von gutzufuß
Klasse Münzen beachcomber und mit sehr schönen Porträts.

Ich stimme Dir zu, dass es ein sehr schönes Gefühl ist das Gewicht einer Bronzemünze in den Händen zu spüren.

Da meine Bronzen nicht so schön sind hab ich halt mein langweiliges Minerva revers eingestellt :wink:

Gutes Nächtle

gutzufuß :D

Verfasst: Do 23.04.09 00:43
von Peter43
Es tut mir leid, ich muß noch einen meiner wenigen Vespasians dazwischen schieben.

Denar, 3.26g, 18mm
geprägt 80 in Rom (also nach seinem Tod, von Titus)
Av.: [DI]VVS AVGVSTVS VESPASIANVS
belorbeerter Kopf n.r.
Rv.: Langsame Quadriga n.l., mit einem Wagen (Tensa) in Form eines
kleinen Tempels, zu sehen vorne und von der Seite: oben mit
Pediment, verziert mit einer nach vorne springenden kleinen
Quadriga, die li und re von je einer Victoria bekränzt wird; vorne
Flachreliref mit einer stehenden Figur; Seite mit Flachrelief aus 2
stehenden Figuren (Mars und Minerva?).
im Abschnitt EX [SC]
Ref.: RIC II, Titus 60; C.146; BMCR (Titus) 119
S!, S+, dunkle Kabinettstönung

Ich hatte mir diesen Wagen als carpentum gemerkt. In einer kürzlichen Diskussion im amerikanischen Forum wurde ich aber von Curtis Clay darauf aufmerksam gemacht, daß es sich um eine tensa handele. In einem carpentum wurden Personen transportiert, insbesondere weibliche. Eine tensa aber diente zum Transport der Attribute hier des vergöttlichten Vespasians in der Prozession zu den Spielen im Circus, was der Senat (EX SC) ihm zu Ehren angeordnet hatte.

Edit: Nicht die Spiele waren ihm zu Ehren angeordnet worde, sondern das Mitführen seiner Attribute in der Prozession!

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 23.04.09 00:55
von Peter43
Und weil Nephrurus diesen Thread mit einem Vespasian aus Ephesos gestartet hat, hier meiner:

Denar, 3.4g, 18mm
geprägt in Ephesos 74 n.Chr.
Av.: IMP CAESAR VESPAS AVG COS V TRP PP
Belorbeerte Büste n.r.
Rv.: PACI - AVGVSTAE
Victoria, in Doppelchiton, n.r. gehend, in der erhobeben re Hand
Kranz, im li Arm langen Palmzweig über der li Schulter.
im re Feld Stern (für Ephesos?), unter dem Kleid kleiner Kreis
Ref.: RIC II, 337; C.277; BMCR 475
S!, gutes SS

Über die Kopfbedeckung der Victoria hatten wir schon einmal diskutiert. Sie ähnelt stark der Haartracht der Kalathiskostänzer, einem geflochtenem Korb. Aber das kann auch ungewollt sein.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 23.04.09 01:06
von gutzufuß
Hallo Peter43



eine exzellente Münze und wie immer passend dazu ein ebenso exzellenter Kommentar :D




Gruß

gutzufuß :wink:

Verfasst: Do 23.04.09 01:07
von Peter43
Und da meine größeren Bronzen fast alle provinzial sind, hier noch ein As des Domitian.

As, 11.94g, 27mm
Rom, 84
Av.: IMP.CAES.DOMIT.AVG.GERM.COS.X
Büste mit Aegis auf der li Schulter, belorbeert, n.r.
Rv.: Victoria, geflügelt, in langer Kleidung, n.r. schreitend, hält in der
gesenkten li Hand eine Legionärs-Adlerstandarte über der li Schulter
und stützt diese mit der erhobenen re Hand.
li und re im Feld großes S - C
Ref.: RIC II, 249; C.464; BMCR 290 var.
Gutes SS, schwarzgrüne Patina mit sandigen Auflagerungen

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 23.04.09 07:00
von Sulcipius
Schönen guten Morgen !

@ Peter: Dein Domitian As ist echt Klasse, vorallem die sandigen Auflagerungen im Revers lassen die Victoria wie unter einem Spotlight erscheinen 8)


So, ich denke es ist nun an der Zeit diesen Thread mit der "Holden Weiblichkeit" der Flavischen Dynastie zu bereichern.
Anbei meine erste Münze, die ich hier im Forum vorgestellt habe, aber ich denke die paßt sehr gut auch hier in diesen Thread hinein:
Kleinbronze der DOMITIA

Prägeort :EPHESUS
Legende
A) ΔOMITIA CЄBACTH
Drapierte Büste mit Haarschleife nach rechts
R) ANOV KAICЄN ΠAITOV OMONIA
Feld: ЄΦЄ ΣMYP
Kultstatue der Artemis Ehpesia
Gewicht: 4.7g
Größe: 2,2 cm
Referenz: BMC 14/Nr: 413
Beste Grüße
Sulcipius

Verfasst: Do 23.04.09 07:17
von Julianus v. Pannonien
Salve zusammen,

Da mach ich doch auch gerne mit, und zeige mein einziges Domitian Portrait,
es wurde zwar bereits ein Stück mit Minerva gezeigt,
Jedoch gehört dies sicherlich auch in diese Sparte ;)

Grüsse JvP

Verfasst: Do 23.04.09 10:52
von Peter43
RIC unterscheidet bei Domitians Minervadarstellungen 4 Typen:
Typ 1 Minerva n.r. gehend mit Speer und Schild
Typ 2 Minerva auf Oberteil von Säule n.r. gehend mit Speer und Schild
Typ 3 Minerva n.l. stehend mit Speer und Blitzbündel
Typ 4 Minerva n.l. stehend mit Speer

Von gutzufuß haben wir schon den Typ 2 gesehen, allerdings ohne die Figurengruppe auf der Vs. des Säulenoberteils. Und von Julian v. P. den Typ 3. Zur Vervollständigung hier die beiden fehlenden Typen.

1) Domitian RIC II, 573 (Typ 1)
2) Domitian RIC II, 65 var. (Typ 4)

Als drittes noch einmal der Typ 2 (RIC II, 167a), wo man die Säulendekoration gut erkennen kann. Die Figuren werden erklärt als:
- evtl. Pax li sitzend, re vor ihr stehender Gefangener (Curtis)
- Jupiter li sitzend, re davor eine knieende anbetende Figur (Alex vom FAC)
- Domitian l. thronend, davor ein knieender Gefangener (Barry Murphy)

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Do 23.04.09 12:24
von drakenumi1
Nach diesem domitianschen Höhenfeuerwerk erstirbt allerdings mein klägliches Glückwunschgestammel. Nach ausgiebigen Vergleichen zwischen beachcombers excellenten Bronzen und den hier zu sehen gewesenen Denaren muß ich feststellen, daß betr. Detailausführung der Denare diese keinesfalls wesentlich hinter den Großbronzen zurückbleiben. Anerkennung für die Kunst dieser "Miniaturenschnitzer", die in höchster Präzision das auf den Stempel brachten, wofür auf dem Sesterz der doppelte bis dreifache Platz verfügbar war! Dies gilt allerdings vorzugsweise für die Portraitseite. Vergleicht man die Rückseiten von Denaren und Bronzen, fällt auf, daß ganze Szenendarstellungen eher den Bronzen vorbehalten wurden. :( , sagt da der Freund des Denars,

drakenumi1

(Hier noch einmal das Portrait des Dom. in der üblichen Darstellungsweise; die Rs. siehe das zu Minerva Gesagte. Ein edles und stolzes Portrait. Aber was verbarg sich dahinter?)

Verfasst: Do 23.04.09 12:42
von areich
Flavier habe ich nur 3 oder 4 und nur einen imperialen.

[ externes Bild ]

Dupondius (AE 27-28mm) Rome, 86 AD. IMP CAES DOMIT AVG GERM COS (XII CENS) PER PP Bust laureate left, with aegis (FORT)VNAE - AVGVST(I) / S - C Fortuna standing l. holding rudder and cornucopiae. 10,10gr.

C.124; BMC p.382, 383 and pl. 75.9; RIC p.195, 326(b).

ex Dr. Martina Dieterle (Vauctions)

Dieses ist (bzw. war :( ) die Beispielmünze auf Wildwinds.

Verfasst: Do 23.04.09 13:00
von drakenumi1
Ja, eben, was verbarg sich hinter Domitians Portrait, seinem "stolzen" Gesichtsausdruck?
Ich habe mal im Brockhaus von 1837 nachgelesen und folgende kurze und eindrucksvolle Biografie gefunden, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Und vergleicht beim Lesen mal ab und an mit dem Münzportrait:

"....Domitian, Titus Flavius Sabinus, geb. 57 n. Chr. und röm. Kaiser von 81-96, war der Sohn des Kaisers Vespasian und der unwürdige Bruder des trefflichen Titus, dem er in der Regierung folgte. Schon frühzeitig hing er allen Lastern nach, regierte anfänglich aber aus Schlauheit gut, um das röm. Volk zufrieden zu stellen, welches seiner Thronbesteigung entgegen war; nach und nach gab er sich aber seinem zügellosen Leben wieder hin und erinnerte durch Ausschweifungen, durch die überlegteste Grausamkeit, Habgier und Verschwendung an die Zeiten des Nero. Viele Römer ließ er bloß darum hinrichten, weil sie reich und beim Volke beliebt waren, ließ auch die Christen blutig verfolgen, seinen unschuldigen Vetter Flavius Sabinus ohne allen Grund umbringen und trieb selbst Blutschande, während er eine Vestalin unter dem Vorwande der Unenthaltsamkeit lebendig begraben ließ. Endlich behauptete er, der Sohn der Göttin der Weisheit zu sein, ließ sich Gott nennen und göttlich verehren und im Jahre 95, weil er für den einzigen großen Mann im Staate gelten wollte, alle Gelehrten aus Rom jagen und ihre Schriften verbrennen. Im Kriege hatte er wenig Glück und mußte im Jahre 90 von den Daciern nach dreijährigem Kampfe den Frieden mit schwerem Golde erkaufen, was die Römer vor ihm noch nie getan hatten; dennoch hielt er aus Eitelkeit, nach der damaligen Sitte der röm. Sieger, mehrere glänzende Triumphzüge, wobei er seine verkleideten Sklaven als Gefangene aufführte. Dagegen rief er den in Britannien siegreichen Feldherrn Agricola aus Eifersucht nach Rom zurück und setzte ihn außer Tätigkeit. Wohl wissend, daß er im Volke verhaßt war, schwebte er auch in beständiger Furcht vor Meuchelmördern, und als man mehrere Verschwörungen gegen ihn entdeckte, schloß er sich tagelang in sein Zimmer ein und entwarf Namensverzeichnisse von solchen Personen, die als verdächtig hingerichtet werden sollten. Viele Männer verloren dabei unschuldig ihr Leben. Als aber seiner schönen, jedoch unsittlichen Gemahlin ein solcher Zettel in die Hände fiel, auf dem ihr eigener Name stand, bewog sie diese Entdeckung, ihrem Gemahl zuvorzukommen und ihn durch vertraute Diener umbringen zu lassen. Der Haß des röm. Volkes gegen D. äußerte sich noch gegen seine Leiche, der man nicht einmal ein ehrenvolles Begräbnis zugestand und seinen Namen auf allen Denkmälern tilgte."

Lest Ihr diese Charakterzüge in diesem Gesicht?

fragt

drakenumi1

Verfasst: Do 23.04.09 13:16
von chinamul
drakenumi1 hat geschrieben:Lest Ihr diese Charakterzüge in diesem Gesicht?
Vielleicht noch nicht einmal so deutlich wie auf diesem As!

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 23.04.09 13:24
von Peter43
Eine seiner Hauptbeschäftigungen in der letzten Zeit vor seinem Tod soll das Fliegenfangen gewesen sein!

Verfasst: Do 23.04.09 13:30
von beachcomber
wobei man allgemein sagen muss, dass das porträt des domitian das 'unergiebigste' von allen flaviern ist.
im gensatz zum charakterkopf seines vaters und auch seines bruders, kommt domitian, obwohl immer als flavier zu erkennen, doch eher eintönig und nichtssagend rüber.
eine münze mit richtig gutem porträt des domitian zu finden, ist wirklich selten und mir bisher auch noch nicht wirklich gelungen.
grüsse
frank