Hallo,
heute möchte ich Euch meine letzte Münze des Jahres 2015 vorstellen.
Es handelt sich um eine der äußerst seltenen Restitutionsprägungen des Trajan. Und dieses Mal sogar eine echte. Ich hatte vor Jahren schon einmal MIR 825 bei eBay für 100 Euro ersteigert. Allerdings hielt ich diese damals für falsch und gab sie zurück. Wenig später wurde sie bei eBay für 1000 Euro versteigert, und ich habe mich natürlich geärgert, dass ich sie zurück gab. Inzwischen habe ich natürlich im Woytek gelesen, dass alle bekannten Stücke als Fälschungen gelten. Also doch alles richtig gemacht .
Ok, nun aber zur Münze.
Es handelt sich, wie gesagt, um eine der seltenen Restitutionsausgaben des Trajan, von denen bisher 53 Denar- (Woytek kannte nur 49) und 23 Aurei-Typen bekannt geworden sind.
Der Prägezeitraum ist nach wie vor umstritten so ordnet Woytek die Prägung der Stücke dem Jahr 112 n. u. Z. zu, während Curtis L. Clay die schon von Eckhel angenommen Datierung in das Jahr 107 n. u. Z. annimmt.
Woytek`s nennt für seine Einordnung in das Jahr 107 n. u. Z. eine Reihe von Argumenten. So zum Beispiel typologische Gesichtspunkte. Ein weiteres Argument ist, dass Prägungen für Nerva, von dem mehrere Restitutionsausgaben bekannt sind, nicht vor 112 n. u. Z. auftreten. Und ein Vergleich der Restitutionsprägungen und der „regulären“ Nerva-Aurei (MIR 400 und 405) große Ähnlichkeiten der Nerva-Porträts zeigen würde, was für eine zeitliche Nähe der Prägungen sprechen würde.
Einen weiteren Beweis stellt für Woytek ein restituierter Augustus Aureus, mit der Rv.-Darstellung eines Legionsadlers zwischen einer Kohorten- und Manipelstandarte, dar, für die es kein Vorbild aus der Zeit des Augustus gibt. Die Ausgestaltung dieser Standarten zeige nun deutliche Parallelen zu Prägungen des Trajan. So zum Beispiel auf den Assen MIR 295 und den Aurei und Denaren MIR 418-419. Diese wiederum kann man in das Jahr 107 n. u. Z. bzw. 113/114 n. u. Z. datieren.
Das sie nun in die Zeit um 112/113 n. u. Z. zu datieren sind versucht Woytek damit zu untermauern, dass das Münzbild der Restitutionsausgabe für den vergöttlichten Nerva (MIR 873) einem Revers für die am 29. August 112 n. u. Z. verstorbenen Marciana (MIR 724) stark ähnelt.
Vgl., Woytek, Bernhard, Die Reichsprägung des Kaisers Traianus (98-117), Bd. 1, Wien 2010, S. 167ff.
Curtis L. Clay widerspricht dieser Annahme, und kehrt zur alten Datierung auf das Jahr 107 n. u. Z. zurück. Seine, für mich, schlüssigsten Argumente sind die Angaben des Cassius Dio, der die Einschmelzaktion für alte, verbrauchte Denare in die Zeit nach dem zweiten Dakerkrieg legt, also um 106 n. u. Z., und dass gerade im Jahr 107 n. u. Z. eine Serie von Aequitas/Moneta Denaren mit einem, ähnlich wie bei den Restitutionsausgaben, deutlich erhöhtem Gewicht ausgeprägt wurden.
Hierdurch wollte man, nach Clay, der Bevölkerung gegenüber den Anschein erwecken, dass alle neuen Gold- und Silberprägungen die richtige Gold- und Silberlegierung hatten.
Vgl., Clay, Curtis L., Review Article, The Roman Imperial Coinage of Trajan, London 2012, S. 356f., in: RNS(Hrsg.), The Numismatic Chronicle 172 Offprint, London 2012, S. 347-362.
Welche Ansicht nun die Richtige ist, wage ich nicht zu entscheiden. Daher werde ich die Münze in die Jahre zw. 107 und 113 n. u. Z. einordnen.
Das die Stücke an Ereignisse der mythologischen und historischen Vergangenheit Roms erinnern sollten und eine Reihe Götter und personifizierte Tugenden abbilden scheint mir hingegen unstrittig. Zu erkennen sind die Restitutionsausgaben neben den stilistischen Unterschieden – die Münzen wurden im Stil an die Münzen des Trajan angepasst- am einfachsten an der Rückseitenlegende IMP CAES TRAIAN AVG GER DAC PP REST, welche die Legenden der Originale ergänzt.
In seinem Aufsatz „EHRET EURE VÄTER. Eine neue Restitutionsmünze Trajans“ erklärt Gunnar Seelentag, dass die Münzen alleine noch keine eindeutige Botschaft vermittelten, sondern im Zusammenhang mit dem restlichen Selbstdarstellungsprogramm des Trajan gesehen werden müssen. So schreibt er u.a. hierzu: "Auf seinem Forum stellte sich der Optimus Princeps also seinerseits als Höhepunkt der bisherigen Geschichte da und behauptete, nun in der Tat sämtliche Taten und Tugenden der Vergangenheit zu verkörpern – und zwar republikanische wie imperiale. So hatten auch die Restitutionsmünzen den Sinn, vor den Augen ihrer Betrachter die res gestae und virtutes Trajans in einen Wettbewerb mit vergleichbaren Leistungen der republikanischen und kaiserzeitlichen Vergangenheit treten zu lassen." (Seelentag, Gunnar, „EHRET EURE VÄTER. Eine neue Restitutionsmünze Trajans“, S. 3, in: Academia.edu).
Wie ich finde im Übrigen ein sehr schöner Aufsatz, den sich –wer sich für das Thema interessiert- auf der Internetseite :
https://www.academia.edu/1430744/Seelen ... ze_Trajans kostenlos durchlesen kann.
Im Fall meiner Münze wurde ein Denar des P. Clodius Turrinus aus dem Jahr 42 v.u.Z. nachgeahmt. Ich hatte ihn in der ersten Version meines Textes mit P. Clodius Pulcher verwechselt. Hat jemand Informationen zu P. Clodius Turrinus?
So und nun zu meiner Münze:
Trajan
Denar (Rom, zw. 107 und 113 n. u. Z.)
Av. Kopf des Apollo mit Lorbeerkranz n. r., dahinter lyra
Rv. IMP CAES TRAIAN AVG GER DAC PP REST im Feld rechts P CLODIVS, links M F
Diana Lucifera steht mit geschultertem Bogenköcher frontal, blickt n. r., hält in beiden Händen je eine große Fackel
3,12g
MIR 843 (3 Exemplare, BMC 691, Rom Muzeo Nazionale Romano 88.684, Giessener Münzhandlung 146 (Av stempelgleich mit meinem Exemplar)), darüber hinaus findet man bei acsearch ein 5. Exemplar, D. Rauch, Auktion 94, Los 862, vom 9.04. 2014 (Av und Rv stempelgleich mit meinem Exemplar)
Ich hoffe sie gefällt. (Habe dieses Mal die Münze gescannt. Ich hoffe mal, dass die Bilder so besser sind)
Viele Grüße
Alex