Römische Münzen aus Alexandria

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

pearl.harbour
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Beitrag von pearl.harbour » Mo 25.06.07 21:03

Bei den ganzen wunderschönen Drachmen, möchte ich mich meine neueste Erwerbung fast gar nicht vorstellen. Aber sie verstärkt meine kleine Sammlung von alexandrischen Münzen für Faustina Minor, die man ja auch nocht so häufig findet

Faustina Minor (geschlagen 163/164 n.Chr.)
Billon Tetradrachme aus Alexandria
9,65 g, 22 mm
ehemals William B. Porter Sammlung

Avers: drapierte Büste nach rechts, ΦAVSTINA CEBASTH
Revers: Cybele nach links sitzend, im Feld zu linken LΔ
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Faustina Tetradrachme.JPG
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mo 25.06.07 22:48

Danke, Chinamul! Das ist ja sogar dieselbe Münze. Aber bisher habe ich Alexandria etwas vernachlässigt. Ich sehe, daß ich da noch manches nachholen muß!

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Di 26.06.07 10:56

Hallo pearl.harbour!

Bei der sitzenden Gestalt auf der Rückseite Deiner Tetradrachme scheint es sich eher um eine Tyche zu handeln. Ich glaube ein schräg auf den Boden gestelltes Steuerruder in ihrer Rechten zu erkennen. Außerdem kann ich keines der charakteristischen Attribute der Kybele entdecken (Löwen, Trommel).
Sollte es tatsächlich eine Tyche sein, dann könnte es Geißen 2109 var. (andere Position der Jahresangabe) sein.

Gruß

chinamul
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pearl.harbour
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Beitrag von pearl.harbour » Di 26.06.07 20:11

@chinamul:

Ich glaube du hast recht! Ich habe jetzt nochmal im RPC - Online nachgesehen, mit der Münze verglichen und es scheint tatsächlich Tyche zu sein! Bei näherer Betrachtung kann ich Füllhorn und Ruder erkennen! Da war die Beschreibung bei vcoins docht nicht ganz korrekt!

Velen Dank für deinen Tip!!!

Viele Grüße
pearl.harbour
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areich
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Beitrag von areich » Di 26.06.07 20:21

Hier meine 2 letzten aus Alexandria (das macht 3 insgesamt)

[ externes Bild ]

Marcus Aurelius (161 - 180 AD)
30mm, 19.57g
obv: Kopf mit Lorbeerkranz rechts
rev: Tyche links auf couch liegend
'LIA' - 170/71 AD. EMM 2195
ex Barry & Darling

[ externes Bild ]
Aurelian und Vabalathus
obv: drapierte Büste mit Lorbeerkranz rechts, L davor
rev: I A C OVABAΛΛAQ[OC AQHN V A C P], drapierte Büste mit Lorbeerkranz und diadem rechts, E (Jahr 5) davor

'LE' - 271/72 AD. EMM 3914.

ex John Aiello, ex Barry & Darling

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Beitrag von Peter43 » Di 26.06.07 20:51

Ich habe beide Münzen bei Barry&Darling gesehen. Die mit der Tyche auf der Couch gefällt mir wegen ihrer roten Patina!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von areich » Di 26.06.07 21:06

Es ist auch des Gewichts und der Form wegen eine eindrucksvolle Münze.
Als ich meinen ersten Aurelian aus Alexandria gekauft habe, dachte ich, nun ja, eine reicht aber inzwischen finde ich diese Tetradrachmen irgendwie auch ganz charmant.

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Beitrag von Pscipio » Di 26.06.07 21:32

Die rote Patina stammt wohl von entfernten Verkrustungen, d.h. Glättung.

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Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Papinian » Di 26.06.07 22:24

Wundervolle Münzen. Die ruhende Tyche auf der ersten Münze erinnert mich an einen etruskischen Sarkophag. Ganz typisch hierfür ist das abstützen des Kopfes mit der linken Hand. Bei ruhenden Flußgöttern, die hauptsächlich auf römischen Provinzmünzen auftauchen, kann ich spontan keinen Flußgott ins Gedächtnis rufen, der sich abstützen würde.
Gibt es eine Verbindung zwischen der, seit mehr als 250 Jahren nicht mehr eigenständigen sondern mit der römischen vermischten Kultur der Etrusker und dem Alexandrien unter römischer Herrschaft?
Herzlichst,
Papinian

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Beitrag von chinamul » Mi 27.06.07 10:16

Einen unmittelbaren Zusammenhang mit etruskischen Vorbildern sehe ich eher nicht. Im Gegensatz zu den Flußgöttern wie etwa dem häufig abgebildeten Nilus ruht Tyche hier auf einer Kline mit Lehne am Kopfende, die es ihr erlaubt, den Ellenbogen aufzulegen und so den Kopf in die Hand zu stützen, alles also allein eine Frage der Ergonomie. Nilus lagert eher als daß er liegt, und wollte er dabei den Kopf in die Hand stützen, hinge sein Ellbogen in der Luft, mithin eine äußerst unbequeme Haltung.
An der Datierung der Drachme mit LIA = Jahr 11 habe ich doch erhebliche Zweifel. Sie scheint mir eher in das Jahr LΓ = Jahr 3 = 162/163 zu gehören.

Gruß

chinamul
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Beitrag von chinamul » Mi 27.06.07 11:40

Da es bei den Alexandrinern gerade so schön läuft, will ich hier einmal einen hübschen Diobol des Claudius I zeigen, der mir besonders gut gefällt.

CLAUDIUS I 41 - 54
AE Diobol Alexandria 42/43 (Jahr 3)
Av.: TI KΛAY KAIC CЄBAC ΓЄPMA - Belorbeerter Kopf rechts
Rechts unten im Feld: *
Rv.: AYTOKPA - Angreifender Stier nach rechts
Im Abschnitt: L Γ (= Jahr 3)
Geißen 80; Datt. 175; BMC 85 (24 x 25 mm / 9,98 g)

Gruß

chinamul
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claudius stier.jpg
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Beitrag von Pscipio » Mi 27.06.07 11:54

Wundervolle Münze! Hier sehe ich eindeutig Vorbilder bei den zahlreichen griechischen Münzen, die dieses Rückseitenmotiv schon früher verwendet haben.
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Peter43 » Do 28.06.07 15:26

Nachtrag zu vorherigen Diskussion:

Etruskisches Ehepaar auf Kline liegend!

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Papinian » Fr 29.06.07 00:13

@ chinamul,
Hier bin ich ganz bei Dir. Ist wohl tatsächlich eine Frage der Ergonomie. Ergonomie gepaart mit Gemütlichkeit :D.
Dein Claudius ist toll. Außer diesem Diobol, erinnere ich mich noch an zwei weitere Stierdarstellungen aus Alexandrien, geprägt unter Antoninus Pius. Eine davon aus der begehrten Tierkreisserie. Die Alexandria-Spezialisten werden bestimmt noch viele weitere Beispiele aufführen können.

@ Peter43
Eine visuelle Bewertung ist hier nicht nötig. Definitiv eine wirkungsvolle Anregung sich mehr mit „etruskischem“ während des verregneten Sommeranfangs zu befassen
Herzlichst,
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Beitrag von chinamul » Fr 29.06.07 14:01

Semasia

"Semasia war eine lokale Personifikation, die man am besten als "reitende Alexandria" beschreiben kann. Sie trägt den Elefantenskalp der Alexandria und erscheint rittlings auf einem galoppierenden Pferd. Dieser Typ findet sich nur während zweier Jahre zur Regierungszeit des Marcus Aurelius, wenn man einmal von den medaillenähnlichen Drachmen des zehnten alexandrinischen Jahres des Philippus I absehen will. Alle Münzen, die den Typ der Semasia zeigen, sind selten." (Übersetzung aus J. W. Curtis, The Coinage of Roman Egypt: A Survey)
Die Feststellung von Curtis, daß der Semasia-Typ nur während zweier Jahre geprägt wurde, muß insofern leicht korrigiert werden, als die hier vorgestellten Münzen aus den Jahren 165/166 (M. Aurelius) und 168/169 (L. Verus) stammen, also einem Zeitraum von mindestens drei Jahren.
Die dritte Münze zeigt eine Nike, die interessanterweise genau den Abbildungen der Semasia entspricht. Allerdings hält sie Kranz und Tropaion statt eines Zweiges.

Münze 1:
MARCUS AURELIUS 161 - 180
Æ Drachme Alexandria 165/166 (Jahr 6)
Av.: M AYPHΛIOC ANTΩNINOC CЄB - Belorbeerte und auf der linken Schulter leicht drapierte Büste rechts
Rv.: CHMACIA (unten im Feld, größtenteils unleserlich!) - Semasia-Alexandria mit Elefantenskalp auf dem Kopf nach links reitend; in der erhobenen Linken Palmzweig
Links und rechts im Feld: L S (= Jahr 6)
Geißen 2049 var. (Porträt und Av-Legende) (22,64 g)

Münze 2:
LUCIUS VERUS 161 - 169
Æ Drachme Alexandria 168/169 (Jahr 9)
Av.: Λ AYPHΛIOC OYHPOC CЄB - Belorbeerte und leicht drapierte Büste rechts
Rv.: CHMACIA (unten im Feld) - Semasia-Alexandria mit Elefantenskalp auf dem Kopf und mit Palmzweig in der erhobenen Linken nach links reitend
Rundum: L ЄNA - TOY (= Jahr 9)
Geißen - ; Milne 2594; BMC - (24,29 g)

Münze 3:
LUCIUS VERUS 161 - 169
Æ Drachme Alexandria 166/167 (Jahr 7)
Av.: Λ AYPHΛIOC OYHPOC CЄBA - Belorbeerte Büste links; (linke Schulter leicht drapiert?)
Rv.: Nike nach links reitend; in der erhobenen Rechten Kranz, in der Linken Tropaion
Unten im Feld: L Z (= Jahr 7)
Milne 2573? (unsicher); Geißen -; Datt. - (23,95 g)

Gruß

chinamul
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l verus nike reitend.jpg
l verus semasia.jpg
m aurel semasia.jpg
Zuletzt geändert von chinamul am Fr 29.06.07 14:27, insgesamt 2-mal geändert.
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