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Verfasst: Mi 04.06.08 14:54
von dionysus
Hallo,

Herr Probus hat schon einen Nachbarn bekommen, sprich es hat sich ein zweiter Alexandriner bei mir eingefunden. Zum Kauf hat mich weniger das Erscheinungsbild bewogen, als eher der Preis von ganzen 2,- € sowie ein kurioser Prägefehler, den die Münze aufweist.

Maximianus I. Herculius (286-305)

Bi.-Tetradrachme, Alexandria, (Wohl Jahr 4 - 288/89 AD.)

Av:
Drapierte Büste mit Lorbeerkranz n.r.
AKM AOYA MAΞIMIANOC CЄB

Rv:
Alexandria nach links stehend, hält in der ausgestreckten Rechten einen Serapiskopf (dieser trägt auf dem Kopf einen Adler.) und in der Linken ein Zepter.
Links im Feld L, rechts (Δ)

Die Münze ist auf dem Revers auf etwa 1-3 h bis zu 3mm verdickt. Die Prägung läuft darüber hinweg. Ich hab versucht das ganze mal bildlich einzufangen, das Ergebnis ist allerding nur mäßig geworden.
Wie kann solch ein Prägefehler entstehen?

Als Zitate hab ich Milne 4904.1 und Köln 3299 gefunden. Ich bin mir der Zitate allerdings keinesfalls sicher und möchte daher wieder einmal um Verifizierung bitten.

Vielen Dank vorab,
Maico

Verfasst: Mi 04.06.08 15:41
von Peter43
Ich halte das nicht für einen Prägefehler, sondern einen Schrötlingsfehler!

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mi 04.06.08 16:05
von chinamul
Vielleicht hat der Schrötling aber auch korrosionsbedingt "die Backen aufgepustet".
Der Kopfputz des Sarapis kann kein Adler sein, denn das ist der Vogel des Jupiter bzw. des Zeus. Es handelt sich vielmehr um einen Kalathos.
Falls Dein Stück in allen numismatisch relevanten Details mit der unten abgebildeten Münze übereinstimmt, lautet die Beschreibung so:

MAXIMIANUS HERCULIUS 286 - 305
BI Tetradrachme Alexandria 288/289 (Jahr 4)
Av.: A K M A OYA MAΞIMIANOC CЄB - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts
Rv.: Alexandria mit Mauerkrone nach links stehend; auf der Rechten nach rechts blickende Sarapisbüste mit Kalathos, in der Linken Zepter
Links und rechts im Feld: L - Δ (= Jahr 4)
Slg. Frankf. 1311; Milne 4904ff.; Slg. Köln 3299

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 04.06.08 17:38
von dionysus
Hallo,

@Peter43, Schrötlingsfehler ist natürlich korrekt. Ein Fehler meinerseits.

@Chinamul, ich denke das dürfte die Münze sein. Hab vielen Dank für die Recherche. Der Kalathos sah für mich auf der Münze wie ein "Vogel" aus und im Internet hatte ich zwar Vergleichsstücke aber keine vernünftige Beschreibung dazu gefunden.

Vielen Dank
Maico

Verfasst: Mi 11.06.08 14:02
von chinamul
Stempelgleiche Münzen sollte man immer behalten, denn obwohl man ihnen immer mal wieder begegnet, vermittelt ein entsprechender Fund bei mir immer dasselbe Glücksgefühl wie in meiner Kindheit das Entdecken eines vierblättrigen Kleeblattes. Obwohl beides nicht exzeptionell selten ist, bleibt es doch stets etwas Besonderes. Abgesehen davon können wiederholt auftauchende Münzpärchen auch gewisse vage Hinweise auf die Quantität der jeweiligen Prägungen geben. Nicht ohne Grund finden sich besonders bei den Provinzmünzen von Mesembria, Nikopolis und Markianopolis recht häufig Stempelgleichheiten. Als Lokalprägungen waren die Zahlen der Münzen verhältnismäßig gering, so daß man die Stempel nicht so häufig auswechseln mußte.
Auch in Alexandria scheinen Stempelgleichheiten öfter vorzukommen als bei den Reichsrömern, was - mit allem Vorbehalt - auf sehr viel kleinere Serien schließen läßt.
Hier nun ein beidseitig stempelgleiches Pärchen mit dem reizvollen und deshalb gesuchten Motiv der Isis Pharia.

ANTONINUS PIUS 138 - 161
Æ Drachme Alexandria 146/147 (Jahr 10)
Av.: AYT K T AIΛ AΔP ANTωNЄINOC CЄB ЄYC -geharnischte, drapierte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: Isis Pharia in Chiton und Peplos nach rechts gehend; mit der Rechten, in der sie zusätzlich ein Sistrum hält, der Linken und dem linken Fuß ein geblähtes dreieckiges Segel aufspannend
Rundum: L ΔЄKA - TOY (= Jahr 10)
Geißen 1550; Datt. 2668; Milne 1923
26,05 g bzw. 27,94 g

Gruß

chinamul

Verfasst: Mi 11.06.08 14:54
von Peter43
Hier noch derselbe Typ von mir. Ob er stempelgleich ist mit Deinen beiden Münzen konnte ich noch nicht prüfen.

Antoninus Pius, 138-161
AE - Drachme, 35.5mm, 29.29g
Alexandria, 146/147 (Jahr 10)
Av.: AVT KT AIL ADR - ANTWNEINOC CEB EVC
Rv.:L DEK - ATOV
Milne 1921; Emmett 1590; Geissen 1550VF

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mi 11.06.08 15:23
von pixxer
Wunderschöne Stücke!

Vor allem das Exemplar von Peter43 ist genau so, wie ich die Alexandriner mag. Diese spezielle Schrötlingsform und eine, wie ich finde, für diese Münzen beeindruckende Erhaltung.

Danke fürs Zeigen sagt
Pixxer

Verfasst: Mi 11.06.08 16:24
von chinamul
Hallo Peter43,

Diesem Stück habe ich ja in diesem Unterforum bereits vor einem knappen Jahr die ihm gebührende Reverenz erwiesen. Viel besser geht's kaum, und wer sich an solchen Münzen nicht begeistern kann, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Mir macht es jedenfalls immer wieder Freude, derartige numismatische Schönheiten zu betrachten, auch wenn sie leider nicht mir gehören.
Deine Drachme ist nicht stempelgleich mit dem von mir vorgestellten Pärchen, und auch das dritte Stück dieses Typs aus meiner Sammlung (fast 31 g schwer!) ist es nicht (Datum anders getrennt und deshalb auch andere Referenzen). Wir können also zusammen mindestens drei verschiedene Stempel nachweisen.

Gruß

chinamul

Verfasst: Mo 16.06.08 15:40
von antoninus1
Zur Abwechslung möchte ich Euch wieder mal eine Neuerwerbung vorstellen, eine Tetradrachme der Sabina.

Av.: CABINA CEBACTH
Brustbild der Sabina mit Diadem und hochgestecktem Haar

Rv.: CABEINA LIE CEBACTH
nochmal Sabina, als Demeter auf Thron sitzend, sie hält Ähren und ein Szepter.
L IE steht für Jahr 15 (130/131)

Köln 1263

Die alexandrinischen Münzen der Sabina sind recht selten. Es gibt auch nicht viele Typen.
Tetradrachmen gibt es aus den Jahren 13 und 15, Hemidrachmen (keine anderen Nominale) aus den Jahren 15, 16, 19 und 20.

Verfasst: Mo 16.06.08 15:55
von taurisker
T-R-A-U-M-H-A-F-T :!:

Verfasst: Mo 16.06.08 16:02
von Chandragupta
antoninus1 hat geschrieben:Zur Abwechslung möchte ich Euch wieder mal eine Neuerwerbung vorstellen, eine Tetradrachme der Sabina.
"Das Foto-Phänomen": Bist Du sicher, daß die echt ist?

Okay, die giftgrüne Patina nehme ich für einen Farbfehler und die blitzblank glänzende Oberfläche ("wie lackiert") ebenso ... aber auch der Stil gefällt mir irgendwie gar nicht. Weder im Av. noch im Rv.

Aber ich bin auch kein Experte für 2. Jh.

Was hast Du dafür bezahlt? In echt ist sowas wirklich recht selten ... und bei DEN Preisen, wo die Alexandriner jetzt "überhaupt und sowieso" liegen und dann noch so eine Erhaltung...

Verfasst: Mo 16.06.08 16:26
von antoninus1
Ich bin schon sicher, dass sie echt ist. (Das Gewicht ist übrigens 13,2 g)
Ich schaff´s nur einfach nicht, sie so zu fotografieren, wie sie in Natura aussieht.
Die Oberfläche ist etwas rauher als auf dem Foto, der Belag (oder besser das Reaktionsprodukt) unten etwas stärker. Das Stück wurde einmal sehr scharf gereinigt (wodurch es natürlich gelitten hat), so dass ein grauer Belag entstand. Ein Freund hat dan den Belag wieder entfernt. dadurch glänzt das Stück zwar jetzt etwas silbrig, ist aber wirklich ansehnlicher als zuvor.

Am Wochenende hatte ich sie ein paar Sammlern gezeigt, die seit Jahrzehnten Erfahrung haben. Die haben das Portrait sogar als sehr gut bezeichnet und eben die scharfe Reinigung bemängelt. Für eine Fälschung gibt es nicht den geringsten Hinweis.
Bezahlt habe ich grmpflbrmpf, äh 330 €.

Wer den Geissen hat, kann die Vs. mal mit der Nr. 1264 vergleichen. Ist die stempelgleich?

Verfasst: Mo 16.06.08 16:54
von Chandragupta
Und Du meinst, da ist nix nachgeschnitten?!

Faszinierend graziler Stil...

Okay, für die "üblichen" Tetras Hadrian/Sabina gibt's vergleichbares:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 03&Lot=650

Aber gerade die sehr seltenen mit "Standard-Reversen" haben eher einen plumperen Stil des Av, guckstu:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 0&Lot=8837

Und wenn Du o.g. Preis als Referenz nimmst: Deine 330,- € sind dann ein ausgemachtes Schnäppchen... 8O Freu Dich über die kruden (hier zu niedrigen) Preisansätze im Kampmann/Ganschow... ;)

Verfasst: Mo 16.06.08 17:06
von Pscipio
Chandragupta hat geschrieben:Und Du meinst, da ist nix nachgeschnitten?!
Eine Fälschung zu vermuten, das kann ich bei dem Foto nachvollziehen, aber ich sehe nicht das geringste Anzeichen einer Bearbeitung.

Gruss, Pscipio

Verfasst: Mo 16.06.08 17:10
von Chandragupta
Ich schrieb doch: "Das Foto-Phänomen" - für mich macht das Feld re im Av. lt. Foto einen "Knick", mit einem "Hügel" bei ca. 4:30 Uhr und dann zur Mund-Nase-Partie hin sinkt es anscheinend ab... Wenn ich meinen eindeutig modern (okay, vor ein paar Jahrhunderten schon) nachgravierten Traian-Kontorniaten gegens Licht halte: derselbe Effekt.