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Verfasst: Mi 23.07.08 22:28
von Peter43
Hier ist meine neueste Tetradrachme aus Alexandria

Ägypten, Alexandria, Severus Alexandria, 222-235
AE - Tetradrachme, 23x24mm, 11.91g
geprägt 234/5 (Jahr 14)
Av.: A KAI MAR AVR CEV - ALEZANDROC
Büste, drapiert und belorbeert, n.r.
Rv.: Zeus in Himation, nackt bis zur Hüfte, n.l. thronend, hält in der
Rechten Patera und in der erhobenen Linken Szepter; li vor ihm am
Boden Adler n.l. stehend, den Kopf zurückgewendet; re hinter dem
Thron ein Palmzweig vertikal stehend.
im li Feld oben L ID (Jahr 14)
Ref.: Emmet 3146

Der Palmzweig ist ein Symbol der Decennalia des Kaisers und erscheint gewöhnlich auf Münzen des Jahres 10 und höher. Er findet sich auch auf den Münzen des Gallienus. Bei Emmet erscheint er in der Beschreibung gewöhnlich nicht, da er selbstverständlich ist. Die Severus-Alexander-Typen des Jahres 14 haben alle den Büstentyp Milne k (von vorne gesehen), die Typen des Jahres 11 den Büstentyp Milne k2 (von hinten gesehen). So läßt sich auch noch bei sehr abgegriffenen Münzen das Datum bestimmen (Emmet).

Vielleicht kennt einer der Alexandria-Sammler noch andere Referenzen?

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Mi 23.07.08 22:55
von andi89
Hallo!

Ein schönes Stück, das du da hast, Peter43. Geissen 2496, Dattari 4396, Curtis 1113, Demetrio 2530, Mionnet 2731;
Die Symbolik des Palmzweiges war mir neu, Danke für diese Information.

andi89

Verfasst: Do 24.07.08 00:01
von Peter43
Danke Andi! Die Information soll von Emmet persönlich sein.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: So 27.07.08 14:09
von chinamul
Man kann vielleicht sagen, daß zwischen dem zehnten und zwanzigsten Regierungsjahr des Hadrian die fähigsten Stempelschneider in Alexandria tätig waren. Viele Porträts des Kaisers aus dieser Zeit deuten auf eine sehr ähnliche künstlerische Handschrift hin und machen sogar den Eindruck, daß sie aus einer Hand stammen.
Hier ein typisches Beispiel:

HADRIANUS 117 - 138
BI Tetradrachme Alexandria 129/130 (Jahr 14)
Av.: AYT KAI TPAI AΔPIA CЄB - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts halb von hinten
Rv.: Drapierte Büste des Helios rechts mit Strahlenkrone
Links und rechts im Feld: L - IΔ (= Jahr 14)
Geißen 1002; Datt. 1384; BMC 584; SNG Cop. 352; Milne 1280ff.; Slg. Frankf. 435f.
13,43 g

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 31.07.08 17:22
von Apocolocyntosis
Hallo Leutle,
die Qualität der Stempelschneider nach Hadrian in Alexandria hat auch unter Antoninus Pius nur unwesentlich nachgelassen. :wink:
Dazu ein Beispiel aus meiner Grabbelkiste:
Antoninus Pius, Billon Tetradrachme, Dm 23 mm, Gewicht 11,37 g.
AV.:Belorbeerte und drapierte Büste nach rechts,ANTWNEIN-OC CEBEV CEB

RV.: Büste des Poseidon nach rechts, mit Dreizack, im Feld I-O??

Hat zu dieser Münze jemand ein Literaturzitat? Meine Bestimmungversuche sind frustran verlaufen. :(
Vielleicht ein Hinweis auf seine "Häufigkeit"?

Schwitzige Grüße und herzlichen Dank

Apo.

Verfasst: Do 31.07.08 17:51
von chinamul
Dies ist Deine Münze (zu Deiner gefälligen Defrustrifikation):

Antoninus Pius
BI Tetradrachme Alexandria 155/156 (Jahr 19)
Av.: ANTωNINOC CЄB ЄYCЄB - Belorbeerte und drapierte Büste rechts
Rv.: Leicht drapierte Büste des Poseidon mit geschultertem Dreizack
Links und rechts im Feld: L - I/Θ (= Jahr 19)
Vgl. Geißen 1757 (dort I und Θ nebeneinander); Curtis X-652; Mionnet 1855; BMC 929 (Tafel II); Milne 2303

Gruß

chinamul

Verfasst: Do 31.07.08 17:57
von Apocolocyntosis
Hallo chinamul,
Dein Literaturzitat sorgte tatsächlich für meine Entfrustung. :D
Herzlichen Dank dafür und

viele Grüße
Apo.

Verfasst: Sa 02.08.08 11:45
von chinamul
Welche künstlerische Virtuosität die alexandrinischen Stempelschneider besonders unter Hadrian teilweise an den Tag legten, mag auch die folgende Tetradrachme dokumentieren.
Anders als heute mußten die damaligen Künstler ihre Entwürfe im Maßstab 1 : 1 vermutlich direkt in den Prägestempel schneiden, und zwar negativ. Ob es damals bereits die Möglichkeit gab, von einem Positiv einen Negativabdruck zu nehmen und dann damit zu prägen, ist wohl eher zweifelhaft.
Seit der Einführung der Reduziermaschine im 19. Jahrhundert werden viele Münzen und Medaillen so hergestellt, daß der Künstler ein vielfach größeres positives Gipsmodell herstellt, das er immer wieder retuschieren kann, bis er endlich damit zufrieden ist. Von diesem Gips wird ein Negativ aus Hartkunststoff abgenommen. Dieses wird mit der Reduziermaschine abgetastet, die gleichzeitig in einen Stahlblock ein Negativ in der gewünschten Größe schneidet. Nach dessen Härtung ist dann der Prägestempel fertig.
All das stand dem antiken Stempelschneider nicht zur Verfügung, und umso bewundernswerter ist es dann, wenn ihm so perfekte Münzbilder gelangen wie bei dieser Tetradrachme. Die beiden Seiten sind von größter Ausgewogenheit und strahlen Ruhe und Würde aus.
Schade nur, daß nicht alle Alexandriner so schön erhalten sind!

HADRIANUS 117 - 138
BI Tetradrachme Alexandria 134/135 (Jahr 19)
Av.: AYT KAIC TPAIAN AΔPIANOC CЄB - Belorbeerter Kopf links (Drapierung?)
Rv.: Büste des Nilus rechts mit Himation über der linken und Füllhorn neben der rechten Schulter
Rundum: L Є- NNЄAK Δ (=Jahr 19)
Geißen 1148 (?; dortige Abbildung ebenfalls ohne Drapierung); Slg. Frankfurt 507
13,67 g

Gruß

chinamul

Verfasst: Sa 02.08.08 12:02
von Peter43
Ruhe und Würde! Schöner und kürzer kann man es kaum zusammenfassen.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Di 12.08.08 16:29
von Sulcipius
Und auch hier möchte ich gerne was präsentieren :)


"Tetradrachme" des Claudius Gothicus mit einer , so finde ich interessanten Rückseite.

Legende:
A) AVTK KΛAVΔIOC CEB
Belorbeerte Büste, gepanzert nach rechts
R) L B
Büste des Hermanubis mit modius nach rechts; rechts von ihm
caduceus mit Ähre
Gewicht: 11,1g
gepr.269
Qualität: fast vz

Verfasst: Di 12.08.08 16:33
von Sulcipius
So und "Eine" hab ich noch 8)

Selber Herrscher, anderer Revers :)

Tertradrachme des Claudius Gothicus
Legende:
A) AVTK KΛAVΔIOC CEB
Belorbeerte Büste, gepanzert nach rechts
R) L B
Büste des Herakles und die der Eithemia gestaffelt nach rechts;
links cornucopiae
Gewicht: 8,4g
gepr.269
Qualität fast vz

Grüße
Sulcipius

Verfasst: Di 12.08.08 16:40
von Peter43
Hallo Sulpicius!

Wieder hübsche Münzen. Zu Hermanubis gibt es Hintergrundinformationen im Mythologiethread http://www.numismatikforum.de/ftopic11926-180.html

Auf Deiner 2.Münze kann es nicht Herakles sein. Cornucopiae und Kalathos/Modius sind die Attribute des Nils. Hinter ihm ist das dann seine Frau Euthenia.

Mit freundlichem Gruß

Verfasst: Di 12.08.08 16:46
von Sulcipius
Hallo Peter!

Also hab ich da NILUS und seine holde Maid am Revers.
Irgendwie ist mir der Herakles ohnedies immer "Spanisch" vorgekommen, aber bei den Römern und den Provinzmünzen kann man sich nie 100%ig sicher sein :roll:
Wenn ich an die diversen Orthographiefehler auf den Provinzgepräge der Severer denke 8)

Herzlichsten Dank für die Korrigenda, werde es gleich in meiner Sammlung am PC revidieren :wink:
Liebe Grüße
Sulcipius

PS :Und im Schaukasten-Thread liegt noch ein "Kleinod" der Provinzialprägung :D

Verfasst: Di 12.08.08 17:43
von chinamul
Hallo Sulcipius!

Wunderschöne Alexandriner!
Hier noch einige Literaturzitate:
Hermanubis: Geißen/Weiser 3037f.; Dattari 5392f.; Milne 4240ff.; BMC 2327; Slg. Frankf. 1144f.; Kampmann/Ganschow 104.25
Nilus und Euthenia: Geißen/Weiser 3044; Dattari 5405; Kampmann/Ganschow 104.30; BMC 2328; Slg. Frankf. 1150; SNG Cop. 848

Gruß

chinamul

Verfasst: Di 12.08.08 18:01
von Sulcipius
Merci für die Quellenverweise :wink:

LG
Sulcipius

PS: Ein paar Alexandriner hab ich ja noch, darunter eine ganz herzige mit einem "Gut angebrachten antiken Prüfhieb" :lol:

Und hier ist das Münzlein :)

Tetradrachme geprägt unter NERO

Legende:
A) NEPΩ KΛAV KAIΣ ΣEB ΓER
Gepanzerter Büste mit Rostalkrone nach rechts
R) AYTOKPA
Feld: LIB
Drapierte Büste der Alexandria mit Elefantenhaube nach rechts
Gewicht:12,2g
Referenz: DATARI /204;SEAR /633;
gepr. 65-66
Qualität: fast SS[Antiker Prüfhieb]