Buchstaben im Abschnitt

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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diehlm
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Buchstaben im Abschnitt

Beitrag von diehlm » Sa 07.01.06 19:21

Hallo !
Ich bin neu und grüße alle hier. Ich hab mich in diesem Forum angemeldet, weil ich beim Durchstöbern gesehen habe, dass hier wirklich sehr sachlich, in guter Atmosphäre und auf hohem Niveau diskutiert wird. Ich habe früher römische Münzen kreuz und quer gesammelt, dann aber auf Grund der Unübersichtlichkeit die Lust verloren. Heute sammel ich ausschließlich Münzen des Crispus, und seit ich mich auf ein spezielles Feld fokusiert habe ist auch der Spass am Sammeln wieder da. Leider aber bin ich vom Kenntnisstand noch nicht besonders fortgeschritten, was die Identifizierung von Münzen angeht. Ich habe daher eine Frage an alle hier. Was eigentlich besagen die Buchstaben im Feld bzw Abschnitt ? Ich habe als Beispiel mal das Revers einer meiner Münzen hochgeladen, bei der man im Feld die Buchstaben S F und A (?) sehen kann. Was bedeuten diese Buchstaben ? Vielen Dank an alle, die sich mit diesem Thema auseinander setzen wollen.
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Chippi
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Beitrag von Chippi » Sa 07.01.06 19:50

Hallo diehlm,

im Abschnitt steht: Epsilon SIS Stern- bedeutet: Siscia, 5.Offizin.
Mehr kann ich dir leider nicht sagen.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von B.A. » Sa 07.01.06 20:03

Ich glaube er meint die 3 Buchstaben im Feld. S, F und A

Welche Bedeutung diese Beizeichen haben kann ich leider nicht sagen, vieleicht steht ein Buchstabe für den Namen des Stempelschneiders :?:
Aber es findet sich hier sicher jemand mit mehr Informationen darüber.

Mfg
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Re: Buchstaben im Abschnitt

Beitrag von Chippi » Sa 07.01.06 20:05

diehlm hat geschrieben:Was eigentlich besagen die Buchstaben im Feld bzw Abschnitt ?
Abschnitt möchte er auch wissen.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von B.A. » Sa 07.01.06 20:18

Ich habe als Beispiel mal das Revers einer meiner Münzen hochgeladen, bei der man im Feld die Buchstaben S F und A (?) sehen kann. Was bedeuten diese Buchstaben ?
Das habe ich gelesen, und den Rest wahrscheinlich "überlesen" :oops:

Also "Epsilon" SIS "Stern" steht für die Prägestätte und die genauere Offizinbestimmung. Wie Chippi schon schrieb: 5. Offinzin ("Epsilon") aus Siscia ("SIS"). Der Stern ist zur Prägestättenbestimmung eher unbedeutend, er dient mehr zur näheren Bestimmung der RIC-Nummer.
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Beitrag von andi89 » Sa 07.01.06 20:23

Hallo!

Soweit ich informiert bin ist es ganz schlicht und einfach so, dass das bis heute leider noch nicht endgültig geklärt ist, was die Vielzahl von Buchstaben und Zeichen in den Feldern bedeuten. Manfred Beier meint, dass damit die verschiedenen Emissionen kenntlich gemacht wurden, geht aber nicht näher auf ein eventuelles System ein, sondern führt an, dass man in der Fachwelt um die Bedeutung streitet.

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Sa 07.01.06 21:33

Hallo diehlm,

erstmal willkommen im Forum!

Eine Antwort ist wirklich nicht so einfach. Ich denke auch, dass diese Beizeichen nur Münzstätten-interne Bedeutung hatten und bestimmte Serien bzw. Emissionen kennzeichnen. Um auf diese konkrete Münze einzugehen hat dieser Vitvs-exercit-Typ aus Siscia immer ein S im linken und ein F im rechten Feld, auch die Münzen, die außer für Crispus auch für Licinus II und Konstantin II geprägt wurden. Vermutlich gab es nicht so viele Emissionen, da es kaum Beizeichen-Variationen gibt und all diese Münzen ins Jahr 320 zu datieren sind. Bei dem "A" als Beizeichen, was sich bei manchen Münzen unterhalb des F befindet, handelt es sich um ein legiertes HL.

Sollte es jemand besser wissen, so wäre auch ich für Infos dankbar.

Grüße, Stefan
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Beitrag von Peter43 » Sa 07.01.06 22:17

Ein Blick in den RIC zeigt, daß es sich bei Deiner Münze nur handeln kann um
RIC VII, Siscia 123; geprägt wie schon gesagt 320. Av.: IVL CRISPVS NOB CAES, gepanzerte Büste n.l., mit Speer nach vorne zeigend und Schild am li Arm.

Die Münze von dieser 5.Offizin ist als selten ausgewiesen, r3. Über die Seltenheit im RIC ist hier im Forum aber schon viel gesagt worden. Sie ist stark relativ!

S F HL (legiert) sind Serienbezeichnungen. Die Serie davor hatte S F in den Feldern, die Serie danach Stern in liegender Mondsichel im Abschnitt, danach kam Chi-Rho im li Feld.

Ob sie eine bestimmte Bedeutung haben, weiß man nicht. Eher nicht. Ich habe zwar auch schon gelesen, daß SF die Abkürzung sein soll von Saeculi Felicitas, parallel zu TF = Temporum Felicitas, aber beides ist mehr als umstritten.

MfG
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Beitrag von quisquam » So 08.01.06 11:36

Deine Frage war ja mehr allgemeiner Natur, so dass ich noch einmal versuche, meinen Wissenstand bezüglich dieser Beizeichen darzulegen:

Unter Aurelian gab es eine Münzreform, die wohl auch eine Reform der inneren Struktur der Münzstätten war. Als deren Folge tauchen diese Beizeichen, die man z.B. schon von Münzen aus Zeiten der Republik kennt, wieder vermehrt auf. Zum Teil sind diese Zeichen deutbar. So ist das häufig zu findende XXI höchstwahrscheinlich ein Wertzeichen, andere Zeichen kennzeichnen die Münzstätte und aus welcher Werkstatt dieser Münzstätte die Münzen stammen. Diese Praxis wurde bis in die Spätantike in vereinheitlichter Form beibehalten. Eine weit verbreitete Ansicht ist, dass es sich um eine frühe Form der Qualitätssicherung handelt, um beim gehäuften Auftauchen minderwertiger Münzen rückverfolgen zu können, woher diese Münzen kommen. Eventuell war es anhand der heute ungeklärten Beizeichen sogar möglich, nicht nur die Offizin zu ermitteln, sondern auch die verantwortlichen Personen weiter einzugrenzen. Wie Andi89 und auch Peter43 schon schreiben, gibt es darüber wohl aber noch keine gesicherten Erkenntnisse.

Grüße, Stefan
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Beitrag von chinamul » So 08.01.06 11:42

Hallo diehlm!

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum! Was zu Deinen Fragen zu sagen war ist, bis auf eine winzige Kleinigkeit, erschöpfend ausgeführt worden. Bei der Kleinigkeit handelt es sich um das Wort "legiert", das nur zur Bezeichnung von Metallmischungen und angedickten Soßen verwendet wird (Nomen: Legierung). Im vorliegenden Fall aber sind die Buchstaben ligiert (= verbunden; Nomen: Ligatur, s. auch Bundesliga).

Gruß

chinamul
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Buchstaben im Feld

Beitrag von Pollio » Mo 09.01.06 15:40

Hallo diehlm,

noch eine Anmerkung zu den Beizeichen im Feld: Bei den meisten ist meines Wissens tatsächlich unklar, was sie bedeuten. Es gibt allerdings einige Nominale, bei denen sie (ähnlich wie XXI im Abschnitt vieler Antoniniane seit Aurelian) offenbar den Nennwert bezeichnen. Ich habe z.B. einen "Radiatus" von Licinius Senior, bei dem im Feld die Buchstaben XIIΓ stehen. Das bedeutet offenbar 12½ und steht für den Nennwert in „denarii communes“, d.h. in der traditionellen Recheneinheit, die man beibehielt, als gemünzte Denare schon längst nicht mehr zirkulierten.

Gruß Pollio
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Licinius_sen_2klein.jpg
RIC VII 14?

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Beitrag von Pollio » Mo 09.01.06 15:49

Korrektur: Bei den Antoninianen seit Aurelian bezeichnet XXI wahrscheinlich nicht den Nennwert, sondern den Metallgehalt: 20 Teile Kupfer auf 1 Teil Silber. Hab mich bloß vertippt ...

Gruß Pollio

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Beitrag von Peter43 » Mo 09.01.06 22:20

Wenn wir schon bei den Beizeichen sind, möchte ich auch noch einen vorstellen. Es ist ein FEL TEMP REPARATIO mit der Rs. Soldat speert gefallenen Reiter. Im li Feld sieht man LXXII, lat. = 72. Das interpretiert man so, daß die Maiorina ursprünglich 4.54g wiegen sollte und das war 1/72 eines römischen Pfundes. Diese Festlegung wurde noch vor 355 abgechafft.

Die Münze ist RIC VII, Aquileia 193; LRBC 924

MfG
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