Postumus Antoninian
Moderator: Homer J. Simpson
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Postumus Antoninian
Hallo,
Habe Bestimmungsprobleme mit diesem Postumus Antoninian. Die Reversumschrift ist nur sehr Bruchstückhaft zu lesen. Entziffern konnte ich nur die Anfangsbustaben IO (VI?) und die letzten Buchstaben VA. Bei der dargestellten Gottheit wird es sich wohl um Jupiter handeln. Ich würde auf einen IOVI CONSERVAT (Zschucke 145) tippen, doch dazu fehlt das T in der Umschrift. Ich habe im Netz auch keine Vergleichsexemplare gefunden, bis auf einen IOVI CONSERVATORI bei cgb. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen?
Gruß Sebastian
Habe Bestimmungsprobleme mit diesem Postumus Antoninian. Die Reversumschrift ist nur sehr Bruchstückhaft zu lesen. Entziffern konnte ich nur die Anfangsbustaben IO (VI?) und die letzten Buchstaben VA. Bei der dargestellten Gottheit wird es sich wohl um Jupiter handeln. Ich würde auf einen IOVI CONSERVAT (Zschucke 145) tippen, doch dazu fehlt das T in der Umschrift. Ich habe im Netz auch keine Vergleichsexemplare gefunden, bis auf einen IOVI CONSERVATORI bei cgb. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen?
Gruß Sebastian
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Hallo Sebastian
Ich hab mir diese Münze bei vcoins auch angeschaut, aber dann war sie schon weg, ehe ich sie mir selber kaufen konnte. Ein sehr interessantes Stück! Die Rückseite zeigt sicherlich Iupiter mit Szepter und Blitzbündel nach links stehend, aber wie du richtig erwähnt hast, liegt das offensichtlichste Problem bei den Legenden. Mit IO zu Beginn und einer solchen Iupiterdarstellung scheint tatsächlich nur Zschucke 145, IOVI CONSERVAT, in Frage zu kommen, aber das passt eben auch nicht. Folgende Anomalien fallen mir auf:
1. Die Rückseitenlegende, die auf VΛ endet. Zugebenermassen kommt es ab und zu vor, dass ein A als Λ geschrieben wird, aber das erklärt nicht das fehlende T und die unten beschriebenen anderen Anomalien.
2. Das Metall. Auf dem Foto kann ich kein Anzeichen eines nennenswerten Silbergehaltes erkennen. Nun gibt es natürlich auch von Postumus Münzen mit einem sehr tiefen Silbergehalt, aber diese datieren nach der 268 n. Chr. erfolgten Abwertung der Antoniniane. Zschucke 145 wurde aber bereits 264/265 n. Chr. geprägt, als der Silbergehalt weiterhin bei 15 oder mehr Prozent lag. Auch sehe ich kein Anzeichen der bei Postumus-Antoniniane so typischen Verdrängungsspuren. Damit möchte ich nicht behaupten, dass deine Münze gegossen wurde, es könnte eher an der andersartigen Legierung liegen.
3. Der Stil. Nicht nur mit den Legenden stimmt etwas nicht, auch sonst scheint mir der Stil etwas irregulär zu sein. a.) Das Porträt. Für eine offizielle Prägung aus dieser Zeit scheinen mir die Haare im Nacken und der Bart zu kurz zu sein, auch der normalerweise sehr ausgeprägte Oberlippenbart ist hier kaum zu erkennen. Darüber hinaus sitzt die Strahlenkrone so weit vorne auf dem Kopf, wie ich es bisher bei keinem Postumus-Porträt gesehen habe. b.) Iupiter hält das Blitzbündel zu weit oben und es fehlt ihm der Adler zu seinen Füssen. c.) Die Rückseitenlegende, siehe oben.
Zusammenfassend gehe ich davon aus, dass es sich bei deiner Münze um eine gute antike Imitation handelt. Allerdings kann ich nur vom Foto urteilen, und wie wir wissen, kann ein Bild rasch einmal irreführend sein; in diesem Falle vor allem bezüglich des Metalles. In jedem Falle handelt es sich um ein begehrenswertes Stück, denn anhand des Bildes kann ich nichts erkennen, was auf eine moderne Fälschung hindeuten würde, und Zschucke 145 ist sehr selten (im Cunetio-Fund z.b. nicht vorhanden), was dann natürlich auch für allfällige Imitationen gilt.
Gruss, Pscipio
Ich hab mir diese Münze bei vcoins auch angeschaut, aber dann war sie schon weg, ehe ich sie mir selber kaufen konnte. Ein sehr interessantes Stück! Die Rückseite zeigt sicherlich Iupiter mit Szepter und Blitzbündel nach links stehend, aber wie du richtig erwähnt hast, liegt das offensichtlichste Problem bei den Legenden. Mit IO zu Beginn und einer solchen Iupiterdarstellung scheint tatsächlich nur Zschucke 145, IOVI CONSERVAT, in Frage zu kommen, aber das passt eben auch nicht. Folgende Anomalien fallen mir auf:
1. Die Rückseitenlegende, die auf VΛ endet. Zugebenermassen kommt es ab und zu vor, dass ein A als Λ geschrieben wird, aber das erklärt nicht das fehlende T und die unten beschriebenen anderen Anomalien.
2. Das Metall. Auf dem Foto kann ich kein Anzeichen eines nennenswerten Silbergehaltes erkennen. Nun gibt es natürlich auch von Postumus Münzen mit einem sehr tiefen Silbergehalt, aber diese datieren nach der 268 n. Chr. erfolgten Abwertung der Antoniniane. Zschucke 145 wurde aber bereits 264/265 n. Chr. geprägt, als der Silbergehalt weiterhin bei 15 oder mehr Prozent lag. Auch sehe ich kein Anzeichen der bei Postumus-Antoniniane so typischen Verdrängungsspuren. Damit möchte ich nicht behaupten, dass deine Münze gegossen wurde, es könnte eher an der andersartigen Legierung liegen.
3. Der Stil. Nicht nur mit den Legenden stimmt etwas nicht, auch sonst scheint mir der Stil etwas irregulär zu sein. a.) Das Porträt. Für eine offizielle Prägung aus dieser Zeit scheinen mir die Haare im Nacken und der Bart zu kurz zu sein, auch der normalerweise sehr ausgeprägte Oberlippenbart ist hier kaum zu erkennen. Darüber hinaus sitzt die Strahlenkrone so weit vorne auf dem Kopf, wie ich es bisher bei keinem Postumus-Porträt gesehen habe. b.) Iupiter hält das Blitzbündel zu weit oben und es fehlt ihm der Adler zu seinen Füssen. c.) Die Rückseitenlegende, siehe oben.
Zusammenfassend gehe ich davon aus, dass es sich bei deiner Münze um eine gute antike Imitation handelt. Allerdings kann ich nur vom Foto urteilen, und wie wir wissen, kann ein Bild rasch einmal irreführend sein; in diesem Falle vor allem bezüglich des Metalles. In jedem Falle handelt es sich um ein begehrenswertes Stück, denn anhand des Bildes kann ich nichts erkennen, was auf eine moderne Fälschung hindeuten würde, und Zschucke 145 ist sehr selten (im Cunetio-Fund z.b. nicht vorhanden), was dann natürlich auch für allfällige Imitationen gilt.
Gruss, Pscipio
Zuletzt geändert von Pscipio am Di 28.02.06 13:29, insgesamt 2-mal geändert.
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- Faramir
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Ich habe mal ein paar beispiele rausgesucht, die eine sehr ähnliche bis identische Rückseite zeigen.
Avers: IMP C P LIC GALLIENVS AVG
Revers: IOVI CONSERVA (ohne T)
Jove standing left, holding thunderbolt in right hand and scepter in left. (Göbl 25v)
Könnte es also sein, das es sich bei meinem Stück um einen Reversstempel des Gallienus kombiniert mit einem Postumus Aversstempel handelt?
Avers: IMP C P LIC GALLIENVS AVG
Revers: IOVI CONSERVA (ohne T)
Jove standing left, holding thunderbolt in right hand and scepter in left. (Göbl 25v)
Könnte es also sein, das es sich bei meinem Stück um einen Reversstempel des Gallienus kombiniert mit einem Postumus Aversstempel handelt?
Zuletzt geändert von Faramir am Di 28.02.06 14:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Rückseitendarstellung für sich allein wäre kein Problem - nur dass sie für Postumus so nicht bekannt ist. Man könnte natürlich argumentieren, dass hier eine Postumus-Vorderseite mit einer Gallienus-Rückseite gekoppelt worden wäre, aber das würde dann in Kombination mit den anderen Anomalien umso mehr für eine antike Imitation sprechen.
Gruss, Pscipio
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- Faramir
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Ich war am Wochenende bei Herrn Kroha und habe ihm die Münze gezeigt. Er bestätigte die Vermutung, das es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Beischlag handelt (ungewöhnliches Portrait, eher Ähnlichkeit mit Mailänder Portraits). Ein Vergleichsexemplar konnte ich bis jetzt nicht finden. Auf jeden Fall ein interessantes Stück, das einen Ehrenplatz in der Sammlung bekommt.
Gruß Sebastian
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Eine Ähnlichkeit zu den Prägungen der Münzstätte Mediolanum sehe ich allerdings überhaupt keine; das Porträt is sicherlich näher zu normalen Kölner Prägungen als zu jenen des Aureolus. Zum Vergleich habe ich zwei Antoniniane aus Mediolanum angehängt.
Der Name Herr Kroha sagt mir nichts, aber mein Namensgedächtnis ist leider sehr schlecht - um wen handelt es sich denn dabei?
Gruss, Pscipio
Der Name Herr Kroha sagt mir nichts, aber mein Namensgedächtnis ist leider sehr schlecht - um wen handelt es sich denn dabei?
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- Faramir
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Herr Kroha ist Inhaber des Kölner Münzkabinetts, Gründer und ehemaliger Leiter des Geldgeschichtlichen Museums der Kreissparkasse Köln (http://www.geldgeschichte.de/) und Autor einiger Bücher (Lexikon der Numismatik etc).
Auch für Mediolanum gibt es typischere, und weniger typische Portraits. Hier ein weiteres Beispiel.
Gibt es eigentlich Literatur zum Thema der Beischläge des Gallischen Sonderreichs, die eventuell weitere Hinweise liefern könnte?
Gruß Sebastian
Auch für Mediolanum gibt es typischere, und weniger typische Portraits. Hier ein weiteres Beispiel.
Gibt es eigentlich Literatur zum Thema der Beischläge des Gallischen Sonderreichs, die eventuell weitere Hinweise liefern könnte?
Gruß Sebastian
Zuletzt geändert von Faramir am Di 07.03.06 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
- chinamul
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Tyll Kroha, Münzenhändler in Köln und Autor des Handbuches für Sammler und Liebhaber "Münzen sammeln", Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1965
(Geeignet als Überblick, muß man als fortgeschrittener Sammler aber nicht unbedingt haben!)
Gruß
chinamul
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Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
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Auch diese Münze weist grosse stilistische Unterschiede zu deinem Stück auf. Schau dir mal die Strahlenkrone an, bei Prägungen aus Milan hat es unterhalb des obersten Zackens einen deutlichen Knick - bei Kölner Prägungen und auch bei deinem Stück ist die Krone hingegen gebogen. Ausserdem verlaufen Mailänder Kronen bis in den Nacken hinein, der letzte Zacken liegt jeweils im linken Feld, während Kölner Münzen eine kurz gehaltene Krone aufweisen, dessen letzter Zacken am Kopf anliegt. Die Ausarbeitung der Strahlenkrone allein würde schon genügen, um ein Kölner Vorbild anzunehmen.
Beischläge werden in Standardwerken generell nicht katalogisiert, aus naheliegenden Gründen. Die einschlägige Literatur wie Elmer, Cunetio, Zschucke etc. kann in diesem Fall nicht helfen. Aber ich denke, wir können auch so festhalten, dass es sich bei deiner Münze um eine antike Imitation eines Kölner Postumus-Antoninianes handelt.
Gruss, Pscipio
Beischläge werden in Standardwerken generell nicht katalogisiert, aus naheliegenden Gründen. Die einschlägige Literatur wie Elmer, Cunetio, Zschucke etc. kann in diesem Fall nicht helfen. Aber ich denke, wir können auch so festhalten, dass es sich bei deiner Münze um eine antike Imitation eines Kölner Postumus-Antoninianes handelt.
Gruss, Pscipio
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