Neues von ISAAK II - wichtige Ergänzung !!!!

Münzen des alten Byzanz

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Neues von ISAAK II - wichtige Ergänzung !!!!

Beitrag von Gast » Mi 01.03.06 17:49

Liebe Freunde,

da ich mich momentan mit einer bösen Grippe herumplage, habe ich endlich mal wieder richtig Zeit, an Petzlaff-1 (Neuauflage) weiter zu doktern.

Nachdem mir viele von Euch umfangreiches Vergleichsmaterial zum Vergleich mit meinen eigenen Beständen zur Verfügung gestellt haben, denke ich, daß ich euch jetzt einen Zwischenbericht über die Geheimnisse der Perlencodierung im kaiserlichen Loros geben kann (natürlich lege ich für nichts meine Hand ins Feuer, aber es passt alles ziemlich gut zusammen):

Maßgebliche administrative Zeichen (wohlgemerkt bei ISAAK II !!!!) sind die folgenden Beizeichen:

- Anzahl Perlen im Kragen
- Anzahl Perlen auf dem Brustsaum
- Ausführung der Gürtelschnalle
- Sterne im RV und/oder AV
- Punkt unter dem Arm
- im Kreis eingefasste Perlen (egal wo auch immer: Brust/Kragen/Gürtel)

Aber das wussten wir ja schon.

So, jetzt kommt das Neue:

- 3 Perlen im Kragen: Offizin "A" - Andreaskreuz im Gürtel ist die Erstausgabe
- 6 Perlen im Kragen: Offizin "B" - Andreaskreuz früher als 5 Perlen im Gürtel
- 7 oder 8 Perlen im Kragen: Offizin "B" - zusätzlich beauftragt, um Offizin "A" zu entlasten (8 Perlen wohl später als 7 Perlen).
- 3 Perlen im Kragen, mindestens eine Perle irgendwo im Kreis (manchmal nur schwach nachgeschnitten): Aushilfsoffizin "C" im Auftrag zur Entlastung von Offizin "A"
- 6 Perlen im Kragen, irgendwo eine oder mehrere Perlen im Kreis: Aushilfsoffizin "C" im Auftrag zur Entlastung des Originalauftrages an Offizin "B"
- 7 Perlen im Kragen, ... Perle(n) im Kreis: Aushilfsoffizin "C", um "A" und "B" gleichzeitig zu entlasten
- 8 Perlen im Kragen, ... Perle(n) im Kreis: ursprünglich an Aushilfsoffizinae "C" und "D" von "A" weitergegeben - "C" hat Auftrag ausgeführt
- 6 Perlen im Kragen, Stern(e) im Münzbild: Aushilfsoffizin "D" um "B" zu entlasten
- 7 Perlen im Kragen, Stern(e) im Münzbild: Aushilfe "D" zusätzlich beauftragt, um "A" und "B" gleichzeitig zu entlasten
- 8 Perlen im Kragen, Stern(e) im Münzbild: ursprünglich an Aushilfsoffizinae "C" und "D" von "A" weitergegeben - "D" hat Auftrag ausgeführt

Es gibt Münzen mit 10 Perlen im Kragen - Status nach wie vor unklar - möglicherweise Bulgarische Imitationen.

Punkt unter dem Arm kommt bei "C" und "D" vor - da bin ich noch am Material sammeln.

Punkte/Kreuze/Dreiecke im Zepterschaft haben wohl eine administrativ untergeordnete Bedeutung, obwohl sie in allen Offizinae vorkommen. Es könnte gut sein, daß es um eine Kennzeichnung von parallel schaffenden Arbeitsgruppen handelt. Auch das würde in das im folgenden beschriebenen Muster passen.

Das Vergleichstableau liefert für die o.a. Annahmen statistisch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, natürlich auch mit bleibendem "Restrisiko". Wichtig ist, daß sich die Zuordnung mit der relativen Häufigkeit des Vorkommens bestätigt. z.B. waren die meisten Aushilfsoffizine mit Prägungen beschäftigt, als die häufigste Variante in Offizin "A" und "B" geprägt wurden. Die meisten "Abnormals", auch im Stil gibt es in Offizin "D". "Stern"-Prägungen wurden auch vergleichsweise häufig von den Bulgaren imitiert. Möglicherweise lad "D" irgendwo in der Provinz (wie auch Hendy nicht ausschließt). "A" und "B" waren im Topkapi-Palast angesiedelt, "C" befand sich vermutlich irgendwo im Stadtbezirk von Konstantinopel als halb-private/halb-staatliche Münzstätte.

So, nun drückt mir mal die Daumen, daß ich zum Wochenende mit der ISAAK-II Bearbeitung fertig werde.

Weiterhin viel Spaß beim Perlenzählen (aber bitte keine Überinterpretationen !!!!!)

Gruß - petzlaff
Zuletzt geändert von Gast am Do 02.03.06 10:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Gast » Do 02.03.06 08:15

Ergänzung:

Die oben von mir genannte Logik der Codierungsbeizeichen basiert auf der von Hendy vorgeschlagenen Zuordnung Offizin "A" = 3 Kragenperlen, "B" = 6 bis 8 Kragenperlen (s. z.B. DOC IV.1).

Stellt man diese These in Frage und legt die gleiche Codierung wie bei MANUEL und ANDRONIKUS ("A"=3 Brustperlen, "B"=2 Prustperlen) erhält man ein anderes noch etwas logischeres Bild, welches weitaus weniger kompliziert ist, aber den Vorteil hat, daß die Bedeutung der Kragenperlen einfacher erklärt werden kann, nämlich als Emissions-Kennzeichnung in der zeitlichen Reihenfolge: 3 - 6 -7 - 8 - 10 Kragenperlen.

Der Punkt im Zepterschaft bleibt weiterhin in seiner Bedeutung (die es zweifellos gibt) unklar, erlaubt aber den Schluß, daß der gelegentlich auftretende Punkt auf dem Mantel unter dem Arm die selbe Bedeutung hat wie ein Punkt im Zepter.

Vorteile dieser Deutungsweise:
1) Sie erklärt die Kragenperlen weitaus schlüssiger als die oben genannte Hypothese
2) Sie erklärt das Vorkommen von 10 Kragenperlen als zeitlich letzte Emission (möglicherweise für das Jahr 1190) - Der Hendy's Interpretation zugrunde gelegte Schatzfund von Kaloyanovets (Thrakien) kennt zwar sehr viele Münzen aus Offizin "C" und "D", aber keine mit 10 Perlen. Er wurde vor 1189 vergraben.
3) Sie erlaubt die gleiche Häufigkeitsstatistik, mit der Hendy seine These stützt (Anzahlen von "A" + "B" = Anzahlen von "C" + "D")
4) Sie erlaubt eine, ebenfalls von dem Genie Hendy postulierte, aber nicht näher ausgeführte durchgängige Trennung einer "horizontalen" (Offizinae) und einer parallelen "vertikalen" (zeitliche Abfolge) der Beizeichenkodierung.
5) Sie erklärt die deutlich festzustellende (im Schnitt), stetig mit der Zunahme der Anzahl Kragenperlen fallende Prägungsqualität, insbesondere der beiden Aushilfsoffizinae.

Nachteil:
1) Sie liefert ebenfalls keine schlüssige Erklärung für die Bedeutung der Punkte im Zepter
2) AM GRAVIERENDSTEN: Sie stellt die allgemein als anerkannt geltende Katalogisierung von Hendy in Frage !!!!!

Wie dem auch sei: Das Rätsel der ISAAK-Beizeichen wird wohl nie geklärt werden.

Ich werde im neuen Petzlaff-1 beiden unterschiedlichen Tableaus Rechnung tragen. Und zwar werde ich beide Varianten aufführen und versuchen zu erklären. Das Hauptgewicht wird aber auf dem einfacheren Schema liegen (NON-Hendy), da es mir nach Abwägung aller Argumente dafür bzw. dagegen aus dem Bauch heraus plausibler erscheint.

Gruß
petzlaff

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 03.03.06 09:56

Noch eine Ergänzung:

nachdem mir nunmehr noch weiteres umfangreiches Material zur Begutachtung zur Verfügung gestellt wurde, nähere ich mich wieder der Hendy'schen Interpretation der Offizinkennzeichen.

Danach sieht es nun so aus, dass irgendwann während der Regierungszeit des ISAAK II die Offizin "B" zur Primärwerkstatt wurde während "A" vom Primär- zum Sekundärstatus wechselte. Danach ist anfänglich "A"=3 und "B"=6 Kragenperlen, jeweils mit Andreaskreuz im Gürtel bzw. später mit 5 Punkten im Gürtel. Mit Beginn der Ausprägung von 7 Kragenperlen in Werkstatt "B" übernahm diese die Funktion der Primäroffizin.

Gleichzeit scheint die Prägetätigkeit von "A" zugunsten erhöhter Produktivität in den Hilfsoffizinae "C" und "D" reduziert oder sogar eingestellt worden zu sein.

Damit wird in den Werkstätten "B", "C" und "D" die Anzahl der Kragenperlen ein Indiz für die zeitliche Reihenfolge der Auflagen.

Diese Deutung entbehrt jeglichen Widerspruchs und eliminiert die zugegebenrmaßen sehr komplexe These einer Codierung der Auftragsbürokratie.

Die "hybriden" Beizeichenkombinationen "Kreis" und "Stern unter dem Arm" werden damit gleichberechtigt zu "Kreis" und "Punkt unter dem Arm", sind also trotz des Sterns nicht der Offizin "D", sondern wie bei Hendy der Offizin "C" zuzuordnen. Offizin "D" ist damit eineindeutig durch Stern(e) ausschliesslich auf dem Avers gekennzeichnet.

Unklar bleibt nach wie vor die Bedeutung Punkte im Zepter sowie der Unterschied zwischen einem und zwei Averssternen. Möglicherweise besteht zwischen beiden Dingen ein Zusammenhang.

O - mein Gott - "ISAAK der Schreckliche"

petzi

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