"Slabbed" Antike Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Zwerg
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"Slabbed" Antike Münzen

Beitrag von Zwerg » Mi 08.03.06 21:13

Ein kleines Beispiel, das den Unterschied und die Gefahr zwischen US-amerikanischem und europäischem (natürlich gibt es auch dort Unterschiede) Bewertungsprinzip erhellt.

Nach dem geöffneten "Slab" stellte sich eine kariöse Feilstelle dar, die vorher nicht zu erkennen war.

OK-kein Problem, in ganz Europa ein Reklamationsgrund. Die Erhaltung ist korrekt angegeben, der Fehler nicht. Kein (seriöser) Händler würde eine Rücknahme ablehnen.

Eine Rücknahme wäre auch in den USA kein Problem - wenn der "Slab" nicht geöffnet worden wäre. Kein US-Händler nimmt eine Münze zurück, die aus dieser Verpackung befreit wurde - und dies nach US-Maßstäben völlig zurecht!

Es besteht nur die Möglichkeit, die Münze der "Grading Company" wieder zuzusenden. Wird sie noch einmal "geslabbt", ist alles i.O. und auch eine Rücksendung möglich. Wobei die Company bei erneutem Grading zu völlig anderem Ergebnis kommen kann!

Henkelspuren bei Talern sind nicht zu erkennen, Randschriften bei kaiserzeitlichen (ab 1871!) Goldmünzen nicht zu prüfen (Echtheit).

Grüße
Zwerg
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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 08.03.06 23:10

Ich werde sowieso nie verstehen können, weshalb mancherorts antike Münzen "eingeslabbt" werden! Dass man das mit modernen pp-Münzen macht, nun gut, aber mit antiken Stücken?!

Ich hoffe, dass das mit dem Nero trotz allem noch ein gutes Ende nimmt.

Pscipio
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postvmvs
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Beitrag von postvmvs » Do 09.03.06 00:38

Slabs mag ich auch nicht. Die "Experten" bei dieser Firmen haben offensichtlich nur die geringste Ahnung von antiken Münzen. Hier ist zum Beispiel eine bekannte Fälschung (von dem sogenannten "New York Hoard"), dass von einer dieser Firmen als echt geslabbt wurde.

Mehr über dieser Fälschungen findet man hier:
http://rg.ancients.info/bulgarian_school/forgeries.html
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Marc
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Beitrag von Marc » Do 09.03.06 00:58

Als waschechter Europäer sage ich : kein richtiger Antik- oder Mittelaltersammler sammelt diese Döschen. Die sind eher was für Anleger und Spekulanten, da sie den schnellen Wiederverkauf an Anleger erleichtern.

Ich hoffe diese Unsitte kann sich bei uns nie durchsetzen. Und ich bin guten Mutes, den in den letzten Jahrzehnten war das einer der wenigen Sachen, die wir Europäer nicht gedankenlos den Amerikanern nachäfften.

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Beitrag von antoninus1 » Do 09.03.06 08:11

Ich weiche jetzt zwar vom Thema (Slabbing) ab, aber:

Vor ca. 1 - 1 1/2 Jahren wurden auf Ebay.de von einem Verkäufer sehr viele Apollonia Pontika Drachmen angeboten. Zuerst in Lots von ca. 20 Stück und dann, als diese gute Preise erzielten, in Lots von nur 3 - 4 Stück.
Hattet ihr das auch beobachtet? Könnten diese aus dem "New York Hoard" gestammt haben?
Oder gab es einen Fund von echten Münzen?


P.S.: Wenn´s von Interesse ist, könnte der Mod aus meiner Frage einen eigenen Thread erstellen. Ansonsten ignorieren :)
Gruß,
antoninus1

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Beitrag von tournois » Do 09.03.06 10:31

Als jemand der schon 2-3 Saalauktionen mitgemacht hat, muß ich sagen das ich mir nicht vorstellen kann das sich diese Unsitte durchsetzt!
Allein die Tatsachen das sich viele Sammler vor den Saalauktionen die Stücke noch einmal anschauen, sie in die Hand nehmen und begutachten oder sich bei der Versteigerung Stücke noch einmal zeigen lassen, sagt ja schon vieles aus......
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Beitrag von Pflock » Do 09.03.06 19:26

Aus Sicht der Händler ist das "slabben" der Münzen verständlich. Ich nehme an, es soll eine ähnliche Funktion haben, wie das Einschweißen von CD´s.
Wenn eine gekaufte Münze reklamiert wird, kann doch kein Händler 100%ig nachvollziehen, ob die reklamierte auch die gekaufte Münze ist. Das Slab stellt also sowas wie ein Siegel dar.
Gruß Pflock

Ich sammel Münzen und Medaillen aus Mühlhausen in Thüringen, vom Mittelalter bis heute.
Freue mich immer über Angebote.
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Beitrag von Pscipio » Do 09.03.06 19:35

KW hat geschrieben:Wenn eine gekaufte Münze reklamiert wird, kann doch kein Händler 100%ig nachvollziehen, ob die reklamierte auch die gekaufte Münze ist.
Diesen Einwand verstehe ich nicht, was soll denn sonst reklamiert werden, eine Nachahmung? Das wäre mir ein schöner Händler, der einen Aureus von Nero verkauft und sich von einer zurückgeschickten Nachahmung täuschen lassen würde. Die Münze müsste ja nicht nur als Fälschung nicht erkennbar, sondern mit dem Original quasi identisch sein (denn der Händler wird sicherlich ein Archivbild des Originales haben) - eine in meinen Augen fast unmögliche Sache. Antike Münzen sind nun mal keine Euros oder CD's, es gibt keine zwei gleichen Stücke.
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Beitrag von Homer J. Simpson » Do 09.03.06 20:52

Hier ist ein nettes Beispiel einer "certified slabbed ancient coin" aus dem US-Ebay:

"Constantine the Great Era c. 330 AD".

Danke, so genau wollte ich's gar nicht wissen :wink:

So ein Unsinn!

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Beitrag von tournois » Do 09.03.06 21:04

Ein sogenannter Slabbstick! :mrgreen:
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Beitrag von Zwerg » Do 09.03.06 22:15

Ein Zitat nur so nebenbei
Coin World ran a great article in their Janurary 9th, 2006th edition titled "Alphabet Explosion in Slab City...Slabs of lesser-known, new grading services proliferate at general online auction sites".

There, they researched many of these so-called grading companies that sell their coins, primarily right here on eBay.

Here's the companies they researched:

IGS, INB, NGS, NNC, NNGS, NTC, PCC, PCCI, PCI, PGS, TGS, UGS, and my favorite, SGS (Star Grading Services).

Out of these "grading" companies, Coin World was only able to find any information on seven of these bozo's. E-mails were sent to the seven companies requesting further information and only three responded: TGS, NTC and SGS. Imagine that, you have an opportunity to blow your horn for our company and only 3 responded!!

TGS responded by asking for an address where information could be mailed, but none was received by Coin World.

NTC responded that it uses ANA training and, "We guarantee the authenticity of all coins we encapsulate", but offered no ther details about that.

My favorite people at SGS responded, "Sorry, but we are so busy we are not able to take care of our long time customers so we are not answereing any requests right now from new customers."

---Funny about that response because I got the same one over two years ago when I asked if the powerseller A----- owns their "grading" service??

My opinion after reading this article. STAY AWAY FROM ALL OF THEM!! They are worthless and they are killing the hobby.
Damit ist das Poblem aber nicht gelöst. Die in den USA respektierten Graders werden auch von einer bestimmten Sammlerschicht älterer Münzen akzeptiert. Irgendwann bekommen wir dies auch!

Grüße
Zwerg

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Beitrag von peterf » Fr 10.03.06 13:40

Zwerg hat geschrieben:Die in den USA respektierten Graders werden auch von einer bestimmten Sammlerschicht älterer Münzen akzeptiert. Irgendwann bekommen wir dies auch!

Grüße
Zwerg
Hallo.

Könnte sein daß wir dies auch bekommen. Aber ich glaube nicht das ALLE Sammler sowas akzeptiere werden. :twisted:
Eben nur eine BESTIMMTE Sammlerschicht. Es gibt ja auch eine bestimmte Sammlerschicht die ihre Antiken auf PP zu trimmen versuchen(und darauf schwören daß sie SO am schönsten rüberkommen...) und ihre so hochgestylten Dingers finden Abnehmer und Liebhaber :(

Grüße
peterf.
Nichts tun ist besser als mit viel Mühe nichts schaffen.

Fridericus
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Beitrag von Fridericus » Fr 10.03.06 13:54

Nicht jeder Unsinn, der jenseits des Atlantiks verzapft wird, ist
1. deswegen richtig, weil er aus Amiland (Entschuldigung: USA) kommt,
2. wird deswegen in Europa und Deutschland übernommen.

Und zum Glück: ich habe schon mehrfach in den USA Münzen ge- und verkauft. Zum einen akzeptieren die Leute dort die europäischen Maßstäbe durchaus, zum anderen benutzen gar nicht alle Händler dieses System. Ich halte die Idee, dieses hochgradig durchdefinierte System (das höchstens auf moderne Münzen anzuwenden ist und schon dort immer wieder zu erbittertem Streit führt!), auf antike Münzen anwenden zu wollen, schlichtweg für hirnrissig.

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Marc
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Beitrag von Marc » Fr 10.03.06 15:17

Erhaltung ist Ansichtssache, und kann nicht mit einer Zahl ausgedrückt werden. Beispiel ein flaues Stück, eines mit kleinen Kratzern und eins mit Randschaden, welches Stück bekommt wie viel Punkteabzug ? Ist ein Randkerbe bei einem antiken Stück genauso zu bewerten wie bei einer Polierten Platte 10 € Münze ? usw.

Das Europäische Bewertungssystem, ist trotz weniger Graden genauer, denn was besagt eine Amerikanische 47 zu einer 49, hingegen ist die Europäische Erhaltung ss/s-ss Randfehler zu ss-vz Schrötlingsriß viel aufschlussreicher. Das Amerikanische System ist nur gut bei modernen Münzen welche als Geldanlage gekauft werden.

Außerdem verhindert das Einschweißen, das der Käufer die Echtheit kontrollieren kann. Ich würde bei keiner Saalauktion ( dort kaufe ich immer noch die teureren Münzen ) kaufen, wenn ich mir die Münze nicht ohne Verpackung ansehen kann.

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postvmvs
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Beitrag von postvmvs » Sa 11.03.06 04:42

Noch ein tolles Beispiel. Hier stimmt was mit der Bestimmung nicht!

http://cgi.ebay.com/ws/eBayISAPI.dll?Vi ... 8394026110
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