Mythologisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Do 08.06.06 23:38

Tyros und die 'ambrosischen Felsen'

Die Münze:
Phönizien, Tyros, Elagabal 218-222
AE 27, 11.71g
Av.: IMP CAES M AN - TONINVS AVG
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: TV - RI - O - RVM
Zwei baetylische Steine ('die ambrosischen Felsen') je auf einer schmalen Basis
stehend, zwischen ihnen heiliger Olivenbaum
im Abschnitt: Hund des Herakles n.r. gehend, findet Murexschnecke
SNG Righetti 2344; BMC Phoenicia, pl.XLIV, 7 und p.cxli, para 2, ein Ex. aus Berlin zitierend
Selten, (leider nur) S

Die Mythologie:
Die Rückseite dieser Münze bezieht sich auf die Gründungssage von Tyros. Sie findet sich in der 'Dionysiaka' des Nonnos von Panopolis. Hier erscheint der tyrische Herakles Astrochiton, ein Lichtgott und Feuergebieter im Sternkleid, auf dessen Altar der tausendjährige Phönix sich selbst verbrennt und flammend verjüngt. Dieser Gott berichtet von den 'Ambrosischen Felsen', die im Meer schwammen. Zwischen ihnen, von einer Schlange umringelt, wuchs ein mächtiger Ölbaum, auf dessen Zweigen ein mythischer Adler in seinem Horst lebte. Auch befand sich dort eine prächtige Schale - eine Vorform des Grals. Alles war umgeben von einem Feuer, das aber die Zweige und Blätter nicht verbrannte. Es wird von einem Orakel erzählt, das dem ersten Menschen auf der Erde befahl, ein Schiff zu bauen, zu den schwimmenden Felsen zu fahren und dort den Adler zu fangen und zu opfern. Dieser erste Mensch führte alles genau so aus. Daraufhin wuchsen die beiden Felsen zusammen, strandeten an der Küste Phöniziens und auf ihnen wurde Tyros gegründet.

Hintergrund:
Tyros wurde im 3.Jt. v.Chr. auf 2 Felseninseln vor der Küste Phöniziens von Sidonischen Kolonisten gegründet. Die ersten historischen Belege finden sich allwerdings erst im 13.Jh. v.Chr. So bezeichnete z.B. Jesaja Tyros korrekt als 'Tochter Sidons'. Es überflügelte aber bald seine Mutterstadt an Ruhm und Macht und wurde 'Königin des Meeres' genannt. Tatsächlich verband erst König Hiram die beiden Felseninseln durch Aufschüttungen miteinander. Auf Grund seines Reichtums zog es natürlich bald Eroberer an wie Nebukadnezar, der es 13 Jahre lang erfolglos belagerte. Es galt als uneinnehmbar, weil es als Festung im Meer lag, so wie etwa St.Malo in der Bretagne. Erst Alexander der Große eroberte es. Er baute dazu einen Damm vom Festland zu Tyros und so gelang es ihm Tyros zu bezwingen. Dieser Damm blieb erhalten, sodaß Tyros (heute Sur im Libanon) eine Halbinsel blieb. Das Wort Tyros kommt vom Phönizischen 'Tor', was Felsen heißt (vgl. Hebräisch tzur). Die 2 tyrischen Felsen können aber auch 2 baetylische Felsen gewesen sein, die vor dem von König Hiram gebauten Melqarttempel standen und verehrt wurden. Ihr Name wurde später auf den Felsen von Gibraltar übertragen (siehe Beitrag über Melqart in diesem Thread)

Ich habe noch eine Frage zum sog. Hund des Herakles, der auf dieser Münze abgebildet ist. Bekannt ist mir nur der Höllenhund Kerberos und der Hund des Hirten, der in der Heldentat mit dem Riesen Geryon vorkommt. Mir ist kein Hund bekannt, den Herakles als seinen Begleiter mit sich führt. Hat irgendjemand darüber Informationen? Würde mich riesig freuen!

MfG
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tyros_elagabal_SNGrigh2344.jpg
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Beitrag von Peter43 » Fr 09.06.06 22:59

Artemis Tauropolos und Iphigenie

Hier möchte ich eine Münze vorstellen, deren mythologische Bezüge in den Sagenkreis um die Atreiden hineinreichen.

Mazedonien, Amphipolis, Tiberius, 14-37 n.Chr.
AE 22, 8.05g
Av.: TI KAISAR SE - BASTOS (beginnend re unten von außen zu lesen)
bloßer Kopf n.r.
Rv.: AMFIPOLITWON (li unten und re)
Langgewandete Artemis Tauropolos auf einem rechtshin springenden und den
Kopf nach vorn wendenden Stier nach vorn sitzend und rechtshin blickend, den
Unterkörper etwas nach re gedreht, mit beiden Händen einen Zipfel des die Beine
verhüllenden Übergewandes so emporhaltend, daß er über dem Kopf sich
bogenförmig bläht. (Beschreibung von Gaebler, AMNG III!)
AMNG III, 73 (1 Ex. in Berlin); BMC 80; SNG ANS 169; RPC 1632; SGI 259
Sehr selten, fast SS, attraktive grüne Patina, kräftiges Portrait
Pedigree: ex. Lanz #125, 28.Nov.2005, Lot 651

Das Epitheton 'Tauropolos' stammt von Euripides. Obwohl seine Bedeutung bis heute nicht endgültig geklärt ist, herrscht Übereinstimmung darin, daß Artemis Tauropolis wohl identisch ist mit der Taurischen Artemis, auch Skythische Diana genannt. Taurien, das Land der Taurer, ist die heutige Krim. Wie kommt nun die Taurische Artemis von der Krim nach Griechenland? Dies erzählt Euripides in seinen berühmten Werken 'Iphigenie in Aulis' und 'Iphigenie auf Tauris'. Auf diese beruft sich auch Goethe ausdrücklich mit seiner 'Iphigenie in Aulis'.

Mythologie der Iphigenie:
Iphigenie war die Tochter des mykenischen Königspaares Klytaimnestra und Agamemnon. Als die griechische Flotte in Aulis lag und von Artemis durch eine Windstille daran gehindert wurde, nach Troja auszulaufen, weil Agamemnon eine Hirschkuh getötet hatte, holte man Auskunft bei Kalchas ein, dem berühmten Seher. Dieser hieß die Griechen Iphigenie auf dem Altar zu opfern, um den Zorn der Artemis zu besänftigen. Als Agamemnon notgedrungen zustimmte, holten Odysseus und Diomedes sie unter dem Vorwand nach Aulis, sie solle mit Achilleus verlobt werden. Im letzten Augenblick aber vertauschte Artemis Iphigenie mit einer Hirschkuh und entführte sie nach Taurien, der heutigen Halbinsel Krim und machte sie dort zu ihrer Priesterin. Zu ihren Pflichten als Artemispriesterin gehörte dabei die Opferung aller Fremden, die es an die Küste des taurischen Chersonnes verschlug. Eines Tages erkannte sie unter ihnen ihren von Pylades begleiteten Bruder Orestes, der vom Orakel in Delphi den Auftrag erhalten hatte, die Artemis-Kultstatue der Taurier zu rauben. Iphigenie verschaffte den beiden die Statue und floh mit ihnen nach Griechenland.

Hintergrund:
Die Mythen um die Taurische Artemis sind voller Geheimnisse und ihre Verehrung war orgiastisch und verbunden, zumindestens in den ältesten Zeiten, mit Menschenopfern. Nach der griechischen Mythologie gab es in Tauris eine Göttin, die die Griechen aus irgendwelchen Gründen mit ihrer eigenen Artemis identifizierten, und der alle Fremden, die an die Küsten des taurischen Chersonnes geworfen wurden, geopfert wurden (Eurip. Iph. Taur. 36). Iphigeneia und Orestes brachten ihr Kultbild von dort nach Brauron in Attica, wehalb diese Göttin den Namen Brauronia erhielt (Paus. i. 23.9, 33.1, iii. 16, in fin.). Die Brauronische Artemis wurde verehrt in Athen und Sparta, und hier wurden jungen Männer die Halsarterien geöffnet, so daß die Altäre mit ihrem Blut besprengt wurden. Man glaubte, daß diese grausame Sitte von Lykurg eingeführt worden war, der damit die bisher üblichen Menschenopfer ersetzte (Dict. of Ant. s.v. Brauronia und Diamastigosis). Ihr Name in Sparta war Orthia, mit Beziehung zum Phallus, oder weil ihre Statue aufrecht stand. Nach anderen Überlieferungen verbargen Orestes und Iphigeneia das Standbild der Taurischen Göttin in einem Holzbündel und brachten es nach Aricia in Latium. Iphigeneia, die zunächst der Artemis geopfert werden sollte, dann aber ihre Priesterin wurde, wurde später mit der Göttin selbst identifiziert (Herod. iv. 103; Paus. i. 43.1), die in einigen Teilen Griechenlands, z.B. in Hermione, als Iphigeneia verehrt wurde. Andere Überlieferungen behaupten, daß Artemis die Iphigeneia unsterblich gemacht hatte, in der Gestalt der Hekate, der Göttin des Mondes. Eine verwandte Gottheit, wenn nicht sogar dieselbe wie die Taurische Artemis, ist die Artemis Tauropolos, deren Kult verbunden war mit blutigen Opfern, und die in den Menschen Wahnsinn hervorrief, zumindestens beschreibt der Chor im Ajax des Sophokles den Wahnsinn des Ajax als Werk dieser Gottheit. In den Mythen um die Taurische Artemis scheinen unterschiedliche lokale Überlieferungen der Griechen vermischt worden sein mit den Überlieferungen einiger asiatischer Gottheiten, deren Symbol im Himmel der Mond und auf der Erde der Stier war.

Tempel der Artemis Tauropolis gab es neben Brauron im Kappadokischen Kommana, auf der Inseln Ikarion und Samos und eben in Amphipolis.

Beigefügt habe ich das Bild eines Freskos aus Pompeji aus dem 1.Jh. n.Chr. Das berühmteste Bild war ein Gemälde des Timanthes. Leider ist es verlorengegangen. Wir kennen aber seine Beschreibung durch Plinius den Älteren. Man glaubt in diesem Fresko aus Pompeji noch einen Reflex zu erkennen. Die halbbekleidete Iphigenie wird von Odysseus und Diomedes zum Altar geschafft, rechts steht der Seher Kalchas, li verhüllt Agamemmnon sein Haupt. Auf der Säule sieht man bereits Artemis mt 2 Hirschen, die gekommen ist, um Iphigenie zu retten.

Quellen:
Der kleine Pauly
William Smith, A dictionary of Greek and Roman biography and mythology, 1873
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
Irene Aghion/Claire Barbillon/Francois Lissarrague, Reclams Lexikon der antiken
Götter und Heroen in der Kunst

MfG
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amphipolis_tiberius_SNGans169.jpg
iphig1.jpg
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Beitrag von Pscipio » Sa 10.06.06 11:36

Das ist ein tolles Exemplar, und wie immer auch danke für die Hintergrundinfos!

Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Peter43 » Di 27.06.06 22:39

Und damit ihr keine Entzugserscheinungen bekommt, hier ein neuer Beitrag:

Aias, der Lokrer

Wir hatten in diesem Thread bereits einmal über Aias, den Telamonier gesprochen. Hier ist nun der andere, Aias der Lokrer, auch der kleine Aias genannt. Trotzdem ist er nicht uninteressanter als der große Aias. Er gilt als ein Beispiel menschlicher Hybris. Übrigens griechisch Aias = lateinisch Ajax!

Münze:
Lokris, Lokris Opuntia, ca.380-338 v.Chr.
AR - Hemidrachme, 15mm, 2.4g
Av.: Kopf der Demeter/Persephone (oder Arethusa/Artemis?), mit Ohrring, Halskette und
Kranz aus Getreideähren, n.l., sog. Euainetos-Typ
Rv.: [OPON - TIWN]
Ajas, nackt, bis auf korinthischen Helm mit Federbusch und Schild, stürmt mit
gezücktem Kurzschwert n.r., unten liegende Lanze
im Feld Monogramm YV(?)
Jenkins (1972) 266-7; Brett 959-961
Pedigree:
ex Antioch Auktion 27.März 1997
gutes S-knapp SS
Anm.: Euainetos war ein berühmter Stempelschneider in Syrakus ca.400 v.Chr. Diese Münze
ahmt im Avers-Portrait dessen Stil nach.

Mythologie:
Aias war der Sohn des Königs Oileus von Lokris an der thessalischen Küste und dessen Frau Eriopis. Deswegen heißt er auch Ajas, der Lokrer, oder Ajas Oileus. Er war einer der Freier um Helena. Das war ein Grund dafür, daß er die Lokrer in vierzig Schiffe gegen Troja führte, wo er sich als schneller Läufer und Speerewerfer auszeichnete. Hier kämpfte er oft mit dem großen Telamonier zusammen. Bei den Leichenspielen für Patroklos zeigt er sich zanksüchtig; beim Wettlauf mit Odysseus läßt ihn Athena straucheln. Nach dem Fall Trojas versuchte er der Kassandra, der Tochter des trojanischen Königs Priamos, einer Priesterin der Athena, Gewalt anzutun. Dabei stürzte das Palladium, das Kultbild der Athena, zu dem sich Kassandra geflüchtet hatte, um. Nach anderen soll er die junge Frau wirklich entehrt haben. Als die Griechen ihn auf den Ratschlag des Odysseus hin steinigen wollen, flüchtete er sich auf den Altar und rettete sich durch einen Meineid, indem er den Zeugen Agamemmnon der Lüge bezichtigte. Als sie darüber in Streit gerieten, floh er mit einem Schiff auf See. Um ihn zu bestrafen, bediente sich Athena des Königs Nauplios von Euboia, den sie zur Rache an den Griechen aufstachelte, die seinen Sohn Palamedes - auf eine heimtückische Intrige des Odysseus hin - gesteinigt hatten Nauplios entzündete ein Leuchtfeuer über Riffen, an denen die irregeleiteten Schiffe des Aias zerschellten. Homer beschreibt allerdings den Untergang des Aias als Werk allein der Athena und des Poseidons. Da schleudert Athena zur Strafe einen Blitz des Zeus in das Schiff des Heimfahrenden. Als Poseidon ihn durch eine große Welle auf eine Klippe rettet, beginnt er noch auf dem Felsen zu prahlen, er sei den Göttern zum Trotz dem Meer entkommen. Da spaltet Poseidon die Klippe mit seinem Dreizack und Aias versinkt mit ihr in der Tiefe. Dies soll bei den cephareischen Klippen geschehen sein.

Hintergrund:
Schon in der Antike war der doppelte Name aufgefallen. Robert und v.d.Mühll nehmen an, daß die beiden Aias durch Verdoppelung oder Gabelung aus ursprünglich einem einzigen Wesen entstanden seien; der Umstand, daß die göttlichen Nothelfer meist paarweise erscheinen (z.B. die Dioskuren), habe die Trennung befördert. Bei den Lokrern wurde Aias hoch verehrt. So ließ man bei Schlachten immer einen Platz für ihn frei. Als einmal ein feindlicher Heerführer (Autoleon von Kroton) sich dieses freien Platzes bedienen wollte, um in die Reihen der Lokrer einzubrechen, erhielt er eine so schwere Wunde an der Hüfte, daß er erst geheilt wurde, als er nach einem Orakelspruch sich mit dem Geist des Aias wieder versöhnt hatte.
Übrigens bestanden jahrhundertelang besondere kultische Beziehungen der Lokrer zur Stadt Ilion.

Kunstgeschichte:
An die hundert attische Vasenbilder schildern die Zudringlichkeit des Ajax gegenüber der zum Standbild geflüchteten Kassandra. Auf den ältesten Bildern erscheint die Statue lebend, sie richtet ihre Lanze gegen Ajax, während eine winzige Kassandra zu ihren Füßen Schutz sucht. In der rotfigurigen Vasenmalerei ab etwa 500 v.Chr. wird Kassandra meist nackt und so der erotische Aspekt der Szene unverhüllt gezeigt (Hydria des Kleophradesmalers, gegen 490 v.Chr.; Neapel, MN). Die gleiche Szene findet sich in der pompejanischen Malerei, auf einem etruskischen Spiegel und auf verschiedenen Kameen wieder. In der nachantiken Malerei kommt der 'kleine Ajax' selten vor. Auf einem Rubens-Bild (um 1616, Vaduz, SL) greift er nach Kassandra, ein Fresko des Rosso Fiorentino (1536) in der Galerie Francois I. in Fontainebleau zeigt den Schiffbruch des Ajax, zweifellos eine Anspielung auf das unglückliche Schicksal dieses französischen Königs.

Hinzugefügt habe ich ein rotfiguriges Bild des Lykurgos-Malers von ca. 370-360 v.Chr. (von Wikipedia), das Aias zeigt, wie er im Begriffe steht, Kassandra wegzuziehen, die sich an das Standbild der Athena klammert.

Quellen:
Appolodor, Epitome 5, 22-23, 6, 6
Euripides, Troerinnen 48-97; Andromache 293-300
Homer, Ilias 2, 527-535; Odyssee 4, 449-511
Aghion/Barbillon/Lissarrague, Lexikon der antiken Götter und Heroen in der Kunst, Reclam
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
Wikipedia

MfG
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lokris_opuntia_Jenkins266-7_a.jpg
Ajax_drags_Cassandra.jpg
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Beitrag von Peter43 » Di 04.07.06 00:23

Leda und der Schwan

Hier möchte ich eine Münze vorstellen, die eine der berühmtesten Mythen der Antike darstellt: Leda und den Schwan. Neben allen anderen erotischen Abenteuern des Zeus, wie dem mit Alkmene, Danae, Europa, Io oder Ganymed, ist dieses wohl das bekannteste. Mein Dank für die Münze gilt dabei Pete Burbules.

Die Münze:
Bithynien, Nicomedia, Severus Alexander 222-235
AE 19
Av.: M AVR CEV ALEZANDROC AVG
Büste, drapiert, mit Strahlenkrone, n.r.
Rv.: NIKOMHD - EWN DIC NEO / KORWN (MH und beide WN ligiert)
Leda, bekränzt, halbbekleidet, mit erhobener re Hand, steht frontal, Kopf n.r.
zu einem Schwan gewandt, der mit geöffneten Flügeln n.l., steht und mit seinem
Schnabel an ihrem Gewand zieht, das sie mit der li Hand festhält.
Receuil General I 3, 557, 316, pl.96, 22
Extrem selten (3 Ex. bekannt), VZ, dieses ist das schönste, hübsche tiefgrüne Patina

Mythologie:
Von Leda mit dem Schwan gibt es viele unterschiedliche Versionen. Die bekannteste, d.h. die sich am meisten durchgesetzt hat, stammt von Euripides: Leda, die Tochter des aitolischen Königs Thestios und seiner Frau Eurythemis, war die Frau des spartanischen Königs Tyndareos. Als sie sich einmal am Ufer des Flusses Eurotas aufhielt, näherte sich ihr Zeus in der Gestalt eines Schwanes und vereinigte sich mit ihr. Die Frucht dieser Vereinigung war ein Ei, dem Helena, Kastor und Polydeukes entsprangen. Leda wurde anschließend als Nemesis unter die Götter aufgenommen (Laktanz I, 21; Hyginus, Fabel 77). Kompliziert wird die Schwanenhochzeit dadurch, daß Leda noch in der gleichen Nacht das Lager mit ihrem Gemahl Tyndareus teilte. So kam es, daß manche in ihm den Vater der Zwillinge Kastor und Polydeukes sahen, während andere diesen Erfolg dem Zeus zuschrieben, wobei sie, außer Helena, auch noch Klytaimnestra dazu rechneten (Homer, Odyssee XI, 299, Ilias III, 426; Euripides, Helena 254, 1497 und 1680). Schließlich gab es noch die Aufteilung: Kastor und Klytaimnestra als Kinder des Tyndareus und Helena und Polydeukes als Kinder des Zeus (Pindar, Nemeische Oden X, 80; Apollodor III, 10, 6-7).

Nach einer älteren Mythe verliebte sich Zeus in Nemesis, die Tochter der Nacht und des Okeanos, die Göttin des gerechten Zorns. Um sich der Nachstellung des Zeus zu entziehen, verwandelte sie sich erst in einen Fisch, dann in verschiedene Landtiere, zuletzt in eine Gans. Zeus verfolgte sie und verwandelte sich ebenfalls ständig, um sie zu fangen. Endlich nahm Zeus die Gestalt eines Schwans an und vereinigte sich mit ihr. Dies soll zu Rhamnos in Attika stattgefunden haben, weswegen ihr dort ein großer Tempel gebaut wurde. Daraufhin zog Nemesis sich nach Sparta zurück und gebar ein hyazinthenfarbenes Ei, das dann Leda fand. Sie legte es in eine Truhe, bis Helena aus ihm schlüpfte, die sich später durch den trojanischen Krieg als so verhängnisvoll für die Menschheit erweisen sollte. Nach einer anderen Geschichte fand ein Hirte das Ei und brachte es der Königin, oder Hermes warf es in den Schoß der Leda, die es in eine Lade legte, bis Helena daraus geboren wurde.

Es wird auch erzählt, daß Zeus mit Leda unter dem Gipfel des Taygetos die Dioskuren Kastor und Pollux zeugte. Dios kuroi, 'Söhne des Zeus', hießen diese spartanischen Zwillingsbrüder und sie wurden vielen Menschen zu Rettern, besonders in der Schlacht und auf See. In einer Geschichte, die auf Vasenbildern verewigt wurde, waren sie schon Jünglinge, als ihre Mutter ein Ei gebar. Als man es den Göttern opfern wollte und auf einen Altar legte, entsprang ihm die Helena.
Es wird auch von zwei Zwillingseiern erzählt. Aus dem einen seien die Dioskuren, aus dem anderen Helena auf die Welt gekommen, und vielleicht auch Klytaimnestra, die Mörderin an ihrem Gatten Agamemnon, die dann aus Rache von ihrem Sohn Orestes ermordet wurde. Die Atreiden, zu denen Tyndareus und Klytaimnestra gehörten, waren wegen der Taten des Pelops und des Tantalus ein verfluchtes Geschlecht.
Von den Brüdern wird auch erzählt, daß Polydeukes unsterblich sei, Kastor hingegen sterblich. Als er sterben mußte, wollten sich die Brüder nicht trennen. So verbrachten die beiden immer einen Tag zusammen in der Unterwelt und einen wiederum oben beim Vater.
Auch Klytaimnestra war im Gegensatz zur Zeustochter Helena sterblich, sodaß auch angenommen wurde, daß sowohl sie als auch Kastor von Tyndareos gezeugt worden waren, der nach Zeus auch der Leda beiwohnte, und von dem sie das zweite Ei empfing. Dies allerdings klingt schon sehr rationalistisch und ist daher nicht ursprünglich.

Hintergrund:
Die Flucht der Nemesis vor Zeus mit den ständigen Verwandlungen ist ein Märchenmotiv, das der 'magischen Flucht', das wir z.B. auch aus den Geschichten aus TausendundeinerNacht oder vom Gestiefelten Kater kennen. Das Ei ist ein altes religiöses Motiv und entspricht dem Weltei, das hier zum Märchenzug vom Wunderkind aus dem Ei herabgesunken ist. Es ist der Versuch, die Überlieferung einer göttlichen Mutter mit der einer irdischen Mutter der Helena auszugleichen. Das Ei der Leda war eine besondere Sehenswürdigkeit im Heiligtum der Leukippiden in Sparta (Pausan. 3, 16, 1). Während man im attischen Rhamnus die Tradition von der Nemesis als der Mutter Helenas festhielt (Kultstatue von Agorakritos), tritt sie sonst in der Sagenentwicklung literarisch und in der bildenden Kunst zurück.

Sollte Leda auf das lykische Wort 'lada' für 'Frau' zurückgehen - Kerenyi versteht es als 'Urfrau' - dann könnte die sage vorgriechische Elemente enthalten. Vielleicht feierte Zeus die Schwanenhochzeit mit einer Göttin, die - neben der Mutter Erde - das erste weibliche Wesen der Welt war, und die darum einfach Leda, 'die Frau', heißen mochte. Von Ranke meint in diesem Sinne, daß Leda auch identisch sei mit der Göttin Leto und Latona.

Eine einfache Erklärung für die Geschichte der Leda findet sich übrigens im Hederich, die ich euch nicht vorenthalten will: "Wie aber ihre und Jupiters Zusammenkunft an dem Flusse Eurotas geschehen seyn sollte, auf welchem es viele Schwäne gegeben zu haben scheine: also wollen einige, daß sie mit einem Liebhaber dasiger Gegend ihre Liebeshändel gehabt, und ihre Schande zu bemänteln, hernach vorgegeben, Jupiter habe sich in einen Schwan verwandelt, und sey ihr also zu nahe gekommen." Auch nicht schlecht, oder?

Kunstgeschichte:
Die Bildhauer bevorzugten die Begegnung zwischen Zeus und Leda zunächst in der Weise, daß Leda einen Schwan, der vor einem verfolgenden Adler (ebenfalls Zeus!) Schutz bei ihr sucht, mit der Linken mittels ihres Mantels zuzudecken sucht, während sie ihn mit der Rechten an ihren Schoß drückt. Eine solche Statue im Kapitolinischen Museum in Rom geht wohl auf Timotheos, 4 Jh., zurück. Viel stärker hat die spätere Plastik das Erotische betont. In der Kaiserzeit ist das Leda-Motiv auf Gemmen, Lampen, Sarkophagen, Mosaiken und Wandgemälden äußerst zahlreich vertreten. Auf Münzen allerdings ist nur dieses eine aus Nikomedia bekannt!

In vielen Versionen haben auch Barock und Renaissance dieses Thema behandelt. Bei Leonardo da Vinci (nur in einer Kopie überliefert) faßt die stehende Aktfigur deer Leda den Schwan spielerisch am Hals, wie schon auf antiken Darstellungen (Silbereimer aus Concesti, ca. 400 n.Chr., Eremitage in St.Petersburg). Verfänglicher ist die Situation in Michelangelos ebenfalls nur aus Kopien bekanntem Gemälde, vgl. die Nachschöpfung von Rosso Fiorentino (1530, London, NG) und Rubens (1603/4, Dresden, AM); hier dringt der Schwan direkt auf die ausgestreckt ruhende Leda ein. Der lange, biegsame Hals erlaubt einige Varianten der Zeichnung (Corregio, 1531, Berlin, GG), die durch das Ausrichten des Halses auf das Geschlecht der Frau besonders anzügliche Bedeutung erhalten können. Im 20.Jh. habe u.a. Bourdelle (Relief, 1904; Paris) und Brancusi (1920; Chicago, Art Institute) das Thema behandelt.

Quellen:
- Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
- Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, Rowohlt
- Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen, dtv
- Der kleine Pauly (Hintergründe)
- Aghion/Barbillon/Lissarrague, Lexikon der antiken Götter und Heroen in der Kunst, Reclam

Hinzugefügt habe ich das Bild des berühmten Mosaiks von Paphos auf Kreta, das Leda in genau der Position zeigt, die auf der Münze dargestellt ist, und die Plastik aus dem Kapitolinischen Museum in Rom.

MfG
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nikomedia_sev_alexander_RecGen316_2.jpg
Mosaik_Paphos.jpg
MC0302.jpg
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Beitrag von Peter43 » So 09.07.06 20:40

Europa und der Stier

Hier nun die Geschichte von einer weiteren Schandtat des Zeus. Allerdings muß man sagen, daß Europa auf allen Bildern so aussieht, als ob sie nichts dagegen hatte, vom Stier entführt zu werden!

Die Münze:
Phönikien, Sidon, Elagabal 218-222
AE 27, 11.8g
Av.: IMP CM AV ANT - ONINOC AVG
Büste, drapiert und cürassiert, n.r.
Rv.: SI - DON / COL MET
Europa, nur mit Hüftmantel bekleidet, sitzt im Damensitz, Kopf n.r. gewendet, auf einem
Stier, der n.r. springt, hält sich mit einer Hand an einem Horn des Stiers fest, und hält
mit der anderen einen Schleier, der sich über ihrem Kopf im Wind bläht.
im Feld A - P
BMC 235
selten, S/fast SS

Mythologie:
Europa war die Tochter des phoinizischen Königs Agenor und seiner Frau Telephassa. Ihre Brüder waren Kadmos, Phoinix, Kilix, Thasos und Phineus.
Zeus verliebte sich in Europa und beauftragte Hermes, Agenors Vieh zur Küste bei Tyros zu treiben, wo sie mit ihren Gefährtinnen zu lustwandeln pflegte. Er selbst schloß sich der Herde an, in der Gestalt eines schneeweißen Stiers mit einer großen Halsfalte und kleinen, edelsteinähnlichen Hörnern. Europa war von seiner Schönheit überwältigt. Als sie ihn zudem sanft wie ein Lamm fand, überwand sie ihre Furcht und begann, mit ihm zu spielen. Sie legte Blumen in sein Maul und hängte Girlanden über seine Hörner; endlich kletterte sie auf seine Schultern und trabte mit ihm zum Meeresufer hinab. Plötzlich schwamm er fort, während sie voll Schrecken auf die zurückbleibende Küste blickte. Mit der einen Hand hielt sie sich an seinem rechten Horn fest, während die andere noch einen Blumenkorb trug.
In der Nähe Gortynas auf Kreta ging er an Land, verwandelte sich in einen Adler und vergewaltigte Europa in einem Weidendickicht an einer Quelle. Manche sagen unter einem immergrünen Platanenbaum. Von dieser Szene gibt es auch Münzdarstellungen. Sie gebar ihm 3 Söhne: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Anschließend bekam Europa einen anderen Gatten, Asterion, der auch ihre Kinder aufzog.

Hintergrund:
Wie immer ist das, was hinter der Mythe steckt, viel komplizierter, als die Mythe selbst. Neben den Heroine Europa, die hier gemeint ist, gab es nämlich noch die Nymphen Europa und Asia, Okeaniden, nach denen die Griechen die Erdteile benannten. Der Zusammenhang zwischen der Okeanide Europa und dem Erdteil war schon Herodot rätselhaft. Die Griechen verstanden unter Europa zunächst das griechische Festland im Gegensatz zum Peleponnes und den Inseln. Nach den Perserkriegen wurde der Begriff durch die Ionier auf ganz Griechenland erweitert. Die Etymologie ist auch heute nicht geklärt (griech. eyryopa = 'weithin schallend oder blickend', semit. ereb = dunkel).

In Boiotien war Europa eine Erdgöttin, in einer Höhle bei Teumessos von Zeus verborgen und bewacht. Der Beiname Europa der Demeter zeugt von ihrem hohen Alter. Die boiotische Europa wurde aber schon früh mit der von Zeus entführten Mutter des Minos verbunden. Die Sage geht zweifellos auf minoische Verhältnisse zurück: Stieropfer und Stierspiele, an denen Frauen beteiligt sind, Kult des Himmelsstieres, das Erlebnis des Meeres. Die heilige Platane bei Gortyn mit dem hieros gamos (der heiligen Vermählung) erwähnt Plinius.

Als Ursprung des Namens Europa für den Erdteil gilt im allgemeinen das semitische Wort für 'Abend' (griech. erebos). Trotzdem ist auch ein griechischer Ursprung nicht ausgeschlossen. Schon seit dem 7.Jh. haftet der Name am mittleren Hellas und hielt sich später in Makedonien und Thrakien bis zum Ausgang der Antike als Orts- und Regionsname. Es gab Städte in Thessalien und Makedonien und einen Fluß in Thessalien mit diesem Namen. Europa war also von jeher an die Balkan- und Pindoshalbinsel gebunden. Hinter diesen Tatsachen treten alle anderen, auch mythischen, Erklärungen zurück. Herodot unterscheidet 3 Erdteile: Europa, Asien und Libyen. Mittel- und Nordeuropa sind ihm allerdings unbekannt. Vom Lauf des Istros z.B. hat er nur eine vage Vorstellung. Als Grenze zwischen Europa und Asien wurde seit Herodot der Tanais (heute Don) angesehen. Während Europa einst als der größte Kontinent betrachtet wurde, so wurde er am Ausgang des Altertums zu recht als der kleinste angesehen.

Kunstgeschichte:
Zahlreiche antike Darstellungen einer Frau auf dem Rücken eines Stieres lassen sich mit der Sage von Eurpa in Verbindung bringen (Metope vom Tempel Y in Selinunt, um 560 v.Chr.; Palermo, MA - Metope vom Schatzhaus der Sikyonier, 1.Hälfte des 6.Jh.; Delphi, Mus. - Hydria des Berliners Malers, um 500 v.Chr.; Oxford, AM). Der gleiche Bildtyp wurde allerdings auch für die Entführung einer Mainade durch den Stier des Dionysos verwendet, zur Unterscheidung können hier Efeu und Weinstock dienen. Im Mittelalter steht die Entführung der Europa in Zusammenhang mit dem Sternbild des Stiers, wird aber auch als Allegorie des Triumphes der Liebe über die Keuschheit aufgefaßt. Nach dem 'Ovide moralise' vom Anfang des 14.Jh gleicht die Verwandlung des Zeus in einen Stier der Menschwerdung Christi, die Entführung der Europa der Erhebung der Menschenseele zu Gott. Wie in der Antike wird im Barock, der das Thema oft behandelt hat, hin und wieder der von Europas Gespielinnen bekränzte Stier am Strand gezeigt, so von Poussin (Zeichnung, um 1649/50; Stockholm, NM) und zuvor schon von Veronese (1573; Venedig, Dogenpalast), meist aber sieht man ihn bereits in den Meeresfluten mit Eurpa, die sich - entsetzt oder gelassen - an seinen Hörnern festhält. (Tizian, 1559-62; Boston/Mass., GM). Europadarstellungen finden sich weiterhin im Werk von Rubens (um 1630, Prado), Rembrandt (1632; Malibu, GM), Claude Lorrain (1647; Amsterdam, RM) und Boucher (1734; London, WC - 1747; Louvre). Ingres hat sich 1863 für sein Bild im Fogg Art Museum von Cambridge unmittelbar von einer griechischen Vase anregen lassen.

Quellen:
- Der kleine Pauly
- Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
- von Ranke-Graves, Griechische Mythologie
- Ovid, Metamorphosen II, 27
- Aghion/Barbillon/Lissarrague, Lexikon der antiken Götter und Heroen in der Kunst, Reclam

Hinzugefügt habe ich:
1. Ein Bild des berühmte Wandgemäldes 'Der Raub der Europa' aus der casa de nave,
Pompeji, ca.1.Jh. v.Chr., heute im Nationalmuseum.
1. Das Bild eines Ausschnittes des berühmten Bodenmosaiks von Sparta, heute im
Archäologischen Museum in Sparta
2. Ein Bild des 2 Eurostückes von Griechenland. Dieses zeigt einen Ausschnitt des
spartanischen Mosaiks.

MfG
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sidon_elagabal_BMC235.jpg
europa_pompeji.jpg
eurobull.jpg
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Beitrag von klaupo » Fr 14.07.06 22:53

Hallo Peter43,

dein Inhaltsverzeichnis würde es verdienen, mit dem Vermerk Wichtig auf Dauer nach oben gestellt zu werden, ähnlich den Historisch interessanten Münzen. Vielleicht kann einer der Mods das bewerkstelligen? Für mich selbst habe ich längst eins angefertigt. Danke für deine Recherchen!

Gruß klaupo

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Beitrag von Zwerg » Fr 14.07.06 23:37

Da ich ein Verfechter der Nachhaltigkeit bin, würde ich es sehr begrüßen, wenn diese Artikel auch in der Wikipedia oder Numispedia zu finden wären.

Die Forumsbeiträge kann man auch ergoogeln, aber ich bin der Meinung, daß Peters Beiträge auch in eine bekanntere Seite einfliessen sollten.

Ich lese die Ausarbeitungen immer mit Genuß

Grüße und besten Dank

Zwerg
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Beitrag von Peter43 » Fr 14.07.06 23:42

Ich hatte mir das so gedacht, daß das Inhaltsverzeichnis nach jedem neuen Beitrag an das Ende des Threads kopiert wird, und das alte dann gelöscht werden kann.

MfG
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Beitrag von Peter43 » Fr 28.07.06 22:23

Tomos - der Ktistes

Manchmal stößt man bei der Recherche nach den mythologischen Hintergründen von Münzdarstellungen auch auf Enttäuschungen. Dies hier ist ein Beispiel:

1. Münze:
Thrakien, Tomoi, pseudo-autonom, ca. 166-183 n.Chr.
AE 18
Av.: KT - ICTHC - TOMOC
Brustbild des Ktistes, drapiert und mit Band im Haar, n.r.
Rv.: TWME - ITWN (beginnend re oben)
Hermes, nach li stehend, gesenkten Rechten Beutel, im li Arm Kerykeion; Chlamys über
der li Schulter
AMNG 2554
selten, fast SS
Die 2. Reihe der autonomen Prägungen zerfällt in 4 Gruppen: Die erste Gruppe (n.2554-2559) entspricht im Stil der Vs. völlig den Dreiern des jugendlichen Commodus, womit ein sicherer Anhalt für die Zeit dieser Prägung sich bietet (Pick S.614)

2. Münze:
Thrakien, Tomoi, pseudo-autonom, 1.-2-Jh. n.Chr.
AE 16, 2.66g
Av.: TOMOV - HRWC
Brustbild des Tomos, drapiert und mit Band im Haar, n.r
Rv.: TOM - ITWN
Demeter li stehend im Doppelchiton und schleierartig über den Hinterkopf gezogenen
Überwurf, in der gesenkten Rechten Ähren, die Linke am Zepter
AMNG 2548 var. (HRWC und T - OMI - TWN)
selten, fast SS, grünePatina

Hintergrund:
Tomoi, das heutige Constantza in Rumänien, war eine Gründung der Griechen aus Milet am Schwarzen Meer. Bekannt ist es auch als Verbannungsort des Ovid im Jahre 8 n.Chr.

Auf beiden Münzen ist Tomos, der angebliche Ktistes (Gründer) oder Heros von Tomoi abgebildet. Er wird allerdings, außer auf den Münzen, nur einmal inschriftlich erwähnt, und ist damit einer jener Stadtgründer, die die Mythologen sich aus den Stadtnamen zurechtmachten, wie auch auf den Münzen anderer nordgriechischer Städte wie Anchialos, Byzas usw.

Seine Erfindung widerspricht zudem der anderen, gleich wertlosen Tradition, wonach der Stadtname abzuleiten sei von temnein (= schneiden); an dieser Stelle habe nämlich Medeia auf der Flucht vor ihrem Vater ihren Bruder Apsyrtos (lat. Absyrtus) geschlachtet oder der Vater die Stücke begraben (Ovid tr. 3, 9; ähnlich Apollodoros).

Apsyrtos war der Sohn des kolchischen Königs Aietes und der Ipsia und damit der Stiefbruder der Medeia. Als Medeia zusammen mit Jason und den Argonauten aus Kolchis floh, wo sie das Goldenene Vlies gestohlen hatten, schickte Aietes ihnen Apsyrtos und eine Menge Krieger hinterher mit dem Befehl, nicht eher zurückzukehren, als bis er sie selbst wieder mitbringe.

Über die folgenden Ereignisse gibt es verschiedene Berichte. Hygin. (fab. 23) erzählt, daß Apsyrtos sie endlich beim Köng Alkinoos in Phaiakien, dem heutigen Korfu, einholte. Dieser aber gewährte ihnen als Schutzflehende Schutz und lieferte sie nicht aus. Apsyrtos machte den Vorschlag, wenn Medeia von Jason noch unberührt wäre, solle sie nach Kolchis zurückommen, falls nicht, sollte Jason sie als Frau behalten. Diese Abmachung wurde von Arete, der Frau des Alkinoos, dem Jason hinterbracht. Daraufhin hielten Jason und Medeia in derselben Nacht ihr Beilager, so daß Apsyrtos leer ausging. Bei einer Rückkehr die Rache des Vaters fürchtend, setzte er ihnen aber weiter nach. Als Jason auf einer der Artemis heiligen Insel gerade opferte, wollte er sein Vorhaben mit Gewalt ausführen. Bei dem entstehenden Kampf wurde er von Jason getötet. Seine Begleiter trauten sich nicht, zu Aietes zurückzukehren, und ließen sich bei Apsaros am Pontos oder in der Adria auf den apsyrtischen Inseln bei Pola nieder.

Apollodor (rh. 4) erzählt, wie Medeia den Apsyrtos listig in einen Artemistempel lockte, wo er von Jason überfallen und getötet wurde. Danach soll sie seine Glieder zerstückelt und auf dem Lande oder in der See verstreut haben. Den Kopf und die Hände aber habe sie oben auf einem erhöhten Felsen aufgestellt, damit Aietes, der ihnen folgte, sie sofort sehen konnte. Aietes war tief betroffen, mußte aber er erst die Teile seines toten Sohnes zusammensuchen, um ihn bestatten zu können. So gelang den Argonauten die Flucht. Der Ort seines Grabes aber wurde später zur Stadt Tomoi am Pontos.

Der Mythos vom Tode des Apsyrtos erklärt sich durch eine Kreuzung dieser geographischen Namen und Verflechtung mit Märchenmotiven. Tatsächlich ist der Name Tomoi wohl getisch oder thrakisch und seine Bedeutung unbekannt.

Quellen:
Pick, AMNG I, 2
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon

MfG
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tomis_ktistes_AMNG2554.jpg
tomis_AMNG2548var.jpg
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Beitrag von Peter43 » Fr 28.07.06 22:38

Hippolytos and Phaidra

Ich weiß, diese Münze ist in keinem guten Erhaltungszustand, aber sie ist die einzige, die ich kenne, die sich mit der Sage von Hippolytos und Phaidra beschäftigt. Kennt jemand eine schönere, soll er sich bitte bei mir melden! Sie ist extrem selten. Die Legenden sind kaum lesbar. Ich habe sie nach anderen Typen ergänzt.

Argolis, Troizen, Commodus 177-192
AE 21, 9.61g
Av.: [M AVR KOMMO]DOC AV[G]
bärtige Büste, belorbeert, n.r.
Rv.: [TROI - ZHNIWN]
Hippolytos, nackt, mit übergeworfener Chlamys, steht frontal, Kopf n.l., hält in der li Hand
Speer, in der ausgestreckten re Hand ?; Hund zu seine Füßen(?)
BCD Peloponnesos1341.2 (dieses Ex.); NCP 1887, S.162, 7 (dieses Ex.)
extrem selten, gutes S, schwarzgrüne Patina mit helleren olivfarbenen Obertönen, leichte Rauhigkeit
Pedigree:
ex BCD coll.
ex A. Rhousopoulos coll.
ex LHS 96, 8./9. Mai 2006, Lot 1198

Mythologie:
Troizen war die Heimat des Theseus, des größten griechischen Helden und späteren Königs von Athen. Neben vielen anderen Taten und Abenteuern entführte er auch Antiope (oder Hippolyte oder Glauke), die Königin der Amazonen, die ihm den Sohn Hippolytos gebar. Nach ihrem Tod heiratete er Phaidra, lat. Phaedra, die Tochter des kret. Königspaars Minos und Pasiphae. Durch die Heirat mit Theseus wurde sie die Stiefmutter des Hippolytos. Hippolytos aber wurde von Theseus nach Troizen zu seiner Schwester Aethra gebracht, die ihn aufziehen sollte.

Hippolytos war, wie auch die Amazonen, ein Verehrer der Artemis, der Göttin der Jagd und der Keuschheit. Aphrodite, über diesen Umstand verärgert und neidisch, rächte sich an Hippolytos, indem sie Phaidra verzauberte. Als Göttin der Liebe bewirkte sie, daß Phaidra begann, ihren Stiefsohn Hippolytos zu lieben, als er einmal bei einem Fest in Athen war. Sie folgte ihm nach Troizen, erbaute sie dort einen Aphroditetempel, von dem aus sie das Stadion sehen konnte, in dem Hippolytos nackt übte. Diesen Tempel nannte sie Hippolytion, später wurde er der Tempel der herumschauenden Aphrodite genannt. Dort stand auch die Myrte, deren Blätter sie in Ihrer Aufregung durchstichelte.

Über Phaidras Amme erfuhr Hippolytos von der unnatürlichen Zuneigung Phaidras und war schwer schockiert. Er wies Phaidra vehement zurück, woraufhin diese sich erhängte. Sie hinterließ allerdings einen Abschiedsbrief, in dem sie Hippolytos beschuldigte, ihr nachgestellt zu haben. Als der heimkommende Theseus den Abschiedsbrief las, schlug seine Trauer in blinden Zorn um: Er verbannte Hippolytos aus Troizen und verfluchte ihn bei Poseidon. Da Hippolytos Stillschweigen versprochen hatte, erfuhr er nicht die wahren Umstände. Poseidon erfüllte den Wunsch des Theseus unverzüglich, indem er ein Meeresungeheuer emporsteigen ließ, das die Pferde von Hippolytos verschreckte, sodaß er beinahe zu Tode geschleift wurde. Währenddessen erschien Theseus die Göttin Artemis, die ihn endlich über die wahren Begebenheiten aufklärte. Theseus bereute seinen voreiligen Fluch. Als sich Theseus und Hippolytos zum letzten Mal begegneten, vergab Hippolytos seinem Vater. Kurz darauf starb er.

Zu seinem Glück wurde er — nach römischer Bearbeitung der Sage — von Asklepios wieder zum Leben erweckt. Die Göttin Diana Aricina (Artemis), die in der Nähe ein Heiligtum hatte, verwandelte ihn daraufhin in einen alten Mann, der unter dem Namen Virbius verehrt wurde.

Hintergrund:
Bei der Geschichte von Hippolytos und Phaidra handelt es sich um das berühmte Potiphar-Motiv, das wir auch von Bellerophontes kennen. In der Geschichte könnte es auch bei Crispus und Fausta eine Rolle gespielt haben.

Hippolytos wurde in Troizen göttlich verehrt. In einer älteren Ansicht galt er dort auch als Erlösergott. In seinem Tempel weihten ihm Jungvermählte einige ihrer Locken, damit Hippolytos sich davon bestärkt mit der Göttin Artemis vereinigen konnte, die Fruchtbarkeit sollte dann als Segen auf das junge Paar zurückfallen. Nach ihm waren Stadion und Gymnasion benannt. Der Tempel der Artemis Lykeia galt als seine Stiftung. Auch in Athen und in Sparta wurde er verehrt. Sein Name soll 'der von Pferden Zerrissene' bedeuten. Das Motiv der Wiederbelebung durch Asklepios scheint sehr alt zu sein. Als Gott durfte Hippolytos natürlich nicht sterben, so wurde er als 'Fuhrmann' unter die Sterne versetzt.

Die Identifizierung mit Virbius bleibt rätselhaft. Virbius gilt in der lat. Dichtung als neuer Name des auf Artemis Bitten von Asklepios wiederbelebten Hippolytos (Dies beruht allerdings auf der irrigen antiken Namensdeutung als 'Vir bis' = zweifacher Mann).
Virbius wird in Aricia (am Nemi-See) als Dianae minister verehrt (nach Serv. auct. Aen. 7, 7776 als Sol, weil sein Bild nicht berührt werden durfte); Pferde waren dort verboten; in Neapel gab es einen flamen Virbialis, bei Aricia gab es einen Virbii clivus; der Vergleich mit dem clivus Urbius (Livius) bzw. Orbius (Fest.) in Rom und Herleitung aus *urdh- gestattet, eine Verbindung mit (illyr.?) Orthia (einem lakon. Fluß) anzunehmen. Er war einer der niederen Landgötter.

Euripides griff die Sage des "Hippolytos" zweimal auf. Das ältere Werk, "Der verhüllte Hippolytos", ist verloren gegangen. Euripides hatte mit diesem Stück vermutlich aber auch wenig Erfolg, da es zu anstößig war. Mit dem jüngeren Werk, "Der bekränzte Hippolytos", gewann Euripides den 1. Preis der Dionysien des Jahres 428 v.Chr. Dieses Werk gibt es online unter: http://gutenberg.spiegel.de/euripide/hi ... ppolyt.htm

Auch Ovid verwendete den Stoff des Euripides in seinen Metamorphosen und den Heroides (Briefe mythischer Frauen an ihre Männer).
Weitere Bearbeitungen dieses Stoffes sind die Phaedra (ca. 50 n.Chr.) von Seneca und die Phedre (1677) von Racine, eines der bedeutendsten Werke der franz. Literatur.

Kunstgeschichte:
Die Geschichte von Phaidra und Hippolytos wird in ihren einzelnen Episoden besonders auf röm. Sarkophagen erzählt. Ein Beispiel habe ich hinzugefügt. Die sog. 'Aldobrandinische Hochzeit' , ein röm. Gemälde des 1.Jh. v.Chr. (Vatikan), versammelt die Protagonisten des Mythos. In nachantiker Zeit war der Tod des Hippolytos - wie schon auf pompejanischen Wandgemälden - das bevorzugte, weil besonders dramatische Bildmotiv. Rubens zeigt den umgestürzten Wagen und das beim Anblick des aus dem Meer auftauchenden Ungeheuers heftig scheuende Pferdegespann (1611/12; Cambridge, FM).

Quellen:
Apollodor, Epitome 1, 18,-19
Euripides, Hippolytos stephanephoros
Ovid, Metamorphosen 15, 497-546; Heroides 4; Fasten 6, 737ff
Vergil, Aeneis 7, 761-782
Pausanias

Angefügt habe ich
1) ein Bild des Sarkophages, ca. 290 AD, aus der Campana Collection, der sich heute im
Louvre befindet. Da ist die liebeskrank im Kreis ihrer Dienerinnen und einiger Eroten
sitzende Phaidra, in der Mitte Hippolytos als Jäger mit dem Brief der Phaidra in der Hand,
schließlich Theseus, der die Nachricht vom Tod seines Sohnes erhält.
2) Ein Bild des Mosaiks der Phaedra und des Hippolytos aus dem Haus des Dionysos in Nea
Paphos auf Zypern, spätes 2.Jh. n.Chr.

MfG
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troizen_commodus_BCDpel1341_2.jpg
Hippolytus_Phaedra_Louvre.jpg
Mosaik aus Nea Paphos.jpg
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Beitrag von Peter43 » So 30.07.06 14:50

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Beitrag von chinamul » Mi 02.08.06 19:25

Rhea Silvia

Der Legende zufolge entstammte Rhea Silvia der auf Aeneas zurückgehenden Dynastie und war die Tochter des Königs Numitor Silvius von Alba Longa. Dessen Bruder Amulius stieß ihn jedoch vom Thron. Um sich seine Herrschaft zu sichern, entledigte Amulius sich der Söhne des Numitor, und Rhea Silvia mußte Vestalin werden. Damit war sie zur Keuschheit verpflichtet und konnte ihm dadurch ebenfalls nicht mehr gefährlich werden, indem sie legitime Nachkommen des Numitor gebar.
Der Gott Mars jedoch fand sie schlafend in einem heiligen Hain und schwängerte sie, woraufhin sie Romulus und Remus gebar. Wutentbrannt befahl Amulius daraufhin, sie mitsamt ihren Kindern zu töten. Die mit der Tötung beauftragten Diener brachten das aber nicht übers Herz und setzten die Zwillinge stattdessen in einem Zuber auf dem Tiber aus, während ihre Mutter in den Fluß gestoßen wurde. Der Flußgott Tiberis rettete alle drei und heiratete die Mutter. Die Kinder trieben in ihrem Zuber unversehrt bis unter einen am Ufer wachsenden Feigenbaum, wo sie von Spechten mit Feigen gefüttert und schließlich von einer Wölfin gefunden wurden. Diese säugte sie und sorgte zunächst für sie, aber schon bald wurden sie vom Hirten Faustulus entdeckt, der sie mit nach Hause nahm und dort gemeinsam mit seiner Frau aufzog (s. hierzu den folgenden Link: http://www.numismatikforum.de/ftopic6900-60.html ).
Der unten abgebildete As des Antoninus Pius zeigt die schlafende Rhea Silvia, zu der Mars herabschwebt. Damit handelt es sich – zumindest was die Gründungslegende Roms betrifft - um einen für die weiteren Geschicke der Stadt besonders entscheidenden Augenblick.

ANTONINUS PIUS 138 – 161
AE As Rom 140 – 144
Av.: ANTONINVS AVG PIVS P P - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: TR POT COS III S C - Mars mit Speer in der Rechten und Schild am linken Arm von links zu der rechts im Schlaf liegenden Rhea Silvia herabschwebend
RIC 694; C. 885 (10,19 g)

Gruß

chinamul
Dateianhänge
rhea silvia.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Beitrag von Peter43 » Do 03.08.06 12:41

Tolle Münze! Ich wußte nicht, daß es unter den Römisch-Imperialen Münzen solche phantastischen mythologischen Motive gibt! Danke dafür, daß Du sie uns hier gezeigt hast!

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