--- "Der Schaukasten" ---

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Do 17.05.07 12:23

Na ja - ich würde mal vermuten, nachdem da Reparatio REI PUB steht, ist das die am Boden befindliche Res Publica, also der Staat, der von dem mit Victoria ausgestatteten Kaiser vermittels der Kraft des Sieges zu einem höheren, besseren Zustand erhoben wird. Oder?

Homer
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Do 17.05.07 12:40

Eine Mauerkrone bedeutet meistens die Personifikation einer Stadt. Hier könnte der Kaiser im Sinne der Pax Romana die Huldigung einer besiegten Stadt entgegennehmen und sie daraufhin wieder erheben. Da das Münzbild zu jener Zeit sehr oft verwendet wurde, ist es wohl ziemlich schwierig, den dargestellten Akt einem bestimmten historischen Ereignis zuzuordnen.

Gruß

chinamul
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 18.05.07 12:33

Ich stimme Chinamul zu. Es könnte aber auch eine von Feinden eroberte Stadt sein, die er jetzt wieder von den Feinden befreit hat.

Jetzt ist mir eingefallen, daß wir über dieses Thema bereits einmal gesprochen haben: http://www.numismatikforum.de/ftopic7629-15.html

Wenn es dort heißt 'restored province', kann das doch nur bedeuten, daß es sich um die Wiederherstellung einer vorher bereits einmal bestandenen Rechtslage handelt.

Mit freundlichen Grüßen
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von chinamul » Sa 19.05.07 18:22

Lange habe ich auf eine Münze mit den drei Chariten gewartet. Hier ist das Exemplar, das ich nun endlich erwischt habe. Wie so oft in solchen Fällen habe ich habe auch hier wieder Konzessionen an die Erhaltung machen müssen.

JULIA DOMNA (Septimii Severi; gest. 217)
Æ 24/25 mm Markianopolis in Moesia
Av.: IOYΛIA ΔOMNA C - Drapierte Büste rechts
Rv.: MAPKIANOΠOLЄITΩN - Die drei Chariten; die linke mit Krug in der Rechten, die rechte mit Kranz in der Linken
AMNG 603 (6,76 g)

Mehr zum Thema "Chariten" findet Ihr hier: http://www.numismatikforum.de/ftopic915 ... t=chariten

Gruß

chinamul
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chariten - jul domna.jpg
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Beitrag von Peter43 » Sa 19.05.07 20:26

Hübsxche Darstellung! Und noch ein Hinweis zu den 3 Grazien: http://www.numismatikforum.de/ftopic11926-195.html letzter Beitrag!

Mit freundlichem Gruß
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Weinnase
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Beitrag von Weinnase » So 20.05.07 01:59

Hallo
ich möchte noch einemal kurz zur REPARATIO REI PVB - Münze zurückkehren.
Habe nun ein bisschen herumgeforscht, was wohl die Ursache für die Ausgabe der Münze sein könnte.

Geprägt wurde sie für Gratian, Valentinianus II. Theodosius I. und Magnus Maximus. Die Ausgabe für die ersten drei Kaiser muss/soll zwischen 9. August 378 und 25. August 383 erfolgt sein, die für den Usurpator Magnus Maximus doch wohl erst nach der Ermordung des Gratianus (25.8.383).?

Folgende Ereignisse dieser Zeit hätten evtl. Anlass zur Ausgabe einer solchen Münze gegeben:

378 werden die Alamannen in einer Schlacht bei Colmar durch Gratianus entscheidend geschlagen. Es folgt der letzte Feldzug auf rechtsrheinisches Gebiet (Schwarzwald). Dies hätte vielleicht Anlass für die Ausgabe einer Münze sein können - aber wohl nicht in diesem Umfang!

Ein viel bedeutenderer Brennpunkt befindet sich zur selben Zeit im Osten: Die Goten dringen ins römische Reich ein. Gratianus führte ein Heer in den Osten, um seinem Onkel Kaiser Valens zu Hilfe zu kommen. Aufgehalten durch die Alamannen, kam er jedoch zu spät. Eine der verheerendsten Schlachten der Antike (die Schlacht bei Adrianopolis vom 9. August 378) war bereits vorüber. Zwei Drittel der Römer liessen dabei ihr Leben, fast das gesamte Offizierskorps des Ostreiches und auch Kaiser Valens. Ganz Moesien und Thrakien waren verloren, Dakien und Teile Pannoniens verwüstet. Es hätte vielleicht schon das Ende des römischen Reiches bedeuten können, wenn nicht 1. bei den siegreichen Goten die Pest ausgebrochen wäre und 2. der spanische Offizier Theodosius von Gratian nicht zum neuen Augustus des Ostens erhoben worden wäre? Theodosius wird zum "Retter des Reiches". Ein Epoche machender Friedensvertrag wird am 3. Oktober 382 geschlossen, Ost- und Westgoten als Föderaten angesiedelt - die bedrohten Provinzen sind gerettet. Hier kommt nun m. E. die Münze ins Spiel. Wäre der Friedensvertrag nicht ein Anlass für die Repartio REI PVB-Münze??

Aber warum unter Magnus Maximus? Kaiser Gratianus und Valentinianus II. waren ihrem neuen Kollegen nicht gewachsen. Theodosius trifft u. a. kirchenpolitische Entscheidungen gegen den Willen der beiden Westkaiser. Am 19. Januar 383 ruft er seinen Sohn Arcadius eigenwillig zum Augustus aus. Im Frühjahr 383 erhebt sich Theodosius Verwandter und ehemaliger Waffengefährte Magnus Maximus in Britannien gegen Gratianus und dringt sofort in Gallien ein. Als sich Gratianus ihm bei Paris mit einem Heer entgegenstellt, lassen ihn seine Soldaten plötzlich im Stich und schliessen sich Magnus Maximus an. Gratianus wird auf der Flucht ermordet. Hatte hier vielleicht Theodosius seine "Hand im Spiel"??? Auch der zweite Augustus des Westens, der erst 13jährige Valentinianus muss fliehen. Magnus Maximus regiert fünf Jahre von Theodosius unbehelligt den Westen! Offenbar ist das römische Reich nun im Sinne von Theodosius (und Magnus Maximus) wiederhergestellt - daher die Prägung auch unter Magnus Maximus?

Also dies wäre zumindest mal eine Vermutung von mir.

viele Grüße
Rudolf

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Beitrag von donolli » Di 22.05.07 21:50

hin und wieder findet man bei ebay doch immer etwas interessantes, an dem man für US$ 33 inkl. porto nicht vorbeikommt ;)

antoninian des gordianus III:
av: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG (drapierte und kürassierte büste mit strahlenkrone nach rechts)
rv: LIBERALITAS AVG II (liberalitas steht frontal, hält abacus und doppelte cornucopiae)
rom 240 n. chr.
ric 66

cheers donolli
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Beitrag von Peter43 » Di 22.05.07 22:42

Hallo Donolli!

Für $33 ein wirkliches Schnäppchen, Glückwunsch! Aber bitte schreibe nie mehr Abacus in der Beschreibung! Zur Erläuterung der richtigen Erklärung siehe bitte den 2. Beitrag in diesem Link http://www.numismatikforum.de/ftopic7629.html

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von curtislclay » Mi 23.05.07 04:02

Kein häufiges Stück, nur 13 Exemplare im Fund von Dorchester, weil bald nach Einführung seiner neuen Vs.-Legende mit dem Titel FEL der Kaiser eine neue Geldverteilung veranstaltete und die alte Legende LIBERALITAS AVG II wie auf deiner Münze von LIBERALITAS AVG III abgelöst wurde.

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Beitrag von donolli » Mi 23.05.07 09:09

@Peter43: ich werd es mir hinter die löffel schreiben ;)

@curtisclay: gibt es eigentlich über die genaue zusammensetzung (rückseitentypen und häufigkeit) des dorchester-hortes irgendwo im internet eine auflistung bzw. sonst eine publikation, die noch verlegt wird? wäre für mich als gordian-sammler nämlich sehr interessant, da man ja aus dem ric für diese zeit nur bedingt schlauer wird...


cheers donolli
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Beitrag von chinamul » Mi 23.05.07 10:04

Interessant ist die Tatsache, daß die Liberalitas hier ein Doppelfüllhorn trägt. Das habe ich so nur bei Gordian und da auch nur bei der 2. Liberalitas feststellen können (Antoninian mit Av.-Legende IMP GORDIANUS PIVS FEL AVG und IMP CAES GORDIANUS PIVS AVG und Sesterz mit IMP CAES M ANT GORDIANUS AVG). Auf sämtlichen anderen Liberalitas-Münzen in meiner Sammlung ist es immer nur ein einzelnes Füllhorn.

Gruß

chinamul
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Beitrag von curtislclay » Do 24.05.07 00:32

Donolli,

ursprüngliche Veröffentlichung des Dorchester-Fundes: Mattingly in Numismatic Chronicle 1939.

Wenn du mir deine Postadresse gibst, schicke ich dir gerne Fotokopien der paar Seiten und Tafeln, die mit Gordian zu tun haben.

Viele der Dorchester-Stückzahlen werden in den Anmerkungen zu RIC angegeben, so z.B. für RIC 66 auf S. 22 unten.

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Beitrag von Peter43 » Fr 25.05.07 00:48

Um das Forum etwas zu beleben, möchte ich hier eine schöne Provinzialmünze aus einer selteneren Stadt vorstellen, zu der ich noch einige Fragen habe.

Thrakien, Apollonia Pontica, Faustina jun., 147- 175
AE 26, 11.17g
Av.: FAVCTINA - CEBACTH
Büste, drapiert, n.r.
Rv.: APOLLONIHTEWN / EN PONTW
Adler mit gespreizten Flügeln n.l. stehend; vor ihm erhebt sich eine
Schlange, die sich um deine Füße gewunden hat.
Ref.: Varbanov (engl.) 810; Moushmov 3178
sehr selten, SS+, braune Patina, leichte Rauhigkeit

Die Frage zielt auf die Symbolik der Rs. Normalerweise hat die Schlange bei den Römern, zumndestens bis zum Christentum, eher eine positive Bedeutung, siehe z.B. die Salus-Darstellungen oder Asklepios. Darstellungen eines Kampfes zwischen Adler und Schlange gibt es von Münzen aus Euboia und Vasen aus Argos. Allerdings ist sehr fraglich, ob sich deren Bedeutung mit der aus der Zeit der Antonine deckt (Pat Lawrence). Nimmt man an, daß der Adler ein Symbol für Zeus sein soll, oder Rom vielleicht, wer soll dann die Schlange sein?

Ich wäre dankbar für jede Meinung zu diesem Thema!

Mit freundlichem Gruß
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apollonia_pont_faustina_Varbanov810.jpg
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Beitrag von El Che » Sa 26.05.07 00:23

Hallo Peter,

vielleicht kein Kampf, sondern die Umwandlung eines typisch thrakischen Motivs, bei der der thrakische Reitergott durch den höchsten römische Gott ersetzt wird?

vgl. http://www.tu-berlin.de/presse/tui/02de ... hraker.htm

... nur so ne Idee.

Liebe Grüße,
Uli

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Beitrag von Peter43 » Sa 26.05.07 22:28

Hallo Uli!

Danke für den interessanten Link! Mal sehen, was dabei herauskommt. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, weil ich mich mit dem thrakischen Reiter schon länger beschäftigt habe. Allerdings glaube ich nicht so sehr an Deine Interpretation der Reversdarstellung, weil ich von den Römern bisher keinen Kampf der Religionen kenne. Den gibt es erst bei den monotheistischen Religionen, die keine andere Religion neben sich tolerieren können, weil sie sonst ihre Existenzberechtigung verlören. Gerade die Römer sind doch für die Toleranz auf diesem Gebiet bekannt. Gab es nicht auch einen Tempel für den 'unbekannten Gott', um ja keinen zu vergessen?

Mit freundlichem Gruß
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