Römische Münzen aus Alexandria

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Fr 29.06.07 14:20

Hallo Chinamul!

Danke für Deine Münzen. Was es nicht alles gibt! Ich hatte bisher von Semasia noch nichts gehört. Aber es gibt soviele Gottheiten, besonders im Vorderen Orient, daß sie sich im Pantheon gegenseitig auf den Füßen gestanden haben müssen!

Mit feundlichem Gruß
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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Sa 30.06.07 09:30

Ich erlaube mir, den interessanten Semasia-Katalog von chinamul noch um eine Variante zu erweitern.
Die Kombination Linksportrait des Lucius Verus, Jahr 6, mit normaler Semasia (Palmzweig haltend).
Dattari 3781.
Hier ist der Sattel (?) oder die Reitdecke schön zu erkennen.
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semasia.jpg
Zuletzt geändert von antoninus1 am Mo 09.07.07 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß,
antoninus1

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 30.06.07 16:42

Zur Ergänzung, was ich über Semasia ausgegraben habe:

SHMEION bedeutet 'Signal', so wie SHMEIA ein militärisches Feldzeichen ist, das den Standort einer Armee anzeigt. Semasia ist der Herold, der die Nachricht von einem militärischen Erfolg überbringt, in diesem Fall die Nachricht, daß die Parther von der römischen Armee vertrieben worden waren und dabei im Verlauf des armenisches Krieges Seleukeia und Ktesiphon verloren hatten. Dies ist der einzige Anlaß, aus dem Semasia auf Münzen erscheint und man fragt sich, ob dies nicht eine subtile Kritik an Lucius Verus ist, der zwar nominell der Oberbefehlshaber der römischen Streitkräfte war, die in Persien Krieg führten, der aber die ganze Zeit über sich in Antiochia aufhielt. Irgendjemand mußte ihm ja mitteilen, was seine Armee gerade tat (von CNG)!

Grundsätzlich sind alle Münzen mit Semasia selten!

Mit freundlichem Gruß
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Sa 30.06.07 17:17

Wenn wir schon mal bei der Etymologie sind: Auch die linguistischen Begriffe Semantik, Semasiologie und Semiotik hängen mit Semasia zusammen. Allen gemeinsam ist, daß sie Zeichen und Bedeutungen betreffen.

Gruß

chinamul
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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Sa 30.06.07 21:56

Da der Alexandria-Thread im Augenblick wieder sehr lebendig ist, möchte ich hier eins der Starstücke aus meiner Sammlung vorstellen.

Ägypten, Alexandria, Hadrian, 117-138 n.Chr.
AE - Drachme (AE 33), 22.10g
geprägt 133/134 (Jahr 18 )
Av.: AVT KAICAR TRAIAN - ADRIANOC CEB
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: Agathodaimon, bärtig, aufgerichtet, n.r., und Uraeus, aufgerichtet,
n.l., sich gegenüberstehend; Agathdaimon, Osiris darstellend,
umschlingt mit seinem Schwanz ein Kerykeion und trägt auf dem
Kopf den Pshent (Kombination der Roten Krone Unterägyptens und
der Weißen Krone Oberägyptens); Uraeus, Isis darstellend,
umschlingt mit dem Schwanz ein Sistrum und trägt auf dem Kopf die
Isiskrone (Hörner mit der Sonnenscheibe dazwischen).
im Feld L - IH (= Jahr 18 )
Ref.: Dattari 7901
Sehr selten, SS+

Eine wundervolle Mischung ägyptischer und griechischer Mythologie auf einer römischen Münze!

Mit freundlichem Gruß
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alexandria_hadrian_Dattari7901.jpg
alexandria_hadrian_Dattari7901_detail.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am So 01.07.07 01:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Chippi
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Beitrag von Chippi » Sa 30.06.07 22:38

Hallo Peter,

danke für die Vorstellung des Stückes! Eine kleine Bitte. Kannst du den Ausschnitt noch etwas vergrößern? Ist momentan etwas klein geraten.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Peter43 » So 01.07.07 00:24

Etwas größer!
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Detail_groß.jpg
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Chippi
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Beitrag von Chippi » So 01.07.07 00:39

Danke. Wo ist denn das Füllhorn? Sieht für mich wie ein Merkurstab aus.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Peter43 » So 01.07.07 01:37

Natürlich ein Caduceus (oder griech. Kerykeion!)! Ich habe es schon verbessert. Danke!

Mit freundlichem Gruß
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chinamul
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Beitrag von chinamul » So 01.07.07 12:07

Hallo Peter43!

Dein wunderbares Stück kann vielleicht dem Noch-nicht-Alexandrinersammler einen Eindruck davon vermitteln, was dieses Gebiet so überaus reizvoll macht.
Um die geneigten Sammlerfreunde auch weiterhin bei Laune zu halten, hier eine interessante Drachme des Antoninus Pius.
Adventus- bzw. Epiphaniedarstellungen auf alexandrinischen Münzen sind weniger häufig als auf Reichsmünzen, und meist stellen sie dann den Kaiser dar, wie er in einer von Pferden oder Elefanten gezogenen Quadriga einzieht. Damit kann das vorliegende Stück, auf dem der Kaiser hoch zu Roß ankommt, als verhältnismäßig selten eingestuft werden, zumal es noch eine weitere Besonderheit aufzuweisen hat: Die Av.-Legende ist retrograd!

ANTONINUS PIUS 138 - 161
Æ Drachme Alexandria 156/157 (Jahr 20)
Av.: AYT KAI AΔP ANTΩNINOC CЄB ЄYC (Legende retrograd; Lesung unsicher) - Belorbeerte und auf der rechten Schulter leicht drapierte Büste links
Rv.: Antoninus Pius im Schritt nach links reitend; die Rechte grüßend erhoben, in der Linken Zügel und geschultertes Zepter
Rechts im Feld: L K (= Jahr 20)
Geißen vgl. 1776 (dort Av.-Legende korrekt) (26,07 g)

Gruß

chinamul
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a.p. epiphanie.jpg
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Beitrag von Peter43 » Do 26.07.07 23:14

Und hier ist meine erste Isis Pharia! Chinamul hatte bereits einmal einen ähnlichen Typ vorgestellt, da befand sich außerdem noch der Pharos von Alexandria re vor dem Segel.

Ägypten, Alexandria, Antoninus Pius, 138161 n.Chr.
AE Drachme, 35.5mm, 29.29g
Alexandria, 146/147 (Jahr 10)
Av.: AVT KT AIL ADR - ANTWNEINOC CEB EVC
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: L DEK - ATOV
Isis Pharia, in langer Kleidung und mit Lotusblüte auf dem Kopf, n.r.
schreitend, hält in beiden Händen geblähtes Segel und Sistrum.
Milne 1921; Emmett 1590; Geissen 1550
SS, hübsche rotbraune Patina

Mit freundlichem Gruß
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alexandria_antonin_pius_Emmett1590.jpg
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Beitrag von chinamul » Fr 27.07.07 12:22

Ein wirklich äußerst attraktives Stück, das eine Zierde jeder Alexandrinersammlung sein würde. Das wäre es auch für meine Sammlung, da meine entsprechenden Exemplare weniger schön sind (mehrere untereinander stempelgleiche Exemplare).
Trotzdem weitgehend neidlose Gratulation meinerseits!

Gruß

chinamul
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El Che
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Beitrag von El Che » Fr 27.07.07 16:52

Liebe Freunde,

nachdem ich längere Zeit einfach ein wenig "rumgesammelt" habe, haben sich in den letzten Monaten bei mir einige Schwerpunkte herauskristallisiert, unter denen in Moment wiederum Aurelianus meine eindeutige Präferenz hat; ich weiss, ein weites Feld... :)

Nachdem ich nun schon so einiges an Reichsmünzen gehortet habe, lief mir nun auch eine dieser hier vielgepriesenen Tetradrachmen aus Alexandria über den Weg, die mich aufgrund der faszinierenden roten Patina sofort lockte. Da ich in Sachen Alexandria nun nicht nur (wie bei Reichsmünzen) ein Anfänger, sondern ein wirklich absolut blutiger Anfänger bin, habe ich gleich mal eine Frage.

Der Händler hat mir als Datierung 272/73 und eine Referenz (Emmett 3933) angegeben (aber dort wohl ohne Stern). Nun habe ich ein Problem mit dieser frühen Datierung, da ja auf dem Revers LΔ (Jahr 4) steht.
Ich weiss wohl aus der Lektüre des Goebl, dass es bei den alexandrinischen Datierungen um Aurelian herum Probleme gab (aber nicht mehr genau welche) und zudem, dass in Antiochia verschiedene Serien einer Edition ab Valerianus/ Gallienus schon mal durch Beizeichen (Punkte, Kranz, Stern) gekennzeichnet wurden, wobei ein Stern am Ende der Emission stand.
Nun die Frage: Ist das auch in Alexandria so gewesen und kann ich das so verstehen, dass das Literaturzitat eine Münze zu Beginn der Emission bezeichnet, wofür die Datierung 272/73 passen würde, während meine am Ende der Emission steht und dafür eine spätere Datierung hat? oder wie kriege ich das alles zusammen?

Liebe Grüße,
Uli

Hier die Daten:
Aurelianus (270-275 n. Chr.)
Tetradrachme

Alexandria 272/73 (???)
10,47 gr./21-22mm
Av.: A K Λ ΔOM AVPHΛIANOC CEB, drapierte Büste nach rechts mit Lorbeerkranz
Rv.: fliegender Adler, Kopf nach links, mit Kranz in den Klauen, rechts oben Stern, rechts unten LΔ
(Emmett 3933?)
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Aurelian Tetradrachme 2, rv.JPG
Aurelian Tetradrachme 2, av.JPG

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Beitrag von andi89 » Fr 27.07.07 17:22

Hallo!

Wie die Zählung der Jahre bei Aurelian genau zustande kommt weiß ich auch nicht, sie ist aber recht sicher richtig(meinen zumindest Savio und Geissen). Ansonsten hab ich hier noch ein paar Literaturzitate, wenns interessiert: Geissen 3076, Savio 2121, Dattari 5492, Milne 4400, Curtis 1761;

andi89
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)

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Beitrag von j-u.thormann » Fr 27.07.07 17:27

El Che hat geschrieben: Nun die Frage: Ist das auch in Alexandria so gewesen und kann ich das so verstehen, dass das Literaturzitat eine Münze zu Beginn der Emission bezeichnet, wofür die Datierung 272/73 passen würde, während meine am Ende der Emission steht und dafür eine spätere Datierung hat? oder wie kriege ich das alles zusammen?
Das scheinbare Problem liegt darin, daß zunächst das Jahr 1 des Aurelianus im Herbst 270 (nach dem ägyptischen Jahreswechsel) angesetzt wurde. Als Aurelianus Ägypten zurückerobert hatte (etwa Mai 272), korrigierte er dies: er rechnete nun 269/270 als sein Jahr 1. Das Stück ist also nach der neuen Berechnung der Regierungsjahre korrekt datiert.

Gruß,

j-u.thormann

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