Ja, so ungefähr. Es wurden seinerzeit relativ hohe Ankaufspreise (für DDR-Verhältnisse und wohl auch aus dem Wechselkurs resultierend) z.B. für Zinn oder Marken-Porzellan gezahlt. KoKo trat war zwar offiziell nirgends auf, hatte aber seine Tarnunternehmen, die dann abends mit ihren VW-Bussen an den Aufkaufstellen der staatlichen Antiquariate und Antiquitätenläden die für den Export vorsortierte Ware übernahmen. Angebot im Osten - Nachfrage im Westen, wenn mans gesamtdeutsch betrachtet. Aus Sicht des geborenen Ossis seinerzeit eine schmerzliche Erfahrung.chinamul hat geschrieben: @tilos
Was aber wohl dennoch fehlte, war eine Transparenz von Angebot und Nachfrage. Ich kann mir nämlich kaum vorstellen, daß solche Bestände, wie Du sie hier schilderst, auf einem funktionierenden, offenen Kunst- und Antiquitätenmarkt zusammengebracht werden konnten, es sei denn durch Millionäre oder Kriminelle, beides Personengruppen, die es aber in der DDR offiziell gar nicht gab. Und solche Sammlungen mußten dann wohl auch tunlichst geheim bleiben, um nicht die Begehrlichkeit der KoKo und eines Schalck-Golodkowski zu wecken.
Gruß
chinamul
Auf der anderen Seite gabs dann aber eine Art Subkultur der Kunst- und Antiquitätensammler. Um ihre Sammlungen ein wenig legitimieren zulassen, war ein Teil der Sammler im sogen. Kulturbund bzw. Einzelgesellschaften wie der Pirckheimer Gesellschaft. Ich kenne auch Antiquare, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und so mehr oder weniger an der Quelle saßen. Aber auch durch Erbschaft, Bekanntschaften zu anderen Sammlern usw. haben sich Sammlungen erhalten und vermehrt. Viel ging einfach auch über Privatkanäle, die Leute im Osten waren privat sehr kommunikativ (ich meine hiermit nicht die Stasi!) und solidarisch. Und es wurde auch viel im Ostblock gekauft, gerade deutschsprachige Antiquarien konnte man für Spottpreise erwerben. Ich habe mal aus Rumänien über 50Kg Bücher mitgeschleppt. In den 70er/80er Jahren ging auch der Verfolgungsdruck gegen Privatsammler (den man ja gelegentlich Steuerhinterziehung angedichtet hatte, um sie dann zu enteignen) zurück, die Innenpolitik wurde ein wenig liberaler, die Offiziellen wollte ja auf der internationalen Bühne mitspielen. Das ging nur mit Schmusekurs.
Man musste also nicht zwingend kriminell oder Millionär sein (was es natürlich auch gab) um eine großartige Sammlung aufzubauen. Mein Beispiel ist sicher ein Extrem, die meisten Sammlungen waren bescheidener. Das gilt auch für die Sammler selbst.
Gruß
Tilos