sehr merkwürdig

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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amigobutzi
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sehr merkwürdig

Beitrag von amigobutzi » Mo 03.11.03 18:01

Hallo Römer,

was ist denn dass?? :mad:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... egory=7939

Gruss, amigobutzi

payler
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Beitrag von payler » Mo 03.11.03 18:11

eine römische bordellmarke!

payler
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Beitrag von payler » Mo 03.11.03 18:15


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mias
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Beitrag von mias » Mo 03.11.03 19:46

Also, wenn das Ding echt ist, dann ist das in der Erhaltung ein Vermögen wert. Ich selbst glaube allerdings nicht so recht dran, habe sowas in einem solchen Zustand noch nie gesehen.

Sir Oly
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Beitrag von Sir Oly » Mo 03.11.03 20:11

Die Theorie mit der Bordellmarke scheint ja recht umstritten zu sein :wink: !

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Andreas
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Beitrag von Andreas » Di 04.11.03 06:52

Das Teil bei Ebay ist 100% falsch!
Gruß
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berenike
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Beitrag von berenike » Di 04.11.03 08:13

O Ihr lieben Sammler mit Euren Bordellmarken, habe ich in diesem Forum nicht schon mal was Längeres über die sogenannten Spintrien gemacht?
Für die, die es schon wieder vergessen haben, vergessen wollen, nochmal die Erklärung zur Erinnerung:

Honni soit qui mal y pense
oder
Was machte man eigentlich mit den Spintrien?
Ja, man zahlt hohe Preise für sie, die sogenannten Spintrien, Bordellmarken, wie einem vertrauensvoll zugeraunt wird. Die Jetons, mit denen einst der Eintritt in ein mit einer Nummer bezeichnetes Gemacht gewährt wurde, wo einen sinnliche Freuden erwarteten, sind zu begehrten Sammelobjekt geworden. Das leicht anrüchige des Stammtisches haftet ihnen immer noch an, diesen kleinen Kunstwerken, auf denen der Akt so selbstverständlich dargestellt wird.
Der erste, der die Spintrien mit Sex in Verbindung brachte, war ein Numismatiker namens Spanheim, der im Jahre 1664 eine Abhandlung über die Numismatik verfaßte. Er erfand den Namen "Spintrie" für die kleinen Bronzestücke, die in der Antike sicher ganz anders hießen. Er holte ihn sich aus den Annalen des Tacitus, in denen die Regierungszeit des Tiberius beschrieben wird, dem Kaiser, dem man - wenn wir Sueton und Robert Ranke Graves, Ich, Claudius, Kaiser und Gott folgen wollen - heute noch erotische Exzesse unterstellt. Spanheims Phantasie regte eine Stelle bei Tacitus an (VI, 1), in der die erotischen Entartungen des Greises beschrieben werden: ..."Da kamen denn auch zuerst die vorher unbekannten Namen auf, der Sellarier und Spintrier, nach des Ortes Scheußlichkeit und nach der Mannigfaltigkeit der Hingebung;"... Schon hatten die Spintrien nach den Lustknaben des Tiberius ihren Namen.
Heute sehen wir die Gestalt des Tiberius ganz anders als Tacitus oder Ranke Graves. Wir wissen, daß Tiberius einen gräßlichen Hautausschlag im Gesicht hatte, mit dem er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen wollte, daß der Kaiser sich nach Capri zurückzog, um sich nicht mehr mit dem lästigen Tagesgeschäft in Rom belästigt zu werden. Daß er Philosophen und Rechtsgelehrte auf seinen Alterssitz mitnahm, dürfte auch nicht gerade dafür sprechen, daß Tiberius sich mit unmündigen Jungs vergnügen wollte. Aber schon in der Antike war es unmöglich, den Schandmäulern den Mund zu verbieten.
Alle Numismatiker des 19. Jahrhunderts übernahmen die Interpretation der Spintrien als etwas, das mit dem Sexualakt in Verbindung stehen mußte. Cohen schrieb in seinem hervorragenden, bis heute noch benutzten Werk zur römischen Numismatik: ..."Hinsichtlich des Gebrauchs der Tesseren und der Spintrien ist es wahrscheinlich, daß die ersten als Wertmarke oder Eintrittskarte gedient haben, teils im Theater, teils für die Badeanstalten. Die Spintrien könnten, wie man der besonderen Natur der Darstellung, die auf ihnen zu finden ist, entnehmen kann, als Eintritt zu den Floralien (die der Fruchtbarkeit der römischen Bevölkerung geweiht waren, und bei denen es Striptease zu sehen gab. Anm. d. Verf.) oder zu heimlichen Schauspielen gedient haben, von denen es zahlreiche gab in der Hauptstadt."... Ja, und damit sind wir genau bei der Argumentation: So eine unanständige Darstellung kann ja nur mit etwas in Verbindung stehen, das Sexualität beinhaltet. Bordell, Orgien oder Striptease.
Ja, das war die Phantasie des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der man zu Königin Viktoria von England sagte, als man sie auf die Geschehnisse der Hochzeitsnacht vorbereitete: "Close your eyes and think of England." Das 19. Jahrhundert, in dem es auf der einen Seite die schicksten Vergnügungslokale mit Ballettratten gab, auf der anderen Seite die brave Ehefrau, die am Herd stand und die Kinder aufzog. Himmel und Hölle, Tugend und Sexualität, die Spintrien mußten zu einem der beiden gehören und daß es sich dabei um nichts Tugendhaftes handeln konnte, zeigten sie ja schon durch ihre Darstellung.
Wie aber sahen das die Römer? Wozu dienten die Marken wirklich. Dazu kann uns die Rückseite der Stücke einen kleinen Hinweis geben. Darauf finden wir Zahlen von 1 bis 16. Die einzelnen Nummern sind nicht mit einem bestimmten Motiv verbunden. Im Gegenteil, wenn man genau nachprüft, entdeckt man, daß es noch ganz andere Bilder gibt, die zum Teil mit den sogenannten Spintrien stempelgleich sind: Das Portrait des Kaisers Augustus zum Beispiel mit seiner Strahlenkrone, das Portrait Livias und das Doppelportrait der Enkel des Augustus, die dieser adoptiert hatte, Viktoria, ein Tempel, das Capricorn. Diese Darstellungen kann man nun beim besten Willen nicht mehr mit Bordellen in Verbindung bringen.
Die Spintrien und die Marken mit den Augustusporträts werden in die Periode des Tiberius datiert, aber es gibt auch spätere runde oder eckige Objekte aus Knochen, die auf der Rückseite die Zahlen tragen, auf der Vorderseite christliche Symbole. Das Entscheidende an all diesen Marken scheint also nicht die "Vorderseite" mit den variablen Motiven gewesen zu sein, sondern die "Rückseite" mit den sich immer gleich bleibenden Zahlen. Auch bei uns gibt es Objekte, deren Darstellung völlig variieren kann, deren Werte aber immer gleich bleiben. Ich spreche von Spielkarten. Und eine ähnliche Funktion dürften die Spintrien gehabt haben, Steine in einem Spiel zu sein, dessen Regeln wir heute nicht mehr kennen. Der Akt war in Rom nichts, was man nicht erwähnen durfte, sondern er gehörte zum Alltag und so konnte man auch Gebrauchsgegenstände wie Spielsteine und Öllampen damit verzieren.
Und die Moral von der Geschicht? Nichts ist so schmutzig, wie es die schmutzige Phantasie des Betrachters machen kann.

Literatur: T. V. Buttry, The Spintriae as a Historical Source, NC 1973, 52-69.
Bono Simonetta und Renzo Riva, Le tessere erotiche romane, Lugano 1981.

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Petrus
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Beitrag von Petrus » Di 04.11.03 09:06

Ist Berenike eigentlich die einzige Frau im Römer - Forum :cry: ?!?
Da ich sonst vor allem Philatelist :D bin, kann ich nur sagen, dass wir dort auch unter aktuellem Frauenmangel leiden :cry: . Schade, dass auch heute noch vor allem Männer Jäger & Sammler zu sein scheinen :( .
Herzlichst, Petrus 8O

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Beitrag von amigobutzi » Di 04.11.03 10:38

Vielen Dank für die Antworten. Besonderen Dank an berenike.
Habe wieder einiges dazugelernt. Nur eins scheint die Gemeinde der Wissenden zu spalten: War die "Münze" echt?? Jedenfalls hat der Höchstbieter sehr viel Geld ausgegeben. Er (Sie) waren wohl von der Echtheit überzeugt.

Gruss, amigobutzi :D

Übrigens Petrus: Meine Frau hält nicht so viel von meinem Hobby, weil es ihrer Meinung nach nur Geld kostet, was dann in irgend welchen Tresoren rumliegt. So denken wohl viele Frauen. Vielleicht ist das der Grund, das es weit weniger Frauen gibt, die solch einem Hobby frönen.

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Beitrag von Petrus » Mi 05.11.03 08:18

Meine Frau denkt ähnlich - vor allem bei "Altpapier" (Briefmarken) :? . Bei römischen Münzen ist sie als Geschichtslehrerin gnädiger, wenn ich sie ihr für den Unterricht ausleihe... :wink:
Herzliche Grüße aus dem Neanderthal, Petrus 8O

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Beitrag von tournois » Mi 05.11.03 10:58

berenike hat geschrieben:O Ihr lieben Sammler mit Euren Bordellmarken, habe ich in diesem Forum nicht schon mal was Längeres über die sogenannten Spintrien gemacht?
Doch! Hier -->
@payler: Danke, das hat mir das suchen erspart!! :wink:
Übrigens, mehr hätte ich auch nicht dafür geboten!! 8)
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Bordellmünzen

Beitrag von Murxus » Mi 05.11.03 11:45

Guten Tag!

Zuerst möchte ich Euch mitteilen, dass es mich freut, :) hier als Neumitglied im Forum teilnehmen zu können. Ich erhoffe mir viele interessante Infos über das römische Münzwesen.

Zum aktuellen Thema habe ich noch folgenden Link gefunden:

http://www.aurificina.treverica.de/de/r ... kindex.htm

und das passende Bild dazu:
[ externes Bild ]

Edit by tournois: Bild entliehen von http://www.aurificina.treverica.de

Beste Grüsse
Murxus

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Beitrag von tournois » Mi 05.11.03 15:43

Hallo @murxus!
Herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Forum und viel Spaß beim Lesen, Nachdenken, Mitteilen, Fachsimpeln..............
Wie bist Du auf uns gestossen??

P.S.: Leider funktioniert der Link nicht! :(
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Beitrag von Wolle » Mi 05.11.03 16:17

tournois hat geschrieben:Hallo @murxus!
Herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Forum und viel Spaß beim Lesen, Nachdenken, Mitteilen, Fachsimpeln..............
Wie bist Du auf uns gestossen??

P.S.: Leider funktioniert der Link nicht! :(
Probier´s mal hiermit:

http://www.aurificina.treverica.de/de/r ... index.html
Schöne Grüße
Wolle

Meine Tauschlisten, immer aktuell:
[url=http://www.numismatikforum.de/ftopic4528.html]DM/Euro Liste[/url] - [url=http://www.numismatikforum.de/ftopic8208.html#69002]Goldeuros gesucht[/url]

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Beitrag von tournois » Mi 05.11.03 16:22

Tzzz, was so ein kleines l ausmachen kann............ :oops:
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