Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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stilgard
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von stilgard » Di 24.01.17 16:45

ah, sehr interessant, wieder was gelernt, Vielen Dank. Gibt es die sogenannten Prägestrahlen auch bei Bronzemünzen oder nur bei Gold und Silbermünzen? Bei Fälschungen gibt es sowas nicht, oder?

Alex

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Numis-Student » Di 24.01.17 17:11

Gibt es zumindest bei schlechteren Güssen nicht.
Perfekte Güsse (Spritzguss im Vakuum etc) kann angeblich auch solche Details wiedergeben.
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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tilos
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von tilos » Mi 25.01.17 01:36

Bei "guten" hochpräzisen Fälschungen werden sämtliche Details, incl. der Fließlinien, so exakt wiedergegeben, dass man diese oft nicht einmal unter der Lupe von den Original-Prägungen unterscheiden kann. Leider :(

stilgard
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von stilgard » Mi 25.01.17 09:49

gibt es solch hochwertige Fälschungen auch bei häufigen und günstigen Münzen, oder eher im hochpreisigen Segment?
Würde man im direkten Vergleich Kopie und Original trotzdem einen Unterschied erkennen?

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von tilos » Mi 25.01.17 11:00

Das größte Problem stellen heutzutage Replikationsmethoden im Bereich der "transfer dies" dar, wo z.B. durch "rapid prototyping" neue Stempel von echten antiken Münzvorlagen, die zur Datengewinnung hochauflösend 3D-gescannt wurden, hergestellt werden. Hier ist mittlerweile eine Detailauflösung bis zu 10 Nanometer möglich. Da diese "übertragenen Stempel" auch noch - vor ihrer Materialisierung - digital bearbeitet werden können, hat hier der begnadete Fälscher schon gute Möglichkeiten, dass seine Machwerke nahezu perfekt aussehen. Am häufigsten fliegen diese Fälschungen auf, wenn mehrere Exemplare mit einunddenselben individuellen Merkmalen eines Abschlages auftauchen, wie z.B. identische Dezentierungen, identische Prägeschwächen oder Beschädigungen der Münzoberflächen. Hier stellt sich dann die Frage, ob eventuell die Originalmünze zu indentifizieren ist, von der der Stempel abgenommen wurde. Also eine extrem komplizierte Problemlage.

Je höher die Wertschöpfung, umso höher natürlich auch der Aufwand bzw. die Präzision, mit der die Fälscher vorgehen. Um dem Risiko metallurgischer Analysen zu entgehen, werden "oft" vergleichsweise minderwertige antike Goldmünzen überprägt bzw. wird bei der Herstellung von Schrötlingen antikes Gold verwendet.
Es gibt mittlerweile sogar überprägte alt patinierte Bronzemünzen...

Schau Die mal unsere Fälschungsthreads bei den Römern und Griechen an. Im FORVM ANCIENT COINS gibt es auch umfangreiche Fake Reports - da könntest Du Dich bei Interesse anmelden. Ein internationale Spezialist für Münzfälschungen sei in diesem Zusammenhang namentlich genannt: Dr. Ilya Prokokov. Da musst Du mal im Internet recherchieren, wo zahleiche einschlägige Publikationen kostenfrei oder für kleines Geld zugänglich sind (zumeist in Englisch, teilweise in Bulgarisch).

Es gibt ganze Serien an Fälschungen von preiswerten Spätrömern, die im Handel kursieren. Hier sind viele zugehörige Stempel publiziert und somit bekannt, so dass meist nur unerfahrene Sammler darauf hereinfallen - was schlimm genug ist. Oft werden diese Fälschungen sogenannten Schrottlots beigemischt, um diese höherwertiger erscheinen zu lassen.

Gruß
Tilos

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Numis-Student » Mi 25.01.17 11:44

Was man aber immer noch sagen muss: es ist nicht jede zweite Münze falsch... Die überwiegende Mehrheit ist echt !

Und man sollte sich nicht in Panik versetzen lassen. Lernen, im Zweifel hier nachfragen... Lehrgeld zahlt jeder, aber man sollte nur darauf achten, dass es nicht zu viel wird ;-)

MR
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von stilgard » Do 26.01.17 15:03

Vielen Dank für Eure ausführliche Erklärung, auf jeden Fall lasse ich als Anfänger jede Münze hier begutachten bevor ich sie kaufe :-)

Gruß
Alex

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Retroriese » Di 28.02.17 18:58

Ich frage mich, wieso für diese Julia Mamaea bereits über 100 EUR geboten wird. Habe ich etwas übersehen?

http://www.ebay.de/itm/232246774153?_tr ... EBIDX%3AIT

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Zwerg » Di 28.02.17 20:46

Habe ich etwas übersehen
Ja - die Qualität

Viel besser geht es nun einmal nicht.
Und der Stil ist auch nicht schlecht
Grüße
Zwerg
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Retroriese » Di 28.02.17 21:10

Danke für die Hilfe. Ich habe mich nur gewundert, da vergleichbare Qualitäten in vergangenen Mamaea-Auktionen um die 30-60 EUR lag. Ein 100% Aufpreis brachte mich zum Stutzen, auch wenn der ein oder andere Faktor noch dazukommt...
Zwerg hat geschrieben:Und der Stil ist auch nicht schlecht
Mir fällt es als Anfänger schwer, den Stil einer Münze einzuschätzen. Gibt es denn eine Möglichkeit, mich diesbezüglich weiterzubilden um einen objektiven Blick an den Tag zu legen? Ich weiss nämlich nicht ganz recht, welche Anhaltspunkte ich hierfür habe. Oft läuft es darauf hinaus, dass ich mehr den Erhaltungsgrad als den Stil einer Münze beurteile... sicherlich gibt es auch gut erhaltene Münzen mit schlechtem Stil.

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Zwerg » Di 28.02.17 21:43

Der berühmt-berüchtigte Stil!

Du hast recht - Erhaltung hat mit Stil nichts zu tun.
Und Stil erkennt man nur durch immerwährendes "Sehen".
Eine Anleitung durch ein archäologisches oder kunsthistorisches Studium kann nicht schaden.
Dies ist für einen Sammler am Anfang natürlich unmöglich - aber Fragen hilft.

Du schreibst, daß vergleichbare Qualitäten bei ca. 30-60 Euro gelagen hätten.
Dann kopiere diese Münzen, lege die Fotos nebeneinander, vergleiche mit der Münze von Lanz und nimm Dir mindestens 30 Minuten Zeit.
Und dies bitte jedesmal in einem ähnlichen Zusammenhang.
Ich mach das auch heute noch regelmäßig bei Zweifelsfällen - nach und während einem recht langen Numismatikerleben

Grüße
Zwerg
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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von justus » Mi 01.03.17 12:47

Zwerg hat geschrieben:Dann kopiere diese Münzen, lege die Fotos nebeneinander, vergleiche mit der Münze von Lanz und nimm Dir mindestens 30 Minuten Zeit.
Und dies bitte jedesmal in einem ähnlichen Zusammenhang.
Bei 48 Münzen, die dich interessieren macht das dann 1 ganzen Tag. Am besten du nimmst dir dann Urlaub, wenn du dir Münzen kaufen willst. :lol:

Nein, Spaß beiseite. Zwerg hat natürlich recht, wenn er zu Vergleichen mit anderen Stücken dieses Münztypus rät. Ich nutze dazu meistens http://www.coinarchives.com/a/ oder https://www.sixbid.com/index.html oder https://www.vcoins.com/de/coins/ancient-2.aspx etc. Dies hat den Vorteil, dass man dort auch Preise vergleichen kann. Wenn du auf Preisvergleiche keinen Wert legst, kannst du auch bei acsearch.com reinschauen.
mit freundlichem Gruß

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 01.03.17 20:41

Oder acsearch Premium kaufen.

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von justus » Mi 01.03.17 21:47

Homer J. Simpson hat geschrieben:Oder acsearch Premium kaufen.

Homer
Für 85,00 EUR pro Jahr ??? Nööööööö ... :mrgreen:
mit freundlichem Gruß

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Re: Einschätzung von Ebay- und ähnlichen Angeboten

Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 01.03.17 22:36

Coinarchives kostet 600 und ein paar zerquetschte. Und ich will relativ oft, wenn ich mir anschaue, was es so zum Ersteigern gibt, wissen, für was ähnliche Stücke so weggehen. Ist es mir wert. Also acsearch, nicht Coinarchives.
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