Römische Münzen aus Alexandria
Moderator: Homer J. Simpson
- Attacke
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wie peinlich: da hab ich zwei amphoren für ägyptische würdenträger gehalten ...
ob da der herr der ringe, wo allenthalben typen auf adlern unterwegs sind, insgeheim mitgespielt hat?
@secundus @chinamul
bin hocherfreut über jede bemühung, das niveau hier auch sprachlich in schwindelnde höhen zu heben!
ob da der herr der ringe, wo allenthalben typen auf adlern unterwegs sind, insgeheim mitgespielt hat?
@secundus @chinamul
bin hocherfreut über jede bemühung, das niveau hier auch sprachlich in schwindelnde höhen zu heben!
Es lebe die Republik! Tod Caesar! Kampf Marc Anton! Cicero!
- chinamul
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Es ist nun schon ein gutes Jahr her, daß sich zum letzten Mal jemand in diesem Thread zu Wort gemeldet hat, und da will ich diesem faszinierenden Sammelgebiet mal wieder einen Beitrag widmen.
Es gab mal eine Zeit (so etwa bis vor 20 Jahren), da waren die Alexandriner noch recht günstig zu erwerben. Heute jedoch sind sie außerordentlich gefragt, wie man deutlich an den bei eBay erzielten Preisen ablesen kann. Das mag nicht zuletzt daran liegen, daß inzwischen doch etliche neue Sammler dadurch auf den Geschmack gekommen sind, daß einige sehr anspruchsvolle deutsche Nachschlagewerke zu diesem Thema erschienen sind (u. a. Geißen/Weiser zur Slg. Köln und Förschner zur Slg. Frankf./M). Das Gebiet hat also Konjunktur!
FAUSTINA FILIA (Marci Aurelii; gest. 175)
AE Drachme Alexandria 150/151 (Jahr 14 des Ant. Pius)
Av.: ΦΑΥΣΤΙΝΑ ΣΕΒ ΣΕΒ ΕΥΣΕΒ
Drapierte Büste rechts
Rv.: Geflügelter weiblicher Greif nach rechts sitzend; linke Vorderpranke auf Rad gelegt
Links und rechts im Feld: LI - Δ (= Jahr 14)
Geißen 1957; Milne 2123 - 22,02 g
Gruß
chinamul
Es gab mal eine Zeit (so etwa bis vor 20 Jahren), da waren die Alexandriner noch recht günstig zu erwerben. Heute jedoch sind sie außerordentlich gefragt, wie man deutlich an den bei eBay erzielten Preisen ablesen kann. Das mag nicht zuletzt daran liegen, daß inzwischen doch etliche neue Sammler dadurch auf den Geschmack gekommen sind, daß einige sehr anspruchsvolle deutsche Nachschlagewerke zu diesem Thema erschienen sind (u. a. Geißen/Weiser zur Slg. Köln und Förschner zur Slg. Frankf./M). Das Gebiet hat also Konjunktur!
FAUSTINA FILIA (Marci Aurelii; gest. 175)
AE Drachme Alexandria 150/151 (Jahr 14 des Ant. Pius)
Av.: ΦΑΥΣΤΙΝΑ ΣΕΒ ΣΕΒ ΕΥΣΕΒ
Drapierte Büste rechts
Rv.: Geflügelter weiblicher Greif nach rechts sitzend; linke Vorderpranke auf Rad gelegt
Links und rechts im Feld: LI - Δ (= Jahr 14)
Geißen 1957; Milne 2123 - 22,02 g
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- chinamul
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Diese Münze dürfte eine der am häufigsten angebotenen Tetradrachmen des Nero sein. Sie zeigt die Personifikation der Stadt Alexandria mit der für afrikanische Personifikationen typischen Kopfbedeckung aus einem Elefantenskalp mitsamt Stoßzähnen. Ein solches Exemplar kann man mit etwas Geduld und Glück auch heute noch für 60 bis 80 Euro bekommen.
NERO 54 - 68
BI Tetradrachme Alexandria 65/66 (Jahr 12)
Av.: NEPΩ KΛAY KAI ΣEB ΓEP - Büste rechts mit Strahlenkrone und Aegis (hier allerdings nicht zu erkennen)
Rv.: AYTOKPA - Drapierte Büste der Alexandria rechts mit Elefantenskalp
Rechts im Feld: L IB (= Jahr 12)
Geißen 173 - 13,50 g
Interessant: Die Münzen Neros mit griechischer Inschrift zeigen, daß der Name des Kaisers heutzutage allgemein falsch ausgesprochen wird. Das e in seinem Namen ist nämlich ein Epsilon (E) und kein Eta (H), muß also ein kurzes e (wie "Nerro") sein.
Gruß
chinamul
NERO 54 - 68
BI Tetradrachme Alexandria 65/66 (Jahr 12)
Av.: NEPΩ KΛAY KAI ΣEB ΓEP - Büste rechts mit Strahlenkrone und Aegis (hier allerdings nicht zu erkennen)
Rv.: AYTOKPA - Drapierte Büste der Alexandria rechts mit Elefantenskalp
Rechts im Feld: L IB (= Jahr 12)
Geißen 173 - 13,50 g
Interessant: Die Münzen Neros mit griechischer Inschrift zeigen, daß der Name des Kaisers heutzutage allgemein falsch ausgesprochen wird. Das e in seinem Namen ist nämlich ein Epsilon (E) und kein Eta (H), muß also ein kurzes e (wie "Nerro") sein.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- chinamul
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Messalina, die Gattin des Claudius
Sie wurde um 25 als Tochter des M. Valerius Messala Barbatus und der Domitia Lepida geboren und bereits im Alter von etwa 15 Jahren mit dem um 30 Jahre älteren Claudius als dessen dritte Frau verheiratet. Mit ihm hatte sie zwei Kinder, die 41 geborene Octavia und den 42 geborenen Britannicus.
An der Seite ihres wenig vitalen und stets ein wenig kränklichen Mannes führte sie völlig ungeniert ein zügelloses Leben, das sie in alle Niederungen des Lasters führte. So war sie auch für den Tod etlicher ihr mißliebiger Zeitgenossen verantwortlich, und es heißt, daß Claudius sein Leben nur dem Freigelassenen Narcissus verdankte, der ihn über die konspirative Allianz Messalinas mit ihrem Liebhaber C. Silius unterrichtete. Beide wurden daraufhin im Jahre 48 hingerichtet, und über Messalina wurde die damnatio memoriae verhängt.
Die folgende Tetradrachme des Claudius zeigt auf dem Rv. die Darstellung der Messalina mit ihren beiden Kindern Octavia und Britannicus. Bemerkenswert ist dabei, daß, obwohl ihr nie der Titel einer Augusta verliehen worden war, sie hier mit Sebaste tituliert wird, der griechischen Entsprechung von Augusta.
CLAUDIUS I 41 - 54
BI Tetradrachme Alexandria 43/44 (Jahr 4)
Av.: ΤΙ ΚΛΑYΔΙ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡΜΑΝΙ ΑΥΤΟΚΡ - Belorbeerter Kopf rechts
Rechts im Feld: LΔ (= Jahr 4)
Rv.: ΜΕΣΣΑΛΙΝΑ ΚΑΙΣ ΣΕΒΑΣ - Messalina nach links stehend mit zwei Kleinkindern (ihre Kinder Octavia und Britannicus) auf der ausgestreckten Rechten und Kornähren sowie Gewandbausch in der Linken, deren Ellbogen sie auf Säule stützt
Geißen 81; Dattari 125; Milne 125 (13,35 g)
Gruß
chinamul
Sie wurde um 25 als Tochter des M. Valerius Messala Barbatus und der Domitia Lepida geboren und bereits im Alter von etwa 15 Jahren mit dem um 30 Jahre älteren Claudius als dessen dritte Frau verheiratet. Mit ihm hatte sie zwei Kinder, die 41 geborene Octavia und den 42 geborenen Britannicus.
An der Seite ihres wenig vitalen und stets ein wenig kränklichen Mannes führte sie völlig ungeniert ein zügelloses Leben, das sie in alle Niederungen des Lasters führte. So war sie auch für den Tod etlicher ihr mißliebiger Zeitgenossen verantwortlich, und es heißt, daß Claudius sein Leben nur dem Freigelassenen Narcissus verdankte, der ihn über die konspirative Allianz Messalinas mit ihrem Liebhaber C. Silius unterrichtete. Beide wurden daraufhin im Jahre 48 hingerichtet, und über Messalina wurde die damnatio memoriae verhängt.
Die folgende Tetradrachme des Claudius zeigt auf dem Rv. die Darstellung der Messalina mit ihren beiden Kindern Octavia und Britannicus. Bemerkenswert ist dabei, daß, obwohl ihr nie der Titel einer Augusta verliehen worden war, sie hier mit Sebaste tituliert wird, der griechischen Entsprechung von Augusta.
CLAUDIUS I 41 - 54
BI Tetradrachme Alexandria 43/44 (Jahr 4)
Av.: ΤΙ ΚΛΑYΔΙ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡΜΑΝΙ ΑΥΤΟΚΡ - Belorbeerter Kopf rechts
Rechts im Feld: LΔ (= Jahr 4)
Rv.: ΜΕΣΣΑΛΙΝΑ ΚΑΙΣ ΣΕΒΑΣ - Messalina nach links stehend mit zwei Kleinkindern (ihre Kinder Octavia und Britannicus) auf der ausgestreckten Rechten und Kornähren sowie Gewandbausch in der Linken, deren Ellbogen sie auf Säule stützt
Geißen 81; Dattari 125; Milne 125 (13,35 g)
Gruß
chinamul
Zuletzt geändert von chinamul am Fr 05.08.05 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- Pscipio
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Herzlichen Dank für diese informativen Posts! Ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige interessierte Leser bin, wenngleich ich leider aufgrund meiner sehr bescheidenen Kenntnisse der alexandrinischen Münzprägung keine informativen Beiträge leisten kann. Vermutlich geht es mir da wie vielen anderen, weshalb chinamul hier leider den Alleinunterhalter spielen muss. Ich hoffe, dir verleidet es trotzdem nicht, denn ich finde den Thread hochinteressant!
Gruss, Pscipio
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- klausklage
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Ich finde den Beitrag von chinamul sehr interessant und hoffe auf noch viele weitere Beispiele.
Mir ist übrigens mal aufgefallen, dass auf alexandrinischen Rückseiten sehr oft Dikaiosyne dargestellt ist, obwohl sie in anderen Provinzen gar nicht so verbreitet ist, auch auf Reichsrömern ist Justitia als Motiv ja nicht gerade oft anzutreffen. Weiß jemand zufällig, womit das zusammenhängt?
Mir ist übrigens mal aufgefallen, dass auf alexandrinischen Rückseiten sehr oft Dikaiosyne dargestellt ist, obwohl sie in anderen Provinzen gar nicht so verbreitet ist, auch auf Reichsrömern ist Justitia als Motiv ja nicht gerade oft anzutreffen. Weiß jemand zufällig, womit das zusammenhängt?
squid pro quo
- chinamul
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Hallo klausklage!
Weitere Beiträge zu den Alexandrinern sind in Arbeit! Ich bitte jedoch um ein wenig Geduld, weil der nächste ein etwas dickerer Brocken ist.
Was nun die Dikaiosyne betrifft, so glaube ich nicht, daß sie unbedingt mit der Justitia gleichzusetzen ist. Sie entspricht wohl eher der Aequitas, und die kommt ja auch bei den Reichsrömern sehr häufig vor, während die Justitia dort tatsächlich recht selten ist. In meiner Sammlung habe ich, wenn ich nicht irre, nur ein einziges Stück, auf dem sie ausdrücklich genannt ist (Denar des Caracalla, gepr. 198 in Laodicea , RIC 335).
Gruß
chinamul
Weitere Beiträge zu den Alexandrinern sind in Arbeit! Ich bitte jedoch um ein wenig Geduld, weil der nächste ein etwas dickerer Brocken ist.
Was nun die Dikaiosyne betrifft, so glaube ich nicht, daß sie unbedingt mit der Justitia gleichzusetzen ist. Sie entspricht wohl eher der Aequitas, und die kommt ja auch bei den Reichsrömern sehr häufig vor, während die Justitia dort tatsächlich recht selten ist. In meiner Sammlung habe ich, wenn ich nicht irre, nur ein einziges Stück, auf dem sie ausdrücklich genannt ist (Denar des Caracalla, gepr. 198 in Laodicea , RIC 335).
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- chinamul
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Frauen um Nero auf alexandrinischen Tetradrachmen
Es waren insgesamt vier Frauen, die Nero im Laufe seines Lebens zumindest offiziell nahestanden.
Da war zunächst einmal seine Mutter Julia Agrippina Minor, Tochter des Germanicus und der Vipsania Agrippina Maior und damit Schwester Caligulas. Sie war zunächst verheiratet mit Cn. Domitius Ahenobarbus und hatte mit ihm zusammen einen Sohn, L. Domitius Ahenobarbus, den späteren Kaiser Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus. Danach heiratete sie erst den C. Passienus Crispus und schließlich Claudius, der sie zur Augusta machte. Nach und nach nahm sie dem kränkelnden Claudius viele Regierungsgeschäfte ab und gewann so immer mehr Macht über ihn. Schließlich brachte sie Claudius sogar dazu, ihren Sohn anstelle seines eigenen, des Britannicus, zum Nachfolger zu bestimmen. Daß sie daraufhin den Claudius vergiftete, kann vermutet werden, ist aber wohl nicht bewiesen.
Schon früh weihte sie – wenn man entsprechenden Berichten glauben darf - ihren Sohn unter Einsatz ihrer ganzen Person (!) in das ein, was der Brite sehr diskret als „the facts of life“ umschreibt.
Bereits als Zwölfjähriger wurde Nero aus dynastischen Gründen mit Octavia verlobt, der Tochter des Claudius und der Messalina (s. voriges Posting!), und heiratet sie vier Jahre später. Mit 17 Jahren wurde er Kaiser, worauf seine Mutter zielstrebig lange hingearbeitet hatte. Da sie aber ihren Sohn auch als Kaiser ständig bevormundete und weiterhin ihren alten Einfluß auf die Regierung des Reiches auszuüben versuchte, entwickelte sich bald eine tiefe Feindschaft zwischen Nero und Agrippina, und er ließ sie schließlich im Jahr 59 töten. Das gleiche Schicksal ereilte Britannicus, der ihm als leiblicher Nachkomme des Claudius immer noch gefährlich werden konnte.
Im Jahr 62 wurde Octavia aus Rom verbannt, und Nero heiratete sofort darauf Poppaea Sabina, die bis dahin die Gattin des späteren Kaisers M. Salvius Otho gewesen war. Sie hatte schon durch eine Intrige für die Verbannung der Octavia gesorgt und stiftete dann auch noch deren Ermordung im Exil an.
Ein Jahr später gebar Poppaea eine Tochter, die aber noch als Säugling starb. Nero, der außer sich vor Freude gewesen war, verfiel in tiefe Niedergeschlagenheit, die er mit den wildesten Ausschweifungen zu betäuben versuchte. Weitere zwei Jahre später wurde Poppaea zu Neros großer Begeisterung noch einmal schwanger. Als er aber betrunken von einem seiner Gelage nach Hause kam und von Poppaea mit Vorwürfen empfangen wurde, trat er ihr wutentbrannt in den Bauch und tötete so Frau und Kind.
Im Jahr 66 heiratete er Statilia Messalina (nicht zu verwechseln mit der Gattin des Claudius!), die ihn auf seiner Griechenlandreise begleitete (s. hierzu die beiden folgenden Links!), von der es aber keine Münzbildnisse zu geben scheint.
http://www.numismatikforum.de/ftopic6481.html
http://www.numismatikforum.de/ftopic6482.html#56709
NERO 54 - 68
BI Tetradrachme Alexandria 56/57 (Jahr 3)
Av.: ΝΕΡ ΚΛΑΥ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡ ΑΥΤΟ - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: ΑΓΡΙΠΠΙΝΑ ΣΕΒΑΣΤΗ - Drapierte Büste derAgrippina Minor rechts
Rechts unten im Feld: L Γ (= Jahr 3)
Geißen 114f.; Milne 131f.; BMC 116; Datt. 186 (11,13 g)
BI Tetradrachme Alexandria 56/57 (Jahr 3)
Av.: ΝΕΡ ΚΛΑΥ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡ ΑΥΤΟ - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: ΟΚΤΑΥΙΑ ΣΕΒΑΣΤΟΥ* - Drapierte Büste der Octavia rechts
Rechts im Feld: L Γ (= Jahr 3)
Geißen 124; Milne 133; Datt. 190; BMC 119/120 (12,17 g)
*Während Agrippina und Poppaea Augustae waren und dementsprechend auf den Münzen als ΣΕΒΑΣΤΗ tituliert wurden, blieb der von Nero und besonders dessen Mutter Agrippina ungeliebten Octavia diese Auszeichnung versagt. Das ΣΕΒΑΣΤΟΥ auf ihrer Münzseite ist Genitiv Maskulinum, so daß ihre Legende zu übersetzen wäre mit „die Octavia des Augustus“.
BI Tetradrachme Alexandria 63/64 (Jahr 10)
Av.: ΝΕΡΩ ΚΛΑΥ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡ ΑΥ - Kopf rechts mit Strahlenkrone
Rv.: ΠΟΠΠΑΙΑ ΣΕΒΑΣΤΗ - Drapierte Büste der Poppaea rechts
Rechts im Feld: L I (= Jahr 10)
Geißen 157; Datt. 196 (13,52 g)
Gruß
chinamul
Es waren insgesamt vier Frauen, die Nero im Laufe seines Lebens zumindest offiziell nahestanden.
Da war zunächst einmal seine Mutter Julia Agrippina Minor, Tochter des Germanicus und der Vipsania Agrippina Maior und damit Schwester Caligulas. Sie war zunächst verheiratet mit Cn. Domitius Ahenobarbus und hatte mit ihm zusammen einen Sohn, L. Domitius Ahenobarbus, den späteren Kaiser Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus. Danach heiratete sie erst den C. Passienus Crispus und schließlich Claudius, der sie zur Augusta machte. Nach und nach nahm sie dem kränkelnden Claudius viele Regierungsgeschäfte ab und gewann so immer mehr Macht über ihn. Schließlich brachte sie Claudius sogar dazu, ihren Sohn anstelle seines eigenen, des Britannicus, zum Nachfolger zu bestimmen. Daß sie daraufhin den Claudius vergiftete, kann vermutet werden, ist aber wohl nicht bewiesen.
Schon früh weihte sie – wenn man entsprechenden Berichten glauben darf - ihren Sohn unter Einsatz ihrer ganzen Person (!) in das ein, was der Brite sehr diskret als „the facts of life“ umschreibt.
Bereits als Zwölfjähriger wurde Nero aus dynastischen Gründen mit Octavia verlobt, der Tochter des Claudius und der Messalina (s. voriges Posting!), und heiratet sie vier Jahre später. Mit 17 Jahren wurde er Kaiser, worauf seine Mutter zielstrebig lange hingearbeitet hatte. Da sie aber ihren Sohn auch als Kaiser ständig bevormundete und weiterhin ihren alten Einfluß auf die Regierung des Reiches auszuüben versuchte, entwickelte sich bald eine tiefe Feindschaft zwischen Nero und Agrippina, und er ließ sie schließlich im Jahr 59 töten. Das gleiche Schicksal ereilte Britannicus, der ihm als leiblicher Nachkomme des Claudius immer noch gefährlich werden konnte.
Im Jahr 62 wurde Octavia aus Rom verbannt, und Nero heiratete sofort darauf Poppaea Sabina, die bis dahin die Gattin des späteren Kaisers M. Salvius Otho gewesen war. Sie hatte schon durch eine Intrige für die Verbannung der Octavia gesorgt und stiftete dann auch noch deren Ermordung im Exil an.
Ein Jahr später gebar Poppaea eine Tochter, die aber noch als Säugling starb. Nero, der außer sich vor Freude gewesen war, verfiel in tiefe Niedergeschlagenheit, die er mit den wildesten Ausschweifungen zu betäuben versuchte. Weitere zwei Jahre später wurde Poppaea zu Neros großer Begeisterung noch einmal schwanger. Als er aber betrunken von einem seiner Gelage nach Hause kam und von Poppaea mit Vorwürfen empfangen wurde, trat er ihr wutentbrannt in den Bauch und tötete so Frau und Kind.
Im Jahr 66 heiratete er Statilia Messalina (nicht zu verwechseln mit der Gattin des Claudius!), die ihn auf seiner Griechenlandreise begleitete (s. hierzu die beiden folgenden Links!), von der es aber keine Münzbildnisse zu geben scheint.
http://www.numismatikforum.de/ftopic6481.html
http://www.numismatikforum.de/ftopic6482.html#56709
NERO 54 - 68
BI Tetradrachme Alexandria 56/57 (Jahr 3)
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Rv.: ΑΓΡΙΠΠΙΝΑ ΣΕΒΑΣΤΗ - Drapierte Büste derAgrippina Minor rechts
Rechts unten im Feld: L Γ (= Jahr 3)
Geißen 114f.; Milne 131f.; BMC 116; Datt. 186 (11,13 g)
BI Tetradrachme Alexandria 56/57 (Jahr 3)
Av.: ΝΕΡ ΚΛΑΥ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡ ΑΥΤΟ - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: ΟΚΤΑΥΙΑ ΣΕΒΑΣΤΟΥ* - Drapierte Büste der Octavia rechts
Rechts im Feld: L Γ (= Jahr 3)
Geißen 124; Milne 133; Datt. 190; BMC 119/120 (12,17 g)
*Während Agrippina und Poppaea Augustae waren und dementsprechend auf den Münzen als ΣΕΒΑΣΤΗ tituliert wurden, blieb der von Nero und besonders dessen Mutter Agrippina ungeliebten Octavia diese Auszeichnung versagt. Das ΣΕΒΑΣΤΟΥ auf ihrer Münzseite ist Genitiv Maskulinum, so daß ihre Legende zu übersetzen wäre mit „die Octavia des Augustus“.
BI Tetradrachme Alexandria 63/64 (Jahr 10)
Av.: ΝΕΡΩ ΚΛΑΥ ΚΑΙΣ ΣΕΒ ΓΕΡ ΑΥ - Kopf rechts mit Strahlenkrone
Rv.: ΠΟΠΠΑΙΑ ΣΕΒΑΣΤΗ - Drapierte Büste der Poppaea rechts
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Gruß
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- chinamul
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@Peter43 und Pscipio
Laßt gut sein! Ich weiß ja, daß sich das Gros der Romsammler bei den Alexandrinern ein wenig schwer tut. Daher betrachte ich meine Bemühungen als eine Art Mission, zumindest das Wissen über dieses Sammelgebiet allmählich unter die Leute zu bringen, wenn auch wohl nicht allzuviele diese Münzen schließlich auch sammeln werden.
Gruß
chinamul
Laßt gut sein! Ich weiß ja, daß sich das Gros der Romsammler bei den Alexandrinern ein wenig schwer tut. Daher betrachte ich meine Bemühungen als eine Art Mission, zumindest das Wissen über dieses Sammelgebiet allmählich unter die Leute zu bringen, wenn auch wohl nicht allzuviele diese Münzen schließlich auch sammeln werden.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
- antoninus1
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@chinamul,
ich will mich mal outen (wie man auf neudeutsch sagt), ich sammle auch Alexandriner. Zu Beginn hatte ich gehofft, dass ich da interessante Stücke günstiger als bei den Reichsrömern erwerben kann.
Aber leider werde ich bei den Auktionen dauernd eines Besseren belehrt
Dieses Gebiet sammlen wohl nicht so viele, aber die wissen natürlich, wie reizvoll es ist und zahlen dementsprechende Preise für interessante Stücke.
Die Ergebnisse für z.B. Drachmen der Herakles-Serie frustrieren mich immer wieder. Da zahlen wohl vor allem die Amerikaner horrende Preise
ich will mich mal outen (wie man auf neudeutsch sagt), ich sammle auch Alexandriner. Zu Beginn hatte ich gehofft, dass ich da interessante Stücke günstiger als bei den Reichsrömern erwerben kann.
Aber leider werde ich bei den Auktionen dauernd eines Besseren belehrt
Dieses Gebiet sammlen wohl nicht so viele, aber die wissen natürlich, wie reizvoll es ist und zahlen dementsprechende Preise für interessante Stücke.
Die Ergebnisse für z.B. Drachmen der Herakles-Serie frustrieren mich immer wieder. Da zahlen wohl vor allem die Amerikaner horrende Preise
Gruß,
antoninus1
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- chinamul
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@antoninus1
Freut mich, einen Gleichgesinnten kennenzulernen. Vielleicht können wir ja mal was tauschen.
Für heute hier mal zwei hübsche Stücke des Gallienus mit Sonne und Mond, die Dir hoffentlich gefallen.
GALLIENUS 253 – 268
BI Tetradrachme Alexandria 266/267 (Jahr 14)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte und geharnischte Büste rechts
Rv.: Büste des Helios rechts mit Strahlenkrone und Chlamys; vor seinem Gesicht Palmzweig
Links und rechts im Feld: L - I Δ (= Jahr 14)
Geißen 2936; Milne 4124; Datt. 5239; BMC 2158 (8,76 g)
BI Tetradrachme Alexandria 267/268 (Jahr 15)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte und geharnischte Büste rechts
Rv.: Drapierte Büste der Selene rechts; rechts vor ihrem Gesicht parallel zum Münzrand lange Mondsichel, ganz außen Palmzweig
Links im Feld: LIE (= Jahr 15)
Geißen - ; SNG Cop. 796; BMC 2162; Slg. Frankf. 1098 (10,28 g)
Gruß
chinamul
Freut mich, einen Gleichgesinnten kennenzulernen. Vielleicht können wir ja mal was tauschen.
Für heute hier mal zwei hübsche Stücke des Gallienus mit Sonne und Mond, die Dir hoffentlich gefallen.
GALLIENUS 253 – 268
BI Tetradrachme Alexandria 266/267 (Jahr 14)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte und geharnischte Büste rechts
Rv.: Büste des Helios rechts mit Strahlenkrone und Chlamys; vor seinem Gesicht Palmzweig
Links und rechts im Feld: L - I Δ (= Jahr 14)
Geißen 2936; Milne 4124; Datt. 5239; BMC 2158 (8,76 g)
BI Tetradrachme Alexandria 267/268 (Jahr 15)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte und geharnischte Büste rechts
Rv.: Drapierte Büste der Selene rechts; rechts vor ihrem Gesicht parallel zum Münzrand lange Mondsichel, ganz außen Palmzweig
Links im Feld: LIE (= Jahr 15)
Geißen - ; SNG Cop. 796; BMC 2162; Slg. Frankf. 1098 (10,28 g)
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chinamul
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Interesssante Stücke, zumal die erste auch noch Top erhalten ist!
Bei der Zweiten steht auf der Revers links im Feld erst "I" und darunter "LE". Ist dies ein Unvermögen des Stempelschneiders oder normal?
Gruß Chippi
Bei der Zweiten steht auf der Revers links im Feld erst "I" und darunter "LE". Ist dies ein Unvermögen des Stempelschneiders oder normal?
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- chinamul
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Hallo Chippi!
Das kommt schon öfter mal vor, daß man die zusammengehörigen Datierungsbuchstaben erst einmal in die richtige Reihenfolge bringen muß. Ich habe sogar eine Tetradrachme, bei der die Datierung retrograd erscheint (s. Münze unten!). Aber jedermann in Alexandria (solange er kein Analphabet war) wußte, daß eine Datumsangabe mit L begann und dann mit den Zahlbuchstaben des griechischen Alphabets weiterging. Tauchte dann ein I (=10) auf, so gehörte es unmittelbar hinter das L, und erst dann folgten weitere Buchstaben, um die Zahlen zwischen 10 und 19 darzustellen. Falls es allgemein gewünscht wird, bin ich gern bereit, in diesem Thread die Datierungen alexandrinischer Münzen als Übersicht einzustellen.
GALLIENUS 253 – 268
BI Tetradrachme Alexandria 263/264 (Jahr 11)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts
Rv.: Tyche in Chiton und Peplos und mit Kalathos auf dem Kopf nach links stehend; in der Rechten auf den Boden gestelltes Steuerruder, in der Linken Füllhorn und Gewandbausch
Oben links im Feld spiegelverkehrt: L IA (= Jahr 11)
Geißen 2919; Datt. 5267; BMC 2200 (9,95 g)
Gruß
chinamul
Das kommt schon öfter mal vor, daß man die zusammengehörigen Datierungsbuchstaben erst einmal in die richtige Reihenfolge bringen muß. Ich habe sogar eine Tetradrachme, bei der die Datierung retrograd erscheint (s. Münze unten!). Aber jedermann in Alexandria (solange er kein Analphabet war) wußte, daß eine Datumsangabe mit L begann und dann mit den Zahlbuchstaben des griechischen Alphabets weiterging. Tauchte dann ein I (=10) auf, so gehörte es unmittelbar hinter das L, und erst dann folgten weitere Buchstaben, um die Zahlen zwischen 10 und 19 darzustellen. Falls es allgemein gewünscht wird, bin ich gern bereit, in diesem Thread die Datierungen alexandrinischer Münzen als Übersicht einzustellen.
GALLIENUS 253 – 268
BI Tetradrachme Alexandria 263/264 (Jahr 11)
Av.: ΑΥΤ Κ Π ΛΙΚ ΓΑΛΛΙΗΝΟΣ ΣΕΒ - Belorbeerte, geharnischte und drapierte Büste rechts
Rv.: Tyche in Chiton und Peplos und mit Kalathos auf dem Kopf nach links stehend; in der Rechten auf den Boden gestelltes Steuerruder, in der Linken Füllhorn und Gewandbausch
Oben links im Feld spiegelverkehrt: L IA (= Jahr 11)
Geißen 2919; Datt. 5267; BMC 2200 (9,95 g)
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
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