Vielen Dank an mimach für die Beiträge zu den Adlerflügeln!
Passend dazu wird hier ein Beispiel mit Datierung vorgestellt.
Der folgende Denar wurde von Gerhard F. Müller erstmals in money trend mt 10/82 S. 28-29 publiziert (1982). [1]
Grafschaft Lindow-Ruppin
Denar um 1400 (1398-1404) - nach Dannenberg
15 mm, 0,732 g
Bahrfeldt Bf. -, Dannenberg Da. 326
Vs.: Fürst mit Adlerflügeln
Rs.: um einen Stern drei Linden mit Wurzeln und jeweils drei gekappten Ästen und drei Blättern.
Siehe auch Da. 327 mit derselben Rs. u. Da. 328 mit ähnlicher Rs. (Kugel statt Stern)
G.F. Müller 1982 sah die Lindenbäume als "redendes Münzbild" der Grafen von Lindow-Ruppin
und vermutete eine Münzstätte in Alt Ruppin. [1]
Die Teile der Herrschaftsgebiete der den Arnsteiner Grafen entstammenden Linie der
Grafen von Lindow und Ruppin lagen weit auseinander.
Im 13. Jh. wurde die Grafschaft überwiegend politisch und wirtschaftlich vom südlichen Teil, von Lindow bei Zerbst, geleitet und regiert.
Ab der Mitte des 14. Jh. verschob sich die wirtschaftliche Macht in den nördlichen Teil der Herrschaft, in das Ruppiner Land.
Mittelpunkt der Grafschaft Lindow-Ruppin war die Burg Alt Ruppin.
Dannenberg wollte eine Mzst. in der Grafschaft Lindow-Ruppin nicht bestätigen, weil es keine urkundliche Erwähnung gibt:
"Nach Ansicht des Verfassers sollte man nicht völlig ausschließen,
daß einzelne Denartypen aus dem Fund II von Molchow in Ruppin
oder möglicherweise in einer anderen Münzstätte für den Markthandel in der
Herrschaft Ruppin geprägt worden sind, z.B. in den benachbarten Münzstätten
Perleberg, Kyritz und Friesack.
Leider ist über die Prägeorte der zahlreichen von Bahrfeldt beschriebenen
brandenburgischen Brakteaten- und Denartypen des 13. und 14. Jh. viel zu wenig
bekannt, und es wird empfohlen, im Rahmen der Heimatgeschichtsforschung
die Frage einer Münzprägung in der Früheren Herrschaft Ruppin
weiter zu bearbeiten. Dazu könnten vor allem auch weitere Münzfunde in diesem
Gebiet beitragen" [3]
Locke80 hat in der Nähe von Neuruppin ein weiteres Stück Molchow Nr.10 gefunden:
viewtopic.php?f=80&t=64681#p551760
Nun sind von 1½ Stücken der insgesamt 2½ Exemplare zwei Fundorte bekannt:
Molchow II (½ Exemplar) und "(Fundort nahe Neuruppin)" (1 Exemplar; 0,58 g).
Beide Fundorte liegen nur wenige km von Alt Ruppin, dem wirtschaftlichen und politischen Mittelpunkt der Grafschaft, entfernt.
Das lässt die Frage einer Prägung in der Burg Alt Ruppin in einem neuen Licht erscheinen.
Aus den beiden vollständigen Exemplaren ergibt sich ein Durchschnittsgewicht von 0,656 g.
Dannenberg hat für den Fund Molchow II für 5 Denartypen Durchschnittsgewichte zwischen 0,498 g und 0,534 g ermittelt.
Der hier vorgestellte Denar ist im Gewicht ein Ausrutscher nach oben.
Das Stück scheint auch aus besserem Silber zu sein als die anderen Münzen aus Fd. Molchow.
Vielleicht sollte dies Vertrauen erzeugen, ebenso wie die Darstellung des Fürsten
mit Flügeln als Beschützer und Behüter (siehe Beiträge von mimach oben).
Dazu passt ein urkundlich belegtes politisches Ereignis, die Erweiterung der politischen Befugnisse der Grafen von Lindow-Ruppin:
"1.9.1399
Markgraf Jost vertröstet die bran-
denburgischen Städte wegen der
»Landes Noth« auf seine Rückkehr.
Sein Landeshauptmann Lippold von
Bredow soll sie schützen und sich
diesbezüglich mit dem Herzog von
Pommern-Stettin und den Grafen
von Lindow-Ruppin verständigen." [2] S. 191, 192
Dannenberg legte diesen Denar in die Zeit um 1400.
Aufgrund der Lindenblätter als Attribute des Fürsten oder auf der Rs. sind weitere Denare
mögliche Prägungen der Grafen von Lindow-Ruppin, z.B.:
Da. 306 (Bf. 735) Fürst mit 2 Lindenbättern [2] S. 155
Da. 311 (Bf. 736) Rs. 4 Lindenblätter als Kreuz [2] S. 156
-
[1] Gerhard F. Müller "Bestand in Altruppin eine Münzstätte?" Moneytrend mt 10/82, S. 28, 29
[2] Hans-Dieter Dannenberg "Die brandenburgichen Denare des 13. und 14. Jahrhunderts"
NUMISMATISCHE GESELLSCHAFT ZU BERLIN 1997
[3] Hans-Dieter Dannenberg "Bemerkungen zum Denarfund von Molchow
Kreis Neuruppin (1947)
und zu mutmaßlichen Denarprägungen in der früheren Herrschaft Ruppin"
Numismatische Beiträge 2/87, Kulturbund der DDR, Berlin 1987
Beitrag #1000
Ergänzung:
In der Auktion
WAG ONLINE 141/691
ist ein weiteres vollständiges Exemplar mit 0,63 g aufgetaucht.
Damit ergibt sich ein neues Durchschnittsgewicht von 0,647 g für die drei vollständigen Exemplare,
das ist immer noch deutlich über den Durchschnittsgewichten der anderen Molchow-Typen.