Grossbronzen des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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antoninus1
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Beitrag von antoninus1 » Mi 10.08.05 08:30

Guten Morgen Gemeinde,

der Schafsbock über der Tyche soll wohl ihr Opfertier darstellen.
Es gibt aus der Region auch Darstellungen von Tempeln, in denen die Stadttyche abgebildet ist und darüber ein Schafsbock, der ihr in diesem Tempel geopfert wurde.
So hat´s mir ein Bekannter mal erklärt. Ich frage aber noch mal genauer nach.
Was aber der Kentaur dann zu bedeuten hat, kann ich mir noch nicht erklären. Hat vielleicht etwas mit dem Gründungsmythos der jeweiligen Städte zu tun.
Gruß,
antoninus1

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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Mi 10.08.05 14:14

hallo,
nach dem provinzprägungen doch mehr interesse zu scheinen finden als man glauben sollte, will ich hier noch die einer dame zeigen, die als reichsprägung sowieso so gut wie nie auftaucht.
es handelt sich um eine AE27 der plautilla, geprägt in nikopolis ad istrum.
leider kann ich die griechischen legenden nicht darstellen.
deshalb in lateinischen buchstaben.
ich bin mir nicht ganz sicher ob sie mit moushmov 1156 richtig bestimmt ist, denn meine rückseite ist eher diejenige, die moushmov unter der nummer 1079 für caracalla angibt.

av:FOUL PLAUTILLA SEB
drapierte büste nach rechts

rv:UPL AUR GALLOU NEIKOPLITWN PROS IS
schreitende viktoria nach links, hält kranz und palmwedel

grüsse
frank
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plautilla nikopolis.jpg

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Beitrag von chinamul » Mi 10.08.05 16:53

Hallo beachcomber!

Hier noch einmal ein griechischer Buchstabensatz, der auch im Forum funktioniert. Du brauchst die Serie aus diesem Posting nur in ein Worddokument zu übernehmen und kannst Dir dann durch Kopieren der Einzelzeichen Deinen griechischen Text offline zusammenbasteln und schließlich in Dein Posting kopieren. Das ist zwar etwas mühsam, aber es geht immerhin.

Γ Θ Δ Λ Ξ Ω Σ Ψ Υ Α Ε Η Τ Π Μ Ο Ρ Φ Β Ζ Ι Κ Ν Χ

Gruß

chinamul
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Beitrag von beachcomber » Mi 10.08.05 17:07

hallo chinamul,
super, vielen dank!(ich hoff' ich krieg's geregelt :))

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 10.08.05 22:58

Wieder weg von den Provinzialen, zurück zu den Reichsrömern... na ja, immerhin gallische Römer:

Postumus AE Dupondius, geprägt 260-269 n. Chr. in Lugdunum.
Av: IMP C M CASS LAT POSTVMVS P F AVG, drapierte und kürassierte Büste mit Strahlenkrone nach rechts.
Rev: VICTORIA AVG, Victoria schreitet nach links, hält Kranz rechts und Palmblatt links, Gefangener zu Füssen.
Ø 27-28 mm, 12.32 g
RIC 169

Gutes sehr schön. Aufgrund eines beidseitigen Schlages (keine Prägeschwäche!) zum Teil flach. Ein Porträt, an dem ich mich nicht satt sehen kann! Trotz des Schlages eines meiner absoluten Lieblingsstücke...

Gruss, Pscipio
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Postb.JPG
Postumus a porträtb.jpg
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Beitrag von beachcomber » Mi 10.08.05 23:57

hallo pscipio,
wirklich nett, dein postumus-porträt!
ob's allerdings wirklich ein offizielles gallisches ist - da wäre ich mir nicht so sicher. denn wenn ich mir die rückseite so anschaue - die sieht schon ziemlich barbarisiert aus.
grüsse
frank

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Beitrag von Pscipio » Do 11.08.05 06:56

Die schreitende Victoria sieht auf den Münzen des Gallischen Sonderreiches immer so stilisiert aus, siehe auch mein bereits gezeigter Doppelsesterz oder folgender Link: http://www.coinarchives.com/a/results.p ... d+Victoria

Mein Stück ist garantiert offiziell, der Stil ist hervorragend. Die stilisierte Victoria scheint eine "Modeerscheinung" gewesen zu sein und ist sicher nicht auf fehlenden Können eines Stempelschneiders zurück zu führen, der ein solches Meisterporträt geschaffen hat.

Gruss, Pscipio
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Beitrag von beachcomber » Do 11.08.05 12:13

hallo pscipio,
du hast natürlich recht, dass die darstellung der viktoria auf den münzen des postumus eine sehr stilisierte ist.
aber wenn du mal genau hinschaust, auf die münzen, die in deinem link aufgeführt sind, wirst du feststellen, dass viele dieser rückseitendarstellungen eleganter sind als deine.
im übrigen sehe ich bei den prägungen des gallischen sonderreichs überhaupt keinen widerspruch zwischen einem guten porträt und einer inoffiziellen prägung. denn erstens sind genaugenommen alle dieser prägungen inoffiziell, und zweitens gibt es viele beispiele wo barbarisierte porträtdarstellungen besser sind als offizielle.
sowieso geht bei den bronzen des postumus viel durcheinander, mal sehe ich bronzen mit strahlenkrone und 15g beschrieben als doppelsesterz, mal als sesterz und mal als dupondius!
als beispiel für ein gutes porträt (wie ich finde) auf einer inoffiziellen prägung, hänge ich mal das bild meines dupondius an. der ist ganz sicher nicht offiziell, da die rückseite mit dem hercules eine unentzifferbare truglegende hat.
im original ist die münze noch besser, aber irgenwie hab' ich das foto nicht anders hingekriegt.
grüsse
frank
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Beitrag von Pscipio » Do 11.08.05 12:23

Hallo Frank

Was die Nominale angeht, hast du natürlich Recht, dort scheint ein unentwirrbares Chaos an verschiedenen Gewichten zu herrschen, mal wird ein Stück als Dupondius, mal als Doppelsesterz etc. beschrieben, das eine wiegt 14 g, das andere 30 g, ein drittes 20 g und ein viertes 25 g (etc.). Ich stimme dir aber nicht bei, dass alle diese Prägungen inoffiziell sind*, denn man kann manchmal durchaus unterscheiden, ob eine Münze in einer offiziellen Prägestätte wie Lugdunum oder aber "barbarisiert" bzw. irregulär geprägt wurde. Ich bleibe dabei, dass mein obiges Stück garantiert aus einer offiziellen Prägestätte stammt, die Victoria ist absolut normal (ich sehe jedenfalls keinen Unterschied zu einem solchen Stück: http://imagedb.coinarchives.com/img/cng ... 691488.jpg ), die erkennbaren Teile der Legenden sind a.) lesbar und b.) von guten Stil und zuletzt ist das Porträt gewiss ein offizielles. Das Porträt auf deiner Münze ist auch hübsch, aber man kann doch erkennen, dass es möglicherweise eine irreguläre Prägung ist, selbst ohne die Rückseite anzuschauen.

Gruss, Pscipio

*du wirst diese Ansicht vielleicht deshalb vertreten, weil du alle Prägungen von Usurpatoren als inoffiziell anschaust. Hier würde ich dir aber auch nicht beistimmen, denn für mich ist eine Prägung erst dann nicht offiziell, wenn sie nicht aus einer offiziellen Prägestätte kommt (und selbst hier muss man noch unterscheiden: so wurden wohl des öfteren Münzen in einer mobilen Prägestätte geschlagen, siehe Caesar, und diese sind garantiert trotzdem offiziell).
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von beachcomber » Do 11.08.05 13:31

halllo pscipio,
na klar waren die münzstätten nur von rom ausgesehen inoffiziell, und ich denke auch, das man natürllich alle prägungen aus den prägeorten, die dem postumus zugeordnet werden können,als offizielle bezeichnen sollte.

im machtbereich des postumus lag am anfang ja nur lugdunum, das auch schon vorher für galllienus geprägt hat, und später mailand wo aureolus für postumus geprägt haben soll.
aber es gibt ja auch noch köln im RIC und manchmal lese ich trier in auktionsbeschreibungen.
es muss also stempelschneider gegeben haben die nicht in schon existierenden münzstätten gearbeitet haben, und vielleicht sind ja diese bronzeprägungen die ewas inoffiziell aussehen aus diesen münzstätten, denn laut RIC ist bronze nur in lyon geprägt worden.
allerdings ist der RIC wahrscheinlich nicht auf dem neuesten stand und ich habe keine weitergehende literatur über das gallische sonderreich, aber in jedem fall ein sehr interessantes sammelgebiet!

grüsse
frank

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Beitrag von Pscipio » Do 11.08.05 13:44

beachcomber hat geschrieben:aber in jedem fall ein sehr interessantes sammelgebiet!
Das kannst du laut sagen! :D
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Beitrag von curtislclay » Do 11.08.05 15:59

Pscipios Stück stammt aus Bastiens Atelier II, Monnayage de bronze de Postume, Taf. XXXVII, 194 (stempelgleich).
Für Bastien ist diese sehr aktive Produktionsstätte inoffiziell, aber ich glaube nicht, dass ihm alle Wissenschaftler darin folgen.

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Beitrag von beachcomber » Do 11.08.05 19:21

hallo curtis,
sehr interessant!
wieviele ateliers führt bastien denn auf? und beschäftigt er sich auch mit den offiziellen münstätten?
grüsse
frank
p.s.:meinen dupondius hast du nicht auch zufällig irgendwo gefunden?

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Beitrag von donolli » Fr 12.08.05 10:07

hallo pscipio!

einen wirklich schönen thread hast du hier ins leben gerufen!

frisch aus dem urlaub kommend :D möchte ich auch meinen beitrag leisten.

ich stelle euch also meinen lieblings gordi-sesterz vor. der mann ist auch für mich, wie es chinamul bereits treffend formuliert hat, ein echter sympathieträger in der sammlung :wink:

sesterz des gordianus III geprägt 242 in rom:

av:

IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG

rv:

P M TR P V COS II P P

(apollon sitzt nach links, mit zweig und lyra)

cheers donolli
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Beitrag von curtislclay » Fr 12.08.05 17:50

Bastien unterscheidet für Bronzemünzen des Postumus:
die offizielle Münzstätte, nach ihm Köln;
"Atelier II", inoffiziell, sehr produktiv;
einen "nicht zugewiesenen Stempelschneider", inoffiziell;
"eine Menge von geprägten und vor allem gegossenen Nachahmungen, deren Produktionsstätten noch nicht auseinandergehalten werden können."
Franks Münze, die Bastien als reduzierten Doppelsesterz betrachten würde, ist ähnlich Bastiens Nr. 277 und 312 aus Atelier II. Den genauen Vs.Stempel fand ich leider nicht.

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