Spanische Städteprägung, Osset

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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quisquam
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Spanische Städteprägung, Osset

Beitrag von quisquam » Do 13.10.05 15:28

Wer kann mir weitere Informationen zu folgernder Münze geben:

As(?), Durchmesser 23mm, ca. 6g (Küchenwaage)
Osset, Hispania Ulterior, spanische Städteprägung
Av Büste des Augustus n.r., wäre dann 27 v.Chr. bis 14 n.Chr., rechts in Feld OSSET
Rv nackter Dionysos steht n.l., in rechter Hand Thyrsus oder Bacchus mit Weintraube

Vergleichbare Stücke, die ich im Internet gefunden habe:
http://www.wildwinds.com/coins/greece/s ... set/t.html (für Wildwinds liegt Spanien wohl in Griechenland!? 8O)
http://www.muenzenundmedaillen-gmbh.com ... sland.html
http://home.flash.net/~vesci/o.html

Eventuell passende Literaturzitate die ich gefunden habe sind:
SGI 21 / RPC I, 58 / CNH 396, 8 / Alvarez Burgos 1535.

Bei letzterem handelt es sich vermutlich um eine Sammlung. Kann jemand die Zitate bestätigen, bzw. mir die Kürzel erklären?
(RPC steht wohl für Roman Provincial Coinage)

Schaue ich mir vor allem den dritten Link an, so bin ich nicht unbedingt davon überzeugt, dass Wildwinds richtig liegt und Augustus dargestellt ist, eventuell ist die Münze älter und keine römische Lokalausgabe, sondern eine autonome hispanische Städteprägung. Aber wie alt ist sie dann und wer ist portraitiert? Wäre sie dann eher keltisch als römisch?

Auch über die Stadt selber ist mir kaum etwas bekannt. Wo lag sie und gibt es einen modernen Namen? Wurde dort Wein angebaut, was für die Darstellung von Bacchus mit Weintraube sprechen könnte?

Als Anfänger habe ich von der Existenz solcher lokalen Ausgaben aus dem Westen erst durch diese Münze erfahren. Wie kam es zu solchen Prägungen? Wie gross war der Geltungsbereich? Waren sie nur im Stadtgebiet, in der gesamten Provinz, oder auch darüber hinaus gültig?

Hoffentlich mute ich Euch mit meiner Fragerei nicht zuviel zu, ich bin für jede Information dankbar.

Grüsse, Stefan
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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Fr 14.10.05 14:55

Hallo quisquam

Ich bin etwas in Eile, deshalb nur einige Antworten, die ich mir gerade aus dem Kopf saugen kann:

Manchmal werden die Provinzprägungen aus Spanien der Einfachheit halber unter den griechischen Prägungen aufgeführt. Zum Teil nicht ganz zu Unrecht, standen doch einige nordspanische Städte in einem engen Verhältnis zum griechischen Massilia (Marseille), wenn sie nicht gar von dieser Stadt gegründet wurden. Andere Städte waren mehr punisch oder keltiberisch geprägt, später dann natürlich römisch. Diese Stadtprägungen lieferten das Kleingeld für den lokalen Gebrauch, eine Verwendung ausserhalb der Stadt und dem umliegenden Gebiet dürfte eher die Ausnahme dargestellt haben.

Vom Porträt her, obwohl das bei provinzialen Prägungen heikel sein kann, kein Zweifel: es handelt sich um Augustus. Dass es keine vorrömische Prägung sein kann, darauf weisen sowohl das lateinische Alphabet wie auch das Porträt hin, ähnliches würdest du auf keinen keltischen Münze finden (zumal das vorrömische Spanien iberisch bzw. keltiberisch geprägt war, in gewissen Teilen auch punisch, nicht aber direkt keltisch).

Osset heisst heute - das gibt mir eine kurze Websuche aus - San Juan de Aznalfarache, es handelt sich also heute um eine Vorstadt von Sevilla; damit befand es sich im Baetica-Tal, einem der fruchtbarsten Gebiete des antiken Spaniens. Gut möglich, dass Osset bekannt für seinen Wein war, schliesslich gehören auch heute manche spanischen Weine zu den besten überhaupt.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von quisquam » Fr 14.10.05 17:09

Hallo Pscipio,

dank Dir für die informative Antwort. Meine Websuche nach dem heutigen Namen war leider nicht so kurz und auch nicht erfolgreich ... :oops:

Grüsse, Stefan
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Beitrag von beachcomber » So 16.10.05 19:55

hallo quisquam,
bei Alvarez Burgos handelt es sich nicht um eine sammlung, sondern um den autoren des (ziemlich veralteten) standardwerkes über iberische münzen von seinen anfängen, bis zum 5ten jahrhundert.
deine münze bezeichnet er als as, auf dem av : männlicher kopf nach rechts (oktavian?), rv: stehender genius nach links, eine weintraube haltend.
vermutete prägezeit: 50-20 v.chr.
zum prägeort hat pscipio ja schon alles herausgefunden.
grüsse
frank

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Beitrag von quisquam » So 16.10.05 20:25

Hallo beachcomber,

mit Deinen Angaben kann ich meine Münze nun ganz gut einordnen, herzlichen Dank.

Grüsse, Stefan
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