Viertelschüsselchen

Münzen des alten Byzanz

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Oettlalb
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Viertelschüsselchen

Beitrag von Oettlalb » Mo 17.10.05 21:20

Hallo Byzanz-Experten,
ich besitze ein Stück einer byzantinischen Schüssel. Das wäre an sich noch
nichts Ungewöhnliches, aber das Ding sieht so aus, als ob es nicht einfach
zerbrochen ist, sondern bereits vor geraumer Zeit gevierteilt wurde.

War sowas im Mittelalter üblich, oder ist es nur Zufall?

Daten:
17x13 mm
1,0 g

LG
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Viertelschuessel.jpg
Albert Öttl
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Marc
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Beitrag von Marc » Di 18.10.05 00:41

In Skandinavien und einigen slawischen Gegenden war Hacksilber aus arabischen und byzantinischen Silbermünzen üblich.

Gast
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Beitrag von Gast » Di 18.10.05 07:38

@Oettalb

Das ist überhaupt nicht Ungewöhnliches für Byzantinische Münzen aus der Zeit zwischen ca. 1210 und 1350.

Die Münzen wurden im Laufe der damaligen Inflation immer kleiner, behielten aber ihren "Wert". Folglich begann man zunächst, ältere größere Münzen zu beschneiden. Diese Technik stammt noch von den "eigentlichen"Byzantinern und wurde von den lateinisch/venezianischen Besetzern des 4. Kreuzzuges weiter praktiziert.

Die Bulgaren imitierten Byzantinische Prägungen und wandten zunächst auch diese Methode an - hiervon profitierten auch Goldschmiede etc., enthielten die Münzen zunächst auch noch geringe Silberbeigaben (etwa 1-2%). Später vereinfachten diese den Herstellungsvorgang und zerbrachen die auch zunehmend dünner gewordenen Münzen zu vollwertigen Bruchstücken. Es handelt sich also nicht um Teilstücke, sondern um normale Nomina !!!

Nach der Rückeroberung von Byzanz durch die Paläologischen Kaiser erholte sich die Schüsselprägung nicht mehr. Z.B. waren fast alle kleinen Schüsselchen des ANDRONIKUS Bruchstücke eines größeren voll ausgeprägten Schrötlings und sind daher meist nicht zu bestimmen.

Deine Münze halte ich, obwohl das auch nicht richtig zu erkennen ist für einen "Lateiner", der aber nicht zerbrochen sondern beschnitten wurde.

Es wird wohl ein Typ P (Sear 2036, DOC 16.12, Petzlaff Vol.2 2.16a2) sein: Avers: Christusbüste mit Schriftrolle, Revers: stehender Erzengel Michael - von ca. 28mm auf ca. 18mm beschnitten).

Die Münze wurde in Konstantinopel, möglicherweise auch in Ragusa (Dubrovnik) hergestellt.

Gruß - petzlaff

Oettlalb
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Beitrag von Oettlalb » Di 18.10.05 15:20

Servus petzlaff,
vielen Dank für Deine erklärenden Ausführungen!

LG
Albert Öttl
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Gast
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Beitrag von Gast » Fr 21.10.05 17:16

@Oettlalb & Gemeinde

Ich möchte Euch gern einmal ein Gefühl dafür geben, wie Ende des 13., Anfang des 14.Jh. vollwertige Bruchstücke ausgesehen haben.

Der Scan zeigt einen kleinen Hort mit fragmentarischen Skyphaten (vermutlich) des ANDRONIKUS II PALAEOLOGOS (1282-1328), (wahrscheinlich) Münzstätte Thessaloniki.

In diesem Hort sind zwei bestimmbare Stücke (Sear 2304 und 2316) enthalten.

Bis auf eine Münze bringen es alle anderen maximal auf den halben Durchmesser einer Eurocent-Münze :D

Petzlaff
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