Drei Fragen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Merowech
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Drei Fragen

Beitrag von Merowech » Mi 26.10.05 11:54

Hallo liebes Römerforum,

ich habe drei Fragen bezüglich römischer Münzen, die hoffentlich hier beantwortet werden können.

Ich versuche immer auch die "Message" der Münzen zu deuten und habe dazu 2 Fragen.

Frage1:
Jeder kennt constantinische Münzen mit der Lagertordarstellung im AV.
Ist das Lagertor ein militärisches Lagertor oder ein Tor zu einem (Lebensmittel)Lager?

Wenn das Lagertor militärisch ist würde es militärische Macht darstellen.
Wenn es ein normales Lagertor währe, würde es vielleicht den Wohlstand darstellen.

Frage 2:
UBRS ROMA Münzen des Constantin.
Aus welchem Grund wurden die Münzen geprägt. Ein Jubiläum der Stadt Rom, oder wollte Constantin dadurch die Gunst der Stadt erlangen, für militärische Operationen oder einfach zur Imagepflege?

Frage 3:
Waren Münzen auch nach dem Tod eines Kaisers gültig, oder wurden sie aus dem Verkehr gezogen?
Waren z.B. Constantius II. Münzen noch unter Valens gültig?

Vielen Dank!

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Peter43
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Beitrag von Peter43 » Mi 26.10.05 13:10

Hallo Merowech!

Ich probier es einmal!
zu 1) Das sog. Lagertor ist wohl eher das Tor zu einer Festung. Aufgrund der steinernen Mauern ist es kein gewöhnliches Lager, das aufgebaut und dann wieder abgerissen wurde. Ich glaube aber nicht, daß es eine bestimmte, identifizier- und lokalisierbare Festungsstadt darstellt. Solche gibt es auch, z.B. auf Römischen Provinzialmünzen. Hier aber ist es eher ein Sinnbild der Verteidigungsbereitschaft des Römischen Reiches. Man muß auch wissen, daß zu jener Zeit nur befestigte Städte eine Überlebenschance hatten. Offene Städte wären eine Beute der Barbaren geworden. Siehe dazu auch die Argenteusserie, auf deren Rückseite die vier Kaiser unter Diocletian sich vor einer vier- oder sechstürmigen Festung Treue schwören.

zu 2) Die URBS ROMA Serie ist herausgegeben worden zeitgleich mit der CONSTANTINOPOLIS Serie. Der Anlaß war die Verlegung der Hauptstadt von Rom nach Constantinopolis. Durch diese beiden Serien wurden Rom uund Constantinopolis als gleichwertig geehrt.

zu 3) Münzen waren auch lange nach dem Tod eines Kaisers noch gültig. Ausnahmen gab es natürlich dann,
a. wenn eine Münzsorte ganz verschwand und durch eine andere ersetzt wurde, wie es unter Diokletian der Fall war, der mehrmals das Münzsystem (dilettantisch!) neu zu ordnen versuchte. Und dann,
b) wenn ein Kaiser nach seinem Tod der 'damnatio memoriae' verfiel, also der Auslöschung seines Gedenkens.
Münzen waren z.T. selbst dann noch im Umlauf, wenn man die Münzbilder nicht mehr erkennen konnte. Das war z.B. einer der Gründe für die sog. Gegenstempel, mit denen eine Münze für noch gültig erklärt wurde.

MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 26.10.05 18:59, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Merowech » Mi 26.10.05 14:04

Vielen Dank, Peter43!

Du hast mir sehr geholfen!

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Spätrömisches Kastell

Beitrag von Scharfnasius » Mi 26.10.05 18:31

Hi Merowech,

um noch einmal auf das Tor zurückzukommen: Im schwäbischen Kellmünz wurde ein spätrömisches Kastell von um 300 n.Chr. ausgegraben. Es soll möglicherweise genau so ein Gittertor gehabt haben (http://www.bsnu.nu.by.schule.de/hsweis/ ... lmuenz.htm). Wenn ich die Lagertormünzen sehe, muss ich jedenfalls immer daran denken. Das nur noch zur Ergänzung...;-)

Salve,
Scharfnasius

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mi 26.10.05 18:37

Die erste Frage finde ich interessant, da sich die Aufschrift PROVIDENTIA, die auf den meisten Lagertormünzen steht, bei früheren Münzen öfter auf die Getreideversorgung bezieht (es gibt da sehr schöne Commodus-Sesterzen). Vielleicht sollte sich jeder selber denken, in welcher Hinsicht - militärisch oder logistisch - der Kaiser besonders "vorausblickend" war?

Homer
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Beitrag von Merowech » Do 27.10.05 14:37

Providentia kann man auf beides beziehen, sowohl militärisch als auch logistisch.
Erfahren werden wir es wohl nie.
Zur konstantinischen Zeit zumindest, war ja fast nur Krieg im Reich. Entweder bekriegten sich Konstantins Söhne untereinander, die Gegenkaiser gegen die Kaiser und Mitkaiser, Germanen und Perser stürmten die Grenzen.
Ich kann mir gut vorstellen das die Lebensmittelversorgung in solchen Zeiten nicht so üppig war und deswegen halt das Symbol auf der Münze.

Andererseits könnte es zu Kriegszeiten auch ein Zeichen von Stärcke gewesen sein.

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