Traummünzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Pscipio
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Traummünzen

Beitrag von Pscipio » Mi 21.12.05 20:42

Liebe Römer

Wir alle haben wohl eine oder mehrere Traummünzen, von denen wir wissen (oder jedenfalls davon ausgehen können), dass wir sie nie besitzen werden. Mir schwebt nun ein Thread vor, in dem jeder seine absoluten Traumstücke vorstellen kann, seien es besonders schöne, besonders seltene und teure oder sonstwie ganz besondere Stücke. Natürlich wäre es sinnvoll, zu den eingestellten Münzen jeweils einige Ausführungen zu machen, d.h. dem Stück eine Bestimmung anzufügen und zu erklären, weshalb man genau diese Münze hier einstellt.

Ich möchte denn auch gleich mit einem Prachtstück beginnen, einem Aureus von Laelianus. Laelianus war jener Usurpator, der sich 269 n. Chr. gegen Postumus erhob und von diesem innerhalb kurzer Zeit besiegt wurde. Aufgrund seiner kurzen Herrschaftsdauer sind selbst gewöhnliche Antoniniane selten, von seiner Goldprägung sind bis heute gar nur zwölf Stücke aufgetaucht! Die Münze, die ich euch zeigen möchte, stellt für mich sowohl von seinem historischen Bezug, seiner Seltenheit sowie auch von seinem prachtvollen Stil her einen der Höhepunkte der antiken Numismatik dar:

Laelianus Aureus (6.11 g, 1 h), geprägt Sommer 269 n. Chr. in ?.
Av: IMP C LAELIANVS P F AVG, belorbeerte und gepanzerte Büste nach rechts.
Rev: TEMPORVM FELICITAS, Hispania nach links gelagert, hält in ihrer ausgestreckten Rechten einen Zweig, unter ihrem links aufgestütztem Arm sitzt ein Kaninchen.
RIC 1, C. 2, Schulte 2a, Biaggi 1536, Calicó 3801, Kent/Hirmer 511.

Verkauft für 130'000 CHF in der Leu Auktion 93, 10. Mai 2005.

Die Identifizierung der Gelagerten als Hispania ist durch den Vergleich mit Hispania-Darstellungen auf Münzen von Hadrian gesichert, auf welchen das gleiche Rückseitenmotiv mit der Legende HISPANIA S C versehen wurde. Dieser Aureus-Typ, von dem elf Exemplare aus zwei Vorderseiten- und vier Rückseitenstempeln bekannt sind, hat, zusammen mit der Namensgleichheit zwischen Ulpius Cornelius Laelianus und M. Ulpius Traianus, zu der Annahme geführt, dass Laelianus spanischer Herkunft war. Merkwürdig ist allerdings, dass die Hispania ausgerechnet zu einem Zeitpunkt auf Münzen aus dem Gallischen Sonderreich erscheint, an dem die iberische Halbinsel vermutlich unter die Herrschaft des Zentralreiches zurückkehrte.

Was mich an diesem Stück besonders fasziniert, ist die kaum zu übertreffende künstlerische Qualität, die sich hier trotz grosser politischer Querelen auf den Münzen zeigt. Dass ausgerechnet ein Laelianus, der als Usurpator gegen einen Usurpator nur für kürzeste Zeit (wohl nicht mehr als zwei Monate) Münzen schlagen lassen konnte, Münzen solcher Qualität vorweisen kann, erstaunt mich immer wieder.

Nun bin ich gespannt auf weitere für uns normalsterbliche Sammler unerreichbare Schätze!

Gruss, Pscipio
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Beitrag von B.A. » Do 22.12.05 01:14

Eine wirklich tolle Idee, ich glaube dieser Beitrag ist in einigen Tagen schon vollkommen überfüllt, denn "Traummünzen" gibbet sicher sehr viele. :wink:

Also hier eine "Traummünze" von mir, in irgend einem Katalog fand ich dazu einmal Hinweis:" Mit dieser Münze erfanden die Stempelschneider die Legende auf römischen Münzen.......". Sicher etwas übertrieben, aber seit dem hat mich diese Münze nicht mehr losgelassen.

AV: LEPIDVS PONT MAX - [III V] R P C --> Kopf des Lepidus rechts
RV: CAESAR IMP III - VIR R P C --> Kopf des Octavianus rechts
Cr. 495/2a. Syd. 1323. Bab. 35. Sear 140
Geprägt 42 v. Chr.

Mfg
SCheibe
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Demonax wurde kurz vor seinem Tode gefragt:"Wer sorgt für dein Begräbnis?" Seine Antwort:"Mein Gestank!"

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Beitrag von Pscipio » Do 22.12.05 07:45

Ah, zwei der Triumviri! Die Münze datiert eher 42 v. Chr. als 42 n. Chr. Vielleicht ist mit der "Erfindung der Legende" ein allfällig erstes Auftreten einer "Rund-um-Legende" gemeint?

Gruss, Pscipio
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B.A.
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Beitrag von B.A. » Do 22.12.05 13:15

Natürlich 42 v. Chr. :oops:
da kann man mal sehen das es gestern Abend schon spät war.
Vielleicht ist mit der "Erfindung der Legende" ein allfällig erstes Auftreten einer "Rund-um-Legende" gemeint?
Ich glaube auch das diese Aussage gemeint war, aber die Beschreibung, dass dies die "Erfingung der Legende" war, trieb mir schon ein gehöriges grinsen ins Gesicht :D

Zumal würde ich die Münzen des Caesar mit Porträt zu Lebzeiten schon zum ersten vermehrten Aufkommen der Rund-um Legende zählen.

Aber trotzdem ein sehr schönes Stück
Demonax wurde kurz vor seinem Tode gefragt:"Wer sorgt für dein Begräbnis?" Seine Antwort:"Mein Gestank!"

n.......s
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Beitrag von n.......s » Do 22.12.05 14:51

...prima Idee - aber wo zuerst anfangen ??? Da fallen mir gleich mehrere ein :
Postumus, 260-268.
AV-Aureus, 261, Rom; 4.87 g. POSTVMVS PF AVG Gepanzertes Brustbild l. mit Lorbeerkranz, rechte Hand zum Gruß erhoben//VIRTVS POSTVMI AVG Gepanzertes Brustbild r. mit Helm. Calico 3799; Coh. 448; Elmer 181; RIC 46
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n.......s
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Beitrag von n.......s » Do 22.12.05 14:56

Postumus
Aureus (Gold, 5.78 g 6), Cologne, January 269.
Obverse: POSTVMVS PIVS FELIX AVG Jugate busts of Postumus, laureate, draped and cuirassed, and Hercules, laureate, to right.
Reverse: TRIB POT X COS V P P Postumus, wearing toga, holding branch in his right hand and mappa in his left, standing in quadriga walking to left.
References: Biaggi –. C. –. Elmer 590 (but a billon strike taken from the dies of the aureus). RIC –. Schulte 161a (this coin).
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Beitrag von beachcomber » Do 22.12.05 14:58

hallo pscipio,
nettes teil dein laelianus würde ich wohl auch nicht verschmähen wenn ich ihn mir leisten könnte :)
dass die stempelschneider zu dieser zeit durchaus was drauf hatten zeigt das folgende stück von gallienus. ( wie ich's überhaupt quatsch finde den verlust der stempelschneiderkunst in spätrömischer epoche zu bejammern, denn wer schon mal klein-folles des 4.jh unter dem mikroskop sauber gemacht hat, wird feststellen wie detailgenau die jungs auch da noch gearbeitet haben, und der verlust an porträtgenauigkeit liegt einfach daran, dass die zeiten und das verständnis für die darstellung sich geändert haben, schliesslich liegen jahrhunderte dazwischen, sowie ein rembrandt und ein picasso beides grosse kunst sind und in ihrer dastellung doch komplett verschieden)
aber zurück zum gallienus. ihn habe ich ausgewählt, einmal weil diese münze ein fantastisches gallienus porträt hat, zum anderen ein mega-gold medallion ist (im wert von 8 aureii) und drittens, die wohl nur auf dieser münze vorkommende legende CONCORD P R ET MILIT hat, in der die eintracht von römischem volk und militär beschworen wird, (was in dieser zeit wohl bitter nötig war).
grüsse
frank
p.s. diese münze wurde 2002 bei NAC für 430 000 CHF versteigert, und ist in keinem standardwerk zitiert.
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Beitrag von n.......s » Do 22.12.05 15:01

Aureus, Festprägung für die Siegesfeiern von 281-282. IMP PROB-VS AVG Gep. Büste mit Aegis n. l., auf dem Kopf einen mit einem Greifen verzierten Helm mit Helmzier; mit der Rechten eine Lanze schulternd, in der Linken einen mit einem Reiterkampf verzierten Rundschild haltend. Rv. SOLI INVICTO -COMITI AVG Drap. Büste des Sol mit Strkr. n. r. 7,64 g. RIC V/2, 32, 138. C. 696 (500.-!). Bastien, Donativa 59, i. Pink, Aufbau 59, 32.
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Beitrag von n.......s » Do 22.12.05 15:08

...es ist nicht nur die Liebe zum Detail der Münzen des 3. Jahrhunderts -
sondern die zum Teil recht außergewöhnlichen Prägungen - vergleicht man sie mit Münzen davor oder danach . Es ist eben ein ganz eigener Stil - und man findet Darstellungen , die man ansonsten nicht findet .
Gruß
Torsten

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Beitrag von Morgoroth » Do 22.12.05 16:50

Oh, dann werde ich doch auch mal meine absolute Traummünze einstellen.
Hierbei handelt es sich um einen Sesterz des Galba, der, wie ich finde doch ein eindrucksvolles Rv-Motiv aufweist. Dies betrifft die Dartsellung an sich als auch den Detailreichtum - einfach wundervoll.
Vielleicht kann ich den auch lapidar als "Kribbel-Münze" bezeichnen, wenn mir dieser Ausdruck erlaubt ist.

Galba
Sesterz
ca. 68 n. C.
Av: SER SVLPI GALBA IMP CAE - SAR AVG P M TR P (belorbeerte Büste, Aegis über der linken Schulter)
Rv: ADLOCVTIO - SC ( Zitat: "Galba in militärischer Tracht, die Linke auf Parazonium gelegt, auf niedrigem Podium nach rechts stehend, hinter ihm, gleichfalls in Feldtracht, der Prätorianerpräfekt; vor dem Podium zwei Liktoren mit geschulterten Rutenbündeln rechts, ihnen gegenüber zwei Prätorianer in Paraderüstung links, der vordere mit Schild, der hintere mit Lanze und Schild, zwischen ihnen Kopf und Vorderbein eines Pferdes; im Hintergrund Vexillum, Standarte und Legionsadler")
RIC 464

____ leider habe ich nicht ein allzu schönes Bild der Münze gefunden ____
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Beitrag von donolli » Do 22.12.05 17:49

als meine absolute traummünze möchte ich euch diesen aureus des gordian III vorstellen. wie ihr sicher schon mitbekommen habt, bildet dieser kaiser einen der schwerpunkte meiner sammlung.
einen aureus dieses kaisers zu besitzen wäre schon eine feine sache, momentan ist das aber finanziell aber nie und nimmer drin! andererseits gehören diese aureii sicherlich zu den erschwinglicheren ihrer art, so dass das schöne an dem traum ist, dass man auch davon träumen kann, ihn sich eines ferneren tages doch mal zu erfüllen :wink:

aureus des gordianus III:

av: IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG (drapierte und kürassierte büste nach rechts)

rv: VIRTVTI AVGVSTI (herkules steht nach rechts)

rom 241 n. chr.

ric 108

cheers donolli
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Beitrag von beachcomber » Do 22.12.05 18:10

hallo donolli,
erfüllbare träume zu haben, hat absolut was für sich :wink: , aber irgenwie sind sie dann schon wieder so realistisch!
ist übrigens wirklich klasse, der gordi, den du dir da ausgesucht hast!
grüsse
frank

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Beitrag von chinamul » Do 22.12.05 20:42

Es fällt auf, daß eure Träume stark "aureuslastig" sind, und bis auf den Denar und den Sesterz nicht unbedingt die Art von Münzen, so attraktiv sie auch sind, von denen ich träume. Der Aureus des Gordianus etwa ist wunderschön, aber das gleiche Stück als Antoninian kostet allenfalls gut 50 Euro und hat dieselbe numismatische Aussage.
Meine Traummünzen sind der Brutusdenar (EID MAR), der Nerosesterz mit dem Hafen von Ostia und ein Sesterz des Antoninus Pius mit dem Rv. Aeneas trägt Anchises und führt Ascanius an der Hand. Während der Brutusdenar wohl auf jeden Fall ein Traum bleiben wird (Preise um die 50.000 Euro und mehr), scheinen die beiden anderen Stücke doch unter Umständen und mit ganz viel Glück immerhin noch im Bereich des Möglichen zu liegen, wenngleich mir nicht mehr so sehr viel Zeit bleibt, auf sie zu warten.

Gruß

chinamul
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Beitrag von Bjk 1903 » Do 22.12.05 20:49

Ich habe mir gedacht warum nur Römer :?:
Ich hoffe es ist keiner sauer wenn ich hier eine Osmanische münze reinstelle :roll: :roll:

Der preis ist erschwinglich ca 1000 euro :!:

Das ist die erste Goldmünze der Osmanen überhaupt :!:
Auf den namen von konstantinopel und desen eroberer Fatih Sultan Mehmed nach der erorberung im jahre 1453
Geprägt in Istanbul 1475 8)
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Beitrag von beachcomber » Do 22.12.05 20:58

tja, gold muss wohl wirklich einen ganz besonderen reiz auf die menschen ausüben, aber du hast natürlich vollkommen recht, dass vergleichbare münzen in silber die gleiche numismatische aussage haben.
nur gold ist eben wirkllich das einzige material, dass die zeiten überdauert ohne der korrosion unterworfen zu sein.
und wenn man sich die goldmünzen der römer anschaut, dann ist die qualität des stempels doch oft noch etwas besser als auf silbermünzen.
ein EID MAR steht definitiv auch auf meiner traum-liste, und dass obwohl ich eigentllich nur kaiserzeit sammle.
aber bei dieser münze wird auf ein ereignis hingewiesen, das den versuch darstellte das unausweichliche, das kaisertum, zu verhindern, und somit doch auch mit der kaiserzeit verbunden ist.
grüsse
frank

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