Die Währungspolitik Traians - interessanter Artikel

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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helcaraxe
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Die Währungspolitik Traians - interessanter Artikel

Beitrag von helcaraxe » Do 31.01.08 22:00

Ich habe im Internet folgenden Artikel zum Heruntergeladen gefunden, der sehr interessant ist:

Die Währungspolitik des Traianus (98–117) in Realität und moderner Fiktion
aus: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 125 (1999) 233–242


http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zp ... 125233.pdf

Bestimmt gibt es hier den einen oderanderen, der ihn noch nicht kannte.... wie mich! :-)
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Beitrag von curtislclay » Fr 01.02.08 02:09

Herzlichen Dank für den interessanten Hinweis, Helcaraxe!

Mich wundert die Zuversicht, mit der Weiser eine These präsentiert, die aber, wie ich meine, bestimmt nicht zutrifft!

Weiser trennt die restituierten Münzen Traians von Dio Cassius' Aussage, Traian habe sämtliche abgeschliffene Münzen einschmelzen lassen.

Die Umschmelz-Aktion setzt Weiser ins Jahr 107. Sie sei ein Geschenk Traians an seine Untertanen, einen Profit aus der gleichzeitigen leichten Münzverschlechterung habe die Regierung nicht gezogen. "Ein währungspolitisches Jonglieren mit Gramm-Bruchteilen von Feingehalten zur Aussteuerung des Münzsystems ist ein Modernismus, der mit dem Geldsystem der Epoche des Römischen Prinzipats nichts gemein hat und zu dessen Erklärung völlig untauglich ist."

Die Restitutions-Münzen dagegen kamen nach Weiser bereits 104-105 heraus, "drei Jahre vor der Einschmelz-Aktion und völlig unabhängig von ihr." Zum Ziel hätten sie gehabt, an republikanische Helden und lobenswerte frühere Kaiser zu erinnern.

Alles falsch, glaube ich, wie die Restitutions-Münzen von Traian Decius klar zeigen.

Damals hat die Regierung auch beschlossen, alle zirkulierenden Denare einzuziehen, um sie dann mit neuen Typen zu überprägen und als Doppeldenare wieder herauszugeben! Weiser wird wohl eingestehen müssen, dass mit dieser Aktion die Regierung doch einen Profit gemacht hat!

Damit aber die Porträts der alten Kaiser durch die Überprägungsaktion nicht gänzlich von den Münzen verschwinden sollten, hat die Regierung auch beschlossen, gleichzeitig eine Serie von restituierten Münzen auszugeben.

Die alten Typen genau zu wiederholen war aber nicht mehr möglich, weil das neue Nominal des Antoninians ein Porträt mit Strahlenkrone nicht Lorbeerkranz verlangte. Weil die Strahlenkrone auch ein Symbol der Vergöttlichung sein konnte, kam man auf die Idee, Münzen nur für die KONSEKRIERTEN alten Kaiser mit Strahlenkrone zu prägen, und solche Vorderseiten bestimmten dann die beiden Rs.Typen, CONSECRATIO mit Adler oder Altar. Weil die neuen Antoniniani nur das Porträt mit den alten Denaren gemeinsam hatten, verzichtete man darauf, durch eine Legende zu behaupten, dass Decius diese Antoniniane "restituiert" hätte!

Durch Fehlkoppelungen mit Rs.Typen von Decius und Trebonianus Gallus und durch die Tatsache, dass auch die Antoniniani der Divi manchmal auf alten Denaren überprägt wurden, wissen wir, dass diese Serie gleichzeitig mit der Umpräge-Aktion war.

Ist es dann nicht höchstwahrscheinlich, dass auch die restituierten Denare Trajans denselben Zweck gehabt haben, nämlich das Gedächtnis der alten republikanischen Denare wachzuhalten, die damals alle eingeschmolzen wurden?

Die eingeschmolzenen Münzen waren, kann man annehmen, hauptsächlich Denare der späteren Republik, dazu wohl auch Denare and Aurei der frühen Kaiserzeit. In der restaurierten Serie drängte man aber auf Vollständigkeit und auch auf ein bisschen Propaganda. So wurden auch der Quadrigatus und einige sehr frühe Denare restituiert, die zu Traians Zeiten bestimmt nicht mehr oder nur äusserst selten zirkulierten.

Für die Kaiser wurden dagegen nur Aurei geprägt, um zu symbolisieren, dass mit Julius Caesar und Augustus bessere Zeiten angebrochen waren. Da die Ausgabe der restituierten Münzen auch als eine Ehre empfunden wurde, beschoss man, auch Galba, Vespasian, Titus, und sogar Nerva in die Serie aufzunehmen, obwohl die Münzen von diesen Kaisern wohl nur in Ausnahmefällen oder überhaupt nicht umgeschmolzen wurden.

Die restituierten Denare wiederholten zumeist ganz genau die Typen und Legenden ihrer Vorlagen, für die Kaiser dagegen erfand man nie dagewesene Legenden und neue Rs.Typen oder -typenkombinationen, vielleicht als ein Hinweis darauf, dass die Goldserie mehr der Ehre der gezeigten Kaiser als dem Gedächtnis an ihre eingeschmolzenen Münzen dienen sollte.

Diese erweiterten Zielsetzungen hinter Traians restituierten Münzen hat Weiser nicht verstanden. Wohl teilweise deshalb hat er den Grundzweck der Serie verkannt, der bestimmt kein anderer gewesen sein kann, als an die Münztypen der Republik und der frühen Kaiserzeit zu erinnern, die durch Traians Einschmelz-Aktion verlorengegangen waren.
Zuletzt geändert von curtislclay am Mo 04.02.08 09:39, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitrag von octavian » Fr 01.02.08 15:54

Hallo zusammen,

zu den Restitutionsmünzen gibt es eine sehr interessante Studie in dem Buch "Taten und Tugenden Traians" Herrschaftsdarstellung im Principat", von Gunnar Seelentag aus dem Franz Steiner Verlag, im fünften Teil, S. 410-484. Aber auch die anderen Kapitel sind hochinteressant, in denen oft auch Bezug auf die Prägungen unter Trajan genommen wird, z.B. der Regierungsantritt Trajans, erste Emissionen, Trajansforum/Säule etc. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen (ich konnte es mir in der Uni-Bibliothek ausleihen)!

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Beitrag von helcaraxe » Fr 01.02.08 15:58

Hallo Curtis,

vielen Dank für Deine fundierten Anmerkungen. Es ist eine hochspannende Angelegenheit, auf den Vergleich mit den Konsekrationsprägungen Traianus Decius' wäre ich nicht gekommen, obwohl ich natürlich davon wusste. :-)

Es ist wohl kein Zufall, dass gerade Decius, der sich ja in der Abstammung auf Traianus beruft, ein ähnliches Mittel der Geldpolitik angewandt hat, wie sein ferner Vorgänger.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von loron » Di 05.02.08 19:30

Lieber curtis,

ich muss zugeben, dass mich Weiser doch überzeugt hat. Ich finde seine Überlegungen sehr charmant.
Einer seiner Ausgangspunkte ist ja die Tatsache, dass sich in Funden weit nach 107 noch zahlreiche Legionsdenare u.ä. finden.
Wie passt das zu deiner These von der reinen "Geldmache"?
Zumal ich die dargebotenen Quellen zum Thema "Scheidemünzen" sehr passend finde: Der Metallwert war wohl wirklich nicht so relevant, wie wir denken, oder?
Und die geringe Zahl der überlieferten restituierten?

Bei dir hingegen finde ich das Argument, dass deine These stimmen muss, weil ein Kaiser 130 Jahre nach Trajan -- in einer völlig anderen politischen und vor allem ÖKONOMISCHEN Situation -- mit einem ähnlichen Vorgehen "Geldmache" bezwecken wollte, nicht befriedigend.

Beste Grüße:

Florian

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Beitrag von El Che » Di 05.02.08 19:41

Einer seiner Ausgangspunkte ist ja die Tatsache, dass sich in Funden weit nach 107 noch zahlreiche Legionsdenare u.ä. finden.
Wie passt das zu deiner These von der reinen "Geldmache"?
Soweit ich weiss, haben Legionsdenare doch grundsätzlich eher die Tendenz, einen geringeren Silberanteil zu haben, als reguläre Denare der Zeit, oder täusche ich mich da? Dann wäre ein Einschmelzen dieser Denare also weniger attraktiv.
Ich muss aber gestehen, dass ich den Artike (noch) nicht in toto lesen konnte..,
Liebe Grüße,
Uli

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Beitrag von loron » Di 05.02.08 19:49

Genau! Und sie haben Blei-Anteil. Genau wie die "reformierten" Münzen Trajans. Das ist ja ein Argument Weisers: Weil so viele Legionsdenare unter den Eingeschmolzenen waren, haben die neuen Münzen weniger Silber und mehr Blei -- ohne dass Trajan dabei böse Absichten gehabt hätte.

Allerdings verrät uns Weiser nicht, warum nun die neuen Denare auch noch weniger wogen.
----------------------------
Ich komme auch mit geringen Dosen guter Laune durch den Tag.

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Beitrag von El Che » Di 05.02.08 22:24

... Ok ich schweige still und lese erst einmal in Ruhe. Allerdings nicht mehr heute...

Liebe Grüße,
Uli

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Beitrag von curtislclay » Mi 06.02.08 05:09

Im J. 251 zerstört Decius die meisten noch im Umlauf befindlichen alten Münzen, gibt aber gleichzeitig eine Serie mit den Porträts der berühmtesten alten Kaiser aus.

107 führt Traian eine ähnliche Münzerneuerung durch, versucht aber nicht, die verschwundenen Münztypen irgendwie in Erinnerung zu halten. Rein zufällig hat er aber drei Jahre VORHER etwa 50 republikanische Denartypen mit der zusätzlichen Legende IMP CAES TRAIAN AVG GER DAC P P REST ausgegeben! Ein merkwürdiger Zufall, an den ich überhaupt nicht glauben kann.

Nach Weiser wollte Traian mit seinen Restitutionsmünzen an "republikanische Helden" erinnern. Q. Titius, C. Mamilius, L. Lucretius Trio usf. waren "republikanische Helden"? Warum hätte Traian den Kreis der Geehrten auf die Männer beschränken wollen, die auch ihren Namen auf Münzen gesetzt haben?

Ist es nicht offensichtlich, dass Traian nicht diese bedeutungslosen Männer ehren, sondern IHRE MÜNZTYPEN vor der Vergessenheit bewahren wollte? Deshalb kopierte er die Typen ganz genau und seine Legende besagt, dass er DIE MÜNZEN restituiert habe!

Für mich kann kein Zweifel bestehen, dass die Ursache für die Ausgabe von Restitutionsmünzen IMMER eine Münzerneuerung war. So müssen Titus und Domitian 80-81 alte Bronzemünzen eingesammelt und eingeschmolzen haben, da sie in diesen Jahren viele frühere Sestertii, Dupondii und Asse restituiert haben.

Nerva restituierte Bronzemünzen und Denare nur von Augustus. Der Anlass war vielleicht die Einziehung und Einschmelzung der Münzen seines verdammten Vorgängers Domitian, mit der implizierten Botschaft, dass Domitian wie Augustus hätte regieren sollen!

Um das Jahr 107 erneuerte Traian die gesamte Silberprägung und gab seine restituierten Denare aus. Die Seltenheit dieser Denare zeigt, dass der Empfängerkreis sehr klein gewesen sein muss, das ändert aber nichts an ihrem offensichtlichen Zweck, das Bild der gerade eingeschmolzenen republikanischen Münzprägung in Erinnerung zu bewahren.

Ich befolge gegen Weiser Mommsens Erklärung des von Marcus und Verus restituierten Legionsdenars von Mark Anton. Seines niedrigen Silbergehaltes wegen hatte Traian diesen Denar von seiner Umschmelz-Aktion ausgeschlossen, und deshalb fehlte diese Münze auch in seiner Restitutionsserie. Der Silbergehalt des kaiserlichen Denars sank aber weiter, bis es unter Marcus sich endlich auszahlte, auch die Legionsdenare Mark Antons einzuschmelzen. Das tat Marcus, und gab aus diesem Anlass seinen Restitutionsdenar aus. Auch hier also die von Weiser geleugnete finanzielle Motivierung!

Im J. 251, wie bereits gesehen, Neuprägung als Antoniniane von sämtlichen noch im Umlauf befindlichen alten Denaren, gekoppelt mit der Ausgabe der letzten Restitutionsmünzen, die aber neue Konsekrationstypen tragen mussten und deshalb nicht mit einer Restitutionsaufschrift versehen werden konnten.

Nach einer noch nicht veröffentlichten Entdeckung von mir trugen auch die frühesten Restitutionsmünzen keine Restitutionslegende!

Im J. 43 musste der Senat nicht nur Caligulas eigene Bronzemünzen einschmelzen lassen, sondern auch Caligulas Sesterze für Agrippina I., seine Dupondii für Nero und Drusus Caesares, und seine Asse für Germanicus, weil diese Münzen alle Caligulas Namen trugen, dazu noch Caligulas CONSENSV-Dupondii für Divus Augustus, weil diese auf der Rückseite Caligulas Statue zeigten.

Da aber keine Damnatio memoriae diese Verwandten von Caligula betraf, unternahm der Senat, Agrippinas Sesterz und Germanicus' As mit dem Namen von CLAUDIUS, aber ohne RESTITVIT, zu restituieren, ebenso Caligulas Dupondius von Divus Augustus, jetzt mit der Rs. DIVA AVGVSTA, Statue der konsekrierten Livia!

Jetzt erst können wir verstehen, warum nur diese drei Bronzemünzen von Claudius die entsprechenden Münzen von Caligula ziemlich genau kopierten, während sonst Claudius' Münzprägung zumeist neue Wege einschlug, und warum nur der Agrippina-Sesterz und der Germanicus-As den Kaiser immer P P nannten (nach Jan. 42), während seine sonstige Bronzeprägung mit einer reichlichen Ausgabe ohne P P, offenbar ab Claudius' Thronbesteigung im Januar 41, begann und dann mit P P in Fülle fortsetzte. Wir wissen nämlich von Dio Cassius, dass die Umschmelz-Aktion des Senats erst Ende 43 begann!

Also auch in diesem Fall: keine Restitutionsmünzen ohne gleichzeitiges Einschmelzen der Vorlagen! Weisers These, die Traians Restitutionsmünzen von seiner Einschmelz-Aktion trennt, ist daher wohl mit Sicherheit abzuweisen.
Zuletzt geändert von curtislclay am Do 13.03.08 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

octavian
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Beitrag von octavian » Do 07.02.08 14:07

Hallo,
ich möchte mal an dieser Stelle versuchen, einige Textpassagen des von mir zitierten Buches wiederzugeben. Ich kann nur jedem Interessierten empfehlen, sich dieses Buch mal zu gemüte führen!

Gunnar Seelentag führt aus, dass die Restitutionsmünzen nur in sehr kleiner Zahl emittiert wurden, zudem nur in Gold und Silber, nicht als Aes-Stücke. Beide Feststellungen lassen auf einen exklusiven Adressatenkreis schließen. Ein Verstehen der Münzen welche über das bloße Betrachten eines einzelnen Stückes hinaus gehen soll, erforderte offenbar ein gewisses Bildungsnivea, besonders auf dem Gebiet der Mythologie und der republik. Geschichte. Die Perspektive eines antiken Betrachters trägt dazu bei, dass er mit dem dargestellten vertraut war, ebenso die kaiserlichen Regierungsakte ihm bekannt waren, denn der Adressatenkreis dürfte in der Senatorenschicht oder näheren Umgebung des Kaisers zu suchen sein. Gunnar Seeltentag führt auch aus, dass die Münzen durchaus auch ohne ein solches Niveau lesbar waren, wenn auch die von einem solchen Betrachter gewonnenen Aussagen eher allg. Natur blieben. Es ist daher davon auszugehen, dass hier eher ein Publikum von höherem Bildungsniveau angesprochen werden sollte.

In dem Buch wird überzeugend ausgeführt, warum die Serie ins Jahr 112 zu datieren ist und sich vorrangig an ein senatorisches Publikum richtete. Ausschlaggebend bei der Datierung war die auffällige Übereinstimmung zwischen den Aussagen der restituierten MÜnzen und bestimmten Regierungsakten sowie dem Programm der trajanischen Herrschaftsdarstellung um das Jahr 112. Dies wird im Buch detailliert dargelegt. In ihrer Gesamtheit verkörpert die Serie das Bestreben des Optimus Princeps, die eigenen Taten und Tugenden als den nicht zu übertreffenden Endpunkt einer langen Tradition aus Republik und Kaiserzeit darzustellen. Die Botschaft scheint beachsichtigt gewesen zu sein, dass nun in der Person von Trajan den zwischenzeitlich verlorenen Taten und Tugenden der römsichen Tradition zu neuem und einzigartigem Glanz verholfen werde.

Ich denke, der Grund der Rest.Münzen dürfte daher hier zu suchen sein, nämlich der Herschafsdarstellung des Trajan.

In dem Buch werden die Restitutionsmünzen im einzelnen analysiert, d.h. die jeweiligen Vorder und Rückseiten werden zueinander und zum historischen Geschehen der traianischen Zeit in Bezug gesetzt. Eine, wie ich finde, überzeugende Methode. Jedem Interessierten empfehle ich, dieses Kapitel zu lesen.

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Beitrag von loron » Do 07.02.08 14:17

Lieber octavian,

danke für die kurze rekapitulation von Seel(t)entag (?). Ich denke, dass auch curtis dies unterstreichen würde. Ob diese Münzen bzw. die reduzierten Denare der Jahre nach 107 mit Gewinnabsichten ausgegeben wurden, geht daraus natürlich noch nicht hervor.

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Beitrag von octavian » Do 07.02.08 14:27

Hallo Ioron,
meine persönliche Meinung dazu ist, gewinnstreben sicherlich im übertragenen Sinne, nämlich indem Trajan sein Ansehen und seine Taten und Tugenden damit noch besonders herausheben wollte.

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Beitrag von curtislclay » Do 07.02.08 16:44

Hat Seelentag aber verstanden, dass Traians Restitutionsserie durch seine Einschmelz-Aktion veranlasst wurde?

octavian
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Beitrag von octavian » Fr 08.02.08 00:04

Ich denke, bis jetzt ist es weder 100%ig belegt noch ist das Gegenteil bewiesen. Seelentag z.B. führt aus, dass der größte Teil der Forschung eine Datierung der Serie in das Jahr 107/108 befürwortet. Diese Ansicht basiert auf einer Passage bei Cassios Dio. Xiphilinos, der Epitomator Dios, berichtet, dass Traian abgegriffenes Geld habe einschmelzen lassen (Dio 68.15.3) Aus dieser Information wurde vielfach konjiziert, das so zurückgewonnen Metall sei in neuer Form, nämlich als Nummi Restuti, wieder ausgemünzt worden (Wolters, 1999, 403). In das Jahr 107/08 wurde diese Einschmelzaktion deswegen datiert, weil die vermeintlich streng chronologische Struktur des Dios-Textes dieses Jahr für den Einzug der abgegriffenen Münzen zu suggerieren schien. Die Datierung der Rest.münzen anhand dieser Schlußfolgerung jedoch aus zwei Gründen haltlos: Zum einen läßt sich die Datierung der bei Dio erwähnten Einschmelzaktion keineswegs auf das Jahr 107 festlegen (s. Komnick 2001, 158-164), zum anderen erwähnt der Text mit keinem Wort, dass die eingeschmolzenen Stücke wieder ausgemünzt worden seien, und zwar schon gar nicht in Form von Restitutionsmünzen. Die Datierung in 107 ist damit hinfällig. Eine Weiterverwertung des eingeschmolzenen Edelmetalls, womöglich seine erneute Ausmünzung im Rahmen der traianischen Reichsprägung, ist freilich anzunehmen. Doch dies hat mit den Nummi Restituti nichts zu tun.

Ich denke, Seelentag hat zumindest überzeugend dargelegt, dass man eben nicht davon ausgehen kann, dass die Serie durch die Einschmelzaktion veranlasst wurde. Die Befürworter der These können ebenso auch nicht den 100%igen Beweis liefern. Ich halte die Argumente von Seelentag ebenso für stichhaltig.

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Beitrag von curtislclay » Fr 08.02.08 01:27

Mir scheint aber, dass ich den 100%igen Beweis dafür oben geliefert habe!

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