Keltische Prägung?

Keltische Münzen

Moderator: Numis-Student

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JochenJ
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Keltische Prägung?

Beitrag von JochenJ » Mi 04.07.18 20:46

Kenne mich mit keltischen Münzen nicht aus. Welche Kriterien helfen die Authentizität der gezeigten Münze vom Typ Kellner 2D zu belegen. Das Gewicht der Münze beträgt 7,26 g. Ist die leicht rötliche Verfärbung in der Prägung auf der Rückseite und die Flachheit der kreisförmigen Elemente der Rückseite typisch?

Jochen
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Stater Vindeliker b kl.jpg
Stater Vindeliker a kl.jpg

docisam
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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von docisam » Do 05.07.18 01:49

Positiv würde ich vermerken, dass die Münze geprägt, und nicht gegossen zu sein scheint. Dafür sehe ich zwei Indizien: 1. feine, strahlenförmige Wülste gequetschten Metalls auf der Rückseite der Münze (Bild oben), insbesondere am Rand oberhalb des bogenförmigen Ornaments. 2. feine Risse im Metall, die man durch Guss so nicht erzielen könnte.
Zudem scheint das Gewicht der einer authentischen Münze zu entsprechen - das müsste man noch genauer recherchieren.
Desweiteren ist die Münze nicht völlig homogen gefärbt, sondern die erhabenen Partien wirken etwas heller als die Felder der Prägung.
Schließlich sind die Ränder der Darstellung sauber gearbeitet, haben einen gleichmäßigen Verlauf und wirken nicht irgendwie gestückelt. Das ist meiner Meinung nach auch eher ein gutes Zeichen.
Ein weiteres Kriterium für die Echtheit könnte sein, wenn die Münze stempelgleich mit sicher echten Exemplaren wäre. Das lässt sich vielleicht noch herausfinden.

Viele Grüße,
Docisam

JochenJ
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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von JochenJ » Do 05.07.18 14:59

Hallo Docisam,

danke Dir für Deine Rückantwort. Es scheint sich also schon um eine echte keltische Prägung zu handeln.

LG Jochen

docisam
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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von docisam » Do 05.07.18 19:23

Hallo Jochen,

auf den ersten Blick sehe ich nichts, was für eine Fälschung spricht. Allerdings ist es immer problematisch, eine Münze nach Photos zu beurteilen. Um über den oberflächlichen Eindruck hinauszugelangen müsste man das Gewicht vergleichen und nach stempelgleichen Exemplaren suchen. Die Möglichkeit, das Metall analysieren zu lassen, hat man als Privatmann ja wohl eher nicht. Zumal die Wertung der Analysdaten dann noch eine Problematik für sich sein kann.

Viele Grüße,
Docisam

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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von docisam » So 08.07.18 20:44

Hallo Jochen,

hier eine Vergleichsmünze, die zwar nicht stempelgleich ist, aber doch vom Typ und Gewicht her Deiner Münze gut entspricht. Das betreffende Stück war schon vor 1839 im Münzkabinett in Berlin, und sollte wohl echt sein:
DE-MUS-814819-18204956-combi.jpg
Mittel-Kelten: „Regenbogenschüsselchen“ der Nordgruppe, ca. 180-60 v. Chr.

Ausstellungen im Alten Museum, AM-007/41b Keltische Münzen

Vorderseite: Blattkranz, r. davon Vogelkopf nach l., darüber und darunter je ein Punkt.

Rückseite: Sechs Punkte, Torques.

Datierung: ca. 180-60 v. Chr.

Gold, 7,22 g, Durchmesser 18 mm, Stempelstg. 1 Uhr

Literatur:

Fr. Streber, Ueber die sogenannten Regenbogen-Schüsselchen. Erste Abtheilung. Von der Heimath und dem Alter der sogenannten Regenbogen-Schüsselchen, Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften IX (1860) Nr. 33-37 Taf. 3; H. de la Tour, Atlas des Monnaies Gauloises (1892) Nr. 9427; H.-J. Kellner, Die Fundmünzen von Manching und die keltischen Fundmünzen aus Südbayern. Ausgrabungen in Manching 12 (1990) Typenübersicht 1, Typ II C; G. Dembski, Münzen der Kelten, Kunsthistorisches Museum Wien, Reihe A, Abteilung 2: Massalia und Keltenstämme (1998) 75 Nr. 446-448 (den Vindelikern zugeordnet); B. Ziegaus, Kelten Geld. Münzen der Kelten und angrenzender nichtgriechischer Völkerschaften. Sammlung C. Flesche (2010) 130 Nr. 298 (Adlergold).
https://ikmk.smb.museum/object?id=18204956

Beste Grüße,
Docisam

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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von docisam » So 08.07.18 20:51

Deutlich schwerer als Deine Münze und das Exemplar in Berlin - und dem Foto nach "goldener" - sind zwei Regenbogenschüsselchen, die 1827 in Castello bei Brentonico (Rovereto) gefunden wurden:
Regenbogenschüsselchen 12956_47b2a267.jpg
http://www.muenzenwoche.de/de/Archiv/Ve ... 388&type=a

Weil auch ein Teil der in acsearch gelisteten Regenbogenschüsselchen mit Vogelkopf schwerer sind als Deines hatte ich gestutzt und mich gefragt, ob Deine Münze vom Gewicht her ok ist. Ist sie, siehe Stück in Berlin. Offenbar wurden diese Münzen über einen längeren Zeitraum geprägt, der sich in unterschiedlichen Gewichten niederschlägt. Der auf der Webseite in Berlin angegebene lange Prägezeitraum ist insofern nicht völlig verkehrt.

Viele Grüße,
Docisam

JochenJ
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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von JochenJ » Mo 09.07.18 12:54

Hallo Docisam,

danke Dir für Deine weiteren Recherchen und die weiterführende Information!

In der schon etwas betagten Zusammenstellung über die Regenbogen-Schüsselchen (1860) wurde von Franz Streber die Münze unter der Nummer 44 beschrieben.

" 44. Desgleichen, aber die zwei oberen Kugeln der Rückseite sind und zwar die
erste Kugel durch 3, die zweite durch 2 dem Buchstaben V ähnliche feine
Linien mit dem sie umspannenden Rundbogen in Verbindung gebracht. Fundorte:
Achberg, Aislingen, Gagers, Neuburg a. d. Donau. Gew. 6.980."

LG Jochen
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Regenbogen Typ 44.jpg

docisam
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Re: Keltische Prägung?

Beitrag von docisam » Mo 09.07.18 23:58

Der Stater hat sogar die "feinen Linien" an der richtigen Stelle. Herzlichen Glückwunsch!

Viele Grüße,
Docisam

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