120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Moderator: Homer J. Simpson
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120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Liebe Freunde antiker Mythologie!
Dies ist ein Zusatz zum letzten Mythologie-Artikel und soll den Fokus auf ein besonders wichtiges Detail lenken.
Ich bin stolz darauf, jetzt ein Geheimnis um eine der ungewöhnlichsten Münzen des Commodus aus Nikopolis gelüftet zu haben. Dies gelang durch die Qualität der folgenden Münze, die bei einer Vergrößerung neue, bisher unbekannte Details ans Licht brachte.
Die Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Commodus, 177-192
AE - AE 18, 3.33g
Av.: AVT M AVPH - KOMOΔOC
Belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: NEIKOΠOΛI Π - POC EICTP(sic!) (beide P revers)
Pan, nackt, mit Fichtenkranz, n. r. gehend, mit der erhobenen Rechten ein Lagobolon
schulternd und mit der Linken ein Weingefäß vor den Bauch haltend.
Ref.: a) AMNG I/1, 1242 (1 Ex., Wien)
b) Varbanov 2181
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) No.8.10.8.3corr.
nicht häufig, fast VZ 120 Jahre altes Rätsel um die "Hörner" gelöst!
Bei meinen Recherchen habe ich 7 weitere Münzen gefunden. Bei denen wird die nackte Figur auf der Rückseite u.a. als Pan, Dionysos und sogar als Flußgott bezeichnet.
Der große Behrendt Pick kannte 1895 nur 1 Ex. 18mm, und nennt als Quelle Wien Arneth Sitzungsber. 9, 898, 7. Die Rs. dieser Münze ist abgebildet unter Nr. 13 auf Taf. XIX. Behrendt Pick (1861-1940) war wohl der größte deutsche Numismatiker. Seine Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind ein bis heute unerreichtes Vorbild. Zuletzt war er Honorarprofessor in Jena, wo er 1934 im Rahmen der Judenverfolgung in den Ruhestand versetzt wurde. Er starb 1940. Seine Frau nahm sich aus Furcht vor den Verfolgungen durch die Nazis 2 Jahre später das Leben.
Er schreibt zu dieser Münze: Die Benennung der sehr roh gearbeiteten Figur ist unsicher, weil die Attribute undeutlich sind. Der Gegenstand, der von der r. Hand über die Schulter fort nach hinten geht, scheint ein langer Stab zu sein, was auf Pan schliessen liesse; dazu würden auch die auf dem Kopf erscheinenden beide Spitzen passen, die eher Hörner als Enden eines Kranzes sind.
Diese Beschreibung wurde von fast allen übernommen, aber die “Hörner” bleiben immer etwas unklar. Aber jetzt kann jeder selbst sehen, daß es sich bei diesen "Hörnern(?)" tatsächlich um Fichtenzweige handelt! Pan bekränzt mit Tannenzweigen
Es ist also wirklich Pan, und das 120 Jahre alte Rätsel um die "Hörner" ist gelöst: diese Darstellung gehört zur Mythologie von Pan und der Nymphe Pitys. Was kann einem Sammler Schöneres geschehen?
Übrigens: Kennt jemand eine andere Münze, die Pan mit einem Fichtenkranz zeigt?
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
Dies ist ein Zusatz zum letzten Mythologie-Artikel und soll den Fokus auf ein besonders wichtiges Detail lenken.
Ich bin stolz darauf, jetzt ein Geheimnis um eine der ungewöhnlichsten Münzen des Commodus aus Nikopolis gelüftet zu haben. Dies gelang durch die Qualität der folgenden Münze, die bei einer Vergrößerung neue, bisher unbekannte Details ans Licht brachte.
Die Münze:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Commodus, 177-192
AE - AE 18, 3.33g
Av.: AVT M AVPH - KOMOΔOC
Belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: NEIKOΠOΛI Π - POC EICTP(sic!) (beide P revers)
Pan, nackt, mit Fichtenkranz, n. r. gehend, mit der erhobenen Rechten ein Lagobolon
schulternd und mit der Linken ein Weingefäß vor den Bauch haltend.
Ref.: a) AMNG I/1, 1242 (1 Ex., Wien)
b) Varbanov 2181
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) No.8.10.8.3corr.
nicht häufig, fast VZ 120 Jahre altes Rätsel um die "Hörner" gelöst!
Bei meinen Recherchen habe ich 7 weitere Münzen gefunden. Bei denen wird die nackte Figur auf der Rückseite u.a. als Pan, Dionysos und sogar als Flußgott bezeichnet.
Der große Behrendt Pick kannte 1895 nur 1 Ex. 18mm, und nennt als Quelle Wien Arneth Sitzungsber. 9, 898, 7. Die Rs. dieser Münze ist abgebildet unter Nr. 13 auf Taf. XIX. Behrendt Pick (1861-1940) war wohl der größte deutsche Numismatiker. Seine Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind ein bis heute unerreichtes Vorbild. Zuletzt war er Honorarprofessor in Jena, wo er 1934 im Rahmen der Judenverfolgung in den Ruhestand versetzt wurde. Er starb 1940. Seine Frau nahm sich aus Furcht vor den Verfolgungen durch die Nazis 2 Jahre später das Leben.
Er schreibt zu dieser Münze: Die Benennung der sehr roh gearbeiteten Figur ist unsicher, weil die Attribute undeutlich sind. Der Gegenstand, der von der r. Hand über die Schulter fort nach hinten geht, scheint ein langer Stab zu sein, was auf Pan schliessen liesse; dazu würden auch die auf dem Kopf erscheinenden beide Spitzen passen, die eher Hörner als Enden eines Kranzes sind.
Diese Beschreibung wurde von fast allen übernommen, aber die “Hörner” bleiben immer etwas unklar. Aber jetzt kann jeder selbst sehen, daß es sich bei diesen "Hörnern(?)" tatsächlich um Fichtenzweige handelt! Pan bekränzt mit Tannenzweigen
Es ist also wirklich Pan, und das 120 Jahre alte Rätsel um die "Hörner" ist gelöst: diese Darstellung gehört zur Mythologie von Pan und der Nymphe Pitys. Was kann einem Sammler Schöneres geschehen?
Übrigens: Kennt jemand eine andere Münze, die Pan mit einem Fichtenkranz zeigt?
Mit freundlichen Grüßen
Jochen
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Nenn mich dumm, ignorant und blind, aber ich habe ein paar Fragen.
Zuerst muss ich ganz klar bekennen: ich gehöre nicht zu "jeder". Ich kann überhaupt nichts erkennen, was auf Hörner oder Zweige hindeutet. Vielleicht bin ich einfach blind.
Was genau war es denn, was an den "Hörnern" immer unklar blieb? Hörner sind doch ein Attribut des Pan, das auch auf Münzen dargestellt wird.
Sorry, für meine verwirrten Fragen und Anmerkungen.
Andreas
"...nam idem velle atque idem nolle, ea demum perniciosa amicitia est." (frei nach C. Sallustius Crispus)
- Peter43
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Hallo Andreas!
Hallo
Ich habe insgesamt 8 Ex. dieses Typs gefunden. Von diesen waren 2 ohne Abbildung und 2 in schlechtem Zustand. Bleiben noch 4 übrig, mein Ex. und die 3, die ich hier zeige:
(1) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) (2) RPC IV/1, 4345 (temp) (3) coll. C. Rhodes Man sieht, daß hier "Hörner" zu erkennen sind. Aber nur undeutlich und insbesondere paßt auch ihr Ort nicht. Pan hat ja Ziegenhörner und die wachsen ihm vorne auf der Stirn und nicht so weit hinten. Diskutiert wurden weiter die Spitzen eines Kranzen, aber ein Kranz ist eigentlich nicht zu sehen. Deshalb votierten die "Hörner"-Anhänger für Pan, die Kranzanhänger für Dionysos oder sogar einen Flußgott (Le Comptoir General). Exakt hieß es "Hörner" mit Fragezeichen.
Erst meine neue Münze zeigt die schuppenartige Oberflächenstruktur dieser Fortsätze, die aussehen wie Geweihe, und die so gut zum Fichtenkranz von Pan passen, die er in einer selteneren späten Mythologie trägt, und der nur 1x bei Ovid erwähnt wird.
Mit freundlichen Gruß
Jochen
Hallo
Ich habe insgesamt 8 Ex. dieses Typs gefunden. Von diesen waren 2 ohne Abbildung und 2 in schlechtem Zustand. Bleiben noch 4 übrig, mein Ex. und die 3, die ich hier zeige:
(1) Hristova/Hoeft/Jekov (2021) (2) RPC IV/1, 4345 (temp) (3) coll. C. Rhodes Man sieht, daß hier "Hörner" zu erkennen sind. Aber nur undeutlich und insbesondere paßt auch ihr Ort nicht. Pan hat ja Ziegenhörner und die wachsen ihm vorne auf der Stirn und nicht so weit hinten. Diskutiert wurden weiter die Spitzen eines Kranzen, aber ein Kranz ist eigentlich nicht zu sehen. Deshalb votierten die "Hörner"-Anhänger für Pan, die Kranzanhänger für Dionysos oder sogar einen Flußgott (Le Comptoir General). Exakt hieß es "Hörner" mit Fragezeichen.
Erst meine neue Münze zeigt die schuppenartige Oberflächenstruktur dieser Fortsätze, die aussehen wie Geweihe, und die so gut zum Fichtenkranz von Pan passen, die er in einer selteneren späten Mythologie trägt, und der nur 1x bei Ovid erwähnt wird.
Mit freundlichen Gruß
Jochen
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- antoninus1
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Was ich mir nicht erklären kann, ist der lange geknickte Gegenstand, den Pan über der Schulter trägt. Ein Lagobolon ist ja ein eher kurzes (max. 1 Meter?) Stück Holz mit einem gebogenen Ende für die Hasenjagd, das man ähnlich wie einen Bumerang schnell aus einer Armbewegung werfen kann, nur dass es nicht wie der Bumerang bei einem Fehlwurf zurückkehrt.
Dieser Gegenstand ist doch aber viel zu lang und kann auch auf Grund seiner Form nicht kontrolliert geworfen werden. Der scheint mir eher zum Stechen geeignet zu sein, vielleicht auf Fische?
Dieser Gegenstand ist doch aber viel zu lang und kann auch auf Grund seiner Form nicht kontrolliert geworfen werden. Der scheint mir eher zum Stechen geeignet zu sein, vielleicht auf Fische?
Gruß,
antoninus1
antoninus1
- Lucius Aelius
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
In deiner Auflistung der Bildbeispiele fehlt noch ein Exemplar mit stempelgleicher Rückseite
http://www.wildwinds.com/coins/ric/comm ... 201242.jpg
Dort ist allerdings nichts - weder Hörner noch Kranzspitzen - zu erkennen
http://www.wildwinds.com/coins/ric/comm ... 201242.jpg
Dort ist allerdings nichts - weder Hörner noch Kranzspitzen - zu erkennen
Gruss
Lucius Aelius
Lucius Aelius
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Der Stab auf seiner Schulter könnte doch auch ein Hirtenstab sein, oder? Pan wurde doch von den Hirten verehrt, oder nicht? Das hintere Ende könnte eine Art Stützfunktion gehabt haben, damit der gute Pan nicht immer stramm stehen musste?!
Nur so ein Gedanke
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Angesichts der Tatsache, dass die Menschheit nicht fähig ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, dürfen wir uns in Zukunft keine Fehler mehr leisten.
– Ernst Ferstl-
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- Lucius Aelius
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Noch eine stempelgleiche Rückseite
http://akropoliscoins.com/CommodusNicop ... onysos.jpg
Das Bild RPC IV/1, 4345 von Peter43 offenbar auch von diesem Stempel, wie der Stempelbruch(?) zwischen Kopf und "I" am Perlrand vermuten lässt
http://akropoliscoins.com/CommodusNicop ... onysos.jpg
Das Bild RPC IV/1, 4345 von Peter43 offenbar auch von diesem Stempel, wie der Stempelbruch(?) zwischen Kopf und "I" am Perlrand vermuten lässt
Gruss
Lucius Aelius
Lucius Aelius
- Lucius Aelius
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Münze nicht, aber das Mosaik aus Panormos (Bandirma / Türkei) im Istanbul Archaeological Museum / N° 1608 könnte (!) von Form und Farbe Fichtenspitzen darstellen
Gruss
Lucius Aelius
Lucius Aelius
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Herzlichen Dank für eure Beiträge. Steffl0815 hat recht: Zum Werfen als Bumerang ist die Stange zu lang. Aber da die beiden Enden verschieden lang sind, wäre sie zum Aufstützen eher ungeeignet. Als Gerät zum Aufspießen könnte ich sie mir gut vorstellen. Die Gabelung sieht mir übrigens nicht wie natürlich gewachsen aus, sondern da scheint ein L-förmiges Winkelstück eingefügt worden zu sein. Es sieht fast so aus wie ein Bajonett!
@Lucius Aelius
Das Bild von Pete Burbules hatte ich übersehen. Aber interessant ist dort die Fehlbestimmung als Infant Dionysos. Bei dem dicken Punkt über dem Kopf handelt es sich übrigens nicht um einen Stempelbruch, sondern das ist der Rest des Bogens vom revertierten P, dessen vertikale Haste das I ist.
Als Anhang ein Lagobolon des Ganymedes aus Hadrianopolis.
Mit freundlichem Gruß
Jochen
@Lucius Aelius
Das Bild von Pete Burbules hatte ich übersehen. Aber interessant ist dort die Fehlbestimmung als Infant Dionysos. Bei dem dicken Punkt über dem Kopf handelt es sich übrigens nicht um einen Stempelbruch, sondern das ist der Rest des Bogens vom revertierten P, dessen vertikale Haste das I ist.
Als Anhang ein Lagobolon des Ganymedes aus Hadrianopolis.
Mit freundlichem Gruß
Jochen
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Re: 120 Jahre altes Rätsel gelöst!
Interessant (und skurril) ist vielmehr, dass offensichtlich 3 stempelgleiche Rückseiten Unterschiedliches - erhaltungstechnisch - zeigen: Ich nehme an, du hast das Exemplar von Breitsprecher? Kannst du die betreffende Reversstelle aus verschiedenen Blickwinkeln photographieren und die Bilder hier einstellen? Vielleicht erhellt sich, ob die "Kopfstange(n)" Horn/Hörner oder Zweig(e) sind. Denn die Möglichkeit, dass die "Fichtenspitzen" nur Patinaauswückse sind besteht doch oder?
Gruss
Lucius Aelius
Lucius Aelius
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