Auflösung einer Trajan-Sammlung

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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klausklage
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Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von klausklage » Di 17.10.23 15:56

Nein, nicht meine. :lol: Aber bei Aureo & Calicó kam heute eine Sammlung von 433 Trajan-Denaren unter den Hammer und ich würde Euch gerne meine Eindrücke dazu schildern.

1. Das war eine mit Liebe und Verstand zusammengetragene Sammlung. Keine eBay-Ware, sondern viele seltene und/oder gut erhaltene Typen. Die schlechter erhaltenen Exemplare waren in der Regel dafür selten, eine Reihe von Ihnen zum Beispiel nicht im Woytek belegt.

2. Von den 433 Stücken waren 23 inoffiziell (subärat, inkus etc.). Ich selber habe in meiner Sammlung 174 Trajan-Denare und dazu nochmal 47 subärate und ähnliche inoffizielle Prägungen. Habe mir vorgenommen, in Zukunft weniger irreguläre Prägungen zu kaufen, aber manchmal kann ich halt nicht dran vorbeigehen. Insgesamt habe ich selber von den angebotenen 433 Stück bereits 142 vom gleichen Typ in meiner Sammlung und noch ein paar weitere mit lediglich leicht anderer Büste. Und ich habe natürlich auch noch Bronzen und Provinziale, obwohl mein Schwerpunkt schon auch bei den Denaren liegt.

3. Ich war erstaunt, dass die Sammlung in einem Rutsch verkauft wurde. Der Preis ergibt sich ja aus Angebot und Nachfrage. Keiner hat so viel Kohle, dass er alle 433 Münzen auf einmal kaufen kann. Die Trajan-Sammler müssen also viel Zurückhaltung üben beim Bieten, um ihr Budget nicht komplett zu sprengen. Das begrenzt die Nachfrage bei gleichzeitig hohem Angebot. Ich war gespannt, ob sich das auf die Preise auswirken würde. Im Großen und Ganzen hat es das aber nicht. Es gab sicher ein paar Schnäppchen, aber die meisten Münzen gingen zu fairen Preisen weg. Und für die Spitzenstücke musste man auch tief in die Tasche greifen. Ich glaube trotzdem, dass da noch etwas mehr drin gewesen wäre, wenn man nicht alles gleichzeitig auf den Markt geschmissen hätte.

4. Damit stellt sich die Frage, mit welcher Strategie man als Sammler in so eine Auktion geht. Es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten: Entweder man konzentriert sich nur auf ganz wenige Spitzenstücke und geht dort bis zur Schmerzgrenze, lässt dafür alles andere konsequent liegen. Oder man lässt die anderen Bieter sich bei den Spitzenstücken gegenseitig zerfleischen und hofft auf Schnäppchen und seltene Varianten im unteren Preisbereich. Letzteres hätte hier durchaus funktioniert, da gab es eine Reihe hübscher seltener Stücke für zweistellige Beträge. Aber ich bin eher mit der ersten Strategie gestartet.

5. Dafür habe ich zuvor alle Münzen in drei Kategorien unterteilt:
Kategorie 1: Will und kann ohne diese Münze nicht weiterleben.
Kategorie 2: Kann ohne diese Münze leben, aber nur schwer.
Kategorie 3: Lasse ich schweren Herzens ziehen.

Bekommen habe ich von 21 Münzen in der Kategorie 1 immerhin 14, von 42 Münzen der Kategorie 2 nochmal 16, und dann sind auch noch 2 Münzen der Kategorie 3 bei mir gelandet.

Teilweise musste ich mich leider der Konkurrenz geschlagen geben. So habe ich zum Beispiel kein einziges Linksporträt ergattern können, die sind alle sehr hoch weggegangen. Aber ich bin alles in allem sehr zufrieden, dass ich einige wirklich tolle Stücke bekommen habe.

6. Ich bin damit erstmal pleite und werde mich auf absehbare Zeit einschränken müssen, bis wieder etwas Geld in der Kriegskasse ist. Hoffentlich kommt so schnell nicht noch einer auf die Idee, eine ganze Trajan-Sammlung zu verkaufen.

Hättet Ihr das auch so gemacht?

Olaf
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Re: Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von kiko217 » Di 17.10.23 16:08

Glückwunsch zur Ausbeute, du wirst sicher sehr zufrieden bis euphorisch sein bzw. werden, wenn alle Stück da sind.

Und JA, ich hätte das genau so gemacht. So eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder, da muss man sich und seine Kohle konzentrieren und das Geld raushauen.

Deine Beschreibung hat mich an den Verkauf der anonymen Denare 68/69 in der Auktion von Leu vor zwei Jahren erinnert. Da habe ich mich vorher intensiv mit Preisen beschäftigt und dann alles gegeben, was ging. Dabei immer eine klare Grenze gesetzt, und zwar bei jeder einzelnen Münze. Da habe ich dann auch einige interessante Stücke gewonnen und natürlich auch ganz viele nicht, aber das liegt in der Natur der Sache. Aber ich denke auch jetzt noch mit Freude an die Auktion zurück, und dir wird es demnächst sicher so ähnlich ergehen.

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Re: Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von kc » Di 17.10.23 16:14

Vielen Dank für die Berichterstattung und Glückwunsch zu den Zuschlägen.

Aber was machst du nun? Dir sind einige Stücke der 1. Kategorie entgangen...kein gutes Zeichen :D

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Re: Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von Arthur Schopenhauer » Di 17.10.23 16:20

Gkückwunsch!

Dann wünsche ich dir, dass alles möglichst schnell und unproblematisch aus Spanien den Weg zu dir findet.

Wäre ich spezialisierter Sammler, würde ich auch diese, von der Logik gebotene, Strategie wählen, da ich doch sonst stürbe. :P

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Re: Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von Xanthos » Di 17.10.23 16:26

Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu den "gewonnen" Münzen!

Ich hatte ein ähnliches Erlebnis bei der Jacquier Auktion 49, wo eine Sammlung Quadrantes/Semisses verkauft wurde. Damals hatte ich mich finanziell auch völlig verausgabt. Aber so etwas kommt ja zum Glück nicht jeden Tag vor und wenn's dann mal so ist, sollte man sich nicht zurück halten. Meist bereut man ja die Münzen, die man nicht gekauft hat und nicht umgekehrt (geht jedenfalls mir so). Ich hätte/habe es also genau so gemacht, wie du.

Und als Verkäufer der Sammlung hätte ich es wohl auch so gemacht und die ganze Sammlung auf einmal verkauft. Das generiert in der Regel mehr Aufmerksamkeit und macht so das hohe Angebot wieder wett. Zudem gibt's einen schönen Katalog als Erinnerung :)

Gruss
Simon

P.S. Vielen Dank für diesen Thread! Es ist schön mal wieder etwas anderes zu lesen als nur über ver- und gefälschte Münzen und Identifikationsanfragen! :mrgreen:
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Re: Auflösung einer Trajan-Sammlung

Beitrag von alex789 » Di 17.10.23 16:39

Glückwunsch zu der reichlichen Ausbeute!😊 Ich hatte auch 20 Stücke auf meiner Beobachtungsliste. Geboten habe ich aber auf keine einzige Münze, weil ich mein Pulver schon letzte Woche bei Naville verschoßen habe.
Ich freue mich schon drauf, dass du uns deine Stücke zeigst!😊
Vielleicht ist ja auch das ein oder andere Stück dabei, das ich auf dem Schirm hatte. Aber bei dir sind sie in besten Händen.👍🏼

Gruß
Alex

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Domitian Denar / Aureus (echt oder falsch ?)

Beitrag von friedberg » Di 17.10.23 17:56

Hallo,

da ich ja ebenfalls eine Spezialisierung auf ein enges eigenes Thema habe versuche ich selbst
einzuschätzen wann jeweils ein aktuell vorkommender Typ höchstwahrscheinlich das nächste mal
vorkommen könnte.

Die Seltenheitsangaben im Katalog zu den Flaviern passen meistens so das man das als Leitfaden
nehmen kann, ich gehe davon aus bei Trajan verhält es sich ähnlich.

Vor kurzem gab es ein umfangreiches Angebot flavischer Denare bei HJB / Chicago.
Leider kamen dort zusätzlich noch "Zoll-Kosten" oben drauf aber hilft alles nichts.
Links Portraits bei Domitian sind z.B. äußerst selten. Also Rücksprache mit dem Rest der Flavier-Bande
in den USA halten wer-was-will und dann kaufen was die Kriegskasse so hergibt.
Der einzige Vorteil war das diese dortige "Auktion" im Grunde ein Festpreisangebot war.
Da war dann lediglich Schnelligkeit und obige Absprache wichtig.

Mein Auswahlraster ist 1 Stelle: Seltenheit / Handelsvorkommen, 2 Stelle: Erhaltung.
Ich habe also ein zumindest ähnliches Vorgehen.

Herzlichen Glückwunsch jedenfalls zu Deinen ersteigerten Stücken.

Mit freundlichen Grüßen

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